Ägypten vor nahezu 30 Jahren
9. Tag - Luxor - Tal der Könige
Dienstag, 28.03.89 9. Reisetag
Heute steht das Tal der Könige auf dem Programm:
Als wir das Hotel verlassen, warten bereits mehrere Kutschen auf Kundschaft. Die Fahrer rufen laut 'caleche, caleche' und sind bass erstaunt als wir in eine Auto steigen.
Mit einer absolut altertümlichen Fähre geht es über den Nil - abenteuerlich. An der Anlegestelle kaufen wir ein Ticket, bei dem man schon alles festlegen muß, was man besichtigen will.
Auf dem Weg zum Ramasseum stehen zunächst die beiden riesigen Memnonkolosse.
Die Memnonkolosse sind zwei 16 m hohe Sandsteinsitzbilder, die Amenophis III. darstellen. Einst flankierten sie den Eingang eines Amenophis-Tempels, von dem kaum noch Grundmauern erhalten sind. Jede Figur ist aus einem einzigen Sandsteinblock herausgeschlagen, der aus dem Gebirge bei Kairo hierher geholt wurde. Die Berühmtheit dieser Kolosse schon im Altertum rührt von eigenartigen Klagetönen her, die eine der Figuren bei Sonnenaufgang von sich gab. Man weiß heute, dafl diese Laute durch den Wechsel von Temperatur und Luftfeuchtigkeit in einer Bruchspalte der Figur zustande kamen. Kaiser Severus ließ die Figuren restaurieren, und der Gesang des Memnon verstummte. Am Fuß der nördlichen Figur liest man noch heute die eingeritzten Namen vieler Besucher aus dem Altertum, unter ihnen die von Kaiser Hadrian und Seplimus Severus.
Nächstes Ziel ist das nicht weit entfernte Ramesseum, ein Amon-Tempel von Ramses II. Diese gigantische Ruinenstätte ist vor allem im zweiten Hof noch gut erhalten. Die Kelchkapitelle der mittleren Säulenreihen und Osiris-Statuen erinnern sehr an den Kamak-Tempel. Zwischen den Trümmern liegt im ersten Hof die zerbrochene Rosengranitstatue Ramses II.
In dem kleinen benachbarten Dorf haben die Bewohner die Häuser intensiv bemalt, z.T. weisen sie auf Werkstätten hin, die Keramiken und Souvenirs herstellen und anbieten.
Danach geht es ins Tal der Könige, wo wirklich der Teufel los ist. Ganze Busladungen bevölkern die Eingänge zu den Gräbern. Wir nehmen wegen der Menschenmassen zunächst den Weg den Berg hinauf, um einen Überblick zu erhalten und anschließend einen Tee im Lokal.
Plötzlich wird es leer, da fast alle Bustouristen zum Mittagessen abgefahren werden. So kommen wir fast ohne Warteschlangen in einige Gräber hinein.
Herrscher der 18., 19. und 20. Dynastie ließen sich hier in Felsengräbern beisetzen, deren Anlage in der Regel nach dem gleichen Entwurf gestaltet wurde: in das Grab führt eine steile Treppe zu einem Gang hinunter, der an einer Vorkammer endet; an sie schließen sich meist mehrere andere Räume an. Im letzten Raum wurde der Granitsarkophag mit der Königsmumie aufgestellt. Nischen und Nebenkammern erweitern und vervollständigen diese unterirdischen Anlagen. Alle Mauern, Wände und Pfeiler sind mit farbigen Bildern und Hieroglyphen bedeckt. Oft wurden aus dem weichen Kalkstein Reliefs herausgearbeitet, poliert und bemalt.
Man kann und darf (natürlich) im Innern zum Schutz der Farben nicht fotografieren.
Traurige Berühmtheit erhielt 8 jahre nach unserem Besuch der Totentempel der Königin Hatschepsut durch einen Anschlag, bei dem über 60 Menschen getötet wurden.
Deir el-Bahari - Der Totentempel der Königin Hatschepsut ist ein. Terrassentempel, dessen Anlage in Ägypten einmalig ist. Zum Teil in den Felsen des Gebirges eingebaut, steigt der Tempel in drei Terrassen an, die durch Mittelrampen miteinander verbunden sind. Geweiht war er dem Gott Atnon, verehrt wurden hier aber auch Hathor und Anubis.
Ehemals führte eine Sphinx-Allee zur ersten Terrasse. Den Abschluß der
Deir el-Bahari Terrassen bilden Hallen: links die Punt-Halle, rechts die Geburtshalle. Bilder und Reliefs in der Punt-Halle sind der Bericht einer Reise in das Weihrauchland Punt an der Somaliküste; die in der Geburtshalle berichten von der Geburt der Hatschepsut. Eine Anubis- und eine Hathor-Kapelle flankieren die Hallen.
Auf den anderen Terrassen befinden sich stark zerstörte Säulenhallen und Kammern. Alle Bilder und Namen der Königin Hatschepsut sind ausgemeißelt.
Auf dem Rückzug nehmen wir uns noch Medinet Habu vor, auch wenn wir des Besichtigens schon etwas müde sind und nur noch schleichen - auch der Hitze wegen.
Von den vier Anlagen (Pavillon und Totentempel von Ramses III., Totentempel von Thutmosis III. und Totentempel der Königin Amenertais) ist der große Ramses-Tempel der schönste. Er ähnelt sehr der Anlage des Ramesseums, ist aber viel besser erhallen als dieses. Auf den Frontseiten des großen ersten Pylonen erblickt man den König im Kampf.
Mit eineer etwas vertrauenserweckenderer Fähre geht es zurück über den Nil nach Luxor.
Abends fahren wir dann zum Geburtstagsessen durch stockfinstre Nacht - selbst Karren, Räder und Autos sind nicht beleuchtet - zum Möwenpick auf Crococdile Island.
Aufbruch: | 20.03.1989 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 04.04.1989 |