OMAN - Unterwegs im Weihrauchland

Reisezeit: September 2011  |  von Thomas K.

NIZWA

Bis der Bus nach Nizwa fährt, habe ich genügend Zeit am Pool zu bleiben, nocheinmal in die Stadt zu fahren würde sich nicht lohnen.
Ich nehme ein Taxi nach Ruwi, wo der Busbahnhof ist. Es gibt noch ein andere, neuere Straße, die um die Stadt herumgeht. Sie ist schneller als der Highway, hat kaum abfahrten und nur wenig Verkehr. Die Fahrt nach Nizwa dauert etwa zweieinhalb Stunden, über Izki und Birkat al Mauz. In Nizwa ist es heißer und trockener als in Muscat. Das Majan Guest House ist einfach, hat nur einen Stern. Der Duft von altem Weihrauch liegt in den Gängen, als habe er sich im Laufe der Zeit in den Wänden festgefressen. Die Ausstattung der Zimmer ist simpel, aber es gibt alles, was man braucht. Ein alter Röhrenfernseher, Klima, Bad und sogar zwei Ventilatoren. Das Design ist altmodisch orientalisch, von ansprechender Moderne kann keine Rede sein. Dafür ist das Majan Guesthouse zentrumsnä- her als die anderen mehrsternigen Hotels, die ich im Internet finden konnte und auch günstiger, mit sechzig Euro für eine Nacht bei diesem Standart jedoch nicht billig.
Im Oman sind Hotels im allgemeinen teuer, weil man Hotelburgen, eine neben der anderen, die sich gegenseitig in Komfort, Zimmergröße, Preis und Freizeitangebot zu übertreffen versuchen, nicht haben wollte. Massentourimus hat der Oman nicht nötig, trotzdem ist jeder, der es sich nur leisten kann, Herzlich Willkommen geheißen, und die guten Hotels haben ihren Komfort und ihren Preis. Diese Einfachkeit aber auch etwas für sich. Man bekommt das abenteuerliche Gefühl noch weiter weg, noch tiefer in den Orient eingedrungen zu sein, irgendwo in einem kleinen Dorf in der Wüste, fern ab von jeder großstädtischen Zivilisation.

Abends in der Altstadt
Ich quetsche mich zu zwei anderen Männern auf die Rückbank, die schon im Taxi sitzen. Auf dem Weg in die Stadt fahren wir an Hotels vorbei, die ich im Internet gar nicht gesehen hatte. Der große Platz vor den Mauern der Stadt wird multifunktionell genuzt. Als Haltestelle für Taxis, zum Parken und als Umschlagplatz für LKWs. Kleinlaster mit käfigartigem Aufbau bringen Ziegen oder sogar Kühe. Ein anderer Transporter ist meterhoch mit Strohpäckchen überladen.
Reges Treiben herrscht in den malerischen Gassen der Altstadt. Fische sind auf einfachen Plastikplanen mitten auf dem Boden ausgebreitet. Ein Händler schleppt ein zwei Meter langes Skelett mit Flosse davon. Vielleicht war das ein Hai oder ein Thunfisch. Der staubige Platz, wo donnerstags der berühmte Kamelmarkt stattfindet ist leer, bis auf spielende Kinder auf der einen, und ein paar Katzen, die nach fressbaren Abfällen suchen, auf der anderen Seite.
Das sagenumwobene Lehmfort dominiert das Stadtbild. Der mächtige Turm scheint fast so breit wie hoch zu sein. Gleich daneben, auf der anderen Straßenseite, ist die Sultan Qabus Moschee, deren Kuppel früher einmal blau gewesen sein muß. Die Berge leuchten rot im Abendlicht, sind plastisch und klar. Ich mache einen großen Rundgang duch die Straßen der Oase. Palmwedel grüßen über die Lehmmauern der kleinen Gärten und Grundstücke. Es wird dunkel. Der Ruf des Ezan rollt schaurig über das Tal und hallt an den nahen Bergen wieder. In einem kleien Straßenlokal esse ich Shawarma mit Pommes Frites. Dazu gibt es Ketchup und Tabasco.

Nizwa Fort

Ich bin heute schon früh unterwegs. Das Fort hat gerade erst geöffnet, als ich in der Stadt ankomme. Große Tafeln erzählen von der Geschichte des Forts, von Kriegen und mutigen Rittern. Die Räume sind schlicht. Möbel gibt es keine. Stattdessen wurden Nischen in die Wand eingelassen und einfache Bretter darin ersetzen Regale. Die Fensterbänke sind so niedrig, dass man bequem darauf sitzen könnte und über den Fenstern sind weitere Nischen mit Regalen, die mit alten Büchern oder bemaltem Porzellangeschirr vollstehen, in die Mauer eingelassen. Dünne Teppiche liegen auf dem Boden und bunte Kissen umreiehen die Wände.
Verwinkelte enge Treppen führen in den Turm hinauf. Eine dicke Glasplatte liegt im Boden, ein helles Licht geht an. Das war eine Falle. Ein Loch ist unter dem Glas. Eindringlinge sollten hier hineinfallen, konnten sich nicht schnell genug befreien und die Abwehr kippte durch schmale Schächte kochenden Dattelsirup auf die Angreifer.
Wie ein riesiger Palmenteppich breitet sich die Oase zwischen den Bergen aus, durchpflügt von den Ockertönen der Lehmhäuser, die zum Zentrum hin immer mehr werden und das Grün langsam verdrängen. Dachterrassen krönen sie, umrundet von Mauern mit Zinnen. Unwohnliche Dachterrassen mit Sat-Schüsseln und Wasserspeichern.
Ich gehe durch den alten Suq. Von vergilbten Mauern bröckelt der Putz und von dem großen Poster, was über einem Tor hängt, grüßt der Sultan mit einem Khanjar und dunkelrotem Turban. Die Läden sind so eng und klein, dass sie kaum genug Platz haben, alles unter zu bringen und die Waren stapeln sich bunt gemischt in den alten Gassen. Ganze Säcke voll Trockenfrüchten und fremd duftenden Gewürzen reihen sich aneinander. Tee und Flaschen mit einer durchsichtigen Flüssigkeit stehen in einem einfachen Bretterregal, Weihrauchbrenner aus Ton in einem anderen. Spaten, Schaufeln und Rechen. Strohmatten liegen herum und braune Flaschenhälse lugen aus einem Karton. Ein knallgrüner Küchensieb hängt neben einer uralten Karpitleuchte an der Wand. Leere Vogelkäfige stapeln sich auf einem Mauervorsprung. Alte Männer mit langen weißen Bärten und braunen Gesichtern gehen durch die Gassen, bleiben hier und da stehen, sich etwas anzusehen oder zu kaufen. Nizwa ist schön, sehr orientalisch und auf jedem Fall einen Besuch Wert. Die Stadt ist klein, besteht nur aus Fort, Moschee, Suq und den Lehmhäusern der Altstadt. Ich habe genug Zeit, noch etwas andres zu unternehmen.

Das Nizwa-Fort mit der Sultan-Qabus-Moschee

Das Nizwa-Fort mit der Sultan-Qabus-Moschee

Die malerische Altstadt ....

Die malerische Altstadt ....

.... und das alte Lehmfort

.... und das alte Lehmfort

Gewürze und Haushaltswaren sind nur ein teil der im Suq angebotenen Waren

Gewürze und Haushaltswaren sind nur ein teil der im Suq angebotenen Waren

Dattelpalmen und Lehmhäuser bestimmen die Oase  Nizwa

Dattelpalmen und Lehmhäuser bestimmen die Oase Nizwa

Frischer Fisch, ungekühlt

Frischer Fisch, ungekühlt

Die Gassen der Oase

Die Gassen der Oase

© Thomas K., 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Masqat - Nizwa - Salalah
Details:
Aufbruch: September 2011
Dauer: unbekannt
Heimkehr: September 2011
Reiseziele: Oman
Der Autor
 
Thomas K. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.