Wir setzen unsere Reise durch die Welt mit dem Ziel Südostasien fort!
Die Tempel in Angkor, Kambodscha
Ankunft in Siem Reap. Touristisches Eingangstor zu Angkor
Es ist hochsommerlich warm, als wir am späten Abend auf dem internationalen Flughafen in Siem Reap landen. Nur wenige Ausländer sind mit uns in Bangkok an Bord der thailändischen Maschine gegangen. Doch die Vielzahl von Beamten hinter dem langen Tresen des Visabeantragungsschalters zeigt uns, dass man hier vorbereitet ist auf Touristen. Ohne Nachfragen und Erklärungen erhalten wir nach wenigen Minuten und Zahlung von 30 Dollar pro Person unser Aufenthaltsvisum für Kambodscha. Weitere 10 Dollar ärmer und wir sitzen in einem vollklimatisierten Auto. John stellt sich als Fahrer vor und bringt uns nach Siem Reap Downtown. Wir befinden uns augenblicklich in einer Welt voll buntem Neonlicht, lauter Musik und vielfältiger Vergnügungsstätten. Siem Reap, vor kurzem noch ein kleines verschlafenes Nest im Nordwesten des Landes nahe des Tonle Sees, in dem sich die Menschen mit Reisproduktion und Fischerei ihr Lebensunterhalt verdienten, ist heute die am schnellsten wachsende Stadt in Kamboscha. Und dies dank der günstigen Lage zu den Tempelanlagen von Angkor. Touristen aus aller Welt kommen nach Siem Reap, um sich das UNESCO Welterbe anzusehen. Und darauf hat sich Kambodscha vorbereitet mit einer Enklave von modernen Hotels, vollklimatisierten Restaurants, Cafes und Bars, die voll mit dem westlichen Standard mithalten. Bei unserem ersten Rundgang durch die Stadt sind wir positiv beeindruckt von den sauberen und ordentlichen Marktständen, den von Müll und Abfall geräumten Straßen und Gassen, von den wunderschön zum Flanieren angelegten Wegen entlang des Siem Flusses, der durch den Ort fließt.
Wohlwissend, dass Siem Reap um die Pub Street herum nicht das wahrhafte Kambodscha ist, genießen wir am ersten Tag alle Annehmlichkeiten dieser ausgebauten und gut entwickelten Tourismusinfrastruktur. Wir lassen es uns gutgehen bei schmackhafter lokaler Küche mit eisgekühlten und frisch gepressten Säften, genießen Massage und Swimming Pool. Wir verzichten ganz auf die Landeswährung und bezahlen alles in US Dollar. Die Preise sind ohnehin in Dollar ausgewiesen, allein auf dem Markt verlangen die Frauen die einheimischen Real. Aber auch sie wissen mit den Dollar umzugehen.
Und doch ist die Vergangenheit Kambodschas überall präsent. Landminenopfer ziehen bettelnd auch an den Touristenspots vorbei. Frauen und Kinder versuchen mit viel Einsatz ihre Waren an den vorüberziehenden Touristen loszuwerden. Besonders am Tag darauf in Angkor werden wir immer wieder von einheimischen Markthändlern angesprochen. Die Tatsache, dass sie die zumeist recht hübschen Waren lokaler Produktion zu Spottpreisen anbieten, zeigt uns, dass die Menschen im Land weiterhin sehr arm und offenbar auch sehr auf die Touristen angewiesen sind.
In Siem Reap wird Moped gefahren, kreuz und quer, wer voran fährt, hat Vorfahrt. Fußgänger müssen höllisch aufpassen, um eine Lücke zum Überqueren der Straße zu finden.
Entlang des Flusses Siem Reap laden hohe Bäume mit ihren weit ausladenden Kronen zum Verweilen und Bummel ein.
Im französischen Viertel der Stadt mit prächtigen Häusern im westlichen Baustil und viel subtropischem Grün.
Überall in der Stadt laden kleine Cafés, Bars und Restaurants zum Verweilen ein. Sehr geschmackvoll mit wenig Aufwand auf den Bürgersteigen, in kleinen Gassen und auf Plätzen eingerichtet. Die Preise sind erschwinglich, angeboten wird westliche als auch die sehr leichte und schmackhafte südostasiatische Küche, ausgewiesen und bezahlt wird in Dollar.
Die Tuktuks im Vordergrund, Mopedtaxis bieten überall im Stadtgebiet ihre Dienste an und bringen den Besucher gern für wenig Geld zum gewünschten Ziel.
Mit dem Tuktuk zum Sonnenaufgang zu den Tempeln nach Angkor
Pünktlich um 4.40 Uhr am Morgen steht unser Fahrer John mit seinem Tuktuk vor der Tür. Es ist stockdunkel, angenehm kühl, und wir fahren durch das menschenleere Siem Reap zunächst zum Ticket Center für Angkor. Die Schalter sind seit 5 Uhr geöffnet, der Andrang ist überschaubar, aber auch hier ist man auf viele Touristen vorbereitet. Zig Schalter, ausgewiesen für 1-, 2- und 3 Tage Besuche, sind besetzt. 37 Dollar kostet die Tageskarte, wir zahlen mit Kreditkarte. Die vorbereiteten Passbilder sind aufgrund installierten Kameras nicht mehr nötig. Auch unsere Pässe werden nicht benötigt. Wir erhalten personifizierte, d.h. mit unseren vor Ort angefertigten Fotos einen Tagesausweis, den wir nun an allen Tempeln vorlegen müssen. Danach geht es zurück auf die Ausfallstraße nach Angkor. Wir reihen uns ein in eine Armada von Tuktukfahrern, die alle ihre Fahrgäste pünktlich zum Sonnenaufgang nach Angkor Wat bringen wollen.
Wir hatten uns vor Antritt mit John auf die kleine Tempeltour geeinigt, die mit dem Sonnenaufgang in Angkor Wat beginnt und am Tempel Kravan, einem der ältesten Tempel aus dem 10. Jahrhundert in der Anlage, endet. Wir sind rund 8 Stunden unterwegs und erhalten einen tiefen Eindruck von der Monumentalität und dem Ausmaß der ehemaligen Bauten, dem Reichtum an Material, aber auch an menschlichen Fähig- und Fertigkeiten der damaligen Zeit. Angkor Thom war im 11. und 12. Jahrhundert die weltweit mächtigste und größte Stadt. Die Geschäftigkeit des ehemaligen Treibens einer Stadt ist längst Geschichte, geblieben ist die besondere Atmosphäre, die von den verfallenen Bauten, übriggebliebenen Steinhaufen und Anlagen ausgeht. Da wir bereits vor der offiziellen Öffnungszeit um 7.30 Uhr in der Anlage unterwegs waren, spazierten wir durch menschenleere Ruinen umsäumt von hohen Bäumen und genossen die Stille, die von den Anlagen ausgeht. Auch nach der Öffnung der Tempel hielt sich der Andrang sehr in Grenzen. Die chinesischen Touristen, die wohl fast 80 Prozent der täglichen Besucher ausmachen sollen, fehlen aufgrund des Coronavirus. Auch wenn die Einheimischen nicht immer eins sind mit den chinesischen Besuchern, aber ihr Geld fehlt. Und das ist überall festzustellen. Die Tuktukfahrer haben nicht mehr so viel Kundschaft, die Markstände vor den Tempel sind wenig besucht, die Restaurants verfügen über viel freien Platz. Für uns ist es Glück im großen Unglück der chinesischen Bevölkerung, die im eigenen Land unfreiwillig eingesperrt ist.
Den Sonnenaufgang vor der imposanten Kulisse der Türme von Angkor Wat verliert sich in den Wolken. Dafür bleibt es am Morgen angenehm kühl, erst zur Mittagszeit scheint die Sonne heiß vom Himmel. Wir genießen die stimmungsvolle Fahrt durch das weitläufige Gelände unter hohen uralten und viel Schatten spendenden Bäumen. Immer wieder unterbrochen durch Besuche von unterschiedlich angelegten und erhaltenden Tempelanlagen. Wir sehen, wie sich weltweit um die Erhaltung und Restaurierung des menschlichen Kulturerbes bemüht wird. China beteiligt sich mit Geld, Material und Arbeitskräften an der Erhaltung des Tempels Ta Keo, Deutschland hat aufwendig und detailgetreu bei der Wiederherstellung des Tempels Kravan geholfen. Indien, Mutterland des Buddhismus, spendet Geld und unterstützt bei der Aufarbeitung. So wie Millionen Menschen aus aller Welt hier tagtäglich zusammenfinden im Bestaunen vergangenen menschlichen Könnens, finden sich Experten und Spezialisten aus aller Welt in Angkor ein, um die Überreste der berühmten Tempelanlage vor weiterem Verfall zu bewahren.
Baphuon, einst Zentrum der Stadt Angkor Thom. Überreste der einst größten und mächtigste Stadt vor rund tausend Jahren weltweit.
Der Tempelberg Bayon im Herzen von Angkor Thom mit seinen überlebensgroßen Statuen sowie zahlreichen Reliefs und Verzierungen. Ein Meisterstück von monumentaler Architektur und Kunsthandwerk.
Leider ist der Aufstieg seit Anfang dieses Jahres wegen Konservierung- und Restaurierungsarbeiten vorübergehend nicht möglich.
Wunderschön erhalten die Verzierungen an den Eingängen und in den Wandelgängen im Innern des Tempels.
Prozessionsstraßen mit überlebensgroßen Statuen. Die abgeschlagenen Köpfe gehen auf das Konto der roten Khmer unter Pol Pot.
Reich verzierte und mit vielen Gravuren versehende Skulpturen an den Außenwänden des Chao Say Tevoda Tempels unweit des Osttores von Angkor Thom.
Tempelanlage Ta Keo außerhalb von Angkor Thom von hohen Mauern umgeben. Steile Aufgänge führen zu den Türmen, die mit chinesischer Hilfe bereits aufwendig restauriert wurden. Erste aus Sandstein gebaute Tempelanlage der Khmer.
In der Tempelanlage Ta Prohm behaupten sich die uralten Bäume. Die einstigen Bauten werden von den starken Wurzeln umgarnt und müssen ihnen immer mehr weichen.
Berühmt wurde dieser von starken Baumwurzeln umsäumte Tempelbau durch den Film Lara Croft. Angelina Jolie bediente sich diesem Wunderwerk der Natur als besondere Filmkulisse.
Restaurierungsarbeiten in der Tempelanlage Ta Prohm. Hier sind einheimische Spezialisten und Handwerker am Werk.
Wandelgänge im Innern des Tempels. Sie wurden allein aus den gut vorbereiteten Steinen ohne Mörtel zusammengefügt.
Prasat Kravan, Tempel aus dem 10. Jahrhundert, mit deutscher Unterstützung detailgetreu und aufwendig restauriert. Hier wurden die bei den anderen Tempelsanierungen weiterhin sichtbaren Stützen säuberlich vermauert. Auch die Umgebung wirkt aufgeräumt. Uns schien es, als würde sich der Tempel aufgrund der sauberen Sanierung ein wenig abheben von der Gesamterscheinung der anderen Tempel. Es freute uns, weit weg von der Heimat auf Spuren bewährter deutscher Handwerksarbeit zu treffen.
Aufbruch: | 15.01.2020 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 14.02.2020 |
Kambodscha
Vietnam