Deutschlandtour mit dem Lidl-Ticket
Reisetag nach Leipzig
Bahnfahren mit 3 Damen aus dem Ruhrpott...
...es wird die witzigste Bahnfahrt meines Lebens, bisher...
Und auf einem der vielen Bahnsteige warte ich dann bereits wenige Minuten später auf den ICE nach Leipzig. Ich finde schnell meinen reservierten Sitzplatz mit Tisch in einer 4-er-Sitzgruppe. 3 Damen, die ca. 10 Jahre älter als ich sind, besetzen die anderen 3 Plätze. Ungefähr 4,5 Stunden soll die Fahrt dauern.
Ich richte mich ein auf meinem Gangplatz, lese die am Bahnhof gekaufte BILD-Zeitung und konzentriere mich dann auf meinen Krimi, den ich auf meinen Kindle-e-book-reader geladen hatte, also, ich versuche es zumindest.
Denn die 3 Damen unterhalten sich sehr angeregt in ihrem heimischen Ruhrpott-Slang (den ich sehr gerne höre) und was die so erzählen, ist dermaßen unterhaltsam, das schlägt echt meinen Krimi. Was soll ich denn machen ? Ich kann mir ja nicht die Ohren zuhalten. Ich weiß innerhalb von 30 Minuten, dass sie alle Arbeitskolleginnen sind, auf dem Weg nach Taucha in Sachsen, wo sie einen Ex-Kollegen besuchen wollen, um schwer Party zu machen über 3 Tage.
Es geht weiter, sie transportieren nacheinander eine erstaunliche Menge von Tupper-Dosen aus ihren jeweiligen Gepäckstücken und fördern fix-und-fertig geschnippeltes Obst und Gemüse zu Tage. Dazu belegte Brötchen und sonstige Snacks in Form von Keksen, Schokoladen-Teilchen und Käse-Würfeln. 30 Minuten nach Abfahrt in Köln produziert eine der Läster-Schwestern eine Sektflasche aus ihrem Rucksack, verteilt Plastikbecher und es dauert kaum 1 weitere halbe Stunde, bis diese Flasche komplett leer ist. Heijeijei, ich dachte immer, Alkohol sei in den Zügen der DB strikt verboten ?
Naja. Schau´n wir mal... Die Unterhaltung der 3 Damen wird immer lustiger und ich bin längst nicht mehr die Einzige, die zuhört. Es wird ein weiterer Rucksack geöffnet und es kommt die 2. Flasche Freixenet zum Vorschein. Oh, oh..! Der Schaffner kontrolliert derweil die Tickets, der Sekt scheint nicht aufzufallen, weil aus Pappbechern getrunken und die Damen haben sich im Griff.
Der ICE erreicht Fulda. Aufenthalt eigentlich 2 Minuten. Aber der Zug steht und steht und steht. Der Zugchef gibt den Grund durch: Ein Unfall auf den Gleisen vor uns. Unfall auf Gleisen ? Da hat sich wohl jemand vor einen Zug geworfen. Alle vermuten dieses Szenario und wir haben recht, wie sich herausstellen wird. Der "Unfall" beschert uns ca. 40 Minuten Aufenthalt in Fulda und eine anschließende Umleitung des Zuges über Kassel, weitere 20 Minuten Verspätung. Der tragische Umstand, dass sich wohl ein Verzweifelter auf die Gleise geschmissen hat, hält meine 3 Sitznachbarinnen nicht davon ab, die 3. Flasche Sekt zu köpfen... Diesmal wird auch mir aus der Runde angeboten, mitzupicheln. Ich lehne dankend und höflich ab, aber die 3 sind jetzt schon so dermaßen abgefüllt, dass mein "nein, danke" nicht akzeptiert wird. Die Pappbecher sind scheinbar alle, dafür bekomme ich meinen Cava in einem veritablen Sektglas serviert. Tja, Prost Mädels !
Es sind jetzt noch ca. 1,5 Stunden von Kassel bis Leipzig (denn mittlerweile wurde der Zug über Kassel umgeleitet nach ca. 50 Minuten Wartezeit in Fulda). Und es kommt auch noch die 4. Flasche Sekt ins Spiel, aus der ich wieder reichlich angeboten bekomme. Selbstredend werden auch die diversen Tupper-Dosen noch herumgereicht und da lange ich begeistert zu den Käsewürfeln.
Nach dem 3. Glas Sekt (es amüsiert sich schon der halbe Waggon über uns), streike ich. Himmelherrgott ! Ich muss noch irgendwie in Leipzig heil aus dem Zug kommen !
Und so kommt es auch: Ich verlasse den ICE unbeschadet und befinde mich nun im Leipziger Bahnhof, der von den Einheimischen zurecht als "Shopping-Mall mit privatem Gleisanschluss" veräppelt wird.
Relativ schnell finde ich mein Hotel "Royal International" gegenüber vom Bahnhof und mache es mir hier in meinem Mini-Appartement mit sogar einer Kitchenette gemütlich.
Aufbruch: | 11.11.2016 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 27.11.2016 |