Heilbronner Land
Möckmühl im Jagsttal
Funde aus vorchristlicher Zeit zeugen von einer frühen Besiedlung Möckmühls, das bereits im 8. Jahrhundert urkundlich erwähnt wurde. Als Mittelpunkt einer Cent, eines frühmittelalterlichen Gerichts- und Militärbezirks, kam der Ort schon früh zu Bedeutung. Hier hatte das Kloster Fulda in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts reichen Besitz.
Auch hier gibt es wieder eine Broschüre für einen historischen Rundgang:
Der Rundgang führt uns vom Jagsttor, das 1831 aus verkehrstechnischen Gründen abgebrochen wurde, in Richtung Südwesten um die Stadt. Markantes Zeichen der Altstadt ist die sie umgebende Stadtmauer. In ihren ältesten Teilen ist sie über 500 Jahre alt, bis zu 7,80 m hoch und mit einem durchlaufenden Bogenfries geschmückt. Dass sie einen Wehrgang besaß, ist noch heute an manchen Stellen zu sehen. Ein Teil davon (beim Parkhaus Untere Gasse) wurde 1978 wieder hergestellt
Der Schinnersturm war nur noch eine Ruine und wurde 1978 wieder aufgebaut. Der Name bezieht sich wohl auf den Wasenmeister (Abdecker), im Volksmund auch „Schinner" (Schinder) genannt, der - wie im 16. Jh. belegt - für das Säubern des Turms verantwortlich war. Da er zugleich Scharfrichter war, waren ihm die Verurteilten des Centgerichts (Hohes Gericht) unterstellt, die einst im Turm - vom Stadtknecht „in Eisen und Band geschlossen" - bis zu ihrer Hinrichtung ein schreckliches Dasein fristeten. Dicht daneben ist ein steinerner Aborterker. Ähnliche, meistens aus Holz, ragten früher, mehr oder weniger verkleidet, in den Kandel, d.h. in den Raum zwischen den Häusern. 1681 wurde ein Bürger gerügt, er solle seinen Kandel ausputzen und sein „Secret" (Abort) zumachen, damit man ihm nicht, so oft er darüber gehe, in den Hintern sehen müsse.
Badturm
Das obere Stockwerk des Badturm ist 1911 abgebrannt und wurde danach in seiner heutigen Form wieder aufgebaut. Nicht weit davon stand einst die bereits 1499 erwähnte mittelalterliche Badstube.
Vorbei an der teilweise überbauten Stadtmauer mit integriertem 'Batzentürmle' - entlang des ehemaligen Mühlbaches geht es zum Hexenturm. Er hieß früher Wegtürmle, im 19.Jh. auch Bürgerturm. Im Fachwerkstock befand sich von 1838-1880 ein Bürgerarrest.
Hexenturm wird er vermutlich erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts genannt, als in einer Abhandlung über die Möckmühler Hexenprozesse zu lesen war, dass 1655 eine als Hexe angeklagte Frau dort eingesperrt wurde. Das für Verurteilte des Centgerichts eingerichtete 5 m tiefe Verlies war zugeschüttet und wurde 1981 von Mitarbeitern des Heimatkundlichen Arbeitskreises ausgeräumt.
Südlich vom Hexenturm ist ein steinernes Denkmal in die Stadtmauer eingelassen, dessen Original im Heimatmuseum ausgestellt ist. Auf einer Weltkugel steht eine nackte Frauengestalt mit Hals- und Armkette, die einen Totenkopf und ein Stundenglas als Sinnbild für die Vergänglichkeit der Welt und der Menschen in Händen hält.
Wir gehen nun die Treppe beim Hinteren Tor (Abbruch 1828) zur Burg hinauf. Leider ist von der Burg wegen des hohen Baumbewuchs fast nichts zu sehen. Auch kann man es nicht besichtigen, da es sich in Privatbesitz befindet.
Die Burg war im 13. Jh. im Besitz der Herren von Dürn und 1287 - 1445 im Besitz der Herren von Hohenlohe. 1445 kam sie durch Kauf an den Kurfürsten Ludwig IV. von der Pfalz. Um 1470 erhielt die Burg unter Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz wehrhaftere Mauern und wurde in die neu entstandene Stadtbefestigung mit einbezogen.
Der älteste Bauteil ist sicher der Bergfried, der heute „Götzenturm" heißt. Er hat einen Durchmesser von etwa 10 m und ist in seinem massiven Teil fast 25 m hoch. Sein mächtiges Mauerwerk ist unten 3,5 m dick und verjüngt sich nach oben. Im Fachwerkteil (ausgebaut 1519) befand sich die Wohnung des Turmwächters. Der heutige Eingang wurde erst später errichtet. Der eigentliche Einstieg mit einem romanischen Rundbogen befindet sich in einer Höhe von ca. 13 m nach Westen. Die Glocke von 1739, auf der der Turmwächter die vollen Stunden der Kirchturmuhr nachschlagen musste, hängt noch heute im Turm.
Da auch dieser aus der Nähe nicht sichtbar ist - verwende ich ein Ölgemälde von 1870 von Karl Weyser.
Wir steigen - etwas enttäuscht - nun wieder hinab zum oberen Marktplatz.
Das Rathaus wurde 1589 bis 1592 erbaut. Der gewaltige Schriftbalken und die prächtige Renaissancetafel erinnern daran.
Das Alte Pfarrhaus daneben ist heute Stadtarchiv. Es wurde 1750 umgebaut. Eine Gedenktafel erinnert an die Schwester des Dichters Friedrich Schiller, Louise verh. Franckh, die als Pfarrfrau in diesem Haus von 1805 - 1834 lebte. Sie starb 1836 in Möckmühl und wurde auf dem hiesigen Friedhof begraben.
Evangelische Stadtkirche
Bereits 815 ist für Möckmühl eine Kirche urkundlich erwähnt. Um die Kirche war ein Friedhof, der 1574 infolge einer Pestepedemie vor die Tore der Stadt verlegt wurde. Die heutige Kirche, die fünfte am selben Platz, wurde 1900 nach Plänen von Baurat Dolmetsch aus Stuttgart im neugotischen Stil erbaut, nachdem 1898 die alte gotische Kirche niederbrannte; lediglich die spätgotischen Fresken im Chorgewölbe blieben erhalten.
Das Möckmühler Heimatmuseum ist ein ehemaliges Bürgerhaus, erbaut im Jahr 1631. 1985 wurde es von der Stadt erworben. Seit 1988 ist es Museum.
Wir gehen nun durch die Keltergasse zur ehemaligen Kelter. Sie wurde bereits in der Mitte des 15. Jh. vom Schlossberg herunter an ihren heutigen Platz verlegt. Am Gebäude befindet sich eine Hochwassermarke vom 29.9.1732.
Auch wenn die Kelte kein interessantes Gebäude ist, so kann man von dem Platz wenigstens einen Blick Richtung Burgberg auf die Propstei werfen.
Die Propstei, Schlossberg 12, ist eines der ältesten Gebäude von Möckmühl. Einst war sie Wohnung des Stiftpropstes (Vorsteher des Chorherrenstifts). Dahinter liegt der Propsteiturm an der äußeren Zwingermauer. Der ehem. Stadtturm gehört heute zur Propstei. Er ist vom Gebäude aus über die alte Stadtmauer begehbar und hat ein bewohnbares Turmzimmer.
Durch das Ruchsener Tor am Ende der Linsengasse - das einzige noch erhaltene Stadttor. - verlassen wir die Stadt und kehren zum Parkplatz zurück.
Das Stadttor wurde 1473 erstmals erwähnt und während des Dreißigjährigen Krieges aus Mangel an Wachpersonal zugemauert. Der Torturm brannte 1894 nieder. Danach wurde das Tor in ein über die Stadtmauer vortretendes Wohnhaus mit eingebaut, wodurch es erhalten blieb. Nach Abbruch des ganzen Anwesens 1988 wurden das Tor und der Torturm 1990 wieder hergestellt.
Aufbruch: | 23.07.2022 |
Dauer: | 10 Tage |
Heimkehr: | 01.08.2022 |