Gri-Schmis fahren mit dem Rad von Costa Rica nach Mexico
Licht und Schatten
3.12.
Gleich früh packen wir unsere Sachen und ziehen an den Strand. Ein echter Urlaubstag! Das Wasser ist unglaublich warm. Am Rand, wo es ganz flach ist, verbrennt man sich fast die Füsse. Wir liegen einfach da und lassen die Wellen über uns schwappen.
Dann fahren wir aber doch los, denn bis Liberia wollen wir schon kommen.
Zuerst ist die Straße nagelneu und in einem tiptop Zustand, 10 km vor Liberia endet die Ausbaustrecke aber und wir holpern über eine üble Piste, auf der selbst die Jeeps und Pickups dahinschleichen, um sich das Fahrwerk nicht zu schrotten. In Liberia halten wir uns nicht sehr auf, die Preise für Hotels sind recht hoch, wir wollen versuchen etwas außerhalb zu finden.
Damit beginnt unser Dilemma. Wir fragen in zwei Hotels, beide ausgebucht. Auch der Sportplatz will uns diesmal nicht. Die Dunkelheit kommt schnell.
So beschließen wir zu zelten. Bauen völlig im Dunkeln das Zelt auf und denken, dass uns niemand gesehen hat. Schlafen trotz der Hitze schnell (und zu fest) ein. Jemand öffnet das Zelt im Schutz der vorbeifahrenden Laster (es ist wirklich sehr laut). Als Jana ein untypisches Geräusch hört, ist es schon zu spät. Wir schrecken hoch und bemerken, dass der Reißverschluss des Zeltes auf einer Seite weit offen ist. Blutdruck gefühlt 200. Mit der Stirnlampe sehen wir das Malheur. Thomas Gepäck ist fast komplett weg, außer den Fronttaschen. Aber die Lenkertasche mit allen Dokumenten, Foto, Blackberry, ... ist mit verschwunden! Wir raus aus dem Zelt, aber um uns alles ruhig, nur die Zikaden lärmen. Die Fahrräder stehen unversehrt da. Was nun? Guter Rat in der Situation ist teuer.
Jana hält ein Auto an und fährt zur Polizei, wo der Schaden aufgenommen wird, was fast 3 h dauert. Thomas bleibt bei den restlichen Sachen und bewacht die Fahrräder. Verdammt lang 3 h, wenn man nicht weiß, ob die Diebe wieder kommen...
Als Jana mit den wirklich hilfsbereiten Polizisten zurück ist, knacken sie unser gutes ABUS Schloss, denn der Schlüssel ist auch weg und bringen uns zurück nach Liberia.
Wir schlafen natürlich kaum in dieser Nacht.
Thomas steht barfuss und mit dem was er auf dem Leib hat da. Der Verlust der Kreditkarte und des Bargeldes schmerzt schon, aber nicht so sehr wie der Verlust unserer zweiten Digitalkamera mit den Fotos auf der Speicherkarte.
Der "Ort des Geschehens". Eigentlich ein schöner Zeltplatz.
Das Bild nahmen wir auf, als wir später nachschauten ob der Dieb vielleicht etwas weggeworfen hat (Pass, Führerschein) was ihm nichts nützt.
4.12.
Uns ist beiden schlecht, wir können nichts essen. Die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Langsam ordnen sich unsere Gedanken, was zu tun ist. Nachdem wir uns erst einmal Schuhe gekauft haben, muss Thomas zurück nach San José auf die Botschaft, einen neuen Pass beantragen. 13:00 Uhr geht der Bus (5h). Mariano stellt sich wieder als Gastgeber zur Verfügung.
5.12.
Ich (Jana) besorge derweilen ein neues Schloss und andere Kleinigkeiten.
Ein anderes Problem ist, das wir auch den Pitlock eingebüßt haben. Das ist eine Art kleiner Schlüssel, ohne den wir nicht einmal eine Reifenpanne beheben können. Er ist ein Unikat. Der nette Fahrradhändler grübelt mit mir über eine Lösung. Dann meint er, ich soll es mal bei einem Werkzeugmacher probieren.
Der guckt sich den Schraubenkopf mit dem Sonderprofil an und meint, dass er so etwas noch nie gesehen hat. Das glaube ich gern. Er stellt Fragen zum Rad: Rohloff Nabe, Dynamo, er ist sehr interessiert. In seinen Augen blitzt Ehrgeiz. Er holt einen Messschieber und fotografiert den Schraubenkopf, es ist kaum etwas zu erkennen.
Dann schickt er mich für anderthalb Stunden weg.
Als ich wiederkomme ist Gerado fast fertig. Er hat wirklich aus einem Stück Rundstahl einen funktionierenden Pitlock gebaut! Das ganz ohne CAD/CAM!
Als ich ihn mit etwas bangem Herzen (knapp 2 Handwerkerstunden) nach dem Preis frage, drückt er mir das kostbare Teil in die Hand, leht jede Bezahlung ab und meint, ich soll auch mal wieder was Gutes tun....
6.12.
Die Austellung des neuen Passes dauert einen Tag. Die notwendigen Passfotos bekommt Thomas geschenkt, nachdem den dreisten Diebstahl erwähnt. Ingesamt ist das Botschaftspersonal aber zu loben. Alles wird korrekt und so schnell wie möglich erledigt. Thomas nutzt die Zeit und kauft sich in Secondhand-Shops ein paar Sachen, skypt mit Anne, René und Rena daheim. Vielen Dank an unsere Basisstation für Eure Hilfe in der Not!
Jana fragt im Tourismusbüro nach Sehenswertem im Liberia (es gibt eigentlich nichts) und kommt mit Alba, der einzigen Angestellten ins Plaudern. Sie kocht erstmal einen Kaffee. Zwei Stunden später nimmt sie mich zum Mittagessen mit nach Hause. Sie wohnt mit ihrem Freund, ihren drei Kindern und der Mama am Stadtrand. Außerdem ist ein dänisches Mädchen für ein Jahr zu Gast. Eine durch und durch weltoffene, sympathische Familie. Selbst die jüngste Tochter spricht schon super Englisch. Als Thomas aus San José zurück ist werden wir zum Abendbrot und zum Schlafen eingeladen. Wir haben einen Abend mit sehr interessanten Gesprächen und allen gelingt es, uns aufzumuntern.
7.12., 60km
Es gibt typisches Frühstück, leckere Gallo Pinto (Reis mit roten Bohnen), dann verabschieden wir uns herzlich. Ich glaube, wir haben alle das Gefühl, echte Freunde gefunden zu haben.
Die Strecke nach La Cruz spulen wir ab (es geht eigentlich immer geradeaus) und sind auch schon kurz nach 14 Uhr da.
Aufbruch: | 25.11.2016 |
Dauer: | circa 7 Wochen |
Heimkehr: | Januar 2017 |
Deutschland
Costa Rica
Nicaragua
El Salvador
Guatemala
Belize
Mexiko