Nordkaptour

Reisezeit: Juli / August 2016  |  von Gerd Dorn

Nordkap

Militärlazarett Skoganvarri

Wir fuhren über den Grenzübergang in Karigasniemi. Kurz vor der Grenze befinden sich noch auf finnischer Seite ein Café und ein Supermarkt, wo wir noch kurz einkehrten.
Auf norwegischer Seite passiert man zunächst Karasjohka und fährt auf der E6 anschließend Richtung Lakselv. Etwa 2km vor dem Ort Skoganvarri befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite (wenn man von Süden kommt) ein Hinweisschild auf das ehemalige Militärlazarett in Skoganvarri. Der Parkplatz liegt direkt an der E6.
Der naturbelassene Weg führt über eine Fußgänger-Hängebrücke in ein Wäldchen. Hier beginnt ein als Rundweg angelegter Lehrpfad mit zahlreichen mehrsprachigen Hinweistafeln (auch in deutsch).
Man kann hier die Überreste eines deutschen Militärlazarettes aus dem 2.Weltkrieg betrachten. Nachdem dieses niedergebrannt wurde, veränderten die Norweger nichts, so dass man noch sehr gut einzelne Gebäudereste und deren ursprüngliche Bestimmung erkennen kann. Überall liegen rostige Bedarfsgegenstände herum (Küchengeschirr, technische Ausrüstung, Bettgestelle, Fahrzeugwracks, undefinierbares...) über deren Bestimmung man rätseln darf.

Ein verrosteter Lastwagen

Ein verrosteter Lastwagen

Hinter Lakselv führt die E6 am Porsangerfjord entlang. Man kann eine prächtige Aussicht genießen.

Der Porsangerfjord

Der Porsangerfjord

Spätestens ab Olderfjord, wo die Touristen aus Richtung Südnorwegen zum Pulk aus Finnland stoßen, wird der Verkehr in Richtung Nordkap recht dicht. Es ist schon eine ziemliche Kolonne, die sich zur nördlichsten Spitze Europas bewegt.

Rentiere haben Vorfahrt. Dauert dann eben länger

Rentiere haben Vorfahrt. Dauert dann eben länger

Nachdem man den inzwischen kostenfreien Nordkaptunnel passiert hat, kommt man zunächst nach Honnigsvag. Ein überschaubarer Ort mit gut 2.000 Einwohnern, der in den Sommermonaten von Touristen überschwemmt wird. Nicht nur die Autokolonnen, auch zahlreiche Kreuzfahrtschiffe legen hier an und karren ihre Insassen mit Bussen zum Nordkap.
Beschaulich oder ruhig ist hier nichts mehr.
Von Honnigsvag fuhren wir dann nach Gjesvaer im Nordwesten der Nordkapinsel. Ein Fischerdorf mit ein paar Übernachtungsmöglichkeiten, unter anderem auch für uns.
Hier hatten wir ein Ferienappartement gemietet. Nachdem wir uns ein verspätetes Mittagessen zubereitet hatten, suchten wir vergeblich den örtlichen Supermarkt. Dass sich dieser in einem Gebäude mit der Aufschrift "Apotheke" eingemietet hat, bekamen wir erst am Folgetag heraus. Also zurück nach Honnigsvag zum Einkaufen.
Mittlerweile war es 20:00 Uhr durch und wir fuhren noch zum Kirkeporten.

Den Kirkeporten (Kirchenportal) erreicht man über des Fischerdorf Skarsvag nach einer kurzen  Wanderung

Den Kirkeporten (Kirchenportal) erreicht man über des Fischerdorf Skarsvag nach einer kurzen Wanderung

Nordkap

Mittlerweile war es fast 22:00 Uhr und es gab herrlichen Sonnenschein. Genau das, was wir uns erhofft hatten. Man muss halt auch mal Glück haben! Mitternachtssonne am Nordkap! Der Nordkapfelsen befindet sich etwa 20 Autominuten von Skarsvag entfernt. Zeit zum Aufbruch!

Vom Kirkeporten aus geht es eine relativ steile gewundene Straße zum Nordkap hoch. Schnell verschwand die Sonne hinter Dunstschwaden und oben angekommen betrug die Sichtweite höchstens noch 50 Meter, Ärgerlich!

Das Nordkap im Nebel

Das Nordkap im Nebel

Sicht war also faktisch nicht mehr vorhanden, von Mitternachtssonne sprach niemand mehr. Aber es war ja noch Zeit!
Vorab haben wir berechnet, dass die Sonne ihren tiefsten Stand um 23:47 Uhr erreichen wird (einige Reiseführer schreiben 00:17 Uhr, bleiben aber den Nachweis, wie das berechnet wurde schuldig). Da am Kirkeporten herrliches Wetter war, sind wir schnell dorthin zurück. Unterwegs begann ein strömender Regen, bei dem die Scheibenwischer arg zu tun hatten.

Das Nordkap (vom Kirkeporten aus gesehen) verbarg sich etwa eine Stunde vor Mitternacht unter einer dichten Nebelhaube

Das Nordkap (vom Kirkeporten aus gesehen) verbarg sich etwa eine Stunde vor Mitternacht unter einer dichten Nebelhaube

Am Kirkeporten herrschte zunächst weiterhin wunderbarer Sonnenschein, die Schlechtwetterfront näherte sich aber sehr schnell. Ursprünglich wollten wir die Mitternachtssonne auf dem angrenzenden Berg erleben, schafften es aber letztlich nur noch knapp, trockenen Fußes das Auto zu erreichen. Die Rückfahrt erfolgte dann durch sintflutartigen Regen, der mit Blitzen und Donner vermischt war.
Die Mitternachtssonne haben wir somit nicht gesehen, aber uns blieb ja noch ein weiterer Tag auf der Nordkaphalbinsel.
Die für das Frühstück gedachte Milch kam mit der hohen Elektrizität in der Luft nicht ganz zurecht. Nachmittags war es noch exzellente Frischmilch, bei Ankunft in Gjesvaer hatte sie sich jedoch in Quark oder etwas ähnlichem verwandelt. Corn Flakes trocken muss man eben auch mal gegessen haben.

Vogelsafari in Gjesvaer

Bereits in Deutschland hatten wir für den Folgetag Tickets für eine Vogelsafari gebucht. Wir konnten bereits in Island Papageientaucher beobachten und freuten uns auf diese lustig anzuschauenden Gesellen ganz besonders. Die Ausflüge starten in Gjesvaer unweit unserer Unterkunft.

Mit einem Kutter ging es durch die Inselwelt vor Gjesvaer

Mit einem Kutter ging es durch die Inselwelt vor Gjesvaer

Und wir wurden nicht enttäuscht. Tausende Vögel konnte man in diesem Vogelschutzreservoir beobachten. Teilweise waren die felsigen Inseln komplett mit Vögeln und deren Kot bedeckt. Auch Seeotter konnte man bestaunen. Natürlich fehlten auch die Papageientaucher nicht.

Das Meer voller Papageientaucher

Das Meer voller Papageientaucher

Ursprünglich hatten wir anschließend eine Wanderung zum Knivskjellodden, einer Landzunge, die etwas nördlicher, als das Nordkap endet, geplant. Die Gegend um das Nordkap war aber immer noch sehr neblig und trüb, so dass wir auch aus Sicherheitsgründen auf diese Wanderung verzichteten. Stattdessen bereiteten wir uns ein Mittagessen zu und schliefen noch eine Runde. Die vergangene Nacht war doch recht kurz.
Nachmittags durchstreiften wir das Küstengebiet von Gjesvaer. Einfach querfeldein und am Ufer lang. Da hier keine Bäume wachsen kann man sich nur schwer verlaufen.

Karge Landschaft auf der Nordkapinsel

Karge Landschaft auf der Nordkapinsel

Wir fanden die Reste einiger Schalentiere (Krebse, Muscheln, Seeigel, Krabben,...) und anderes Strandgut. Auch die obligatorischen Rentiere durften natürlich nicht fehlen.

© Gerd Dorn, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Autotour zum Nordkap durch Finnland und das Baltikum
Details:
Aufbruch: 23.07.2016
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 08.08.2016
Reiseziele: Estland
Finnland
Norwegen
Schweden
Litauen
Der Autor
 
Gerd Dorn berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.