Kulturelle Ostereier-Suche in Frankreich
Amboise an der Loire: Der Indrois, Loches und die Loire von oben
So schnell geht's in die Luft
Unsere erste Aktion am heutigen Ostermontag ist nach dem Frühstück die Buchung eines Ballonfluges. Ja - es ist kaum zu glauben - aber diese Aktion geht ratzfatz:
wir erkundigen uns in der Bar/Restaurant nach einem Anbieter für Ballonflüge und "zufällig" ist gerade Nicolas, ein Mitarbeiter oder vielleicht war's auch der Chef des Unternehmens, anwesend. Ein kurzer Blick auf's Handy genügt und er bucht uns gleich für den heutigen Abend ein. Treffpunkt um 18.30 Uhr am Campingplatz - das war's. Keine weiteren Formalitäten, Handschlag genügt. Und wir sollen uns um 14.00 Uhr nochmals telefonisch bei ihm melden und den Flug rückbestätigen lassen. Denn der Blick in den Himmel ist heute vormittag wenig vielsprechend. Ein bisschen regnerisch und bedeckt. "Ca va" meint Nicolas und wir vertrauen seiner Wetter-App
Als nächstes starten wir einen erneuten Versuch, Schloss Chenonceau eine Kurzvisite abzustatten. Aber auch am heutigen Vormittag ist dort bereits einiges los und um einen Blick auf's Schloss zu erhaschen muss bereits Eintritt entrichtet werden. Also wieder nix und wir fahren weiter ins Tal des Indrois. Heute ist also "Schlösserpause" angesagt und vielleicht treibt uns ja der Wind am Abend über die "Diva der Loire-Schlösser".
In Montrésor legen wir einen ersten Stopp ein. Unser Reiseführer preist es als "eines der schönsten Dörfer Frankreichs" an und Recht hat er! Am Ufer des Indrois liegt Montrésor wirklich idyllisch, auch wenn es inzwischen ein wenig zu regnen beginnt.
Wir bummeln durch's Dorf mit seiner alten Markthalle, deren Schieferdach auf Holzpfählen ruht und entdecken einen Fußweg direkt am pappelgesäumten Ufer des Indrois entlang. Von hier aus haben wir eigentlich den schönsten Blick auf Montrésor mit seinen Gärten, steinernen Häusern und dem alles überragenden Château, das es natürlich auch hier gibt. Laut Reiseführer ist es in Privatbesitz von Nachfahren des polnischen Grafen Branicki, einem Freund Napoleons' III.
Von hier aus hat man die schönsten Blicke auf's Dorf - auch wenn das Wetter uns heute ein wenig im Stich lässt.
Die Mittelalter-Stadt Loches
Unsere nächste Station ist Loches. In unserem Reiseführer ist nachzulesen: "...das bedeutendste mittelalterliche Ensemble Frankreichs". Dabei dachten wir immer, diese Auszeichnung wäre Carcasonne vorbehalten und vermuten bereits ein ähnlich touristisch überlaufenes Vorzeige-Dorf. Doch es kommt ganz anders.
Die Kulisse mit der wehrhaften Stadtmauer ist wirklich beeindruckend, doch das Ganze ist deutlich weniger touristisch aufgemotzt wie die wohl weitaus bekanntere Schwester Carcasonne im Süden Frankreichs. In der Cité von Loches leben und arbeiten noch die Menschen das ganze Jahr über und die Atmosphäre ist eher kleinstädtisch-provinziell. Wir bummeln durch die Cité mit dem mittelalterlichen Donjon und durch die Stadt, wo an diesem Ostermontag eine Art Gewerbeschau mit Western- und Amerika-Begleitprogramm stattfindet. Rodeo-Reiten, ein Harley-Treffen und etliche sehenswerte Oldtimer aus Amerika. Wahrlich ein Kontrastprogramm zum Mittelalter-Flair.
Am Nachmittag reißt tatsächlich noch der Himmel auf und die Sonne schaut wieder hervor. Deshalb wird uns um 14 Uhr auch der Ballonflug für den Abend bestätigt. Wir erstehen noch ein paar Petits Fours für den Nachmittagscafé und treten die Rückfahrt zum Campingplatz an. Dort genießen wir noch ein wenig die Sonne, bevor wir uns gegen 18 Uhr auf den Weg zum Ballon-Treffpunkt begeben. Ein bisschen zittern mir schon die Knie, aber schließlich verjuble ich heute "zweckgebundene Mittel", die ich letztes Jahr anlässlich meines 50. Geburtstages geschenkt bekommen habe
Fast über den Wolken - die Loire von oben
Wettertechnisch springt es am Abend dann doch wieder ein wenig um Regen herum und auch der Wind steht etwas ungünstig. Deshalb fährt uns die Ballon-Crew (wir sind insgesamt 4 Passagiere) mit Sack und Pack - will heißen: Korb und Ballon - 15 Kilometer loireaufwärts bis nach Chaumont-sur-Loire. Dort wird am Ufer der Ballon unter tatkräftiger Mithilfe aller Beteiligten startklar gemacht und es kann losgehen.
Die Loire: der längste Fluss Frankreichs, der auf seinen 1004 Kilometern weitgehend seinem natürlichen Lauf folgt
Die rund einstündige Fahrt im Ballon vergeht sprichwörtlich wie im Fluge und ist höchst beeindruckend. Scheinbar schwerelos gleiten wir durch die Luft und das einzige Geräusch hier oben ist das Fauchen des Brenners. Der Wind führt uns über Schloss Chaumont-sur-Loire hinweg in Richtung Südosten. Leider "verfehlen" wir Chenonoceau von oben, aber das Erlebnis samt einer Abschleppaktion ist unbeschreiblich.
Weil uns am Ende der Fahrt sprichwörtlich der Wind ausgeht und wir nicht mitten im Weizenfeld landen wollen (der Landwirt wäre wohl not amused gewesen), zieht uns die Boden-Crew an langen Seilen knapp über dem Boden hinweg auf einer Traktorspur bis zu einer befestigten Straße. Sehr zum Spaß der Ballon-Besatzung
Am Ende gibt's auch noch einen perfekten Sonnenuntergang, ein Glas Crémant de Loire sowie eine Urkunde, die uns nun in den Stand der Montgolfière erhebt!
Aufbruch: | 16.04.2014 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 29.04.2014 |