Durch das Land der Skipetaren

Reisezeit: September / Oktober 2017  |  von Gerd Dorn

Monte Negro: Wandern im Durmitor Nationalpark

Am nächsten morgen wollten wir ursprünglich zur Ledena Pećina, der Eishöhle unterhalb des Bobtows, wandern. Eine schöne Strecke, für die wir auch schon das Kartenmaterial bereit hatten. Der Vermieter, nach seinen Aussagen der ehemalige Chef der dortigen Bergwacht, war damit gar nicht einverstanden. "Alle Deutschen wollen nur zur Eishöhle." Ja klar, wird ja im deutschem Internet ziemlich gut beworben. Er verkaufte uns für 2,00 € eine Detailkarte 1:25.000 des Durmitor und erklärte uns eine "schöne" Wanderroute. Na gut, machen wir diese halt, er wird schon wissen, was er sagt. Eine ziemlich blöde Entscheidung, wie sich bald herausstellen sollte.
Wir wichen nur insofern von seiner Planung ab, dass wir den Startpunkt zum Crno Jezero verlegten - den muss man irgendwie mal gesehen haben, wenn man in der Ecke ist.
Also kauften wir in Žabljak noch Verpflegung und Getränke ein und fuhren dann zum Parkplatz am Crno Jezero. Hier kann man für 2,00 € den ganzen Tag parken und hat freien Eintritt in den Durmitor Nationalpark.

Malerische Landschaft am Crno Jezero

Malerische Landschaft am Crno Jezero

Vom See aus weisen viele Schilder auf unterschiedliche Wanderrouten hin. Angaben zur Länge der Strecke fehlen leider, dafür hat man dann die Karte. Analog zur Bezeichnung von Skipisten, haben die Routen eine farbliche Kennzeichnung. Unsere Tour zum Malý Medved war schwarz gekennzeichnet. Es ging auch ziemlich beschwerlich los, steile Abschnitte wechselten zunächst jedoch mit flacheren, so dass die Route bis etwa 1.800 m Höhe (der See liegt auf etwa 1.400 m Höhe) beherrschbar war. Dann kam der Aufstieg zum Medved und jetzt wurde es ziemlich anstrengend. Es begann eine sehr kräftezehrende Mischung zwischen Wandern und Klettern, für die wir weder geübt noch ausgerüstet waren. Für Turnschuhe war das definitiv nicht das geeignete Gelände.

Gewagte Kletterei am Hang des Malý Medved. 
Auch wenn es nicht so wirkt, befanden sich auf dieser Route farbliche Markierungen, die den "Wanderweg" kennzeichneten

Gewagte Kletterei am Hang des Malý Medved.
Auch wenn es nicht so wirkt, befanden sich auf dieser Route farbliche Markierungen, die den "Wanderweg" kennzeichneten

Wir waren auch schon auf über 2.000 Höhenmeter gestiegen, aber dann geschah, was geschehen musste. Ein Stein gab unter Damians Fuß nach, er verlor das Gleichgewicht, stürzte ein paar Meter vom Felssockel und rollte etwa 100m den Hang über ein Schotterfeld herunter.
Ziemlich übel. An ein Weitergehen war anschließend nicht mehr zu denken, auch weil nicht klar war, ob Kopf- oder innere Verletzungen vorliegen. Zum Glück war ein Mobilfunknetz vorhanden, so dass über den Notruf 112 die Bergrettung gerufen werden konnte. Ein gut eingespieltes Team erschien nach etwa drei Stunden, leistete erste Hilfe und trug Damian den Berg runter. Unten wartete bereits ein Notarzt, der entschied, dass eine Krankenhausuntersuchung erforderlich ist. Leider verfügt Žabljak nicht über ein Krankenhaus, so dass es in das etwa 60 km entfernte Pljevlja ging. Nach CT und Röntgen wurde Entwarnung gegeben. Lediglich ein Bruch am Hangelenk wurde diagnostiziert, zudem eine schwere Gehirnerschütterung. Die zahlreichen Schürf- und Platzwunden fielen dabei kaum noch ins Gewicht. Zur Beobachtung sollte Damian diese Nacht im Krankenhaus verbringen.
Ärztliche Behandlung scheint in Montenegro kostenfrei zu sein. Für die Behandlung (Gipsen, Wundversorgung, Krankenhausunterbringung...) auch für den Notarzt und den Krankentransport musste ich nichts bezahlen. Lediglich für die beiden CT's und das Röntgen wurde ich gefragt, ob ich das haben möchte, dann müsse ich es aber auch extra bezahlen. Insgesamt 110,00 € dafür, waren für deutsche Verhältnisse allerdings ein Schnäppchen.

Tara Schlucht

Am nächsten Morgen fuhr ich dann ins Krankenhaus um Damian wieder in Empfang zu nehmen. Nachteilig in der montenegrinischen Provinz ist die Tatsache, dass hier kaum Fremdsprachenkenntnisse vorliegen. Englisch war absolut Fehlanzeige. Da sich die slawischen Sprachen aber erstaunlich ähneln, konnte ich mit einigen Brocken tschechisch eine rudimentäre Verständigung herstellen.
Im Endeffekt konnte ich den ziemlich lädierten Damian ins Auto verfrachten.
Ursprünglich wollten wir uns an diesem Vormittag die Tara Schlucht anschauen, aber an Aktivitäten war erst mal nicht zu denken. Glücklicherweise führte die Straße zwischen Žabljak und Pljevlja durch eben die Tara Schlucht, so dass man wenigstens einen Eindruck gewinnen konnte.

Die Tara Schlucht bei Rasova

Die Tara Schlucht bei Rasova

Die Tara Schlucht ist die längste und tiefste Schlucht Europas. Manche Quellen sprechen davon, dass sie die viertlängste der Welt sei. Den besten Einblick hat man sicher bei Tepca (nördlich von Žabljak) aber auch hier kam das majestätische der Schlucht voll zur Geltung.

© Gerd Dorn, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Rundreise durch den östlichen Balkan
Details:
Aufbruch: 30.09.2017
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 14.10.2017
Reiseziele: Bosnien und Herzegowina
Montenegro
Kosovo
Mazedonien
Griechenland
Albanien
Kroatien
Der Autor
 
Gerd Dorn berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.