Wann kannst du kommen?

Reisezeit: Juli / August 2019  |  von Beatrice Feldbauer

Learning by doing

Ich bin heillos im Rückstand mit meinen Berichten. Und dabei gäbe es doch grad in diesen Tagen soviel Spannendes zu erzählen. Abends bin ich aber immer so müde, so dass mein normales Konzept mit dem über-Nacht-schreiben nicht aufgeht.

Also beschliesse ich, nach dem reichhaltigen Frühstück, im Zimmer zu bleiben und zu schreiben.

Und ausserdem suche ich einen Flug für die Weiterreise. Eigentlich war mein provisorischer Plan, nach Belem zu fliegen. Nachdem ich in den letzen Jahren sehr oft in Iquitos war, da wo der Amazonas beginnt, wäre es sicher spannend, jetzt ins Amazonasdelta zu fliegen um zu sehen, wo sich der riesige Fluss im Meer auflöst.

Doch ich finde keinen Flug für morgen oder übermorgen. Erst am Samstag würde einer gehen, aber der ist ausserdem auch noch sehr teuer. Und der Flug ist lang und mit 2 Umsteigen wird die Reisezeit zusätzlich sehr verlängert. Also überlege ich mir ein neues Ziel.

Was weiss ich denn von Brasilien? von diesem riesigen Land. Ich muss zugeben, dass meine Kenntnisse nicht sehr breit sind. Die Flagge, ja und Fussball. Pele - warhscheinlich erinnert sich kaum mehr jemand an ihn. Rio natürlich mit dem Zuckerhut und dann? Eine Caipirinha hatte ich bisher noch keine.

Wie erschliesst man sich ein so grosses Land.. Das vor allem aus Amazonas und Dschungel besteht. Ich lasse die Fragen etwas einwirken, bleibe bei meinen Berichten der letzten Tage.

Und plötzlich weiss ich es. Ich finde sogar einen günstigen Flug und bin schon mitten im Buchen, als ich abrupt wieder unterbrochen werde. Die Fluggesellschaft will nebst der Kreditkarten-Angaben eine Rechnungsadresse. IIn Brasilien. Damit kann ich nicht dienen und es hilft kein Trick, diese Angaben zu umgehen.

Also ein Grund, in die Stadt zu gehen. Ich nehme den nächsten Bus und bin in kürzester Zeit im Zentrum. Suche eine Reiseagentur.

Alles finde ich, vor allem tolle Churrascerien. Ja feine Steaks gehören wohl auch noch zum Land. Doch im Moment treibt mich nicht der Hunger, sondern die Reiselust. Es muss doch eine Reiseagentur geben zwischen all den Schnellimbissen, den Wäschereien, Autofahrschulen, Hotels und was es da sonst noch alles gibt. Speziell gefallen mir die winzigen Läden, angeschrieben mit Elite-Shop oder Shopping-World und ähnlich. Was für ein Selbstvertrauen, sich so zu präsentieren.

Die Stadt bietet nicht wirklich viel schönes, die Fassaden sind unfertig, Hinterhöfe schmutzig, aber das Essensangebot ist international. Ich komme beim Express-Italiener zum Don Crepe. Sushis könnte ich haben, jede menge Burgers, Hotdogs oder Sandwiches.

Und dann entdecke ich auf der anderen Strassenseite das Central de Passagens. Das könnte passen. Hat zwar keine Fotos und auch sonst nichts, was auf Reisen hinweisen könnte, aber auf der Glastüre steht BusTickets und AeroTickets.

Es ist tatsächlich ein Reisebüro und die Angestellte bucht meinen Flug innert Minuten. Sogar zum gleichen Tarif wie ich ihn im Internet gefunden hatte.

Gebongt, jetzt kann ich mich um wesentliche Dinge kümmern. Um meinen ersten Caipirinha zum Beispiel. In einer schönen grossen Bar, die ihre Tische bis hinaus auf die Strasse erstreckt, lasse ich mir einen schmecken. Und dazu läuft auf dem grossen Bildschirm ein Fussballspiel. Geht doch.

Und an der Flagge bin ich vorhin auch vorbei gekommen. Jetzt fehlt noch ein richtig feines Stück Fleisch zum Nachtessen. Natürlich finde ich jetzt die schönen Restaurants nicht mehr. Aber ich erinnere mich an einen Tipp, den mir eine Freundin vor ein paar Tagen gegeben hat: Boi de Ouoro sei eine sehr gute Churrascaria.

Ich suche - und finde nicht. Also schlendere ich weiter, werde die schönen Restaurants, die ich aus dem Bus gesehen hatte, schon wieder finden. Ausserdem ist das bestimmt ein Ort, wo man vor allem in Gruppen hinkommt, denn meine Freundin war mit einer Gruppe unterwegs. Trotzdem schade, hätte das jetzt gerne gesehen.

Und plötzlich stehe ich vor einem riesigen Plakat. Boi de Ouoro - 3000 km

Drei km zu Fuss. Da brauche ich ja eine Stunde. Ich suche jetzt ein Taxi, aber merke bald, dass die hier nicht einfach so durch die Strassen fahren. Ich müsste wissen wo ein Taxistand ist,

Jetzt wäre es gut, ich hätte die Uber-App auf mein Handy geladen, so wie die Spanier, die das gleich nach unserer gemeinsamen ersten Uber-Fahrt gemacht haben. Jetzt stehe ich irgendwo auf der Strasse und weiss nicht, wie ich zum Taxi, oder noch besser, zum Nachtessen komme. Warum habe ich nur diese Skrupel, Uber anzuwenden, weil sie das einheimische Taxigewerbe konkurrenzieren. Ich glaube, Uber wäre im Moment genau die richtige Lösung.

Es braucht einen Moment, bis ich entscheide, die App eben doch herunterzuladen. Jetzt gleich, mit dem teuren Swisscom-Roaming. Es dauert ca 5 minuten bis es installiert ist, 2 Minuten, um meine Daten zu erfassen und 5 Minuten später steht ein Fahrzeug da. Er weiss bereits wohin ich fahren will, die Strecke steht auf dem Display seines Iphones. Er spricht zwar nur portugiesisch, aber für Konversation ist er ja nicht angestellt.

Die Fahrt wird direkt auf meiner Kreditkarte abgezogen und schon bald stehe ich vor dem Restaurant mit dem riesigen Schild. Aber es ist GESCHLOSSEN.

Ich fasse es nicht. Da fahre ich durch die halbe Stadt, um am Schluss vor einem geschlossenen Touristenrestaurant zu stehen.

Ich sehe mich um. In der Nähe ist eine Tankstelle und daneben ein einigermassen schönes Restaurant. Es erweist sich dann als besserer Schnellimbiss mit Burgern, Spaghettis. Das einzige, was ich als richtiges Fleisch definiere ist ein Käse-Steak mit Kartoffeln, Reis und Salat. Ich bestelle es und bekomme das:

wo ist da das schöne Steak geblieben, das ich mir vorgestellt hatte?

wo ist da das schöne Steak geblieben, das ich mir vorgestellt hatte?

Das Fleisch wird dann separat nachgeliefert. schwimmt in einer würzigen Tomatensosse und ist mit einer Käseschicht überbacken.

Sowas hätte ich in den Restaurants, an denen ich vorbei gekommen bin, längst auch bekommen. Also in Sachen Essen ist da noch einige Luft nach oben in Brasilien.

Auf dem Rückweg mit dem nächsten Uber sehe ich dann die schönen Steak-Houses wieder. Was solls, morgen geht es weiter.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine unerwartete Einladung ist der Start zu einer ungeplanten Reise.
Details:
Aufbruch: 15.07.2019
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 12.08.2019
Reiseziele: Paraguay
Brasilien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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