Wir setzen unsere Reise um die Welt fort in Namibia, Botswana und Simbabwe
Mit dem Auto quer durch Namibia: Auf der Fahrt zum Okavango im Nordosten Namibias
Die Städte
Die Städte, die wir durchfahren, sind weitläufig und ebenerdig angelegt. Sie erinnern uns sehr an amerikanische oder australische Orte mit ihren breiten Alleen, kleinen Shops zu beiden Seiten und zentral gelegenen großen Shopping Center, die meist auch Entertainment anbieten und somit schnell zum Treffpunkt der einheimischen Bevölkerung werden. Sobald wir anzeigen, dass wir einen Parkplatz ansteuern, kommen uns junge Männer entgegen gelaufen und weisen uns mit freundlichen Gesten ein. Natürlich erwarten sie dafür auch eine kleine Aufmerksamkeit. Insofern ist es gut, immer auch ein wenig Kleingeld dabei zu haben. Und sie bleiben auch freundlich, wenn es nur ein paar Cents sind. Wir versuchen, so viel wie möglich mit Karte zu zahlen, und da die Geldautomaten nur große Scheine ausspucken, fehlt es schnell an Kleingeld. An Tankstellen wird allerdings gern Bares genommen. In den Supermärkten wiederum klappt es phantastisch mit Karte. Allerdings mussten wir lernen, dass Wein und Bier nicht zu allen Öffnungszeiten verkauft wird. Nach 19 Uhr und am Samstag ab 13 Uhr wurde uns beides kurzerhand aus dem Korb genommen. Und im Bottle Shop nebenan ist die Auswahl, zumindest was Wein anbetrifft, sehr bescheiden. Dafür gibt es Bier und Härteres in Hülle und Fülle, und wir beobachten, wie junge Männer bereits am Sonntagmorgen sich mit allem eindecken und gleich vor Ort konsumieren.
Namibia ist ein Autofahererland. Alles und viel wird in großen Pickups transportiert. Öffentlichen Nahverkehr gibt es nicht. In den Städten und Umgebung übernehmen oft Taxen den Transport.
Neben den Einkaufszentren füllen Marktstände mit reichhaltigem Angebot von Gemüse und Früchten die Straßen in den Innenstädten.
Der Hoba Meteorit
Wenige Kilometer vor der Stadt Grootfontain befindet sich die Fundstelle des ältesten und größten erhaltenen Meteorits. Wir haben Zeit und biegen von der Hauptstraße auf eine Schotterstraße ab. Am Eingang wird auf Tafeln in mehreren Sprachen von dem Fund berichtet. Ein Farmer soll ihn 1920 gesichtet haben. Der jetzige Farmbesitzer hat den Meteoriten der umliegenden Gemeinde geschenkt, damit diese ihn touristisch vermarkten kann. Und das macht sie recht tatkräftig, denn wir empfanden den Eintritt für die Besichtigung eines 6 Tonnen schweren Steines ungewöhnlich hoch im Vergleich zu allem anderen bisher Gezahltem. Wir wurden von einer netten Dame an die Fundstelle geführt und dort über die Zusammensetzung des Steins und die umliegenden Akazienbäume aufgeklärt. Wie allerdings festgestellt wurde, dass der vor allem Eisen- und Nickelhaltige Stein ein Meteorit von vor 80 tausend Jahren ist, konnte sie uns nicht sagen. Man hat es eben herausgefunden, durch Untersuchungen und so. Dafür wusste sie, dass er drei Meter lang und ein Meter dick ist, und dass er sich viel kühler anfasst als die umliegenden Steine, die in der Mittagshitze glühten. Und auf dem Meteorit stehend, wird die Stimme als Echo verbreitet.
Eine kleine Farm in Afrika
Auf dem Weg zum Okavango River ca 30 Kilometer nach Grootfontein gleich an der Hauptstraße befindet sich eine vergleichsweise kleine Farm, inhabergeführt, und wunderschön mit wenigen kleinen Chalets, einem parkähnlichen Innenhof sowie einem flachem Haupthaus, von dem sich aus ein herrlicher Blick auf die umliegende Farmlandschaft bietet. Elands, Impalas, Springböcke tummeln sich mit Straußenvögel am Wasserloch in der Abendsonne. Wir sitzen bequem mit einem Glas kühlem Weißwein auf dem Sofa an der Hauswand, sehen den Tieren zu. Die Verwalter, ein Ehepaar, setzen sich zu uns, wir kommen ins Gespräch und erfahren von den Schönheiten und Härten des Farmerlebens im heutigen Namibia. Beide stammen aus Auswandererfamilien mit deutschen Wurzeln, die weit in das letzte Jahrhundert reichen. Deutsch sprechen sie nicht mehr. Sie haben Afrikaans gelernt und so verständigen sie sich bis heute. Das vergleichsweise einfache Leben mögen sie, erfreuen sich an Natur und Tierwelt und übernehmen gern für ein paar Monate im Jahr die Verwaltungsarbeiten in Farmen. Die andere Zeit über leben sie an der Küste, dort, wo sich die Rentner aus aller Welt zum Lebensabend treffen. Aber ihre vier Kinder konnten sie nicht für das Farmleben begeistern, sie wollten aus ihrem Leben etwas machen. Das sei in Namibia recht schwierig. Interessante Jobs, mit denen man auch noch gutes Geld verdient, sind rar in Namibia, hören wir immer wieder. Insofern verstehen die Eltern, dass die Kinder in der gesamten Welt verstreut sind.
13 Giraffen sollen sich auf dem Gelände der Farm befinden. Eine ganz neugierige Giraffe begrüßt uns beim Einfahren auf das Gelände.
Moro, moro (Hallo) Mbonza!
Je weiter wir von Grootfontein nach Nordosten fahren, desto grüner wird nicht nur die Landschaft, sie wird auch bewohnter von Mensch wie von Tier. Zumeist sehen wir zuerst die Kuh- und Ziegenherden, die links und rechts der Straße grasen, dann erst entdecken wir die runden Strohhütten der Dorfbewohner, die hinter den hohen Zäunen aus aneinander gereihten Stöcken kaum zu sehen sind. Unter den hohen Bäumen im Schatten sitzen die Anwohner, Frauen bieten Apfelsinen an, Kinder laufen kreuz und quer über die Straße. Allein die kleinen Shops und Schulen sind aus Stein.
Bei Rundu, der nördlichsten und nach Windhoek einwohnerreichsten Stadt Namibias, ca. 90 tausend Bewohner derzeit, Tendenz steigend, direkt am Okavango River gelegen mit Blick auf Angola, besuchen wir das „living museum der Mbunza“, ein deutsch-namibisches gemeinnütziges Projekt, das die kulturelle Entwicklung in ländlichen Gebieten des Landes fördert. Die Mbunza, ein Stamm von ca. 200 tausend Angehörigen, sind vor allem in der Region um Rundu ansässig. Und wir erfahren in dem kleinen Dorf unweit des Flusses viel über die Lebensweise und das Denken der Menschen, die seit Jahrhunderten hier leben. Ein junger Mann, namens Josef, führt uns durch das Dorf und erklärt in bestem Englisch. Wir sind schon beeindruckt, dass alles, was im Dorf verarbeitet und konsumiert wird, aus der umliegenden Natur stammt. Das Fell der Ziegen wird enthaart, getrocknet und zu Kleidungsstücken zugeschnitten. Die Jungen lernen von den Vätern das Flechten von Schlafmatten, um heiratsfähig zu sein. Klappt das mit der Matte nicht, geht es zurück zu den Eltern zum Nachhilfeunterricht. Die Mädchen müssen gleichfalls lernen vor der Ehe und zwar das Herstellen von Bastkörben und Schüsseln aus Gräsern. Auch hier droht Nachhilfeunterricht, wenn keine ordentlichen Gefäße für die Sorghum Hirse, ein wichtiges Nahrungsmittel der Mbunza, zur Hochzeit bereitstehen. Besonders beeindruckt hat uns die Kräuterlehrstunde. Mindestens 20 verschiedene Blätter, Wurzeln, Beeren wurden uns präsentiert, die gefühlt jedes Unwohlsein behandeln können: Magen- und Darmbeschwerden, Seitenstiche, Wunden jeder Art. Natürlich waren auch „Helfer“ für gute Zähne, zur Verhütung und zur Potenzerhöhung dabei. Ganz stolz zeigte uns ein junger Vater die starken Beine seines Sprößlings, der bereits mit knapp einem Jahr sich sehr sicher zu bewegen wusste. Eine ganz spezielle Wurzel ist die Ursache, jeden Tag werden die Beine damit eingerieben und massiert.
Sicher, die Menschen im „living museum“ leben eigentlich in den nahegelegenen Dörfern. Doch ihre Hütten dort sehen nicht viel anders aus. Und eigentlich hält man sich in den Hütten auch nur zum Schlafen und bei Regen auf. Ansonsten spielt sich das Leben außerhalb der Hütten auf. Zumeist wohnt eine Großfamilie in mehreren Hütten, die von hohen Zäunen umgeben sind und vor den Haus- wie wilden Tieren schützen sollen. Bequem ist das Leben nicht, aber die Alternativen sind begrenzt. Zwar ist besteht Schulpflicht, aber die weitergehende Ausbildung ist teuer. So bleibt den meisten jungen Menschen nach der Schulzeit nur die Mitarbeit auf den Farmen der Eltern oder ein Job im Service.
Und wo die Tiere sind, befinden sich in der näheren Umgebung auch die Dörfer mit den typischen Strohrundhütten und hohen Zäunen ringsherum.
Holzschnitzerei ist sehr verbreitet in der Region. Hier werden Behältnisse für den Haushalt hergestellt.
Aufbruch: | 30.10.2022 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 19.11.2022 |