Wien und Budapest - Zentren des Jugendstils

Reisezeit: August 2003  |  von Herbert S.

Wiener Sezession Tour 1b

Mittwoch, 06.08.03 (4. Reisetag)
Heute wollen wir 'Innenstadt machen' und anschließend mit der Fortsetzung der Tour I uns wieder dem Wiener Jugendstil widmen.

Karte zur Tagestour

Hoher Markt

Hoher Markt

Im Zentrum des Platzes Hoher Markt steht der barocke Vermählungs-Brunnen - auch Josefsbrunnen genannt; Entwurf: Joseph Emanuel Fischer von Erlach. 1729 bis 1732)

Anker-Hof - 1912-1914 - Ernst von Gotthilf und Alexander Neumann - Anker-Uhr - 1911 - Franz von Matsch

Anker-Hof - 1912-1914 - Ernst von Gotthilf und Alexander Neumann - Anker-Uhr - 1911 - Franz von Matsch

Am Hohen Markt für eine Versicherung errichtet steht der Anker-Hof mit zwei Gebäudeteilen, die durch eine Brücke mit einer großen Uhr verbunden sind. Die Anker-Uhr illustriert mit ihren historischen Figuren die Geschichte Wiens.

Die Brücke wird von vier Konsolfiguren gestützt; der Mittelteil mit einer Sonnenscheibe und zwei allegorischen Figuren

Die Brücke wird von vier Konsolfiguren gestützt; der Mittelteil mit einer Sonnenscheibe und zwei allegorischen Figuren

Zacherlhaus - Wildpretmarkt/ Bauernmarkt - ca. 1902 - Joze Plecnik - die Atlanten, die das Gesims tragen, wurden nach einem Entwurf Franz Metzners angefertigt

Zacherlhaus - Wildpretmarkt/ Bauernmarkt - ca. 1902 - Joze Plecnik - die Atlanten, die das Gesims tragen, wurden nach einem Entwurf Franz Metzners angefertigt

Der Insektenpulverfabrikant Johann Evangelist Zacherl schrieb um 1900 einen Wettbewerb für die Bebauung des Eckgrundstücks aus. Die Teilnehmer konnte Otto Wagner benennen. Die Wahl Zacherls fiel auf den Entwurf Plecniks.

Interessantester Bauteil - die Fassade - die Figur des Erzengels Michael stammt von Ferdinand Andri

Interessantester Bauteil - die Fassade - die Figur des Erzengels Michael stammt von Ferdinand Andri

Die Eisenbetonkonstruktion des Gebäudes erhielt auf Wunsch des Bauherrn eine Granitfassade, zu der Plecnik eine völlig neue Aufhängekonstruktion entwarf, die den Problemen der Materialausdehnung entgegenwirkte. Das interessante ovale Treppenhaus ist leider zu dunkel, um festgehalten zu werden.

ab Stephansdom mit Postsparkasse und Stadtpark - Snack bei Trezenski ? Mir 2 Pfiff; anschließend zur Hohe Warte mit Karl-Marx Hof + Grinzing bei Dr. Schmift-Müller

Palais Equitable - Stock im Eisen-Platz 3 - 1887 - 1891 - Andreas Streit

Palais Equitable - Stock im Eisen-Platz 3 - 1887 - 1891 - Andreas Streit

Das Palais Equitable gehört zu den Bauten der späten Gründerzeit, im Erdgeschoß ist die nach Meißen zweitälteste Porzellanmanufaktur Augarten vertreten.

American Bar - 1908 - Adolf Loos - daher auch Loos-Bar genannt

American Bar - 1908 - Adolf Loos - daher auch Loos-Bar genannt

Gleich um die Ecke liegt die nach amerikanischem Vorbild erbaute Cocktailbar - zu seiner Zeit ein absolutes Novum in Wien, das aber sehr gut aufgenommen wurde. Angeblich soll sie zunächst nur Männern offen gestanden haben. der Innenraum ist winzig und voller Kristallleuchter. Meine Aufnahme ist leider verwackelt.

Braun & Co - 1904 - Arnold Hatschek

Braun & Co - 1904 - Arnold Hatschek

Auf dem Graben Nr. 8 hat sich mit Braun & Co. ein 1904 errichtetes und ausgestattetes Geschäft relativ unverändert erhalten.

Ankerhaus - Graben 10 - Otto Wagner - 1894-1895

Ankerhaus - Graben 10 - Otto Wagner - 1894-1895

Das für eine Versicherung (Anker) erbaute Haus gilt als eines der ersten mit kombinierter Büro- und Wohnnutzung. Das oberste Geschoß besticht durch seine ganz in Glas und Eisen erstelltes Dachatelier.

Grabenhof - 1873-1874 - Otto Wagner

Grabenhof - 1873-1874 - Otto Wagner

Der Grabenhof ist als Frühwerk Otto Wagners nicht dem Jugendstil zuzurechnen - als solches natürlich auch nicht zu erkennen.

Generali-Hof mit Schneidersalon Knize (links) - Graben 13

Generali-Hof mit Schneidersalon Knize (links) - Graben 13

Ein weiteres Hauptwerk von Adolf Loos ist der Schneidersalon Knize. Das zweigeschossige Geschäft ist nur durch einen schmalen Eingang im mit Granit beschlagenen Portal zu betreten und fällt kaum auf. Innen ganz 'fürnehm' mit Wendeltreppe und voller Holzverkleidung

Gegenüber dem Grabenhof liegt auf dem längsrechteckigen Platz der Abgang zur unterirdischen, 1904/05 errichteten WC-Anlage, die ihren Beitrag zum seinerzeitigen hygienischen Fortschritt wegen ihres prominenten Standorts in ganz besonders luxuriöser Ausstattung präsentiert. Wilhelm Beetz, der Wiener Pionier der öffentlichen Bedürfnisanstalt, der um die Jahrhundertwende etwa 140 öffentliche WCs errichtete, hat hier wohl sein Hauptwerk geschaffen.

Wc-Anlage am Graben - 1904-05 - Wilhelm Beetz

Wc-Anlage am Graben - 1904-05 - Wilhelm Beetz

Gegenüber dem Grabenhof liegt der Abgang zur unterirdischen, WC-Anlage. Wilhelm Beetz baute um die Jahrhundertwende etwa 140 öffentliche WCs.

Auch wenn es nicht unbedingt üblich ist, bin ich mit Fotoapparat in (beiden!) Teilen tätig gewesen.

Trzesniewski - eine Wiener Institution seit neunzig Jahren

Trzesniewski - eine Wiener Institution seit neunzig Jahren

Die altehrwürdige Imbissstube Trzesniewski befindet sich in der Dorotheergasse 1. Man muß sie einfach besucht haben: Bier gibt es im 'riesigen' 0,1-l-Bierkrug zu 'Butterbroten' verschiedenster Art, die auf etwa 1-m-langen Brotscheiben geschmiert werden und sodann in fünf-cm-Stücke geschnitten als Snack zum Bier verkauft werden.

Warenhaus Orendi - 1896/97 - Franz Neumann

Warenhaus Orendi - 1896/97 - Franz Neumann

Am Platz Lugeck liegt das ehemalige Warenhaus Orendi, das über einen dreigeschoßigen Warenhausbereich verfügt. Auf Rotenturmstraße 12 liegt das 1877 von Fellner & Helmer erbaute Haus der Herzogin von Castries, das mit den beiden gestalterisch zusammengefassten Untergeschoßen mit den maximierten Öffnungen wichtig für die Entwicklung der Geschaftshäuser der Jahrhundertwende war.

Haus Castries - 1877 - Fellner & Hellmer

Haus Castries - 1877 - Fellner & Hellmer

Auf Rotenturmstraße 12 liegt das Haus der Herzogin von Castries. Die beiden gestalterisch zusammengefassten Untergeschosse waren bedeutende Meilensteine für die Entwicklung der Geschäfts- und Warenhäuser der Jahrhundertwende.

Postsparkasse - 1903-1906 / 1910-1912 - Otto Wagner

Postsparkasse - 1903-1906 / 1910-1912 - Otto Wagner

Die Postsparkasse am Georg-Coch-Platz 2 ist eine der wichtigsten Arbeiten Otto Wagners. Sie nimmt einen ganzen Block im Stubenviertel ein.
Durch den Abstand von der Ringstraße und durch die Lage am einem freien Blick auf die symmetrische Gestaltung gestattenden Platz erhält das Gebäude seine Wirkung.
"Die Fassade mit ihren Details hat den Beschauer vom Platze
( ... ) aus zu befriedigen, während die hohen reichsilhouettierten Aufbauten ein integrierender Teil einer Vedule waren ( ... ), um weithin sichtbare charakteristische Wahrzeichen zu bilden", schrieb Wagner.

Die Tour führt nun durch den Stadtpark

Johann-Strauß-Denkmal - Edmund von Hellmer - 1906, enthüllt erst 1923

Johann-Strauß-Denkmal - Edmund von Hellmer - 1906, enthüllt erst 1923

vorbei am Johann-Strauß-Denkmal von Edmund von Hellmer , das wegen seiner floralen Formen dem westeuropäischen Jugendstil nahe steht.

Eigentlich ist der Innenstadt-Rundgang hier zu Ende, doch der Tourführer schlägt noch einen Abstecher in den 3. Bezirk vor.

Haus Portois & Fix - Ungarstraße 59/61 - Max Fabiani - 1899/1900

Haus Portois & Fix - Ungarstraße 59/61 - Max Fabiani - 1899/1900

In der Ungargasse befindet sich das Haus Portois & Fix, Wohn- und Geschäftshaus des Möbelherstellers. Die dazugehörende hofseitige Fabrikanlage wurde zerstört. Die 41 Meter lange Fassade besteht aus völlig glattem, schimmerndem Pyrogranit, der sich je nach Lichteinstrahlung unterschiedlich gibt. Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Majolikahaus (entworfen von seinem Lehrer Wagner) läßt sich nicht leugnen. Im Gegensatz zu Wagner, der florale Muster einsetzte, hat sich Fabiani für ein geometrisches Muster entschieden.

Auf dem Weg zur nächsten U-Bahn-Station für unseren Rückweg liegt der Karl-Borromäus-Platz

Karl-Borromäus-Brunnen - 1906 - Joze Plecnik

Karl-Borromäus-Brunnen - 1906 - Joze Plecnik

mit dem gleichnamigen Brunnen, dessen Gestaltung auf Joze Plecnik zurückgeht, den er anlässlich des 60. Geburtstags von Bürgermeister Karl Lueger entwarf.

© Herbert S., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Immer haben wir von einer Donaukreuzfahrt gehört - eigentlich finden wir Schifffahren ja langweilig, da man nicht da anhalten kann, wo man möchte. Sinn unserer Kurzreise war mal wieder der Jugendstil. Man erwarte daher keinen Bericht mit "berühmten" Sehenswürdigkeiten wie Stephansdom, Schloß Schönbrunn, Prater o.ä., denn wir haben uns wirklich auf spezielle Architekturthemen beschränkt.
Details:
Aufbruch: 03.08.2003
Dauer: 10 Tage
Heimkehr: 12.08.2003
Reiseziele: Österreich
Ungarn
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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