Dreiländereck - Marseille 2022 / 2023
Neujahrsradreise über das Dreiländereck via Basel, Bern, Greyerz, Montreux, Genf, Grenoble, Valence, Avignon bis nach Marseille. Mit zweitägiger Zugetappe von Montreux via Genf via Grenoble.
Ein Sohn der Sonne - 29.12.2022
„Ein Sohn der Sonne“ liegt zuhause, gestern Abend und selbst heute Morgen zweifelte ich noch loszufahren. Seit 15:00 Uhr befinde ich mich in Bern, schwang mich heute morgen zwischen 06:33 und 06:35 Uhr auf den Sattel um durch Lörrach, Weil am Rhein, über die Dreiländerbrücke und all die anderen Städte und kleinen Wohngefilde auf dem Land zu fahren. Bereits nach guten 3,5 Stunden verfluchte ich dieses Vorhaben, hatte bei Gegenwind auf einer Landstraße drei Heulkrämpfe und dachte darüber nach abzubrechen.
Es ist schon etwas anderes im Winter zu fahren, einerseits wegen der Temperatur und kürzeren Sonnenstunden, andererseits wegen der wenigen Fahrradfahrenden und der Autofahrer, die möglicherweise nicht unmittelbar auf einen Pedaleur eingestellt sein mögen. Aber zwischen den Jahren ist nicht viel los auf den Straßen und die Leute sind äußerst entspannt. An einem Punkt bricht die nur leicht über dem Horizont stehende Sonne durch die Wolkendecke, die Strahlen lassen die nasse Asphaltdecke glitzernd glänzen und funkelnde Regentropfen fallen vom Himmel. Es ist einer dieser magischen Naturmomente, weswegen ich Touren wie diese unternehme. Immer wieder setze ich mich an Flussufer auf dem Weg wie zum Beispiel an die Aare und beobachte einfach das Vorbeifließen des Wassers. Unaufhörlich strömt es in einem ewigen Kreislauf vorbei, das Wasser kennt keine Fragen oder ein Stoppen, es ist in Bewegung. Gut, dass ich in „Am Ufer des Rio Urubamba saß ich und schrieb“ an zig Flussufern saß und schrieb.
Irgendwann bin ich dann auch schon in Bern, checke ein im Hostel, darf das Rad unmittelbar im Gepäckraum Zwischenlagern, betrete das Mehrbettzimmer und treffe dort unmittelbar den Inder John. Gut, dass er bereits seit gestern in der Stadt ist, nach einer frischen Dusche und sauberen Klamotten fühle ich mich marginal neugeboren und er zeigt mir das kleine Zentrum. Nahe der Gerechtigkeitsgasse steht noch das ehemalige Wohnhaus von Albert Einstein, in welchem er scheinbar die Grundlagen für die Relativitätstheorie geschaffen haben soll. Des Weiteren entdecke ich ein Zitat Wildes das da lautet: „Wir alle schreiten durch die Gasse, aber einige wenige blicken zu den Sternen auf.“ Des Weiteren stehen wir vor dem Münster und der Hauptfassade mit dem jüngsten Gericht die Köpfe gen Turmspitzen reckend.
Viele Menschen tummeln sich in den belebten Erdgeschossbereichen in Cafés und Restaurant, tauschen sich aus und genießen das Leben. Es ist ein immenser Kontrast zu den abgeschotteten und in Teilen leerstehenden Ortschaften entlang der Tagesroute.
Kraft gaben mir heute die zwei Äpfel meines Mitbewohners aufgrund einer Notiz, dass er diese der Gemeinschaft anpreist, superbiologische dynamisch-gesunde Plätzchen meiner Tante und der Spruch meines Onkels: „Sei behütet auf deinem Weg“. Gut, dass ich noch knapp fünf Kilogramm Essen in Form von Früchtebrot, Bananen, Müsliriegeln, Nüssen und Schokolade an Bord in einer der beiden Satteltaschen habe.
Marseille treibt mich an, ich kann es nicht erzwingen, lange dachte ich auf den Kilometern heute über das Thema Leichtigkeit und Entspannung nach.
Mal sehen was diese nächsten Tage noch bringen werden, es fühlt sich zumindest schön an wieder auf Achse in der Freiheit mit meiner eigenen Energie zu sein.
Aufbruch: | 29.12.2022 |
Dauer: | 10 Tage |
Heimkehr: | 07.01.2023 |
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