Radtour von Bremen nach Wien
Von Halle nach Porstendorf bei Jenna
01.09.2021
Obwohl das Wetter sich nun deutlich besserte, waren die Nächte echt kalt. Trotz gutem Alpenschlafsack, schlief ich im Zelt, mit Trainingshose und zweiter Hose drüber.
Ich wachte um 6:20 Uhr auf und verließ um 7:30 Uhr den Platz.
Da ich gestern nicht die Fähre in Neuragoczy ans andere Saaleufer genommen habe, sondern den Campingplatz angesteuert hatte, befand ich mich nicht auf dem offiziellen Saaleradweg. Komoot zeigte mir aber an, dass direkt an der Saale zumindest Wege langführten. So fuhr ich aus der Straße Am Nordbad auf die Hauptstraße und gleich wieder links in die Pfarrstraße zur Saale.
Ich traf morgens auf eine Frau, welche ich fragte, ob der Weg an der Saale gut zu fahren sei. Sie kannte sich aber leider noch nicht so richtig aus, da sie selber gerade zugezogen sei. Wir waren uns aber beide einig, dass es hier wirklich ein schöne Platz sei.
So fuhr ich einfach den Weg Flussaufwärts weiter.
Der Weg führt leider nur ein kleines Stück auf ebener Fläche. Zunächst kamen grobe Steine und Irgendwann kamen leichte Stufen, welche ich noch mit dem Rad schiebender Weise gut überwinden konnte. Leider wurden es immer mehr Stufen und immer größere. Wie es manchmal doch so ist, man denkt sich es muss doch irgendwann aufhören und besser werden. Tatsächlich hätte man am Anfang umdrehen müssen, ich tat es aber leider nicht und so dachte ich mir stets, umkehren ist anstrengender. Das war leider eine Fehleinschätzung von mir. Zumindest am Anfang.
Die Stufen wurden immer größer und heftiger. Teilweise konnte ich das schwere Rad nur unter größter Kraftanstrengung die Stufen empor hieven. Irgendwann war oben auch noch ein Weg gesperrt. Es war heftig.
Ich kämpfte und hatte irgendwann mein Rad oben. Dort traf ich auf einen Mann, der mir den Weg über den Klausberg zur Hauptstraße zeigte. Er empfahl mir auch noch die nächste Bäckerei und gab mir mit auf den Weg, dass es bis Jena aber noch verdammt weit mit dem Rad sei .
Ich fuhr dann zur Saale runter und befand mich wieder auf dem Saaleradweg. Ich kannte Halle nicht, aber die Gegend hier am Fluss war wirklich schön. Über die Peßnitzbrücke wechselte ich dann wieder die Flussseite. Es waren mächtig viele Fahrradfahrer unterwegs und es war richtig schön Betrieb bei gutem Wetter.
Nach mehreren Brückenüberquerungen ging es raus aus diesem schönen Gebiet von Halle. Der Trubel der Radfahrer und Fußgänger, in einer wirklichen Stadt, war mal wieder schön zu erleben. Aber nun ging es wieder in die "Provinz"
Ich kam morgens gut in den Tritt. Wobei mein Rad zu diesem Zeitpunkt schon nach Kettenöl schrie bzw. quietschte. Die Tage durch Pfützen und Wälder hatten schon ihre Spuren hinterlassen. Aber mein Rad war wirklich robust. Wir kannten uns schon lange . Es begleitete mich seit 2011. Wir hatten nur gute Zeiten bisher zusammen erlebt. Wir machten Touren von Weyhe nach Südfrankreich, von Venedig nach Weyhe und quer durch Spanien. Wir waren also ein eingespieltes Team.
Ich flog über den Asphalt und hatte gute Laune. Ich achtete nicht auf Schilder. Dachte, die Wegesführung wäre selbstredend. Aus Richtung Kollenbey kamen mir 2 Radfahrer entgegen, die mir zu verstehen gaben, dass sie zu weit gefahren waren und die Brücke auf die andere Saaleseite nach Merseburg verpasst hatten. Das war auch mein Weg. Die Brücke war nur ganz kurz hinter mir.
Merkwürdig, sowas ist mir schon so oft bei vergangenen Touren passiert. Radfahrend oder pilgernd. Man lässt mich einfach nicht verfahren/verlaufen. Immer kommt aus einer Ecke sofort ein Hinweis.
So folgte ich den beiden über die Brücke.
Es ging nun den Radweg entlang über Leuna und Bad Dürrenberg.
Absolut schöne Radtour und auch wirklich eine schöne Gegend. Hatte ich aufgrund dessen, dass Leuna schlichtweg der Chemiestandort war, gar nicht erwartet.
In Bad Dürrenberg kam ich an eine riesige Mauer aus Reisig vorbei, es war ein sogenanntes Gradierwerk. Früher wurde es zur Salzgewinnung,(Soleanreicherung), heute zur Erzeugung eines Küstenklimas zu Kurzwecken genutzt.
Der Radweg machte heute wirklich Spaß. Das Wetter war top und so flogen die Kilometer nur so an mir vorbei.
Dann wurde die Gegend immer schöner. Es näherte sich ein Weinanbaugebiet mitten in Ostdeutschland. Die Saale-Unstrut Region.
Die Saale-Unstrut Region ist eine Weinbauregion in Mitteldeutschland und ist das nördlichste Anbaugebiet für Qualitätsweine in Deutschland.
Die ganze Tour heute machte echt nur Spaß. Ich kam in Bad Kösen an. Wieder eine sehr schöne Stadt. Nun war ich aber so langsam etwas platt. Am Ortseingang, direkt an der Saale, stand ein kleiner Bratwurstladen. Ich hielt an.
Ich verließ Bad Kösen über einen Waldweg, der immer steiler wurde. Mit dem Rad richtig anstrengend. Eine Joggerin machte mir Mut und versicherte mir, dass zumindest keine Stufen kommen sollten. Es ging aber immer höher. Der Schweiß lief.
Ich fuhr wieder runter und verließ Sachsen-Anhalt. Nun lag Thüringen vor mir.
Die Tour durch Sachsen-Anhalt war wirklich top interessant und abwechslungsreich. Es waren ziemlich genau 300 km durch Sachsen-Anhalt. Angefangen mit der Region der ehemaligen Grenze immer der Aller folgend (leider bei schlechten Wetter), den einsamen Wegen gesäumt von Obstbäumen, dem kurzen Abschnitt an der breiten Elbe mit seinen urigen kleinen Dörfern, der Abschnitt des unteren Saaltetal bis Halle mit schönen Städten wie Bernburg bis zu diesem unglaublich schönen Weinanbaugebiet. Echt ein toller Radweg durch Sachsen-Anhalt.
Ich war nun wirklich auch gespannt auf Thüringen
Es wurde jetzt schon etwas später als sonst und ich war so gut wie platt. Es folgten jetzt noch immer mal wieder kleine Anstiege, die die letzten Reserven kosteten.
Nach 110 km kam der Campingplatz. Auf den letzten km überholte mich ein Radfahrer, den ich fragte, wann denn der Campingplatz in Porstendorf kommen möge. Er sagte mir, dass wir kurz davor waren. Er sagte mir, er wolle mich in seinem Windschatten mitziehen. Top.
Der Campingplatz wurde von Holländern geführt. Ich kam um 17:50 Uhr an. Leider hatte das Restaurant nicht mehr auf. Zum Glück hatte ich eine Dose Nudeln dabei. Getränke konnte der Holländer mir noch verkaufen .
Neben mir schlug Nils sein Steilwandzelt auf. Er fuhr auch mit seinem Fahrrad so durch die Gegend. Nur wie er sagte, ohne Ziel .
Die Stiche, von den gestrigen Viechern auf dem Campingplatz, juckten total. Ich hatte das Gefühl, die Stellen könnten sich vielleicht noch entzünden . Außerdem waren hier auf dem Platz auch schon wieder ein paar von den Viechern unterwegs.
Nach dem Duschen wusch ich im Waschbecken nochmal meine restlichen Klamotten, in der Hoffnung, dass sie morgen auf dem Rad trocknen würden.
Tag 5:
Von Halle zum Campingplatz in Porstendorf
Tagestour 110 km
Gesamttour 547 km
Halle-Röpzig-Hohenweiden-Rattmannsdorf-Planena-Schkopau-Merseburg-Leuna-Kröllwitz-Bad Dürrenberg-Vesta-Kleinkorbetha-Kriechau-Weißenfels-Leißling-Schönburg-Naumburg immer an der Saale-Almrich-Äpplerberge-Bad Kösen-Saaleck-Weichau-Stöben-Camburg-Döbritschen-Würchhausen-Dorndorf-Porstendorf
Aufbruch: | 28.08.2021 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 13.09.2021 |