Mit dem Boot von Basel nach Berlin

Reisezeit: Juni - September 2017  |  von Susanne Gosso

Kapitel 7 / Hamburg bis Osnabrück

Reiseroute

Tag 57 - 27.07.2017: Osnabrück
Tag 54 - 24.07.2017: Hannover (zum zweiten)
Tag 52 - 22.07.2017: Wolfsburg (zum zweiten)
Tag 51 - 21.07.2017: Uelzen
Tag 48 - 18.07.2017: Hamburg

6. Reisebericht

Hamburg - Osnabrück
Im Radio haben wir gehört, dass das englische Königspaar Kate und Williams heute mit dem Zug von Berlin nach Hamburg kommen. Sie wollen die Elbphilharmonie besichtigen. Ein paar Böötler sind ganz aufgeregt und machten sich auf den Weg in die Stadt und erhofften, die beiden zu sehen.
Wegen der Ebbe konnten wir erst um 9.30 Uhr losfahren. Ein ganzer Konvoi von Böötlern war um diese Zeit unterwegs. Vor der Schleuse gibt es keine Anlegestelle für Sportboote, also musste man irgendwie "herumgurken" und den Platz verteidigen. Aber auf der ganzen Reise waren alle sehr diszipliniert und keiner drängelte sich vor.
Auf den Kanaldämmen weiden 100`te von Schafen, so muss das Gras nicht gemäht werden. Die Dammabhänge sind fast alle gepflegt. Es hat überall offizielle Mäher unterwegs. Auch sahen wir wieder zwei Fischadler und jede Menge Gänse.
Im Marina Beach Lauenburg übernachteten wir. Es gab dort tatsächlich eine Beach mit Sand. Und eine Tankstelle war auch vorhanden. Die Hafenwartin sagte uns, dass man nur am Morgen von 10.00 - 12.00 Uhr tanken könne. Sie wolle jedoch eine Ausnahme machen, da noch ein anderes Boot tanken wolle. (Diese Leute warteten schon 2 Stunden darauf). Wir haben 100 Liter getankt für 1.42 Euro, auf der Strasse bekommt man den Liter schon ab 1.07 Euro.
Essen konnten wir draussen. In der Nacht regnete es wieder sehr stark.
Freitag, 21.07.2017. Fredy hat heute Geburtstag und natürlich auch sein Bruder Andy.
Am Morgen scheint die Sonne. Aber es hatte recht viel kühlen Wind. Wir fahren los und schon bald zweigen wir in den Elbe-Seitenkanal ab. Wir kommen an das Schiffshebewerk Schannebeck, dieses hat eine Liftwanne die geht senkrecht 33 Meter hoch hinauf und wird von 240 etwa 10 cm dicken Stahlseilen gezogen. Wir waren mit einem Frachter in der Wanne. Sehr eindrücklich innert kurzer Zeit so hoch über dem Kanal zu sein.

Der Elbe-Seitenkanal hat nicht so hohe Dämme wie die Elbe. Hier sieht man wieder sehr vielen "Velotürler", Jogger und "Hündeler".
Wir fuhren zum Yachtclub Uelzen. Sehr schön gelegen. In diesem Hafen war der Schwell ganz extrem. Wenn ein Frachter auf dem Kanal vorbei fährt, steigt das Wasser im Hafen um bis zu 80 cm. Also mussten wir das Boot dementsprechend vertäuen und fendern.
Zu Fuss in die Stadt wäre es zu weit. Also fuhren wir mit dem Velo nach Uelzen. Zuerst haben wir den Hundertwasser Bahnhof besichtigt. Dieser wurde für die Expo 2000 in Hannover vom Architekten Hunderwasser entworfen. Es soll einer der 10 schönsten Bahnhöfe der Welt sein. Uelzen hat auch eine sehr schöne Fussgängerzone, mit vielen alten, gut erhaltenen Häusern und natürlich vielen tollen Läden, aber da Fredy Geburtstag hatte, habe ich es unterlassen zu "lädelen".
Abends haben wir an einem Teich draussen gegessen. Auf der Terasse im Hafenrestaurant nahmen wir noch einen Schlummertrunk. Aber plötzlich mussten wir vor den Mücken flüchten.
Samstag, 22.07.2017. Schon wieder ist Regen angesagt, mit teilweise starken Gewittern. Heute haben wir uns vorgenommen 60 Kilometer zu fahren. Wir kommen in die höchste "normale" Schleuse auf unserer Reise. Sie ist 23 Meter hoch. Zuvorderst war ein Frachter, dann noch drei Sportboote. Mit uns hat der Schleusenwärter per Lautsprecher geschimpft, weil wir auf der falschen Seite anlegen wollten. "Was veranstaltet ihr da unten für einen Zirkus, einer rechts einer links anlegen, los". Schon komisch wenn man nicht weiss woher die Stimme kommt. Innert zwei Tagen sind wir so 61 Meter gestiegen.

Auf der ganzen Reise hatten wir nicht nur Wasser unter dem Boot, sondern es kam auch eine Menge von oben.
Bald waren wir wieder im Mittellandkanal, von jetzt ab werden wir eine Zeit lang dieselbe Strecke befahren, wie auf der Hinreise.
Übernachtet haben wir nochmals im Yacht-Club-Fallersleben. Als wir ankamen, hatte es aufgehört zu Regnen und die Sonne kam hervor. Wir konnten auf dem Damm essen. Und diesmal kamen eine Menge Frachtschiffe vorbei. Nach dem Essen waren wir beim Sommerfest vom Club eingeladen. Jeder wusste irgend eine verrückte Geschichte von seinen Bootsreisen. In der Nacht gab es wieder heftigen Regen.
Sonntag, 23.07.2017. Unser heutiges Ziel ist Sehnde. Wir hatten mit Fredys Chef, Urs Risi und seiner Frau Silvia abgemacht. Sie waren in Helgoland und sind nun auf dem Rückweg in die Schweiz.
Unterwegs kamen wir an Braunschweig vorbei. Dort hatte es eine Ikea mit Anlegemöglichkeit. Leider war Sonntag, Fredy war schön froh.
Wir telefonierten mit dem Hafenmeister von Sehnde und fragten an, ob wir wieder in den Hafen dürften, auch wenn wir 50 cm zu lang sind. Die Länge ist dort beschränkt (das gab ja schon bei der Hinfahrt Diskussionen), sonst müsste man an der Aussenseite auf dem Kanal anlegen und das wollten wir wegen dem regen Schiffsverkehr und dessen Wellen nicht. Nach kurzem Überlegen willigte er ein.
Unterdessen sind Urs und Silvia eingetroffen. Wir nahmen den Apéro auf unserem Boot und schauten den vorbeifahrenden Frachtern zu.
Essen wollten wir beim Italiener wo wir das erst mal ausgezeichnet gespeist hatten. Es gab dort einen schönen Garten. Die Serviererin sagte uns aber, dass heute nur drinnen serviert werde, da es wieder regen werde. Im Moment war kein Niederschlag in Sicht, geregnet hatte es nur bis Mittag. Das wollten wir nicht, also gingen wir zum Griechen. Bei diesem konnten wir draussen im Garten essen. Es blieb den ganzen Abend trocken und warm. Wir hatten alle viel zu erzählen, es war ein sehr gemütlicher Abend.

Montag, 24.07.2017. Heute wieder den ganzen Tag Regen, das Tief Alfred ist im Anmarsch. Unterwegs sahen wir eine ganze Gruppe "Velotürler", sie hatten angehalten und diskutierten sicher darüber, wie weiter. Wir waren wenigstens im Trocknen.
Auf dem Kanal hatte es sehr viel Verkehr. Zweimal kamen uns überholende Frachter entgegen, wir mussten dann frühzeitig vom Gas und abwarten bis die überholenden Ungetüme wieder eingeschwenkt hatten.
In Yachthafen Seelze haben wir einen Platz gefunden. Mit Regenjacke und Schirm marschierten wir zum Bahnhof und fuhren mit dem Zug nach Hannover (12 Kilometer).
Da es regnete flüchteten wir zuerst in die Markthalle, die ist sehr schön. Von verschiedenen Ländern wurde da Essen und Trinken angeboten.
Dann schauten wir uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten an, aber nur kurz. bei Regen ist das nicht so toll.
Unter dem Bahnhofvorplatz und den Gleisen des Hauptbahnhofs gibt es eine Unterführung, die war sicher mehr als 500 Meter lang, rechts und links mit Läden, Restaurants, Take Aways, bestückt und das Ganze auf
2 Etagen. So etwas haben wir noch nie gesehen.
Das Hafenrestaurant hat leider am Montag geschlossen (wie viele andere auch in Deutschland). Bei schönem Wetter und "Sommer" wäre es dort traumhaft schön gewesen. (Leuchtturm, Strandkörbe, Floss mit romantischer Beleuchtung, Seerosen). Darum gingen wir ins Städtli Seelze essen, schon wieder ein Grieche, aber auch mit deutscher Küche.
Dienstag, 25.07.2017. Die ganze Nacht Regen, den ganzen Tag Regen, wann kommt endlich der Sommer? Aber wir lassen uns nicht verrückt machen.
Wir fuhren trotzdem die vorgesehene Strecke von etwa 55 Kilometern. Fredy hatte aussen über dem Fenster einen Schirm montiert, damit es nicht hineinregnet, wenn er das Fenster öffnen musste (wegen dem Beschlagen der Frontscheibe). Das ging recht gut. Frachter waren unterwegs, aber sonst war kein "Schwanz" entlang des Kanals zu sehen.

Wir fuhren bis zum Yachtclub Minden. Anschliessend gingen wir mit dem Bus ins Städtli Minden. Als wir ausstiegen, mussten wir zuerst in ein Shoppingcenter flüchten, es regnete wie aus "Kübeln". Danach Citytour, aber wir wurden mit dieser Stadt nicht so recht warm. Es hatte sehr viele leer stehende Geschäftslokale, aber auch der Bevölkerungsmix passte uns nicht besonders.
Zurück im Hafen hörten wir im Radio, dass es rundherum massive Überschwemmungen gäbe und die Feuerwehr überall voll im Einsatz sei.
Vor 14 Tagen musste die Feuerwehr auch in den Hafen Minden ausrücken. Dort gab es einen Schwelbrand, bei einem etwa 12 Meter langen Hybridboot. Als die Feuerwehr mit Atemschutzmasken auf dem Steg stand explodierte das ganze Boot. 12 Feuerwehrleute und 1 Polizist wurden verletzt. Die ganzen Überreste vom Boot waren noch am Land zu sehen, sah nicht schön aus.
Abend`s haben wir im Hafenrestaurant gegessen. Unterdessen gab es nur noch Nieselregen. Wir waren schon mit der kleinsten Wetterbesserung zufrieden.
Mittwoch, 26.07.2017. Wow, es regnete nicht mehr. Das Fahren war so viel vergnüglicher. Gegen Mittag kamen wir an einem neuen Hafen mit Einkaufsmöglichkeit vorbei. Wir machten dort halt und gingen kurz einkaufen. Als wir zurück waren, sahen wir einen Frachter der sich der Hafeneinfahrt näherte. Wir stellten unsere Einkäufe ins Boot und machten schnell die Leinen los, damit wir noch vor diesem in den Kanal einbiegen konnten. Da kam der Hafenmeister mit dem Velo angebraust und rief uns zu, "was soll das, können sie sich nicht anmelden". Ich sagte ihm, dass wir nur kurz einkaufen waren und bei den anderen Häfen man bis zu 3 Stunden kostenlos anlegen dürfe. Er sagte ganz aufgeregt, dass man das hier auch könne, aber man müsse sich immer anmelden. Wir entschuldigten uns und fuhren weiter und kamen noch vor dem Frachter in den Kanal. In fast allen Häfen ist der Hafenmeister erst gegen Abend anwesend. Es tat uns etwas leid, dass er sich wegen uns so aufregen musste.

Wir bogen bald darauf in den Stichkanal Osnabrück ein. Im Motor-Yacht-Club haben wir übernachtet. Der Hafen ist so schön, da haben wir uns entschlossen zwei Nächte zu bleiben.
Wir mussten noch tanken. Der Hafenmeister kam mit einem Fass auf Rädern auf den Steg und pumpte uns 120 Liter Diesel in den Tank. "Sehr speziell".
Da es nun trockenes Wetter gab, habe ich wieder einmal gewaschen. Der Wind wehte stark und die Wäsche trocknete im "Hand um drehen".
Essen konnten wir auf der Terasse des Hafenbeizlis. Man servierte mir einen wunderbaren Merlot aus Kalifornien, eher selten in der ortsansässigen Gastronomie.
Donnerstag, 27.07.2017. Heute Morgen machte Fredy wieder einmal den kleinen Service am Boot. Oelkontrolle, alles ok. Wasserfilterkontrolle, gut hat er nachgeschaut, der war voller grüner Algen, es hätte nicht mehr lange gedauert wäre er wieder total verstopft gewesen.
Dann fuhren wir mit dem Velo nach Osnabrück (10 Kilometer). Ein schöner Veloweg, dem Hasenuferweg entlang (Hase heisst das Flüsschen neben dem Kanal). Auf dem Stichkanal trainierten drei Doppelkajaks dicht nebeneinander. Die Trainerin fuhr mit dem Velo auf dem Treidelweg hinterher, sie musste heftig in die Pedalen treten, damit sie nach kam. Mit dem Mikrofon gab sie lautstarke Trainings-Anweisungen.
Die Stadt hat uns sehr gut gefallen. Im Rathaus wurde geheiratet, es war ein Kommen und ein Gehen. Schön die verschiedenen, festlichen Kleider und Leute zu beobachten.
Bei der Marienkirche und den umliegenden Häusern waren blaue Bänder auf die Fassaden aufgeklebt. Wenn man den richtigen Punkt gefunden hatte, ergab es ein 3D Bild, mit Kirche, Häusern und darin eingebettet blaue Kreise, sehr interessant. Das ist in unseren Augen wahre Kunst so etwas herzustellen.
Auch das Schloss mit dem Schlosspark war sehr schön. Das Schloss wird heute als Uni genutzt. Im Schlosspark können sich die Studenten erholen. Welche Stadt hat das schon?
Osnabrück hat eine sehr schöne Markthalle. Mh.. wie das duftet. Wir kamen gerade vom Mittagessen, aber da bekommt man schon wieder Lust auf`s Essen. Es gab dann eine feine Gelati.
Dann gings wieder zurück in den Hafen. Da es in der Nähe kein Retaurant hatte, ausser das Hafenrestaurant, haben wir selber etwas gekocht. Wir konnten sogar draussen sitzen aber mit Jacke.

27.07.2017
Osnabrück

27.07.2017
Osnabrück

Fahren bei Regen und 18 Grad Aussentemperatur.

Fahren bei Regen und 18 Grad Aussentemperatur.

Es regnet so, dass sogar der Frosch einen Schnorchel und eine Taucherbrille braucht.

Es regnet so, dass sogar der Frosch einen Schnorchel und eine Taucherbrille braucht.

24.07.2017
Altes Rathaus von Hannover

24.07.2017
Altes Rathaus von Hannover

Neues Rathaus in Hannover

Neues Rathaus in Hannover

Feine Köstlichkeiten in der Markthalle von Hannover

Feine Köstlichkeiten in der Markthalle von Hannover

Grüsse an alle Zuhause.

Grüsse an alle Zuhause.

Ikea in Braunschweig mit Anlegestelle.
Leider war Sonntag.

Ikea in Braunschweig mit Anlegestelle.
Leider war Sonntag.

Schiffshebewerk Schannbeck. 38 Meter.

Schiffshebewerk Schannbeck. 38 Meter.

In 38 Meter höhe angekommen.

In 38 Meter höhe angekommen.

21.07.2017
Hundertwasser Bahnhof in Uelzen.

21.07.2017
Hundertwasser Bahnhof in Uelzen.

Restaurant in Uelzen. Erbaut um 1400. Nach dem Krieg war nur noch die Fassade erhalten. Der Hinterteil wurde neu erbaut.

Restaurant in Uelzen. Erbaut um 1400. Nach dem Krieg war nur noch die Fassade erhalten. Der Hinterteil wurde neu erbaut.

© Susanne Gosso, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir Fahren mit unserem Boot von Basel über Frankreich bis nach Berlin und wieder Zurück. Für diese Abenteuerreise nehmen wir uns 3 Monat Zeit.
Details:
Aufbruch: 03.06.2017
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 02.09.2017
Reiseziele: Schweiz
Deutschland
Frankreich
Belgien
Der Autor
 
Susanne Gosso berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.