Durch das Land der Skipetaren

Reisezeit: September / Oktober 2017  |  von Gerd Dorn

Albanien: Tirana

Von Durrës führt die einzige Autobahn des Landes nach Tirana und von dort aus weiter in den Kosovo. Eine Verlängerung über die A2 nach Vlora war zumindest in dem Abschnitt zwischen Vlora und Fier bereits als Autobahn ausgebaut (weitere Abschnitte haben wir nicht befahren).
Maut wurde zwischen Durrës und Tirana (auch nicht zwischen Vlora und Fier) im Herbst 2017 nicht erhoben.
Infolge der Autobahn waren wir schon innerhalb einer halben Stunde in Tirana. Da wir uns mit dem albanischen ÖPNV nicht auseinandersetzen wollten, war die heutige Unterkunft im Stadtzentrum gebucht.
Das wurde hart. Die Qualität des Verkehrs in Tirana ist um einiges erschreckender als die, die ich bereits in Peja und Priština erfahren durfte. Schmerzhaft wurden in mir Erinnerungen an Fahrten durch Neapel wach. Die Fahrweise der Tiraner steht denen der Neapolitaner in keiner Weise nach.
Irgendwie kamen wir scheißgebadet am gebuchten Hotel an. Unweit fand sich sogar ein Parkplatz. Zwar war hier groß das Wort "TAXI" auf den Asphalt gesprüht, das war mir aber egal. Aus dem Hotel kam sofort eine Person gestürzt, die mir erklärte, dass ich hier nicht Parken könne. Ich schaltete auf Desinteresse um. Allerdings ergaben weitere Ausführungen, dass wenige Meter entfernt eine Tiefgarage sei, in der ich für 3,00 € parken könne. Die Garage war richtig super. Jeweils zwei Fahrzeuge parkten in einer Nische, die anschließend durch ein Rolltor verschlossen wird. Sicherheit war somit gegeben.

Nachdem der stressige Teil Tiranas abgehakt war, begann der deutlich angenehmere - die Besichtigung.
Wir begannen am Friendship Monument und gingen an der Moschee Xhamia Et'hem Bej zum gleich daneben stehenden Clock Tower. Weiter dann durch einen Park auf den Skanderbegplatz, wo - wie nicht anders zu erwarten - ein Reiterstandbild des Nationalhelden auf uns wartete.
Der Skanderbegplatz ist einer der zentralen Plätze Tiranas. Dieser war nicht nur penibel sauber, sondern lud durch seinen parkähnlichen Südteil auch zum längeren Verweilen ein.

Sehr sauber: Der nördliche Teil des Skanderbeg Platzes (im Hintergrund die Oper)

Sehr sauber: Der nördliche Teil des Skanderbeg Platzes (im Hintergrund die Oper)

Im Südwesten des Platzes dann die Auferstehungskathedrale. Ein Bauwerk, dass sich in Form und Farbgebung von den bisher gesehenen orthodoxen Kirchen und Klöstern abhebt.
Weiter südlich dann durch den Rinia Park. Das hier errichtete Unabhängigkeitsdenkmal und die "Ich liebe Tirana" Darstellung sind nett, aber nicht sonderlich sehenswert.
Über das Flüsschen Lana kommt man dann zur Pyramide von Tirana, gewidmet dem langjährigen Führer der albanischen kommunistischen Partei - Enver Hoxha.

Heruntergekommen, beschmiert und verschmutzt: Die  Pyramide von Tirana. Der rote Stern, der die Kuppe zierte, wurde bereits in den 90er Jahren abmontiert.

Heruntergekommen, beschmiert und verschmutzt: Die Pyramide von Tirana. Der rote Stern, der die Kuppe zierte, wurde bereits in den 90er Jahren abmontiert.

Im Internet kursieren sehr schöne Bilder dieser Pyramide aus vergangenen Tagen. Der heutige Zustand ist einfach nur desolat. Auch wenn dieses Gebäude an finstere Zeiten erinnert, hat es nach meiner Auffassung als eines der (früheren?) Wahrzeichen Tiarans mehr Beachtung und Pflege verdient.
Derzeit (Stand 2018) plant man wohl die Umwandlung in ein Jugendzentrum.

Vor der Pyramide befindet sich die Friedensglocke. 1997 gab es in Albanien einen Aufstand (sogenannter Lotterieaufstand). Aus etwa 200.00 aufgesammelten Patronenhülsen wurde diese Glocke gegossen, deren Klang die Albaner an das sinnlose Töten erinnern soll. Als Leitspruch wurde in die Glocke der Wunsch der albanischen Jugend eingraviert, dass im 3.Jahrtausend Frieden herrschen möge.

Etwa 500 m weiter südlich befindet sich der Nënë Tereza Platz. Der Vollständigkeit halber beschlossen wir auch diesen zu besuchen. Hier sollte sich auch ein Denkmal der Mutter Teresa befinden. Obwohl wir den gesamten Platz schon etwas fußlahm umrundeten, konnten wir keins entdecken. Also Fehlanzeige - weiter zur osmanischen Brücke. Die Brücke gibt es noch, nur befindet sich kein Wasserlauf mehr darunter. Wirkt irgendwie sinnlos und auch architektonisch nicht besonders reizvoll.

Wieder auf dem Skanderbeg Platz angekommen, hatten wir nunmehr schon über 6 km in den Beinen - und nach unserer Auffassung die bedeutetsten Wahrzeichen Tiranas besucht.

Männer beim Spiel im Rinia Park. Nicht nur hier war auffällig, dass speziell in den Parks hunderte Bücher zum Verkauf durch Straßenhändler angeboten werden.

Männer beim Spiel im Rinia Park. Nicht nur hier war auffällig, dass speziell in den Parks hunderte Bücher zum Verkauf durch Straßenhändler angeboten werden.

Obwohl es noch nicht allzu spät war, reagierten wir auf die Proteste unserer Füße (Asphalt laufen ist ziemlich anstrengend) und relaxten noch ein wenig in einem der zahlreichen Straßencafes.
Eine frühe Abendmahlzeit beschloss diesen Tag.

Tirana ist eine sehr schöne Stadt. Altes und Neues harmonieren prächtig miteinander. Die Stadt ist sauber und aufgeräumt und entspricht keinesfalls den Klischees, die viele daheim von Albanien haben. Um Alles zu sehen müsste man vielleicht noch einen zweiten Tag hier einplanen, für die Hauptattraktionen reicht jedoch ein halber Tag durchaus.

Für den nächsten Morgen war eine der Planungsoptionen eine Fahrt mit der Seilbahn östlich von Tirana im Dajti Mountain National Park. Von hier aus soll man einen sehr schönen Ausblick auf Tirana haben. Andererseits reizte auch das Skanderbeg Museum in Kruja, für das wir uns letztlich entschieden.

© Gerd Dorn, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Rundreise durch den östlichen Balkan
Details:
Aufbruch: 30.09.2017
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 14.10.2017
Reiseziele: Bosnien und Herzegowina
Montenegro
Kosovo
Mazedonien
Griechenland
Albanien
Kroatien
Der Autor
 
Gerd Dorn berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.