Radl-Ferntour von Hamburg nach Feldolling
1.7.2014: von Fulda nach Eibelstadt
Königsetappe
Beim Montieren meiner Packtasche in der Garage meines Fuldaer Gasthofs fiel mir natürlich gleich ein weiteres Zweiradgefährt auf, das bei meiner Ankunft am Vorabend noch nicht dastand. Auch mit Packtaschen bzw. -koffern ausgestattet. Bei der endgültigen Schlüsselabgabe traf ich den Fernreisenden an der Theke. Ein "echter" Hamburger, auch auf Südtrip. Allerdings mit der Absicht mehrere Pässe zu absolvieren. Aber am folgenden Bild seht ihr, daß sein Zweirad für schnelleres Vorankommen getrimmt war. Windschattenfahren zwecklos, außer er hätte viel Zeit gehabt...
Von Fulda ging es dann zuerst in Richtung Neuhof mit dem weithin sichtbaren Blickfang in Form der Abraumhalde des Kali-Bergbaus und weiter über Nieder-, Mittelkalbach, Veitsteinbach bis Gundhelm und von dort ein bis zu
20% iges Gefälle hinunter nach Oberzell.
Die Kali-Abraumhalde bei Neuhof mit über 120m Höhe. Die finsteren Wolken in diesem Moment bedeutungslos - es wurde der erste Tag ohne jegliches "Himmelswasser"auf meinem Streckenanteil.
...und vom "Eichenrieder Weitblick" im Naturpark Hessische Rhön wirkt er links im Hintergrund nur noch wie ein Häufchen Salz, das gerade mal ein gestrichenes Teelöffelchen ausfüllen könnte. Im Vordergrund die Orientierungstafel mit den markanten Geländepunkten.
Zur Orientierung für diejenigen, die meine Tour in Gegenrichtung kopieren und diesen "Saubuckel" kurbelnd bewältigen wollen. Da pfeifen die Lungenflügel aus der letzten Alveole.
Übrigens neu in den Reisebericht aufgenommen:
Die Sparte "Botanik am Straßen- bzw. Wegesrand". Wie oft wird an ihnen achtlos vorbeigefahren, an diesen Farbspendern, die nur das Eine im Sinn haben, daß sie dieses herrlich sterile Dauer-Grau der Fahrbahnoberfläche aus nächster Nähe stören. Was erlauben...? Wo bleibt die nächste Mähmaschine? Der Weitradler schätzt sie bestens, da sie Freude spenden - nicht nur bei langweiligen Tretpassagen (die allerdings nur sehr selten vorkamen).
Übrigens dienen auch spätere Bilder von Blümekens nur als stille Auflockerung des Berichts. Eine weitere wissenschaftliche Beschreibung wird unterbleiben.
Ergänzung zum obigen Bild: In der Hildesheimer Gegend wurde ich ob meiner langgezogenen Tour gefragt, ob dies nicht auf Dauer langweilig würde. Ich habe demjenigen nur entgegnen können, mit offenen Augen auf (Rad-)reisen zu gehen und man sieht so viel Interessantes, daß es sogar zu viel werden könnte...
Glückliche Kühe bei Weichersbach im Sinntal. Ich war zu laut, die weiße Quoten-Kuh hat mich schon bemerkt.
kleiner eisenbahnkundlicher Einwurf: in Bildmitte, etwas unter dem alleinstehenden Anwesen, ist ein von Büschen z.T. verdeckter Betonbogen sichtbar. Es handelt sich dabei um das Südportal von Deutschlands mit 10779 m längsten Eisenbahntunnel, dem Landrückentunnel, wo 2008 im Nordportal ein ICE in eine Schafherde raste.
Nun ist nochmals "etwas" Granteln angesagt:
Nein, keine ausschilderungsbedingten Orientierungsnöte, im übertragenen Sinne jedoch schon:
Warum wird man bei Übertritt in den Freistaat Bayern nicht gebührend mit einer entsprechenden Hinweistafel begrüßt. Es geht ja nicht nur um meine fernradelnde Wenigkeit. Auf dieser Strecke, die ja kein vergessener Waldweg ist, sind bekanntermaßen viele Touristen unterwegs (Auto und Fahrrad). Daß der Landkreis Main-Spessart an dieser Stelle zugleich den Beginn des Freistaats Bayern bedeutet, weiß sicherlich nicht jeder, könnte ja zumindest noch ein Stück Hessen von einer anderen Seite sein. Es muss auch kein Riesenschild wie z.B. an der A8 bei Ulm sein (BW-BY) und auch der streckentechnische Hinweis des Zusatzes am Straßenposten ist doch nur eine klägliche Nothilfe zur überregionalen Standortbestimmung. Für einen Autofahrer im laufenden Verkehr sowieso nicht wahrnehmbar. Sollten das Sparmaßnahmen sein ? Das geht doch gleich ganz und gar überhaupts nicht !
Auch wenn in hessische Gegenrichtung diesbzgl. Fehlanzeige herrscht, kann man sich doch davon abheben.
Übrigens:
Wenigstens der Gegenwind, der mich schon lange nervte, drehte, als er sah, wer aus Richtung Hessen kam, gnädigerweise ab der Landesgrenze unversehens für mehrere km seine Puste-Richtung. (war wirklich so!)
Aber mal wieder Schluß mit der Grantelei:
Vom weiter oben beschriebenen Weichersbach ging es über Mottgers, Altengronau, Obersinn und Rieneck nach Gemünden am Main. Dort stand die übliche Abkühlung an, wenn ich irgendwo unterwegs direkten Zugang zum Wasser am Ufer eines Flusses oder sonstigen Gewässers habe: ein paar Tropfen auf die Stirn zur Taufe und Füße ins Wasser zum Abkühlen - hat richtig gut getan.
Zuerst noch ein Rund-Strohballen beim "Abkühlen" in der Sinn. Wie der da reinkam, das muß menschlicher Unfug gewesen sein.
Korrektur zu meiner damaligen Handy-Tages-email: Es ging nicht um Erik Zabel, sondern um Jan Ullrich, der 1997 kurz vor seinem damaligen Tour de France-Sieg in den Vogesen schwächelte und deshalb von seinem "unkaputtbaren" Teamkollegen Udo Bölts mit diesen "schmeichelnden"
Worten angetrieben wurde. Übrigens an dieser Stelle nur eine nicht-quälende "Kindergarten-Steigung". Und vor dem ganz hinteren Waldstück rechts oben dann der...
Die Wassertemperatur des Mains mal kurzfristig um einige °C-Bruchteile angehoben. Die charakteristische Fußfärbung, bedingt durch die Öffnungen
meiner Radl-Sandalen, die ich von Anfang bis Ende der Tour an den Füßen hatte - nur am ersten Tag mit Sneaker-Socken - sieht zwar dramatisch aus,
war aber mittels genügend Sonnencreme ohne schmerzende Begleiterscheinung. Das Muster wird sich noch einige Zeit als Erinnerung halten.
Kurz nach der Weiterfahrt vom Gemündener Mainufer überholte ich mit meinem üblichen "SERVUS", das egal ob in Nord oder Süd meine Standard-Begrüßung war, einen Tagesradler, vom späteren Nachmittag her gesehen sicherlich auf Feierabend-Tour. Beim Fotografieren der Wern-Mündung in den Main fuhr er wieder an mir vorbei und kurz darauf - ich wieder auf seiner Höhe ("schon lange nicht mehr gesehen!") kamen wir dann ins Gespräch über die Gegend. Daß es am Main entlang ging - klar. Aber was für ein Glücksfall: Lothar, Rektor der Grundschule Lohr am Main, gab für die folgenden ca. 15 km bis zur Schleuse Himmelstadt mit seinen kompetenten Erklärungen über den befahrenen Streckenabschnitt den perfekten Reiseführer ab. Da legt man gerne eine etwas kleinere Geschwindigkeit ein, obwohl er auch schon gut flott unterwegs war und für später noch ein 1000m-Schwimmen vorhatte. Übrigens geht Lothar zum Schuljahresende in Pension. Da läge es ja direkt auf der Hand, daß er Fernradler mit Detailinteresse zur Nahregion vom Fahrrad aus informiert. An dieser Stelle nochmals alles Gute zum baldigen Ruhestand !
Mein Original-Foto der Karlsburgbei Karlstadt. Durch ungünstige Lichtverhältnisse leider nur kaum erkennbar. Aber durch Klick auf den Link erfüllt Wikipedia seine Aufgabe wieder hervorragend.
Werte Fernradler-Kollegen: Wenn ihr am Main so ca. in der Gegend von Gemünden entlangradelts, auf diesen Herrn trefft und interessante Regionaldetails erfahren wollt, fragt ihn einfach, ob er euch nicht rein zufällig die Region näher erklären kann - ihr werdet bestens betreut !
Meine Reise geht weiter über Zellingen, Erlabrunn und Veitshöchheim bis Würzburg bzw. im Transit am Mainufer entlang durch Würzburg hindurch, da ich immer noch vorwärts kommen will, obwohl es an der Alten Mainbrücke bereits halb acht abends ist. Hoffentlich rächt es sich nicht, erst später eine Unterkunft zu suchen.
Vor dem Sonnenuntergang-Foto hatte ich in Randersacker eine zeitraubende Zimmersuche. Zuerst ein komplett geschlossenes Hotel, das nächste mit Ruhetag, zwei weitere ausgebucht, bei einem das zeitraubende Missverständnis, daß der nicht im Hotel anwesende Besitzer gleich erscheinen wollte, das Hotel aber doch belegt war, der Chef mich nicht mehr telefonisch erreichen konnte, aber trotzdem nicht mehr selbst erschien, um mir vor Ort die schlechte Nachricht zu überbringen (ca. 1/4 h Zeitverlust), dann noch ein belegtes Weingut. Schließlich von dort ein negatives Telefonat nach Eibelstadt. Dort gab man mir eine weitere Hotel-Tel.Nr., von wo man mir ein freies Zimmer zusagen konnte. Also um 21:15 Uhr nochmal von Randersacker die ca. 5 km nach Eibelstadt durchgestartet und bei der Ankunft am Hotel vor dem Zimmerbezug gleich das Restaurant, dessen Küche um 22 Uhr schloss, mit der Essensbestellung beehrt. Das war ganz schön knapp, um nicht nach Würzburg zur Zimmersuche zurückradeln zu müssen. Aber Glück darf man auch haben.
War schließlich die Königsetappe... (mehr dazu in der Schlußstatistik zur Tour)
Aufbruch: | 25.06.2014 |
Dauer: | 10 Tage |
Heimkehr: | 04.07.2014 |