I spread my wings and I learn how to fly...

Reisezeit: August 2006 - August 2007  |  von Tilo Spitze

Neuseeland

Eiszeit in Auckland

Mein erster Gedanke, als ich den Aucklander Flughafen verlassen hatte, war: Wo geht's hier nach Thailand zurück? Mir war ja bewusst, dass es ein wenig kälter sein wird, als in Thailand, schließlich ist in Neuseeland ja zur Zeit Frühling, aber 10° waren einfach zu wenig, bin ich doch 13 Stunden vorher noch, bei über 35°, schwitzend durch Bangkok gelaufen.
Nach dem Temperatur Problem, fiel mir gleich auf, dass mich das Taxi am Flughafen mit Sicherheit nicht für 4€ bis in die Innenstadt bringen wird! Und die nächste Frage war dann noch, wohin eigentlich bringen, da ich ja einfach so auf gut Glück, ohne vorher was gebucht zu haben, rüber geflogen bin. Also meinen schlauen Lonely Planet (Reiseführer) rausgeholt und nach zwei Minuten wieder eingepackt und nen Taxifahrer gefragt. Ende vom Lied: ich checke in ein ziemlich großes, zentral gelegenes Hostel ein, für 14€ die Nacht, im 4-Bett-Zimmer. Nach einem 20-stündigen Schlaf, welcher zeitweise von meinen eigenartigen Zimmergenossen unterbrochen wurde, habe ich mich erstmals richtig in die Stadt getraut. Und es war immer noch kalt, bewölkt, absolut menschenleer und doof. Nach einem 3-stündigen Stadtrundgang, einem Kakao und einem Sandwich war meine Laune nicht wirklich besser, eher im Gegenteil, da ich nun auch noch 9€ ärmer war, und zwar nicht weil ich meinen Snack im exklusivsten Restaurant der Stadt eingenommen hab...nee, hab ich im Supermarkt gekauft. Also weiter schlafen, bis die Welt da draußen besser aussieht, aber in nem anderen Zimmer, hatte keine Lust mehr auf meine 3 psychopatischen Zimmerkollegen, also in ein 6-Bett- Zimmer, was glücklicherweise auch noch leer war! Nach drei Stunden Schlaf war es immer noch nicht wärmer, die Preise auch nicht günstiger, und meine unzähligen T-Shirts und kurzen Hosen, aus Thailand hatten sich leider auch nicht in dicke, warme Pullover verwandelt, aber es gab einen Lichtblick...und zwar halbwegs normale Menschen: Zwei Deutsche, die in mein Zimmer einzogen. Mit ihnen gings dann langsam Berg auf: Die Wolken gingen weg, es wurden mehr Menschen auf der Straße und auf einmal gab es günstigere Einkaufsmöglichkeiten. Und mein erster Eindruck von Auckland wurde korrigiert.
Meine neuen Zimmerkumpanen konnten mir dann erst mal einiges über das Land der großen weißen Wolke, so wird Neuseeland auch genannt, erzählen, da sie schon zwei Wochen Vorsprung hatten, sich ein Auto gekauft hatten und rumgereist sind. Und nach drei weiteren Tagen in Auckland, die vorwiegend mit chillen, Stadterkundungen und organisatorischen Sachen, wie zum Beispiel der Beantragung der Steuernummer, verbracht wurden, hatten wir vorerst genug von Auckland. Das Ziel war nun die Südinsel Neuseelands, da wir hofften, dass es dort einfacher wird Arbeit zu finden, schließlich bin ich ja nicht zum Faulenzen hier, sondern um groß Geld zu verdienen. Vorher gab es nur ein Problem, wir mussten zum Auto, und da man in Auckland fast überall Parkgebühren zahlen muss und die beiden dazu nicht bereit waren, mussten wir quer durch Auckland, also ein anderthalb stündiger Fußmarsch, mit reichlich 32kg Gepäck auf dem Rücken. Die anderen beiden kommen zusammen auf unter 26kg...

Wo sind denn nur alle?

Wo sind denn nur alle?

Die Fahrt gen Süden zeigte mir dann wieder, warum ich nach Neuseeland wollte: ruhige, malerische Landschaften mit unzähligen Schafen...sieht wie eine riesengroße Eisenbahnplatte aus. Die erste Übernachtung, haben wir in der Stadt Taupo gemacht, die in einer wunderschönen Landschaft liegt: auf der einen Seite ein riesengroßer See, mit absolut Kristall klarem Wasser und dahinter steile Berge, mit schneebedeckten Gipfeln.
Der nächste Stop war die Hauptstadt Neuseelands, Wellington, die direkt auf einem Berghang, unmittelbar am Meer, errichtet wurde. Wellington ist besonders für seine Kunstszene bekannt, die wir uns noch schnell ein wenig angeschaut haben, bevor wir abends mit der Fähre auf die Südinsel übergesetzt sind. Und so konnten wir einen farbenprächtigen Sonnenuntergang mit der Skyline Wellingtons bestaunen.

das super zuverlaessige Auto, dass mich von Auckland bis nach Blenheim gebracht hat

das super zuverlaessige Auto, dass mich von Auckland bis nach Blenheim gebracht hat

Taupo

Taupo

riesengrosser See in Taupo

riesengrosser See in Taupo

Wellington und Tilo von hinten

Wellington und Tilo von hinten

Wellington's Skyline, wie immer bei bewoelktem Wetter

Wellington's Skyline, wie immer bei bewoelktem Wetter

Die Südinsel von Neuseeland ist noch menschenleerer aber dafür landschaftlich schöner. Nach einer Nacht in Picton, ein kleines Städtchen, direkt am Meer, wo wir Nachts mit der Fähre ankamen, ging es weiter nach Blenheim. Und hier wollten wir erst mal eine Weile bleiben, da wir wussten, dass in Blenheim über 40% des gesamten neuseeländischen Weins angebaut wird, und diese Weingüter natürlich unsere Hilfe brauchen. Also haben wir uns ein schönes Hostel gesucht, was wie sich später herausstellte vollkommen in süd-koreanischer Hand befindet, da der Besitzer und sowie alle Gäste nur über begrenzte Englisch Kenntnisse verfügten. Aber das war gar nicht so schlimm, da ich nun ein wenig vertrauter mit der koreanischen Kultur bin. In Blenheim, welches im übrigen nach einem kleinen Dorf in Bayern benannt wurde, könnte die Amtssprache durchaus portugiesisch sein, da es hier eine Gruppe Ausländer mit unzähligen Mitgliedern gibt: Die Brasilianer. Es ist wirklich unglaublich wie viele Brasilianer hier leben, so ist jeden Samstag im einzigen Pub der Stadt eine brasilianische Party. Und zwar wandern viele von der Copa Cabbana nach Blenheim, da sie hier viel mehr Geld für ihre Arbeit bekommen, und so kommt es, dass sie hier für zwei oder drei Jahre arbeiten und dann als wohlhabende Menschen in ihr Heimatland zurückkehren. Aber zurück zu mir: wie gesagt hoffte ich hier einen schönen, gutbezahlten Job zu finden, aber leider kamen wir hier genau in der Wein-Nebensaison an, also schaute ich mich anderweitig um, und so bewarb ich mich in einer Muschelfabrik, in der ich in der Nachtschicht, mindestens 23kg Muscheln pro Stunde, für umgerechnet 4€, knacken hätte müssen. Aber leider hatten sich so viele, wahrscheinlich besser qualifizierte Leute auf den Arbeitsplatz beworben, dass sie sich nie bei mir gemeldet haben. Im örtlichen Supermarkt hatte ich leider auch kein Glück, und so wurde die Zeit, bis die Weinsaison endlich anfing, damit totgeschlagen, die komplette DVD Sammlung, des Hostels, welche selbstverständlich auch einige koreanische Klassiker beinhaltete, durchzuschauen.

Blenheim

Blenheim

La Meer

La Meer

Der Fluss, der mitten durch Blenheim City fliest

Der Fluss, der mitten durch Blenheim City fliest

das maechtig grosse Zentrum von Blenheim

das maechtig grosse Zentrum von Blenheim

Wein

Wein

noch mehr Wein

noch mehr Wein

noch viel mehr Wein...

noch viel mehr Wein...

Jetzt wird gearbeitet...

Und nach einer Woche war diese Mission erledigt und glücklicherweise hatte sich auch endlich jemand auf meine massenhaften Bewerbungs- Emails geantwortet und zwar ein Typ namens Haschisch (1,60m groß und stammt aus Indien). Und eben dieser Haschisch ist ein Contractor, das heißt die Weingüter geben ihm Aufträge, die er mit seinem Team zu erfüllen hat. Und so war unser erster Job gefunden! Aber nicht nur das uns Haschisch Arbeit verschaffte, nein er quartierte uns auch in ein absolut altes, dreckiges, baufälliges Absturz- Haus für 55€ die Woche ein. Natürlich ohne Heizung (was bei 8° Außentemperatur und riesigen Löchern in der Hauswand nicht ganz so angenehm ist), mit absolut ekligen durchgelegenen Betten und einer winzigen Küche mit drei Tellern und zwei total verbeulten Kochtöpfen. Aber wenn wir jemanden zu uns eingeladen haben, konnten wir immer eine sehr einfache Wegbeschreibung abgeben: Sucht einfach das abgefuckteste Haus in der größten Straße der Stadt und ihr landet 100% bei uns. Da es draußen sehr kalt und regnerisch war, und wir keine Heizung hatten, waren wir echt glücklich, dass wir wenigstens einen Ofen hatten, aber leider kein Holz, und so fingen wir an unseren Schuppen zu verfeuern. Später zog noch ein 35-jähriger Halb- Brasilianer- Halb- Österreicher, namens Karl Heinz Neubauer ein, der jedoch so gut wie kein Deutsch sprach, da er in Brasilien aufgewachsen ist. Außerdem noch ein mürrischer Chilene und zwei stark behaarte Schotten. Aber nun zu unserer Arbeit: Am ersten Arbeitstag durften wir auf dem Weingut ca. 15cm Nägel in extrem harte Pfosten schlagen, und weil das unser erster Tag war, natürlich auf Schnelligkeit. Pro Nagel bekamen wir nach Steuerabzug knapp 2 Cent. Und selbstverständlich war die Arbeit unglaublich hart und so kam es, dass ich in 6 Stunden Arbeit unglaubliche 20€ verdient habe und mich den nächsten Tag überhaupt nicht mehr bewegen konnte. Also ein sehr gelungener erster Arbeitstag! Es gab wirklich nur eine positive Sache: die herrliche landschaftliche Aussicht. In den nächsten Wochen mussten wir die Weinpflanzen verschneiden, diesmal jedoch für einen niedrigen Stundenlohn. Jedoch gab es zwischendurch auch besser bezahlte Arbeit: die Stämme der Weinpflanzen abrubbeln und hierbei habe ich ziemlich gutes Geld verdient, da ich einer der Schnellsten war. Aber auch dieser Arbeit ist ein absolut knüppelharter Knochenjob, da man sich bei jeder Pflanze bücken muss, und wenn man 6000 Pflanzen am Tag schafft, ist man am Abend schon ein wenig müde. Nach vier Wochen bei Haschisch haben wir dann gekündigt, da wir herausgefunden haben, dass uns dieser kleine, faule geldgeile Inder viel zu wenig bezahlt hat! Und nun arbeiten wir für einen anderen Contractor, der uns ein paar Cent pro Pflanze mehr zahlt, was jedoch immer noch viel zu wenig ist, um wirklich Geld zu sparen. Und aus der kurzen Weile, die wir ursprünglich in Blenheim bleiben wollten sind inzwischen schon 6 Wochen geworden! Und ich muss sagen, langsam fängt diese langweilige kleine Stadt an, mich zu nerven! Aber die wunderschöne landschaftliche Umgebung ist wirklich ein Traum.

Absturzhaus

Absturzhaus

Wohnzimmer vom Absturzhaus, mit Moebeln vom Sperrmuell und vier "Stuehlen" fuer 6 Personen

Wohnzimmer vom Absturzhaus, mit Moebeln vom Sperrmuell und vier "Stuehlen" fuer 6 Personen

"Betten" im Absturzhaus

"Betten" im Absturzhaus

"Kueche"

"Kueche"

Absturzhaus- Crew", die fuenf rechts (inklusive mir) bildeten den deutschen Part im Haus, ganz rechts ist Karl Heinz. Wir hatten echt ne super Zeit zusammen, auch wenn ich das ein oder andere mal unter meiner     ostdeutschen Herkunft gelitten hab  ! Aber trotzdem bleibt das gemeinsame Kochen und der fast Lottogewinn unvergessen...die Zeit war einfach Megafussball

Absturzhaus- Crew", die fuenf rechts (inklusive mir) bildeten den deutschen Part im Haus, ganz rechts ist Karl Heinz. Wir hatten echt ne super Zeit zusammen, auch wenn ich das ein oder andere mal unter meiner ostdeutschen Herkunft gelitten hab ! Aber trotzdem bleibt das gemeinsame Kochen und der fast Lottogewinn unvergessen...die Zeit war einfach Megafussball

mein Arbeitsplatz

mein Arbeitsplatz

genug Arbeit

genug Arbeit

Haschisch, bei seiner Lieblingsbeschaeftigung: seinen Untergebenen bei der Arbeit zuschauen!

Haschisch, bei seiner Lieblingsbeschaeftigung: seinen Untergebenen bei der Arbeit zuschauen!

...und dabei cool aussehen...

...und dabei cool aussehen...

meine Arbeitsutensilien und die oben erwaehnten riesengrossen Naegel...

meine Arbeitsutensilien und die oben erwaehnten riesengrossen Naegel...

© Tilo Spitze, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich verlasse den behüteten Kokon, aus dem Umfeld meiner Familie, um in die große weite Welt aufzubreche: Tilo`s Trip beginnt und soll folgendermaßen aussehen: Deutschland-Thailand-Neuseeland-Australien-Fidschi-Neuseeland-Thailand-???-Deutschland
Details:
Aufbruch: 15.08.2006
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 15.08.2007
Reiseziele: Thailand
Khao San Road
Neuseeland
Australien
Fidschi
Der Autor
 
Tilo Spitze berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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