OMAN - Unterwegs im Weihrauchland
MASQAT - Ein neues Abenteuer beginnt: Mutrah
Bis jetzt kenne ich nur die Lichter von Muscat, mehr als ein paar schemenhafte Gebäude und Straßenzüge habe ich gestern abend auf der Fahrt vom Flughafen in das Hotel nicht gesehen. Al Azaibah, wo sich mein Hotel befindet, liegt weit abseits vom Zentrum, ist aber mit einem der vielen Sammeltaxis, die ständig vom Flughafen Seeb in die Stadt fahren und überall angehalten werden können, schnell zu erreichen.
Halb Azaiba scheint eine einzige Baustelle zu sein. Vielerorts sind die Straßen durch Pylone abgegrenzt und die Gehwege immer wieder durch ungeteerte, sandige Passagen unterbrochen, nicht gerade das Beste für neues Lederschuhwerk. Schuttberge häufen sich neben der Straße und ein Radlader mit Reifen so breit wie Walzen belädt einen alten LKW. Schwarz gebrannte Arbeiter in Blaumännern mühen sich mit Schaufeln oder lärmenden Maschinen am Straßenrand. Tücher oder Schirmmützen schützen ihre Köpfe vor der sängenden Sonne. Auch in der zweiten Septemberhälfte ist es im Oman noch immer sehr heiß. Die Sonne steigt schnell und steil in den Himmel, kennt schon vormittags keine Gnade mehr.
Die große Sultan Qabus Moschee steht glänzend hinter einer Palmenreihe. Das Hauptminarett wächst neben vier kleineren Minaretten in den Himmel und die Größe und Berühmtheit des Baues lassen einen interessanten Ort dahinter vermuten, den ich aber erst spatter besichtigen will.
Ich halte ein Sammeltaxi an. Eine omanische Frau ist unter den Fahrgästen. Sonst sind nur Ausländer im Kleinbus. Inder und Pakistani, die hier als Gastarbeiter eine neue Heimat gefunden haben. Männer in einfachen Kleidern, mit kohlschwarzem, glänzendem Haar und dunklen Augen. Die Frau sieht aus, wie die Omanischen Frauen auf den Bildern im Reiseführer. Eine schwarze Niqab hängt über ihre Schultern, liegt auf dem Sitz auf und wirft zahlreiche Falten. Um ihr braunes Gesicht hat sie ein schwarzes Tuch gehüllt.
In allen größeren Stadtteilen verbindet ein weitläufiger Kreisverkehr die Auf und Abfahrten zum Highway mit den wichtigsten Straßen des Viertels. An so einem Kreisverkehr steigt auch die Frau aus, um dann in der Menge zu verschwinden. Der Verkehr wird immer dichter. Fast alle hundert Meter steht ein fest installierter Starenkobel auf dem Mittelstreifen. Ob wirklich jede dieser Radarfallen funktionsfähig ist, oder ob die meisten nur als Atrappe dienen, weiß ich nicht. Gut, dass die Polizei in Muscat auf Verkehrsverstöße achtet, sonst würden sich die Omanis wohl an gar keine Regeln halten können und links, rechts, drunter oder drüber überholen. Laut Reiseführer soll man sogar einen Strafzettel bekommen, wenn man mit ungewaschenem Auto nach Muscat ins Zentrum fährt. Vielleicht enden die Sammeltaxis deshalb schon in Mutrah. Wer weiter will, muss ein normales Taxi nehmen.
Mutrah ist eines der schönsten Stadtteile Muscats. Großzügige, weiß getünchte Häuser, die reiche Kaufleute damals haben erbauen lassen, säumen die Straße an der Corniche am Indischen Ozean. Aufwändig verzierte Holzbalkone oder verspielte Fenster mit Bögen und Rosetten verschönern ihre Fasaden. Ton in Ton fügen sich die braunen Türme und Lehmwände des Mutrah Forts in die Felsen der rauen Berge, die steil zum Wasser hin abfallen. Daher kommt der Name der Hauptstadt des Sultanats: "muscat" bedeutet auf Arabisch "Ort des Fallens". Eine alte Dhau liegt mit einem modernen Kreuzfahrtschiff im Hafen Mina Qabus, dem größten des Landes, vor der Kulisse von Kränen und bunten Containern.
Die Eingangstore zum Suq wirken mit ihrer weißen Stuckverzierung und den spitzen Bögen sehr orientalisch, leuchten grell in der Sonne und lassen das Innere düster und finster erscheinen. Geht man durch so ein Tor hindurch, erwartet einen die bunte Vielfalt eines arabischen Marktes. Die Reisezeit hat im Oman noch nicht begonnen und ein urtümliches Flair herrscht in den Gassen. Vielerorts sind die Läden auf Touristen eingerichtet, es gibt Weihrauchbrenner und Souveniers. Andere Läden hingegen verkaufen den bunten Alltagskram, den man immer und überall gebrauchen kann. Hier stapeln sich Tupperdosen und andere Küchenutensilien. Bunte Kleider hängen von der Decke und hier füllen Gummibälle in grellem Grün oder Gelb das Netz. Schuhe, Sandalen in allen Größen und Ausführungen stehen auf engstem Raum und in einer schmalen Seitengasse steht ein ganzer Stapel Pakete.
Eine Konstruktion aus schwerem, dunklem Holz deckt die Gassen ab. Omanische Männer in ihren traditionellen Dashdishas, schländern gemächlich durch die Gassen. Ein paar Inder sitzen gelangweilt auf Bänken und lassen den Tag an sich vorbei ziehen. Eine ganze Traube junger Frauen in schwarze Niqabs gehüllt, mit silbrig oder golden glitzernden Streifen bestickt, und farbenfrohen Kopftüchern, stehen vor einem Handtaschenladen und mustern aufmerksam die Ware. Zwei Händler unterhalten sich lauthals schnatternd über den Weg.
Gasse, kommt gerade recht. Das letzte Mal habe ich im Flugzeug nur eine ganze Kleinigkeit gegessen und jetzt zur Mittagszeit ist ein Imbiss und eine kalte Cola willkomen. Shawarma, wie Döner Kebap auf Arabisch heißt, hat im Orient nur wenig mit dem in Deutschland verkauften Pendant zu tun. Zwar kommt das Fleisch vom Drehspieß, wird aber nur mit etwas Joghurt in einem einfachen, dünnen Fladenbrot gerollt. Die Marke Coka Cola gab es in allen Ländern, die ich bisher bereist habe und Fanta sogar in Variationen, die man in Deutschland nicht kennt, wie Ananas oder Apfel, schmeckt fruchtig und künstlich zugleich.
Ich schländere ein wenig durch die schattigen Gassen hinter dem Suq und den Kaufmannshäusern. Ein Wirrwarr von Elektroleitungen spannt sich von Haus zu Haus und immer wieder spitzen die Kuppeln eines Minaretts oder die schroffen Berge, die die Stadt umgeben hinter den Dächern hervor. Zwei hellblau gestrichene Fenster sitzen über einem Torbogen, durch den die enge Gasse führt und lassen ein orientalisches Zimmer dahinter vermuten. Bunte Schilder in Arabisch und Englisch geschrieben zieren kleine Geschäfte, die sich hier angesiedelt haben.
Aufbruch: | September 2011 |
Dauer: | unbekannt |
Heimkehr: | September 2011 |