USA - Kanada 2015 - Teil 3
Teil 3-Streckenverlauf Lake Michigan-Lake Superior: 16.06.2015 - Silver Bay - International Falls
16.06.2015 - Finland - Ely - Tower - Cook - Orr - International Falls
16.06.2015 Silver Bay – Beaver Bay – Finland – Ely – Tower – Soudan Underground Mine State Park – Cook – Orr - International Falls (Minnesota)
8 Std. - 208 Meilen (335 km)
Heute Morgen stehen wir früh auf, Abfahrt um 7.30 Uhr. Wir haben inzwischen mit Ranee Gienger Kontakt aufnehmen können, ebenso mit der Pioneer Lodge in Fort Benton, Montana. Wir werden Ranee und Familie in Center, North Dakota, in den nächsten Tagen besuchen.
Die Sonne lacht wieder vom Himmel, welch ein Glück wir doch haben. Zunächst schauen wir uns von einem Overlook die Northshore Mining Taconit Fabrik an, die riesig ist. Auf einer Info-Tafel findet man alles Wissenswerte. Wir finden das alles mal wieder sehr interessant und sind froh, dass wir uns das noch angeschaut haben, ehe wir weiterfahren.
Takonit ist ein eisenhaltiges, feuersteinartiges Gestein, das nach den Taconic Mountains in den USA benannt wurde. Es ist ein präkambrisches (vor 4,56 Milliarden Jahren) Sedimentgestein, das wegen des typischen Wechsels zwischen eisenhaltigen Schichten und Schichten aus Tonschiefer oder Chert zu den Bändererzen gehört. Der sehr fein verteilte Eisengehalt in Form von Magnetit liegt zwischen 25 und 30 %. Die größten Lagerstätten der Welt befinden sich in der Mesabi Range in Minnesota.
Die Mesabi Range ist ein 110 Meilen (etwa 170 km) langer Eisenerz-Gürtel, durchschnittlich 1 bis 3 Meilen breit, der stel-lenweise eine Dicke von 500 Fuß (150 m) erreicht. Sie ist das größte der vier Eisenerzvorkommen in Minnesota, die zusam-men als Iron Range bekannt sind. Ihr hochgradiges Erz enthält bis zu 70 % Eisen, was die Range zur führenden Eisenerzlagerstätte der USA macht. Mesabi ist ein Ojibwe-Name und bedeutet "Riese".
Ende des 19. und Anfang des 20. Jh. war das vorhandene Eisenerz von so hoher Qualität, dass Takonit als unrentables Abfallprodukt angesehen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg war jedoch ein Großteil des hochwertigen Erzes in den USA bereits abgebaut worden, so dass Takonit als neue Quelle für Eisen wirtschaftlich wurde.
Zur Verarbeitung von Takonit wird das Erz zu feinem Pulver gemahlen, das Eisen wird anschließend mit Hilfe von starken Magneten vom übrigen Gestein getrennt. Das pulverige Eisenkonzentrat wird dann zusammen mit Bentonit und Kalk als Flussmittel zu Pellets von etwa einem Zentimeter Durchmesser gerollt, die zu ungefähr 65 % aus Eisen bestehen. Die Pellets werden anschließend zur Weiterverarbeitung auf hohe Temperaturen erhitzt, um das Magnetit (Fe3O4) zu Hämatit (Fe2O3) zu oxidieren.
Das konzentrierte Takonit wird von den Produktionsstätten mit der Eisenbahn nach Silver Bay, Two Harbours und zu den Zwillingshäfen von Duluth und Superior am Lake Superior transportiert und anschließend mit Massengutfrachtern zu anderen Standorten entlang der Great Lakes verschifft. Viele Stahl erzeugende Betriebe befinden sich in der Nähe des Eriesees.
Zwischen 1900 und 1992 wurde das Erz von großen Entlademaschinen, den sogenannten Hulett-Maschinen entladen, die das Bild der Region prägten. Danach kamen selbstentladende Schiffe auf und machten diese Maschinen überflüssig.
Das Gesundheitsministerium des US-Bundesstaates Minnesota hat eine Studie in Auftrag gegeben die ermitteln soll, ob die Fasern oder der Staub des Takonits mit Lungenleiden wie Pleuramesotheliomen oder Asbestose in Zusammenhang stehen. Eine vorherige Studie aus dem Jahr 2003, die an Takonitbergleuten vorgenommen wurde, kam zu dem Ergebnis, dass die wahrscheinliche Ursache in 14 von 17 Fällen von Pleuramesotheliome der Kontakt mit Asbest war, welches bei der Takonitverarbeitung auftritt. In der als Iron Range bezeichneten Region von Minnesota treten Pleuramesotheliome zweimal so häufig auf wie im Durchschnitt.
Wir verlassen Silver Bay auf dem HW 61, passieren Beaver Bay, wo zu lesen ist, dass man 2011 61 Einwohner hatte und 2015 schon wieder 181! Leider finden wir hier kein offenes Cafe, so dass wir ohne Frühstück erst einmal weiterfahren. Wir verlas-sen den Lake Superior und fahren in die Wildnis, HW 1.
In Finland stoppen wir am Restauraut „Our Place“. Es sieht irgendwie einladend aus und wir hoffen auf ein gutes Frühstück. Finland ist eine Siedlung auf gemeindefreiem Gebiet im Lake County mit ca. 195 Einwohnern. Hierher verirren sich keine deutschen Touristen. Angler, Fischer und Jäger aus den USA machen hier Ferien in Hütten, die man mieten kann.
Die Einheimischen nehmen uns freundlich auf und die nette Bedienung plaudert mit uns ein bisschen, ehe sie uns mit der Speisekarte, die ein bisschen verwirrend ist, berät. Es gibt Eier, Bratkartoffeln, Steak, alles sehr lecker. Witzig sind auch die Schilder auf den Toiletten – Does (weibl. Reh) – Frauen, Bucks (Hirsch) – Männer.
Nachdem wir uns gestärkt haben, fahren wir nach 9 Uhr weiter, HW 1 Richtung Westen. Kaum sind wir unterwegs, springt ein Reh vor uns auf die Straße. Wenig später liegt eine umgestürzte Pappel halb auf dem Highway, der hier durch eine Wildnis führt, nur ganz selten ist einmal ein Haus zu sehen. Es gibt viele Pinien und Pappeln in dem sehr dichten Wald. Es ist herrliches Wetter, sonnig, bei 13 Grad. Kurzer Fotostopp am Kawishiwi-River. Auch dieser Name entstammt der Sprache der Ojib-we Indianer und bedeutet „Fluss voller Biberhäuser“.
Um 10.30 Uhr halten wir in Ely, 3.600 Einwohner. Der Highway 1 war heute bisher – ca. 60 Meilen (97 km) eine schreckliche Holperpiste, kein Verkehr, nur hin und wieder mal ein riesiger Holztransporter.
Gegen 12 Uhr erreichen wir Tower. Die Stadt, gegründet 1889, ist der älteste Ort in der Arrowhead-Region. Heute leben dort ca. 500 Einwohner. Die Stadt verdankt ihre Entstehung der nahen Soudan-Mine und wurde nach dem Minen-Finanzier, Charlemagne Tower, benannt. 1996 wurden hier minus 51 Grad gemessen. Tower und das Embarass Valley sind die kältesten bewohnten Gegenden in den unteren 48 Staaten in den USA.
Wir wollen uns den nahen Soudan Unterground Mine State Park ansehen. Der das Bergwerk umgebende Park befindet sich am Ufer des Lake Vermilion, innerhalb der Vermilion Range des nördlichen Minnesota. Das Bergwerk liegt unweit des HW 169, ca. 1 km von Tower entfernt.
Über den Besuch der Mine siehe sep. Kapitel.
Wir halten uns lange an dem interessanten Ort auf, ehe wir weiterfahren. Wieder begegnet uns ein Reh, doch ich kann es nicht fotografieren, wir sind zu schnell. Auch die Adler, die in der Luft über uns kreisen, sind nicht zu fotografieren. Aber wir sehen es und es begeistert uns immer wieder. Die Strecke durch die Wildnis hier ist sehr einsam, kein Haus, kein Rind, kein Pferd – nur wilde Natur.
In Cook tanken wir und Rolf holt bei einer Bank Dollar, denn hier in der Wildnis nehmen sie keine Kreditkarten, nur Bares ist Wahres. Wir werden übrigens von den Leuten wie Außenirdische angeschaut, denn normalerweise sieht man hier keine Motorradfahrer, nur Fischer, Angler und Jäger, die die Wildnis und die Einsamkeit lieben.
Und weiter geht es, HW 53, rechts und links der Straße blühen Wildblumen, in Gelb, Rot und Weiß. Es sind ca. 19 Grad, doch während der Fahrt ist es kühl. Unterwegs werden wir von Libellen regelrecht angegriffen. Unglaublich, ein ganzer Schwarm, der uns richtig attackiert. Leider verbrennen viele der schönen Tiere an dem heißen Motor des Motorrades.
Um 14 Uhr Stopp in Orr am Pelican Lake im Cafe Patteun. Rolf isst eine Gemüsebrühe mit Putenfleisch, dazu haben wir zwei Kaffee. Der kleine Ort hat nur ca. 270 Einwohner.
Die Fahrt geht weiter. Gegen 15.30 Uhr erreichen wir International Falls. Für uns ein kleiner Ort, ca. 6.600 Einwohner, mit vielen vielen Kirchen und mehr als 10 Hotels. In den ersten beiden Motels sehen wir verdächtig viele Autos stehen. Und ja, alles ausgebucht. Wir können es kaum glauben. Hier macht doch kaum jemand Urlaub. Dann erfahren wir, dass die nahe Papierfabrik in den Endspurt geht und daher fast alle Zimmer des Ortes mit Arbeitern belegt sind. Die Preise sind dementsprechend hoch. Wir sind fassungslos und geraten schon ein bisschen in Panik, ich zumindest. Ich bin aufgrund der schlechten Straße ziemlich fertig und mir graust davor, noch zwei weitere Stunden zu fahren, bis wir ein Hotel finden.
Plötzlich sehen wir das Hilltop Motel, welches sehr schön aussieht und einen sehr gepflegten Eindruck macht. Die Besitzerin, Barb, eine sehr nette freundliche Dame, bietet uns ein kleines Zimmer oder eine Cabin an, für 71 Dollar, ohne Frühstück, incl. Tax. Das Zimmer ist gerade frei geworden durch eine Stornierung. Da haben wir ja mal wieder Glück gehabt. Wir sind happy und nehmen das Zimmer. Während die Check-In Formalitäten erledigt werden, kommt die hauseigene Katze Emily und begutachtet uns. Sie scheint uns zu mögen. Katzenfreunde haben sich gefunden.
Wir waren heute 208 Meilen = 335 km unterwegs und ich bin froh, dass wir uns nun ausruhen können.
Das Zimmer ist wunderschön eingerichtet, mit bunten Wänden, bunter Bettwäsche –wir fühlen uns fast wie Zuhause. Schnell abladen und dann zum Einkaufen fahren. Ich habe seit Tagen Gelüste auf Camembert. Heute finde ich endlich einen, 5 Dollar, ganz schön happig, aber mir ist er es wert. Wir kaufen noch Blaubeeren, Bananen und endlich mal ein Glas für mich, damit ich meinen Wein nicht immer aus einem Plastikbecher trinken muss.
Auf dem Weg zurück ins Hotel sehen wir an allen Hotels die Schilder „Full“ – Voll. Wir freuen uns, dass wir für die Nacht ein Bett gefunden haben.
Im Hotel, Duschen, Essen, Ausruhen und Bilder an die Freunde versenden. Ich muss es nochmals sagen, was haben wir doch für ein Glück, mit dem Wetter und allem, was die Reise uns bisher bescherte.
Der Bericht geht weiter mit Teil 4 – 17. Juni bis 26. Juni 2015 – Minnesota / North Dakota / Montana.
Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.USA.Canada
Aufbruch: | 13.05.2015 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 08.07.2015 |
Vereinigte Staaten