SYRIEN - Eine Perle des Orients
PALMYRA
Der Busbahnhof erinnert eher an den einer abgelegen Kleinstadt als an den einer Millionenmetropole. Einfache Ticketbüros säumen die Straße, die als Haltestelle gedacht ist. Von überdachten Bahnsteigen und einer großen Haupthalle mit Schaltern, Geschäften und geschäftigem Treiben ist keine Spur. Vielleicht hat mich der Taxifahrer auch nur zu einem kleinen Vorstadtbahnhof gebracht, an dem der Bus einen zusätzlichen Halt einlegt, weil dieser näher zu erreichen war. Die Fahrt geht mitten durch die Syrische Wüste, eine sieben bis achthundert Meter über dem Meer gelegene Ebene, die sich bis in den Iraq zieht. Das aride Klima lässt nicht mehr als wenige
verdorrte Grasbüschel gedeihen und von Zeit zu Zeit zieht sich ein sanfter Bergrücken kahl und staubig am Horizont entlang. Links liegt das Baghdad-Café, dessen Name verrät, wohin die Straße eigentlich führt. In Palmyra ist es deutlich wärmer als in Damaskus und ein heißer Wüstenwind fegt durch die Straßen. Der Taxifahrer, der mich zum nahe gelegenen Tetrapylon-Hotel bringt ist sehr dunkelhäutig für einen Syrer und seine lange, olivgrüne Dschalabiyah schleift fast auf dem Boden, wenn er läuft. Er erzählt mir von den Gräbern, zu denen nur er den Schlüssel hat und vom Sonnenuntergang, den man von der Burg aus unbedingt beobachten sollte.
Im Foyer des Hotels kommt eine hübsche, junge Syrerin eiligen
Schrittes aus dem Aufzug. Ihr Türkises T-Shirt passt zu ihrem langen schwarzen Haar und eine enge, dunkelblaue Jeans kleidet ihre schlanken Beine.
"A famous syrian actress." erklärt der Herr an der Rezeption,
als er die Check-in Formalitäten erledigt und lässt mein Gepäck
aufs Zimmer bringen.
"You have the most beautifull room of this hotel!" versichert er
und steckt mir die Karte für die Tür zu.
Palmyra gefällt mir von Anfang an. Das trockene Klima, die Wärme und die im Gegensatz zu den Metropolen Damaskus und Aleppo vergleichsweise ruhige Ath-mosphäre. Auch, wenn ich nicht viel über seine Entstehungsgeschichte weiß und nur einen kurzen Blick in den Reiseführer, der voll mit römischen und altbiblischen Namen steht, geworfen habe, ist es sehr sehenswert und sollte auf keiner Syrienreise ausgelassen
werden.
Alte Säulen in Reih und Glied deuten die Kolonnadenstraße an, die damals das Zentrum der Stadt war. Bunt geschmückte Kamele stehen gelangweilt dazwischen oder grasen dort, wo der staubtrockene Boden auch nur etwas Grünzeug gedeihen lässt und stellen eindrucksvoll dar, wie es damals, als hier die großen Karavanen auf ihrem Weg nach China, von wo sie Genussgüter, Seide und Stoffe brachten, ausgesehen haben könnte. Das alte
Theater, wo noch immer Aufführungen stattfinden, hat gerade geschlossen, aber ein Fenster lässt genug Einblick auf den Halbkreis mit seinen zahlreichen Sitzrängen, die ordentlich, Block für Block in den harten Stein geschlagen wurden. Das Tetrapylon, das Wahrzeichen der Stadt, steht stolz vor dem blauen Himmel und beweist die sagenhaften Fähigkeiten alter
römischer Bauherren. Mein Weg führt weiter zum Militärlager des Dilokletian, eines Römischen Kaisers und zum Athenae Tempel. Wer hat die Säule da umgeworfen, die ohne zu zerbrechen auf die Treppenstufen gefallen ist?
Das schöne an Palmyra ist nicht nur, dass es keinen Eintritt kostet, sondern auch, dass es trotz seiner Berühmtheit weitgehend von Touristenströmen verschont bleibt, sei es wegen der noch relativen Sommerhitze oder wegen der Vorurteile, die viele gegen Syrien hegen und es deshalb nicht als Reiseland wählen.
Eine reichliche Stunde vor Sonnenuntergang mache ich mich auf den Weg Richtung Burgberg. Staubige Pfade führen den steinigen Hügel hinauf zum Qala'at Ibn Maan. Schon auf dem Weg nach oben hat man einen fantastischen Blick auf die Ruinenstätte, die in ihrer ganzen Weitläufigkeit vor der heutigen neuen Stadt, deren arabischer Name Tadmur lautet, und der Oase, die sich wie ein großer, grüner Teppich in der Wüste ausbreitet, liegt. Die Burg trotzt mit ihren mächtigen Mauern oben auf dem Gipfel und dürfte schon aus der Ferne abschreckend auf hereinbrechende Feinde gewirkt haben. Zwei kleine Touristengruppen, eine französische und eine englische sind da und haben sich unter die Syrer gemischt, die entweder zu
Fuß, oder mit dem Auto über die Straße, die auf der Rückseite des Berges hinaufführt gekommen sind.
Die Sonne steht jetzt tief über dem Horizont und verleiht dem Sanddunst, der in der Luft liegt, einen goldgelben Schleier, bevor sie mit dem untersten Ende hinter den Bergen eintaucht und dann langsam, wie ein großer roter Feuerball verschwindet. Eine schöne, ruhige Athmosphäre herrscht.
Der Taxifahrer hat mich vor dem Rückweg gewarnt, da es sehr schnell dunkel werde und der Weg gefährlich sei und wollte mich von hier oben abholen, doch er ist nicht da. Aber ich bin nicht alleine, viele der Besucher gehen jetzt, zu zwein oder zu drein den gleichen Weg wie ich zurück in die Stadt.
Jugendliche jagen abends ihre knatternden Moppeds durch die leeren Straßen. Händler sitzen vor ihren Läden und warten auf Kunden, nicht selten wird dabei mit dem Nachbarn ein Glas Tee getrunken oder eine Partie Back Gammon gespielt.
Aufbruch: | 01.09.2007 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 22.09.2007 |