Leinen los und los!
Der Saarkanal
Canal des Houillères de la Sarre, Saar-Kohle-Kanal, so heißt er schon lange nicht mehr.
Wer schwarzgesichtigen Kohlekumpels, Fördertürme und Abraumhalden hier vermutet, der sucht mittlerweile vergebens.
Ab Saarbrücken heißt die Saar Saarkanal, obwohl sie bis Saaralben lediglich kanalisiert ist. Erst danach, bis zum Anschluss an den Rhein-Marne-Kanal läuft sie nur noch als Wasserspender neben dem Kanal her.
Der Saarkanal ist eines der wenigen Projekte über die sich Deutsche und Franzosen bereits Mitte des 19.Jhs. einig waren. Beide Länder profitierten davon.
Heute ist der Kanal ein Revier der Sportschiffer geworden und beide Länder profitieren immer noch davon.
Er hat Freycinet-Standard-Maß, die maximal möglichen Boots-Abmessungen betragen 38,5 m Länge, 5,05 m Breite, 3,50 m Höhe und 1,80 m Tiefgang.
Die Saar ist von der Mosel aus kilometriert, der Saarkanal vom Rhein-Marne-Kanal aus.
So trifft der Saarkanal die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich bei Kilometer 75,6 während die Saar bei Kilometer 94,1 die Grenze erreicht.
Kommt man von Saarbrücken erhält man noch auf deutscher Seite in der Schleuse Güdingen die Fernbedienung für die Schleusen 30 bis 16. Ab Schleuse 15 werden die Schleusen manuell durch Schleusenpersonal bedient. Außerhalb der Haupturlaubszeit muss man seine Durchfahrt anmelden.
An Schleuse 27 erhält man seine Vignette und Diesel.
Bis zum Rhein-Marne-Kanal geht es ständig aufwärts.
Da man die Schleusen selbst bedienen kann, ist man mit seinen Abfahrtszeiten und Pausen sehr unabhängig.
Es gibt auf der ganzen Strecke eigentlich nur zwei Anlegestellen, die den Namen Jachthafen verdienen, das sind Saargemünd und Mittersheim.
Der Jachthafen Mitttersheim ist ganz neu. Mit einem Zuschuss der EU finanziert, heißt es. Auf jeden Fall toll gemacht. Wasser und Strom kommt aus Münzautomaten, aber liegen ist kostenlos. Leider hat man bei der schicken Außenanlage einen Kinderspielplatz völlig vergessen. Schade, denn die Charterboote haben fast alle Kinder an Bord.
Fast jeder der kleinen Orte unterwegs hat eine Kaimauer oder einen gemähten Wiesenplatz mit Pollern, die zu einer Fahrtunterbrechung einladen. Auch dazwischen, in freier "Wildbahn" gibt es einige Anlegemöglichkeiten mit Picknick-Tischen. Und für Sportliche ist der Treidelpfad ein Super-Radweg.
Auch wenn die Elsässer behaupten, dass die Lothringer Küche nicht mit der Elsässer konkurrieren kann, eine Quiche Lorraine, als würdige Botschafterin der regionalen Küche, muss man probieren. Oder die Potée lorraine, ein Eintopf aus Schweinefleisch, Kohl, Lauch, Karotten, Kartoffeln, roten Bohnen und den leckeren Navets, den weißen Rüben Frankreichs, sowie einem Bouquet garni. Natürlich gibt es auch richtige Feinschmeckerlokale auf der Strecke, z.B. in Saargemünd oder Saaralbe, da findet man die feinen Dinge: Pascaline von Weinbergschnecken, Coq á la Capucine, Tourte de Neufchâteau oder Bouchées á la reine, usw.
Fisch sollte man probieren. In Fischgerichten sind die Lothringer echt stark. Kein Wunder bei dieser wasserreichen Gegend. Lothringens große Stärke liegt in der Vielfalt seiner Natur. Wasser und Wald sind zweifelsohne die Trumpfkarte der Region.
Man wird erstaunt sein, dass sich der Kanal durch üppige Wälder windet, vorbei an großen Seen. Kein Wunder, der heilige Nikolaus ist nicht nur der Schutzpatron der Schiffer, sondern auch der Lothringer ...
Es ist eine wunderschöne, geruhsame Fahrt durch Schilfgürtel und an dicken See- und Teichrosenfeldern vorbei, an denen sich Seerosenzündler und kleine Blaupfeile laben.
An Schleuse 15 geben wir unseren Drücker ab. In der Hauptsaison ist jede Schleuse besetzt. Außerhalb dieser Zeit begleitet der Schleusenmeister das Boot und bedient mehrere Schleusen.
Die Abstände der Stauhaltungen in der Schleusentreppe werden immer kürzer. Jede Schleuse ist in Sichtweite der anderen.
Als wir die Schleuse 6 verlassen, kommt aus Schleuse 5 ein Sportboot zu Tal. Nach diesem macht die Schleusenwärterin die Tore wieder zu und füllt die Schleuse. Sie macht also eine Leerschleusung, obwohl in allen Reiseführern darauf hingewiesen wird, dass man das Vermeiden soll und nur mit mehreren Booten geschleust wird.
Obwohl von oben kein Boot kommt revidiert sie ihre Fehlentscheidung nicht. Sie lässt uns 2 Stunden, einschl. der Mittagspause, warten bis von oben ein Sportboot kommt.
Mittlerweile ist natürlich durch die uns aufgelaufenen Boote ein richtiger Stau eingetreten.
Menschen, die die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben, schaufeln sich ihr eigenes Grab.
Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch der Saarkanal durchgehend automatisiert wird. Die Anfänge sind gemacht. An vielen Schleusen liegen bereits die Stromkabel.
Obwohl lt. VNF in der Hauptsaison bis 19.00 Uhr geschleust wird, verweigert der Eclusier von Schleuse 1 einem Charterboot bereits um 17.45 Uhr eine Schleusung zu Tal.
Wir liegen da bereits oberhalb der Schleuse am Ufer in Sichtweite des Lac du Stock, dem Stockweiher, einem der Haupt-Freizeitgebiete der Saarländer.
Aufbruch: | April 2007 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | Oktober 2007 |
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