Ostsee-Tournee
Lettland - neues Land, neue Eindücke
Lettland - neues Land, neue Eindrücke. Und diese sind wiederum ganz anders als in Litauen - nur leider nicht besser. Keine Radwege, keine ausgeschilderte Radwegeführung. Die Menschen wirken irgendwie verschlossen und in machen Ortschaften empfinde eine eigenartige Grundstimmung. Viele alte Holzhäuser sind heruntergekommen, werden aber immer noch bewohnt und die Plattenbauen aus der Sowjetzeit tragen auch nicht dazu bei, Orte zu verschönern. Kurz hinter der Grenze entschließe ich mich, die Hauptstraße zu verlassen und auf Nebenstraßen nahe der Küste Richtung Norden weiterzufahren. Meine Karte weist dort zwar keine durchgehende Straße aus, aber Google-Maps weiß es besser. Kaum von der Hauptstraße abgebogen, lande ich auf einer staubigen Schotterpiste mit üblem Waschbrettprofil. Naja, so etwas bin ich ja schon oft gefahren, also warum anstellen - weiter 12 km bis zur nächsten Ortschaft. Dort endet dieser gute Weg und ich lande im Wald. Weicher Sand ist hier die Alternative. Macht nichts einfach weiter, bloß nicht die gesamte Strecke zurück - außerdem weiß Google ja wo ich bin und zeigt mir, dass es einen Weg gibt. Das ist allerdings mit der Realität verglichen kaum glaubhaft. Sumpf, zugewachsene Strecken, tiefe Spuren im Schlamm von schweren Forstmaschinen - und dazu buchstäblich hunderte von Fliegen und Bremsen, die sich auch durch Authan nicht beeindrucken lassen. Schlimmer geht's nimmer. Aber Google behält recht und ich komme durch. Allerdings hat dieser Weg Stunden und viel Kraft und einiges an Blut für die kleinen Plagegeister gekostet. Eines ist von jetzt an klar: Es werden hier die asphaltierten Straßen gefahren.
Wohnhäuser aus Holz
Nein, Plattenbauten haben nichts mit Schöner Wohnen zu tun
Pause nach der Quälerei auf einer unbeschreiblichen Route
Hoffentlich bin ich nicht auf deren Hilfe angewiesen
Viel Landschaft in Lettland
Der erste Campingplatz in Lettland: Leitungswasser stinkt, dafür aber um Mitternacht eine tolle Aussicht auf die Ostsee
Der erste Campingplatz in Lettland: Leitungswasser stinkt, dafür aber um Mitternacht eine tolle Aussicht auf die Ostsee
Störche sind ständige Begleiter, wie auch schon vorher in Litauen und Polen. Dieser lädt wahrscheinlich gerade seine Akkus auf...
... und Abflug
Die letzten beiden Tage bin ich fast nur durch Waldgebiete entlang der Küste gefahren. Campingplätze gibt es reichlich, die Qualität eher unterer Standard, dafür aber z. T. unangemessene Preise. Was ich bisher auf so gut wie keiner Reise erlebt habe, ist ekeliges Leitungswasser, das man kaum zum Duschen nutzen möchte. Ab jetzt werden 5-Liter-Flaschen Wasser gekauft... Der Vorteil ist, wenn man durch so dünn besiedelte Gebiete fährt, dass einem auch mal ein Wolf über den Weg läuft und für Abwechslung sorgt. Danach kam - ich glaube es zumindest, allerdings war diesmal die Entfernung zu groß, um es mit Sicherheit zu sagen - ein Elch, der die Straße kreuzte. So hat auch dieses Land viel zu bieten. Morgen komme ich in die Hauptstadt Riga und werde natürlich auch von dort meine Eindrücke schildern.
Von Lettland nach Estland
Inzwischen bin ich ein ganzes Stück weiter gekommen und morgen möchte ich die Hauptstadt von Estland, Tallin, erreichen und dort einen dringend erforderlichen Ruhetag einlegen. Den habe ich mir in Riga gespart und bin dort recht schnell wieder abgefahren. Ich sitze gerade im Terminalgebäude auf der Insel Hiiumaa (kein Tippfehler!) und warte auf die Fähre, die mich auf das Festland zurückbringen soll. Mein Glück von gestern wollte sich einfach nicht wieder einstellen, als ich nach dem Ticketkauf auf die Fähren fuhr und hinter mir die Schotten geschlossen wurden. Heute sehe ich die Fähre von hinten auf der Ostsee und muss gut 2,5 Stunden auf die letzte Gelegenheit des Tages warten, um die Insel zu verlassen.
Der erste Eindruck von Lettland will sich auch auf den zweiten Blick nicht so richtig auslöschen lassen. Zwar werden die Straßen etwas besser, ausgeschilderte und gut fahrbare Radwege bleiben aber die Ausnahme. Und auch die Orte und die Menschen wollen sich einfach nicht bei den Besuchern einschmeicheln.
Ich gebe dem Land eine weitere Chance und fahre weiter an der Küste bis zum Kap Kolka, das aber auch nicht so richtig mitzureißen versteht, um von dort Kurs auf Riga zu nehmen. Unterwegs treffe ich einen anderen Schleswig-Holsteiner auf großer Tour und gemeinsam rollen wir nach einer Zwischenübernachtung nach Riga hinein. Überraschender Weise diesmal auf einem guten Radweg abseits aller Hauptverkehrsstraßen bis ins Zentrum wo es zwei Campingplätze gibt. Wir entscheiden uns für den mit Hafen- und Altstadtpanorama, was sich wegen der lauten Arbeiten in der Nacht noch rächen soll. Kurz vor Riga muss ich das erste Mal die Regenjacke anziehen, weil dunkle Wolken aufziehen und ein paar Tropfen fallen - aber kaum ist die Jacke an, hört es auch schon wieder auf zu regnen, bis das Zelt in Riga steht und ein kurzer Schauer herunterkommt.
Im Hafen liegen bei unserer Ankunft zwei Kreuzfahrtschiffe - ein sicheres Zeichen dafür, dass es sich um eine Stadt handelt, die vieles zu bieten hat. Den Nachmittag nach unserer Ankunft habe ich genutzt, die Altstadt zu Fuß zu erkunden, am nächsten Morgen habe ich meine Sachen gepackt und bin noch ein paar Stunden durch die Stadt zu fahren, um mich dann in
Richtung Estland zu verabschieden. Hier aber erst einmal einige Eindrücke aus der lettischen
Beim Gang über Brücke, die die Daugava überspannt, zeigt sich die Altstadt mit dem Rigaer Schloss im schönsten Abendlicht
Viele neue und alte, oft sehr schön gepflegte Holzhäuser prägen das Bild in einigen Stadtteilen
Ein Bild, wie es auch aus skandinavischen Ländern stammen könnte
Das Schwedische Tor
Wohl die auffälligste Fassade in der Stadt mit dem Standbild des Roland davor - allerdings kein altes Gebäude, sondern vollständig rekonstruiert
Das Stadtbild wird neben den Holzhäusern von den vielen sehr schön erhaltenen Jugendstilhäusern geprägt
Und die mit einem unglaublichen Detailreichtum
Verschwenderische Fassadengestaltung
Der markante Funkturm der Stadt
Natürlich feiert sich das Land und seine wiedererlangte Unabhängigkeit mit einem monumentalen Denkmal
Aber auch der russische Teil der Bevölkerung hat mit seinem Glauben einen Platz in der Gesellschaft
Wie schon gesagt, nach zwei halben Tagen verlasse ich Riga und mache mich auf den Weg weiter Richtung Norden. Allerdings muss man dazu lange Strecken auf stark befahrenen Hauptstraßen zurücklegen und sich die kilometerlangen Baustellen mit Lkw, Bussen und Pkw teilen. Aber kurz vor der Grenze komme ich auf eine Nebenstaße und kann fast unter Ausschluss anderen Verkehrs die fünfte Grenze meiner Reise queren
Ein Schild, zwei Videokameras: das ist schon der ganze Grenzübergang und ich komme in Ikla in Estland an
Aufbruch: | 26.05.2018 |
Dauer: | 10 Wochen |
Heimkehr: | 05.08.2018 |
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