Kultur und Kulinarik in der Bretagne
das Petit Trégor
Eine kleine Rundreise durch das südlich der N12 gelegene Gebiet des sogenannten Petit Trégor führt uns zu einigen interessanten Orten ins Landesinnere.
Chateau Rosanbo
Das Schloss, das in der Vergangenheit die Hochburg der Familie Coskaër de Rosanbo und später der Familie Le Peletier de Rosanbo war, hat eine quadratische Form und wurde im Laufe seiner Geschichte entwickelt und umgestaltet. Im 14. Jahrhundert wurde auf einer strategischen Landzunge, 4 Meilen von der Bucht von Saint-Michel-en-Grève entfernt, eine befestigte Burg errichtet, um den Aufstieg des Bô durch skandinavische Eindringlinge zu verhindern. Im 16. Jahrhundert wurde es um ein gotisches Herrenhaus erweitert.
Die Gebäude wurden im 18. Jahrhundert von Louis Le Peletier de Keranroux, dem ersten Präsidenten des Pariser Parlaments und Ehemann von Geneviève de Coskaër (der letzten Erbin dieses Namens), weiter ausgebaut. Zum Zeitpunkt dieser Neugestaltung fügte der Architekt Joubert dem Schloss eine Galerie und einen Ecksaal mit Blick auf das Tal hinzu. Die alte Küche wurde in ein holzgetäfeltes Esszimmer umgewandelt und im darüber liegenden Geschoss konnten durch zusätzliche neue Flächen kleine Räume wie private Bäder und Boudoirs geschaffen werden. Ende des 19. Jahrhunderts wurden neue Suiten vom Architekten Lafargue entworfen, der auch für die Restaurierung der Schlösser Josselin und Chenonceaux verantwortlich war.
Plouégat-Guerrand
Der etwa 1000 Einwohner beherbergende Ort überzeugt mit einem großen Platz, an dem hübsche Häuser liegen.
Die Pfarrkirche des hl. Agapit stammt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. 1524 baute François Beaumanoir die Wand des Glockenturms, die von einem Treppenturm flankiert wurde, der zur Plattform führte, auf der die Glockenkammern und der Turm ruhten. 1536 wurde die Südtür gemeißelt und bemalt. Die Fertigstellung des Kirchenschiffs geht auf das Jahr 1552 zurück. Die nach einem lateinischen Kreuzplan erbaute Kirche ist repräsentativ für den architektonischen Stil mit extravaganter Dekoration, der von der Beaumanoir-Werkstatt in Trégor, dann in Léon und Cornouille entwickelt wurde. Die dreiseitige Apsis wurde vermutlich im 17. Jahrhundert durch eine flache Apsis ersetzt, um ein Achsjoch zu öffnen und im Chor einen Pavillonaltar anzubringen. Gleichzeitig wurde im Süden ein Vorbau errichtet, auf dessen Boden sich der Sitzungssaal des Betriebsrates befindet, flankiert vom Turm mit der Zugangstreppe, und an das südliche Querschiff eine Sakristei angebaut. Restaurierungsarbeiten im 19. Jahrhundert.
Im umfriedeten Pfarrbezirk befindet sich ein einfaches Kreuz
Am Portal Maria Verkündigung finden wir (wieder einmal) die Statuen der 12 Apostel.
Lanleya
Auf der Weiterfahrt durch den Weiler Lanleya fallen uns hübsche Häuser sowie eine interessante Kapelle und ein Herrenhaus auf.
Dies Nikodemus-Kapelle gehörte ursprünglich zum ehemaligen Herrenhaus von Lanleya, das heute unter dem Namen "Métairie" (Pachtgut) bekannt ist. Das Bauwerk aus dem 17. Jahrhundert weist einen Grundriß in Form eines lateinischen Kreuzes auf und ist im Stil des bretonischen Baumeisters Philippe Beaumanoir erbaut, von dem es eine seiner wichtigsten Neuerungen übernommen hat: die Apsis mit mehreren Dachkehlen, bei der das Chorhaupt von drei großen Dachflächen bedeckt und von hohen breiten Fenstern erhellt ist, die dem Bauwerk eine natürliche Lichtquelle verleihen.
Der Beaumanoir-Baustil kommt in zahlreichen Kirchen und Kapellen der Gegend Tregor zum Ausdruck. Die Glockenwand ist von einem mit Durchbrucharbeit verzierten, kuppelgekrönten Glockentürmchen überragt. Es sind die Jahreszahlen 1642 und 1704 eingraviert.
Guerlesquin
Der Ort Guerlesquin besitzt als einziger Ort in der Bretagne einen Stadtplatz, der alle drei Elemnte der Macht des Ancien Regime versammelt: eine Markthalle, ein Gefängnis und eine Kirche. Ansonsten wird die Architektur dieser pittoresken Kleinstadt von drei Plätzen und ihren schönen Stadthäusern geprägt.
Die zentrale Lage der Markthalle veranschaulicht die seit dem 13. Jahrhundert vorhandene Bedeutung des Handels fur Guerlesquin, welche durch die letzten bretonischen Herzöge noch gefordert und erhöht wurde. Die Markthallen waren nicht immer schon aus Stein. So wurden sie 1882 von dem Architekten Nedelec im neobretonischen Stil errichtet und ersetzten das alte Durcheinander aus Holz aus dem Jahr 1525, das außerdem mit einer Gerichtsstätte versehen war. Auch wenn es hier keinen Markt mehr gibt, so ist diese Halle noch heute das eigentliche Zentrum der Stadt, an dem man gerne Festnoz, Hochzeiten und Erntefeste feiert.
Das "Présidial" ist das ehemalige Gefängnis und Wärterhaus des Gerichtsbezirkes der Vicomtes von Guerlesquin.
Das viereckige, befestigte Gebäude stammt aus dem frühen 17. Jh. und ist in jeder Ecke von einer Spähwarte in Form eines unten spitz zulaufenden und in einer Kuppel endenden Rundtürmchens flankiert; im Dach zwei Fenster mit Renaissance-Giebel.
In der Nähe des Westfensters befinden sich zwei Latrinen; im Erdgeschoß war das Gefängnis untergebracht, im ersten Stock wohnten die Wärter.
Das Gebäude wurde um 1640 von Vincent du Parc, Marquis de Locmaria, Feldmarschall, Befehlshaber des Gardekorps Richelieus und Lehnsherr von Guerlesquin errichtet und steht seit 1975 unter Denkmalschutz.
1826 verkaufte Baron von Tocqueville, der Schwiegersohn des Marquis von Rosanbo, der als letzter Lehnsherr 1792 in Paris hingerichtet wurde, das Bauwerk zusammen mit der alten Markthalle an die Gemeinde Guerlesquin.
Es wurde 1883 restauriert und diente bis 196S als Rathaus. _
Das Kornmaß vor dem Gebäude, das sogenannte "Ar Men Gaou" (Der lügende Stein) stammt aus dem Jahre 1539 und zeugt von der Blütezeit, die die Kornmärkte damals erlebten.
Der Steinblock mit zwei Aushöhlungen, der sich früher vor der Markthalle befand, ist ein seltenes Getreidemaß und war 1539 von den Grundherrn selbst geeicht worden. Es erlaubte es ihnen, bei den Getreidehändlern die Steuern einzutreiben. In Wirklichkeit entsprach jede Aushöhlung nicht einem, sondern eineinhalb Boisseau, einem alten Getreidemaß, so dass man den Stein ganz schnell den „Verlogenen" nannte.
Die Kirche Saint-Tenenan ist in zweierlei Hinsicht interessant: zum einen durch ihren von Beaumanoir Anfang des 16. Jahrhunderts errichteten Glockengiebel, wie ihn auch zahlreiche andere Kirchen in der Umgebung aufweisen, und zum anderen durch ihr Kirchenschiff, welches ein ganz typisches Beispiel fur die Neogotik ist, die im 19.Jahrhundert sehr in Mode war. Im Inneren verdienen einige schöne bunte Statuen sowie die Kirchenfenster Aufmerksamkeit.
Gegenüber der Markthalle steht ein schönes gotisches Haus mit Sattelbögen und alten Kreuzstockfenstern. Etwas weiter weg einen greco-römischen Pilaster im Renaissancestil einer benachbarten Dachgaube.
Die Kapelle Saint-Jean aus dem 17. Jahrhundert gehörte zum Kloster des Dames Paulines, das sich das von Madame de Maintenon gegründete Internat in Saint-Cyr zum Vorbild nahm. Von dieser Einrichtung für verarmte junge Frauen steht heute nichts mehr. In der Apsis von Saint-Jean befindet sich eine Statue von Sainte-Barbe, von der in der Sadt zahlreiche andere vorhanden sind. Sie ist die Schutzherrin der Feuerwehrleute, aber auch die der Steinhauer.
Aufbruch: | 30.06.2022 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 14.07.2022 |