Vier Damen allein in Japan
Kamakura und Hakone: Von Vulkanen, Piratenschiffen und einem Moosgarten
Ein brodelndes Tal und schwarze Eier
Wir werden von Sonnenschein und einem strahlend blauen Himmel geweckt. Beste Voraussetzungen, um heute den Hakone Freepass zu nutzen und uns auf eine Rundreise durch die Region zu begeben.
Der Fuji-Hakone-Izu-Nationalpark, um den Ashi-See herum gelegen, ist ein beliebtes Touristenziel. Bei wolkenlosem Wetter und klarer Sicht reicht der Blick bis zum Fujisan, einem der Wahrzeichen Japans.
Eine Sehenswürdigkeit ist auch das vulkanisch aktive Ōwakudani (大涌谷, großes kochendes Tal). In den Bergen in Hakone entspringt zahlreichen Quellen heißes Schwefelwasser; sein Geruch ist in der ganzen Umgebung präsent. Die darin gekochten Eier (Onsen-Tamago) sollen langes Leben bringen.
Der Hakone-Schrein am Seeufer mit seinem roten Torii ist ein weiteres Wahrzeichen von Hakone.
Auf dem Ashi-See verkehren „Piratenschiffe“ als Kursschiffe für Touristen. Bei schönem Wetter im Herbst ist der See berühmt für sein schönes Landschaftsbild mit Herbstwäldern im Hintergrund. Im April bieten die Kirschblüten (Sakura) und das Chinaschilf (Susuki) einen pittoresken Anblick.Quelle: Wikipedia
Wir starten mit der Standseilbahn nur wenige Meter von unserer Unterkunft entfernt. Von hier aus geht es zunächst hinauf bis nach Soun-zan. Dort steigen wir in die Hakone-Seilbahn um. An der Station bekommen wir noch Atemschutz-Masken überreicht, die wir bei Bedarf anlegen sollen. Wir nähern uns nämlich dem Vulkan Owakudani, der giftige Schwefelwasserstoff-Gase von sich gibt. Je nach Konzentration, sind also diese Vorsichtsmaßnahmen erforderlich. Ohnehin haben wir großes Glück, denn das Gebiet wurde erst Ende Juli 2016 wieder für Besucher freigegeben. Zuvor war die Region um den Owakudani seit April 2015 wegen hoher seismischer Aktivitäten und vulkanischen Eruptionen gesperrt, der Betrieb der Hakone-Seilbahn eingestellt.
Kurz vor der Bergstation Owakudani bietet sich uns ein erster, nahezu wolkenloser Blick auf den Fuji-san. Na bitte, wer sagt's denn
Dann schweben wir mit spektakulären Aussichten über den dampfenden und nach Schwefel stinkenden Vulkankrater des Owakudani. Auch "das brodelnde Tal" genannt, können wir diese Bezeichnung sofort nachvollziehen.
An der Bergstation ist es ziemlich windig und es herrschen angenehme Temperaturen. Wir machen einen kleinen Rundgang, genießen die Aussicht und immer wieder zeigt sich uns der Fuji-san kurz zwischen den Wolken. Die Atemschutzmasken brauchen wir zwar nicht, aber der Natur-Wanderweg, den wir hier oben eigentlich gehen wollten, ist gesperrt. Dafür genehmigen wir uns die "onsen tamago". Hartgekochte Eier, die vom Schwefelwasser außen schwarz gefärbt, innen aber sehr lecker sind.
Der morgendliche Blick aus dem Fenster zeigt: unsere Wetter-App hat sich getäuscht. Kein Wölkchen trübt den Himmel
Wir entern das Piratenschiff
Nach unserem Gipfelbesuch gondeln wir weiter mit der Seilbahn hinunter nach Togendai. Der Ort liegt am Ashi-no-ko, einem Kratersee, der sich vor 3000 Jahren nach dem Ausbruch des Hakone-yama bildete. Hier verkehren auf Disney-Manier aufgerüstete "Piratenschiffe", die Togendai mit den beiden Orten Hakone-machi und Moto-Hakone auf der anderen Seite des Sees verbinden. Wir entern also den Kahn und schippern über den Ashi-no-ko hinüber nach Hakone-machi.
Von Hakone-machi aus spazieren wir nun durch eine schattige Zedern-Allee nach Moto-Hakone. Inzwischen ist es ordentlich heiß geworden, trotz bedecktem Himmel. Bei klarem Wetter gibt es in Moto-Hakone den klassischen Fotoblick vieler Japan-Reiseprospekte. Piratenschiff + See + rotes Torii + Fuji. Eventuell noch Kirschblüten davor und blauer Himmel. Bei unserem Besuch fehlen "nur" die letzten drei Zutaten
Mit etwas Fantasie und Vorstellungskraft befinden wir uns hier am klassischen Fotocolor-Picture-Spot vieler Reiseprospekte
Moto-Hakone und das Friedenstor
In Moto-Hakone bummeln wir entlang des Sees hinüber zum roten Torii und dem Hakone-jinja, einem Shinto-Schrein. Den im Reiseführer beschriebenen idyllischen Park Onshi Hakone Koen finden wir leider nicht, obwohl er eigentlich auf unserem Weg liegen müsste. Das rote Torii sowie der oberhalb liegende Schrein im Wäldchen sind wieder einmal Besuchermagnete und trotz des Wochentages ist es ziemlich umtriebig.
Wieder zurück im Städtchen suchen wir einen Mittags-Imbiss. Leider sind durch den Wochentag viele Restaurants geschlossen. Zudem - und das fällt uns in Japan deutlich auf - gibt es nirgends ein Straßencafé oder eine Restaurant-Terrasse. Entlang der Uferpromenade würde sich in Europa ein Café ans andere reihen. Nicht so hierzulande. Also greifen wir zur Selbsthilfe, organisieren uns im Supermarkt einen Imbiss und genießen diesen auf einem Mäuerchen am See.
Entspannung im Moosgarten von Hakone-Gora
Mit dem Bus geht es anschließend wieder zurück nach Hakone-Gora. Hier können wir noch kurz vor Ende der Öffnungszeit das Kunstmuseum mit seinem idyllischen Moosgarten besuchen. Drinnen ist eine Sammlung mit japanischen Keramiken zu sehen, wovon das älteste Stück etwa 5000 Jahre alt ist. Der Moosgarten ist besonders im Herbst spektakulär und wir können anhand von einzelnen rot gefärbten Bäumen ungefähr erahnen, wie es in ein paar Wochen hier aussehen könnte.
Reisefazit für Hakone
Nach einer kurzen Siesta machen wir uns zum Abendessen nochmals auf den Weg hinunter ins Tal. Leider verkehrt die Standseilbahn nur bis 19.00 Uhr. Wir haben uns ein Restaurant ausgesucht, das für seine "japanischen Maultaschen" (Gyoza) bekannt ist. Das Essen ist lecker, aber auch gewöhnungsbedürftig. Wir haben u.a. frittierte Hühnerknorpel auf dem Teller.... Danach marschieren wir unseren Berg wieder hinauf und können dabei einen prachtvollen Vollmond bewundern. Schließlich wird noch gepackt, denn morgen geht es weiter zu unserer dritten Station nach Kyoto.
Unser Fazit für Hakone:
eine wunderschöne Region, in der wir es noch ein paar Tage länger hätten aushalten können. Hier gibt es noch so viel zu entdecken. Zum Beispiel das Hakone-Freilichtmuseum mit seinen berühmten Skulpturen von Rodin, Henry Moore und Miró. Oder das Hakone-Crafthouse mit seinen Kunsthandwerkern. Gefehlt hat auch ein Besuch in einem Onsen, doch bei Temperaturen deutlich über 30 Grad haben wir auf heiße Thermalquellen lieber verzichtet. All das wären jedoch noch interessante Vorhaben gewesen, doch leider ist unsere Zeit begrenzt. Und man braucht ja auch Gründe, um wieder zu kommen.
Aufbruch: | 12.08.2016 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 26.08.2016 |