Mit dem Boot von Basel nach Berlin
Etappe 5 / Potsdam bis Schwerin
Reiseroute
Tag 43 - 13.07.2017: Schwerin
Tag 40 - 10.07.2017: Wahren (Müritz)
Tag 33 - 03.07.2017: Potsdam
5. Reisebericht
Potsdam - Schwerin
Dienstag, 04.07.2017. Heute ist unser 42-igster Hochzeitstag. In der Nacht hat es geregnet und inzwischen ist es noch kühler geworden. Lange Hosen, Pulli, Socken. Nach dem Morgenessen kam doch noch die Sonne. Ich musste vor der Weiterfahrt den Abfall entsorgen. Auf dem Gelände kam aus dem Gebüsch der Stadt-Fuchs. Ich blieb stehen, er aber auch. Wir schauten uns an, dann ging er weiter. Der Hafenmeister hatte doch recht, er macht keinem etwas.
Unser Ziel für Heute ist Oranienburg. Ein riesiges Hotel wir da, mit einem schönen Sandstrand mit etwa 100 Strandkörben, alle leer bei diesem kühlen Wetter. Wir kamen an Berlin vorbei, ziemlich am Rande, durch das Regierungsviertel durften wir ohne Funk nicht fahren. Es gab viele Schlösser und Burgen mit schönen Parks.
Jetzt fuhren wir auf dem Oder-Havel-Kanal. Nach einem Monat unterwegs, sahen wir erstmals einen Biber im Wasser. Spuren von ihm haben wir schon öfters angetroffen.
In Oranienburg haben wir im Schlosshafen übernachtet. Die ganze Anlage ist sehr modern, sie wurde anlässlich der Landesgartenschau 2009 erstellt. In dieser Stadt gibt es fast 30 Kinderspielplätze.
Gegessen haben wir im Schlosshotel "Lieschen&Louise". Wir mussten zwar sehr lange aufs Essen warten, dafür war es hervorragend.
Mittwoch, 05.07.2017. Schon wieder Regen und kalt. Wir sind ohne Frühstück losgefahren, weil wir früh an der Schleuse Lehnitz sein wollten. Man hatte uns gesagt, dass die Wartezeiten dort extrem lang sein könnten (bis zu 4 Stunden). Als wir an der Schleuse eintrafen, waren wir das 1. Boot und mussten trotzdem eine Stunde warten, bis ein Frachtschiff kam. Wir kochten uns auf dem Rechaud Wasser für den Kaffee und frühstückten gemütlich. Die anderen zwei Schleusen waren Selbstbedienung, da ging es schneller voran. Vor der 4. Schleuse in Zedenik hat es eine Ziehbrücke. Das Signal stand auf grün und man durfte in das Becken unmittelbar vor der Schleuse einfahren. Nur diese Schleuse zeigte mit doppelrot übereinander an, dass sie gar nicht in Betrieb war. Etwa 10 Boote fuhren in diesen Bereich vor der Schleuse ein. Es war ein richtiges "Puff" da drinnen. Es hatte zu wenig Plätze zum Belegen und die Boote "gurkten" umher. Bei uns stellte das Brückensignal im letzten Moment auf Rot um und Fredy musste ca. 70 Meter rückwärts an den Wartesteg fahren. Vorne ging gar nichts mehr. Ich wollte mal nachschauen. Der Hafenmeister vom nahem Hafen sagte mir, dass das Schleusentor defekt ist und ein Ersatzteil geholt werden müsse. Das Ganze werde ca. 3 Stunden dauern. Wir gingen ins nahe Dörfli und holten uns eine Gelati vom Italiener. Nach
2 1/2 Stunden ging es weiter. Inzwischen war es schon 16.00 Uhr. Wir fuhren noch eine halbe Stunde und fanden einen kleinen, wunderschönen Hafen im Alten Hafen in Mildenburg. Dort befindet sich auch ein Ziegelpark mit einer alten Ziegelfabrik. Die ganze Umgebung war sehr gepflegt.
Im Restaurant Alter Hafen haben wir gegessen, sogar draussen. Ein freundlicher Kellner hat uns bedient, er bemühte sich vor allem um Fredy. Ich glaube mit mir hätte er nichts anfangen können. Jedes Mal wenn er etwas an den Tisch brachte sagte er "Zimmerservice".
Es gab ein wunderschönes Abendrot.
Donnerstag, 06.07.2017. Endlich schönes Wetter. Heute konnten wir die Brötli direkt bei der Hafenmeisterin abholen. So ein Service hatten wir noch nirgends. Wir trafen ein Schweizer "Päärli", die haben ihr Segelboot in Berlin eingewassert und reisen zwei Monate herum. Ihr Ziel ist auch die Müritz. Ob sie das Ziel wohl erreichen werden? Sie haben nur einen kleinen, schwachen Elektromotor und drei Batterien. Pro Batterie kommen sie im Idealfall 10 Kilometer weit. Aber im Moment hatte es auf der Havel Gegenströmung, wegen den vielen Regenfällen und da leerten sich die Batterien schon früher.
Von Berlin bis an die Müritz hat es im ganzen etwa 15 Schleusen mit ca. 32 Meter Hub.
Die erste Schleuse von heute hatte nur 50 cm Hub. So winzig. Wir waren auf der Havel unterwegs. Dieser Fluss führt mitten durch verschiedene Wälder, einfach nur schön. Haben sogar wieder ein Reh gesehen. Wir überquerten den Stolpsee und kamen in die Schleuse von Himmelspforte. Dort wohnt der Weihnachtsmann, er beantwortet jedes Jahr tausende Wunschzettel von Kindern. www.himmelspfort.de.
In Lychen am Stadtsee haben wir einen Platz gefunden. Dort werden fahrende Häuser auf Pontons vermietet. Als wir ankamen war der Steg noch voller solcher Boote. Die Mieter warteten alle auf ihre kurze Instruktion, dann gings los. So konnten wir eine tolle Aussicht auf den See geniessen und haben das erste mal gebadet.
In der Flösserstadt Lychen erfand ein Uhrmacher die Pinne, bei uns heisst das Reissnagel.
Freitag, 07.07.2017. Heute wieder Regen, wir haben nur eine kurze Fahrt bis zur Wasserstadt Fürstenberg, dort treffen wir Alexandra, Moritz, Silvia und Harald. (Alex ist eine ehemalige Arbeitskollegin vom KV). Sie haben ein sehr grosses Boot für 14 Tage gechartert. Im Rest. Alte Reederei waren wir in einem schönen Ambiente Essen.
Am Hafen wird für das 21. Brandenburger Wasserfest vorbereitet. Am Samstag wird gefestet.
Samstag, 08.07.2017. Der Himmel ist bedeckt, aber die Temperatur angenehm. Wir machten uns bereit für die Fürstenberger-Seen-Radtour vom örtlichen Radsportverein (ein Teil des Festprogramms). Aber diese wurde kurzfristig abgesagt, weil ein befreundeter Club nicht rechtzeitig eintraf. Wir besorgten uns also im Verkehrsbüro eine Velokarte der Region und machten uns selber auf den Weg. Es war sehr friedlich, wir waren fast alleine unterwegs. Der Veloweg führte zum Teil mitten durch den Wald und dieser war geteert, nur der Weg daneben war Naturstrasse . Die Heidelbeeren waren schon reif. Hmm lecker.
Danach genossen wir die Aussicht auf das Festgelände bei Alex auf dem Boot, bei einem Apéro. Anschliessend verpflegten wir uns am Fest. Um 23.00 Uhr gab es ein wunderschönes Feuerwerk.
Sonntag, 09.07.2017. Superschönes Wetter. Abschied von Alexandra und Moritz. Heute hat es sehr viel Betrieb auf den Seen und Kanälen. Besonders viele Kanufahrer. Die 1. Schleuse wurde von einem Schleusenwärter betrieben und er füllte diese dann maximal. Auf einem der diversen Verbindungsknälen zw. den Seen, kam uns ein fahrender Kiosk entgegen mit Glacée, Getränken, Fischbrötli usw. Ich machte schnell ein Foto. Sofort hielt er eine Tafel hoch, darauf stand zu lesen, "zuerst kaufen, dann knipsen". Aber er lachte dazu.
Die Fahrt war einfach traumhaft. Unser Ziel war Mirow. Der Hafenwart vom Hafen an der Schlossinsel, rief uns schon von weitem zu, dass er für uns einen Platz habe. Er konnte so den ganzen Hafen bis auf den letzten Platz füllen. Er begrüsste uns herzlich.
Anschliessend suchten wir uns ein Restaurant. Das Essen war gut. Fredy hatte zwar Lachs bestellt, aber dieser Fisch auf dem Teller war garantiert kein Lachs. Er getraute sich nicht, etwas zu sagen, weil wir schon wegen dem Rotwein reklamiert hatten, der eindeutig "Zapfen" hatte. Der rundliche, mürrische Wirt kam an den Tisch und behauptete, der Wein sei sehr gut, er sei Weinkenner und er habe diesen selber verkostet. Wir liessen den Roten stehen und bestellten uns Weisswein. Der war ok! Eins der wenigen negativen Erlebnisse mit der norddeutschen Gastronomie.
Auf dem Schiff machten wir uns noch einen Kaffee und schauten dem Sonnenuntergang um 21.00 Uhr zu. Es gab auch wieder ein Wunderschöns Abendrot das aussah wie Feuer am Firmament.
Montag, 10.07.2017. Trotz Abendrot war es heute wieder bedeckt und kühl. Trotzdem haben wir gebadet. Auch Regen, Gewitter und Wind waren angesagt. Wir machten uns auf den Weg nach der Müritz. Unser Ziel ist Waren. Wir hatten grossen Respekt vor dem Müritzersee. (Der grösste Binnensee in Europa). Von diversen "Böötlern" haben wir schlimme Sachen gehört, wenn man bei Sturm unterwegs war. Es hatte dann prompt schon Wellen und bald darauf auch Schaumkronen. Wir fuhren so gut es ging dem Ufer entlang, damit wir rechtzeitig hätten flüchten können. Aber wir hatten Glück und der Wind gab etwas nach.
Wir erreichten den Stadthafen Waren. Wie man uns schon gesagt hatte, kam der Hafenmeister mit einem knallroten Gummiboot entgegen und wies und einen Platz zu, direkt an der Fussgängerpromenade. Vom Boot aus hatten wir viel zu beobachten. Der Hafen ist riesig gross und sehr modern.
Die Stadt ist eine von den Schönsten, die wir bis jetzt gesehen haben. Demzufolge hatte es auch sehr viele Touristen.
Abends gingen wir ins Restaurant "U-Nautic" essen. Man glaubte wirklich in einem U-Boot zu sein, sehr originell eingerichtet. Das Essen und der gleiche Wein den wir gestern nicht trinken konnten, waren hier ausgezeichnet.
Zurück auf dem Boot, es war unterdessen sehr kalt geworden, haben wir das "Heissluft-Öfeli" eingestellt.
Dienstag, 11.07.2017. Es wurde schon wieder schlechtes Wetter, mit viel Wind gemeldet. Die grossen Wohnpontons, mit ihren schwachen Aussenbord-Motoren, durften deswegen gar nicht aus den Häfen. Aber den ganzen Tag war es gar nicht so schlecht. Bis auf die 2. Schleuse in der Elde. Da wurde es plötzlich ganz schwarz und es fing an zu Regnen wie aus "Kübeln". Wir standen in der Schleuse, zwei Boote nebeneinander, dicht an der Schleusenwand und konnten das Klappfenster auf der Backbordseite nicht mehr schliessen. Unter dem Fenster hatten wir alle unsere Schuhe verstaut, die schwammen dann im Wasser. Auch unsere schönen, neuen Teppiche waren klatsch nass. Es fing sogar einen Moment an zu Hageln. Ich war draussen auf dem Bug, aber mit Regenjacke. Wir konnten nichts tun und mussten ausharren bis die Schleusung beendet war.
In Lübz wartete der Hafenmeister schon auf die sechs Boot, die in der Schleuse waren, er wies uns einen Platz zu, direkt neben einer Männergruppe, die ein Boot gechartert hatten und so die Jasskasse plünderten. Mit Hilfe von Ohrstöppseln konnte ich dann später doch noch schlafen. Männer können eben nach ein paar "Bierchen" ganz schön lärmig sein.
Aber zuerst mussten wir noch das Boot so gut es ging trocknen. Fredy hat sogar mit dem Föhn die Teppiche bearbeitet und einigermassen trocken gebracht.
Die Bierstadt Lübz ist so niedlich, man kommt sich wie in einer Geschichte im Bilderbuch vor. Im Erlebnisrestaurant "Alter Amtsturm" lohnt es sich vorbeizuschauen und zu Essen. Bis 1992 war dort eine Papierfabrik. Nur, einfach blöd mit nassen Schuhen in den Ausgang zu gehen.
Mittwoch, 12.07.2017. In der Nacht war es trocken, dafür regnete es am Morgen schon wieder und sogar den ganzen Tag. Wir fuhren trotzdem los. Es war der schlechteste Tag auf unserer Reise. Ständig lief die Frontscheibe an und wenn wir auf der Seite das Fenster öffneten um Luft hereinzulassen, regnete es rein. Wir brauchten sehr viel Haushaltpapier um alles wieder zu trocknen.
Auf der Elde darf man nur 6 km schnell fahren. Fredy fährt immer schneller, weil sonst das ganze Schiff mit dieser Tourenzahl vibriert. Ein Böötler hat uns an der Schleuse gesagt, dass die Polizei hinter den Büschen hockt und mit der Laserpistole die Geschwindigkeit misst. Aber bei diesem Wetter glauben wir nicht, dass einer von denen da ist.
Im Marina Matzlow haben wir übernachtet. Hans der Hafenmeister war sehr bemüht und hat uns die Dorfbeiz zum Essen empfohlen. Dort war es sehr gemütlich und gut. Und vor allen schön trocken!!!
Unterdessen hat es endlich aufgehört zu Regnen und es gab sogar ein ganz schönes Abendrot.
Donnerstag, 13.07.2017. Es erwartete uns am Morgen ein stahlblauer Himmel, aber es war doch noch recht kühl. Hans hat uns unsere Brötchen vorbei gebracht. Anschliessend haben wir 120 Liter Diesel bei ihm getankt (Total 600 Liter bis heute).
Wir machten uns auf den Weg nach Schwerin. Heute mussten wir nach Terminplan fahren, weil die Hubbrücke bei Plate nur fünf Mal am Tag öffnet. Der Störkanal ist "pfeiffengerade", wie die Autostrassen in Australien. Vor dieser Hubbrücke gab es eine Schleuse. Da war kein Lichtsignal, sondern der Schleusenwärter stellte eine grüne Tafel, das war wieder etwas neues, wir konnten sofort in die Schleuse. Es gab natürlich wieder eine "Schoggi" für ihn und er fragte uns wann wir wieder zurückkämen.
Bald kamen wir auf den Schwerinsee, dieser war sehr wellig und es gab auch schon wieder Schaumkronen. Das wunderschöne Panorama von Schwerin kam immer näher, das prunkvolle Schloss wurde immer grösser. Im SV Mecklenburgischen Staatstheater haben wir einen schönen Platz gefunden, alles war ziemlich neu. Anschliessend Wäsche waschen und dann in die Stadt. Eine sehr saubere schöne Stadt. Fürs Nachtessen waren wir im Brauhaus Stadtkrug. Na ja, haben schon besser gegessen. An diesem Abend haben wir erneut die Schleuse Dömitz angerufen und erfahren, dass nun die Elbe genügend Wasser führt um dort durchzukommen.
Freitag, 14.07.2017. Schönes Wetter. Wir machten uns bereit zum Biken, um den Schwerinsee herum. Zum Teil mussten wir über oder unter umgestürzten Bäumen durch. Das Wasser am Seeufer war glasklar, das erste Mal auf unserer Reise, dass wir so einen sauberen See sahen. Aber zum Baden machte es uns trotzdem nicht an, es war noch zu kühl. Im Restaurant "Zur Seewarte" haben wir ausgezeichnet gegessen.
Wieder auf dem Boot und natürlich geduscht, gingen wir nochmals in die Stadt und kauften uns neue Regenjacken, bei meiner alten war der Reissverschluss kaputt und die von Fredy war nicht mehr dicht. Wir hofften aber, dass wir sie dann nicht mehr allzu viel benötigen würden.
Aus dem Schweriner Schlossgarten wurde ein Schweriner Gourmetgarten. Es gab kulinarische Köstlichkeiten vom Feinsten von diversen Spitzenrestaurnts. Hier traf sich die örtliche High-Society. Das Ganze sehr edel gestaltet. Verschiedene Speisen haben wir ausprobiert, unter anderem gab es geräucherte Lachspralinen mit Schoggiraspeln obendrauf und hervorragendes Rehfilet am Grillspiess. War sehr lecker. Auf dem Heimweg machten wir noch kurz bei der Freilichtbühne halt und sahen und hörten, noch ein bisschen zu. Dort wurde West Side Story aufgeführt. Wir schliefen wie die Murmeltiere.
Aufbruch: | 03.06.2017 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 02.09.2017 |
Deutschland
Frankreich
Belgien