Pfälzerwald - Wanderurlaub mit Kultur und Kulinarik
Villa Ludwigshöhe, Rietburg, Pfälzer Weinstraße
Schloss Villa Ludwigshöhe
Nach dem Ort Ebenkoben fahren wir durch Weinanbaugebiete hinauf zum Schloss. Wir finden einen schattigen Parkplatz auf dem Gelände des Fußballverbandsgeländes. Alles wegen Corona geschlossen. Ali bleibt im Auto und wir wollen das Schloss Villa Ludwigshöhe besichtigen. Aber da haben wir Pech: Das Schloss mit seinem italienischen Flair ist zwei Jahre lang wegen Restaurierung geschlossen. „Hätten Sie halt ins Internet schauen müssen!“, meint der Herr am Einlass. Ja, hätten wir halt...
http://schloss-villa-ludwigshoehe.de/
Der Plan des Schlosses Villa Ludwigshöhe geht auf Ludwigs Hofarchitekten Friedrich von Gärtner zurück. Nicht nur die Architektur des Schlosses erinnert an Italien, sondern auch die Weinberge, die bis an das Schloss heranreichen. Und gleich hinter dem Schloss beginnt der Wald. Dazu ließ Ludwig I.: „Ein besonderer Garten ist überflüssig, alles Land rings herum, soweit das Auge reicht, ist ein großer Garten.“ Als er 1952 zum ersten Mal mit seiner Gemahlin Therese die Villa zur Sommerfrische bezog, war Ludwig kein König mehr – 1848 musste Ludwig I. abdanken.
Wie es im Innern des Schlosses ausgesehen hätte, entnehmen wir der Broschüre „Schloss Villa Ludwigshöhe“, herausgegeben von Rheinland Pfalz, Generaldirektion, Kulturelles Erbe. Im Schloss finden sich demnach Bodenmosaike und Deckengemälde nach antikem Vorbild, majestätische Arbeits- und Schlafzimmer, Wohnsalons und Gästezimmer sowie ein recht modern anmutendes Badezimmers.
Insgesamt hatten die bayerischen Könige hundert Jahre lang die Pfalz regiert. Nachdem Napoleon 1806 Bayern zum Königreich erklärt hatte, wurden die Wittelsbacher zu Königen. Beim Wiener Kongress 1815 wurde der Anschluss der linksrheinischen Pfalz an das Königreich Bayern besiegelt. Ludwig I. wurde der Erbfolger seines Vaters, Maximilian I. Joseph, und somit auch Herrscher über die Pfalz.
Ludwig I. ließ den Rheinhafen, der nach ihm, Ludwigshafen, benannt ist, ausbauen und machte ihn zum Industriestandort; er erschloss die Pfalz eisenbahntechnisch, ließ die Festung Germersheim ausbauen und restaurierte den Speyrer Dom.
Ludwig III. war der letzte königliche Bewohner des Schlosses: 1918 beendete die Revolution das bayerisch-pfälzische Königtum. Kronprinz Rupprecht von Bayern ließ die Villa museal möblieren und machte sie der Öffentlichkeit zugänglich.
Nun machen wir uns auf den Weg zum Sessellift, der hinauf zur Rietburg führt.
https://rietburgbahn-edenkoben.de
Rietburg bei Ebenkoben
Etwa zehn Minuten dauert die Fahrt hinauf zu der um das Jahr 1200 erbauten Rietburg, von der nur noch eine Ruine erhalten ist. Für das angeschlossene Restaurant ist es jetzt noch zu früh und so lassen wir von der Aussichtsterrasse unseren Blick bei Kaiserwetter über das größte Weinbaugebiet Deutschlands schweifen.
Wir folgen der Ausschilderung zum Wildgehege und nach einem kurzen Spaziergang erreichen wir das Hirschgehege, wo die Tiere brav durch den Maschendrahtzaun die vorher gekauften Maiskörner aus der Hand fressen und sich dabei auch über das Schnäuzchen streicheln lassen. Nach einem weiteren ausgedehnten Spaziergang besteigen wir den Sessellift und genießen nun talwärts die Landschaft.
Mit dem Auto geht es in den Ort Rhodt. Dort lassen wir uns von der schönsten Altstadtgasse an der ganzen Weinstraße entzücken. Das Sträßchen führt leicht bergab und ist gesäumt von herausgeputzten Altstadthäuschen, mit Weinranken überwachsen, hübsch mit Blumen geschmückt. Alle Rosenstöcke stehen in voller Blüte.
https://www.rhodt.de/
Wir können nicht widerstehen als wir sehen, dass das Restaurant „Alter Kastanienhof“ geöffnet hat. Eine freundliche Bedienung führt uns in den Garten, wo wir in einer Weinrebenlaube ein köstliches Mittagessen genießen dürfen, einmal Saumagen, einmal Schweinbäckchen und als Dessert Crême Brulée. Nicht nur die Speisen sind hervorragend, sondern auch der dazu servierte Weißwein.
Nur ein paar Häuser weiter hat der Verkaufsraum des zum Wein gehörigen Weinguts geöffnet. Die Weine des Gutes Fader sind exzellent! Deshalb dürfen ein Karton Weißer und ein Karton Roter mit nach München. In einem anderen Lädchen erstehen wir noch Honig und Marmelade, bevor wir entlang der malerischen Weinstraße in Richtung Autobahn fahren. In den Dörfern locken Weingüter die Vorbeikommenden mit Schildern zum Halt und zur Weinprobe.
www.wein-fader.de
Nahe Rhodt, in der Lage Rhodter Rosengarten, befindet sich der älteste Weinberg der Welt, dessen etwa 350 Rebstöcke immer noch Früchte tragen, aus denen jedes Jahr 150 bis 300 Liter Biowein gekeltert werden.
https://www.deutscheweine.de/tourismus/hoehepunkte-der-weinkultur/hoehepunkte-der-weinkultur-detailseite/highlight/rhodt-unter-rietburg-aeltester-noch-tragender-weinberg-der-welt/
Als Joseph von Eichendorff 1807 Rheinland-Pfalz besuchte, dürfte er zu dem Gedicht „Trinken und Singen“ inspiriert worden sein:
Viel Essen macht viel breiter
Und hilft zum Himmel nicht,
Es kracht die Himmelsleiter,
Kommt so ein schwerer Wicht.
Das Trinken ist gescheiter,
Das schmeckt schon nach Idee,
Da braucht man keine Leiter,
Das geht gleich in die Höh. ...
Aufbruch: | 18.05.2020 |
Dauer: | 13 Tage |
Heimkehr: | 30.05.2020 |