Durch das Land der Skipetaren
Kosovo
Die Einreise in den Kosovo begann mit einer Überraschung. Der Grenzer erklärte, dass die internationale (grüne) Versicherungskarte im Kosovo nicht gelten würde. Man müsse für die Dauer des Aufenthaltes eine gesonderte Versicherung abschließen. Praktischerweise befand sich wenige Meter entfernt eine Baracke, in der man eben diese erwerben konnte. Die Preise sind nach der Länge des Aufenthaltes gestaffelt. Ich bezahlte für eine Woche etwa 11,00 €. Wir passierten die Grenze bei Rožaje und glücklicherweise verzichteten die Grenzer auf einen Eintrag in den Pass. Mit einem solchen wird der Pass für eine spätere Einreise nach Serbien dort nicht mehr anerkannt. Hinter Rožaje beginnen schon die nördlichen Ausläufer der albanischen Alpen und man hat eine herrliche Aussicht.
Weiter ging es nach Peja, der fünftgrößten Stadt des Kosovo. Ich hatte hier ein beschauliches 50.000 Einwohner Städtchen erwartet, wurde aber vom hohen Verkehrsaufkommen überrascht. Auch entspricht die Fahrweise der Kosovaren eher der südländischen Mentalität. Drauf halten und hupen. Irgendwie schaffte ich es jedoch zum Hotel zu kommen, ohne unser Auto zu schrotten.
Für Damian war dann erst einmal Bettruhe angesagt, während ich notwendige Einkäufe erledigt. Supermärkte sind ähnlich wie in Deutschland, mit teilweise umfangreichem Sortiment. Es gelang mir sogar medizinisch notwendigen Brennnesseltee zu bekommen. Schwierig ist allerdings, dass die Warenbeschriftung meist nur in Serbisch und in Albanisch erfolgt. Man muss dann aus den Bildern auf der Verpackung auf den Inhalt schließen. Die Preise im Supermarkt sind leicht unter den aus Deutschland gewohnten. Schön, dass der Kosovo den Euro als Währung verwendet, so dass das lästige Umrechnen wegfällt.
Damian verschlief den Rest des Nachmittags, den Abend und die gesamte Nacht, um am nächsten Morgen sichtlich erholt aufzustehen
Die Quellen des weißen Drin
Wenige Kilometer nördlich von Peja, in der Nähe des Ortes Radac, befinden sich die Quellen des weißen Drin. In diesem Areal hat man besucherfreundliche Wege abgelegt und die gesamte Anlage parkähnlich gestaltet. Also ein geeigneter Spaziergang für einen Rekonvaleszenten.
Leider waren die vergangenen Tage ziemlich trocken, so dass der weiße Drin an der Quelle recht schmal war. Dennoch ließ sich eindrucksvoll das wilde Naturspiel beobachten. An den Wasserfällen gibt es zudem zahlreiche Plätze, an denen man ein Picknick veranstalten, ein Buch lesen oder einfach nur gedankenverloren in die Wassermassen starren kann. Zudem laden Kioske und Gaststätten mit manierlichen Preisen (Cola 1,00€) zum Verweilen ein.
Die albanischen Alpen
Die albanischen Alpen erstrecken sich über die Länder Kosovo, Montenegro und Albanien. Von kosovarischer Seite aus sind sie allerdings infrastruckturmäßig am Besten erschlossen. Von Peja aus führt die Straße M9 nach Westen bis nach Montenegro und ist zumindest bis Kuqishta mit dem Auto sehr gut befahrbar. Bei dem Ort Kuqishta handelt es sich um keinen klassischen Ort mit Haupt- und Nebenstraßen, sondern eher nur um eine weit verteilte Ansammlung von Gebäuden (Hotels, Restaurants,...).
Ursprünglich hatten wir hier eine Wanderung geplant. Wer derartiges vorhat, sollte über eine gute Konstitution verfügen, die Berge und Hänge sind doch recht steil. Ich war für mein Teil recht froh, hier nicht laufen zu müssen...
Die Straße schlängelt sich am Steilhang entlang. Durch den herausgesprengten Fels wirkt diese teilweise so, als wäre sie überdacht. Auch einige Wasserfälle sind zu bewundern - und häufig wird dazu noch eine Rastmöglichkeit durch einheimische Händler angeboten. Auch ohne extra Wanderung kann man allein auf dieser Straße locker einen ganzen Nachmittag zubringen und die Natur bewundern.
Durch den Kosovo nach Priština
Von Peja führt die gut ausgebaute Straße M9 in Richtung Osten nach Priština. Zwischendurch wollten wir uns noch die Mirusha Wasserfälle anschauen. Bei Zajm bogen wir auf die M9-1 in Richtung Süden ab. Dort, wo die Mirusha in den weißen Drin mündet, befindet sich ein Fischrestaurant und es geht zum Wasserfall. Zumindest laut Plan. Leider konnten wir aber keinerlei Wegweisung oder ähnliches finden. Und für eine längere Wanderung ohne genau zu wissen, wohin der Weg führt, dazu sah Damian sich noch nicht in der Lage.
Also weiter nach Priština. Das erste Ziel war das Denkmal der Schlacht auf dem Amselfeld, welches wir aber verfehlten. Statt dessen fanden wir das Grabmal von Sultan Murad, welcher in eben dieser Schlacht fiel (Gazimestan Tomb).
Mit Ausnahme des Mausoleums selbst gab es hier nichts Sehenswertes, aber wenigstens konnten wir in etwa 5 km Entfernung das eigentliche Gazimestan Denkmal entdecken. Dort angekommen waren wir zunächst etwas irritiert, weil sich dieses auf einem militärischen Sperrgelände befindet. Nach einer Passkontrolle gestatte man uns aber den Zutritt.
Das Gazimestan Denkmal: Die Schlacht auf dem Amselfeld wird eher vom serbisch-orthodoxen Kulturkreis stark mystifiziert und glorifiziert. Dennoch wird dieses historische Ereignis auch von den albanischen Kosovaren gewürdigt. Ein Zeichen dafür ist die gute Pflege dieses Denkmals.
Priština
Weiter ging es nach Priština. Und was sich bereits in Peja andeutete, wurde hier weiter gesteigert - das rabiate Verkehrsverhalten. Dank Navi gelang es uns in die Nähe unserer heutigen Unterkunft zu gelangen. Hier stellte sich jedoch schnell heraus, dass es keine freien Parkplätze gab. Erst nach einigen Runden im Carreé konnte ein freies Plätzchen gefunden werden. Dass dieses eine Ausfahrt versperrt bemerkte ich erst später, als mir jemand einen stark klebenden Aufkleber auf die Scheibe pappte. Gut dass ich mich noch einmal vergewissert hatte...
Priština ist eine moderne Großstadt. Beim Flanieren erkennt man kaum Unterschiede zu vergleichbaren europäischen Metropolen. Schwatzende Jugendliche mit Mobiltelefonen, farbenfroh gekleidete Frauen mit Kindern, eilig dahinschreitende Geschäftsleute,... Es ist hier so, wie woanders auch.
Unser erstes Ziel war natürlich die Skanderbeg Statue auf dem zentralen Platz.
Die Skanderbeg Statue in Priština. Leider gibt es auch hier Schmierfinken, wie in der übrigen Welt auch.
Allein die Wertschätzung, die dieser Heroe auch im Kosovo genießt, zeigt die ideelle Verbundenheit der albanischen Kosovaren zum Mutterland. Dies betrifft auch die Verehrung der Mutter Teresa, deren Denkmal wir natürlich ebenfalls besuchten. Wie in den meisten Großstädten konzentrieren sich Prištinas Sehenswürdigkeiten auf ein kleines innerstädtisches Areal und waren schnell abgelaufen. Das Newborn Denkmal, die Fatih Moschee, der Clock Tower und andere sind wirklich sehenswert. Wie bereits in Bosnien kann man auch im Kosovo Kirchen / Moscheen verschiedener Glaubensrichtungen nahe beieinander besuchen. Da stört sich die Moschee nicht an der orthodoxen oder katholischen Kirche - und umgekehrt. Auch die kleine Synagoge dazwischen erregt kein Ärgernis. Im kleinen scheint die Ökumene zu funktionieren.
Hervorheben möchte ich an dieser Stelle noch das Gebäude der Nationalbibiliothek.
Nachdem man diesen Prachtbau bewundert hat, muss man sich nur um 180 Grad drehen um ein total vermülltes mit einer ärmlichen halb verfallenen Behausung versehendes Grundstück zu sehen. Zum Trocknen aufgehängte Wäsche zeugt davon, dass hier Menschen wohnen. Die Einkommensunterschiede scheinen sehr prägnant zu sein.
Da wir günstigerweise unser Apartement unweit des Zentrums gebucht hatten, konnten wir den Abend mit einem vergleichsweise preiswerten Mal auf Prištinas Hauptlatz ausklingen lassen und dann relaxt zur Unterkunft schlendern. Natürlich durfte ein letzter Kontrollgang zum Auto nicht fehlen. Kein neuer Aufkleber, nichts kaputt, nichts abmontiert - alles Prima.
Der Name unseres Appartements lautete: "The Rooftop". Tatsächlich handelte es sich um ein sehr hohes Gebäude und wir nächtigten ganz oben. Daher konnten wir am nächsten Morgen ein wunderschönes Morgengrauen über Priština genießen.
Priština von oben. Der Muezzin der Moschee im Vordergrund sorgte dafür, dass wir unsere Tour ziemlich früh am Morgen beginnen konnten. Ansonsten fällt auf, dass es relativ wenig Grün gibt.
Unsere Fahrt ging weiter in Richtung der mazedonischen Grenze. Der Kosovo verfügt über ein gut ausgebautes und erhaltenes Straßensystem. Maut mussten wir hier nicht entrichten. Auch ist die Verkehrs- vor allem die LKW-dichte außerhalb der Städte nicht so hoch, wie in Deutschland, so dass man entspannt fahren kann.
Aufbruch: | 30.09.2017 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 14.10.2017 |
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