I spread my wings and I learn how to fly...

Reisezeit: August 2006 - August 2007  |  von Tilo Spitze

Neuseeland: Arbeit macht Spass...

Arbeit macht Spass...

Da ich ja zur Zeit überhaupt nicht zum Reisen komme, möchte ich nun ein wenig über mein aufregendes Arbeitsleben berichten! Ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag, den der Tilo zur Zeit 5 bis 6mal die Woche hat, sieht folgendermaßen aus: 5.15 Uhr Aufstehen, nach dem Zähnchen Putzen geht's direkt in die Küche und dann wird sich jeden Morgen gefreut, dass man der erste dort ist, wenn auch nur die ersten 3 Minuten. Im Anschluss wird das Frühstück, ein Früchtemüsli, mit wechselnden Inhalten (je nach dem was für Früchte im Angebot sind J) zubereitet. Sollte ich mir am Abend mein Mittag nicht schon vorgekocht haben, muss ich nun den Kochlöffel schwingen, da ich ja nicht ewig Zeit habe, gibt es meistens Reis- oder Nudelgerichte. Dazu gibt es entweder Fisch, Surimi (Krebsfleisch), Hackfleisch, Frankfurter Würstchen (da stehen die Kiwis total drauf) oder Curry oder andere preiswerte Sachen.
Nachdem der Frühstückszeremonie setze ich mich vors Hostel und warte bis ich abgeholt werde, dann gibt es jeden Morgen eine 30-minütige Stadtrundfahrt (für 2€ am Tag), um die anderen Polen....ähm ich meine natürlich Arbeiter einzusammeln. Auf dem Weingut angekommen, wird erst einmal das Geheimnis gelüftet, was man heute schönes arbeiten darf und vor allem, wie es bezahlt wird! Und hierbei wird mir eine große Abwechslung geboten, von Geizen entfernen, über Weinstämme putzen bis hin zu Drähte spannen bzw. heben, und das von einer absolut unrealistisch miesen Bezahlung, über einen mickrigen Stundenlohn (4,50€) bis hin zu ganz ordentlichen Raten. Im Anschluss wird je nach Bezahlungsart, entweder die Arbeit schnellstmöglich (wobei man wie ein Bekloppter durch die Reihen flitzt) oder mit angezogener Handbremse (bei Stundenlohnbezahlung) ausgeführt. Diese Arbeit wird bei Stundlohnbezahlung noch durch 3 kleinere Päuschen unterbrochen, bei Contract (also auf Schnelligkeit) natürlich nicht, da man ja sonst wertvolle Zeit verliert. Und gegen 17.00 geht's dann dreckig, durchgeschwitzt und total ausgepowert zurück ins Hostel.

Da mir das ein wenig zu eintönig wurde, habe ich mir letzte Woche noch einen zusätzlichen Job gesucht, und zwar in einer Weinflaschen- Fabrik. Dort habe ich Mittwoch und Donnerstag jeweils 15 Stunden gearbeitet und Freitag noch nach 10 Stunden Weingut noch einmal 4 Stunden (dann hat die Fabrik leider 23.00 Uhr geschlossen). In dieser Fabrik wird mir aber viel mehr Abwechslung geboten: Kartons mit Aufklebern bekleben (die mit Abstand chilligste Arbeit), das Band mit leeren Weinflaschen beladen, aufpassen, dass die vollen Weinflaschen nicht umfallen und wenn das Band stockt die Flaschen vom Band auf eine große Palette laden, und später die Flaschen von dieser Palette wieder aufs Band (sehr verwirrend und ziemlich stupide) und die mit Abstand tollste Arbeit ist das Container beladen...ein riesen Spaß! Und zwar darf man dabei ca.20 kg schwere Kartons, nach einem bestimmten System in einen riesigen niemals zu enden scheinenden Container laden, der reichlich 3m hoch ist. Nach dem 500'sten Karton macht diese Arbeit dann nicht mehr so richtig viel Spaß, was vielleicht auch daran liegen könnte, dass die fähige Lagerarbeiterin dir sagt, dass die letzten 400 Kartons noch einmal rausgenommen werden müssen, da sie ab jetzt anders gestapelt werden. Und nach rund 4 Stunden hat man dann den Container mit 1200 Kartons beladen und ist schon ein wenig erschöpft, und vielleicht reagiert man deshalb nicht ganz so erfreut auf die Nachricht der Lagerarbeiterin, dass nun noch ein Container beladen werden muss, und nun ratet mal von wem: vielleicht von einem der 30 anderen Arbeitern, die die ganze Zeit ihre hässlichen Tattoos betrachten und über das letzte Mal, dass sie rotzbesoffen irgendwelchen Müll gemacht haben, also vom letzten Abend, berichten. Natürlich wird es nicht einer von ihnen machen, sondern der gute Tilo! Und da man ja ein wenig Geld verdienen möchte, geht man nicht nach der ersten 8- Stunden- Schicht nach Hause (die anderen Arbeiter schon) und deshalb macht man noch bis 21.00 Uhr weiter und geht dann erst. Und so habe ich in 15 Stunden unglaubliche 60€ verdient! Aber nun möchte ich noch kurz ein Paar Worte über meine Mitarbeiter verlieren: im Bewerbungsbogen muss es eine Zeile für Anzahl der Tattoos, Anzahl der Zähne und Anzahl der verbrachten Jahre im Gefängnis gegeben haben! Und um so größer die Zahl in den Zeilen (die mit den Zähnen natürlich nicht) war, um so größer war die Wahrscheinlichkeit genommen zu werden und so ist ein ganz toller Haufen netter Leute dabei heraus gekommen. Ich habe einmal versucht, zu zählen wie oft sie das Wort "fuck" in ihren Gesprächen benutzen...unmöglich, ich habe dann lieber alle anderen Wörter gezählt. Aber die gemeinsame Mittagspause ist wirklich lustig, da die anderen Arbeiter sich nicht die Mühe machen müssen, sich Unmengen an Essen mitzunehmen, da sie mit ihren 3 Schneidezähnen leider die komplettem 30 Minuten für 2 Toasts brauchen. Ich wollte mir eigentlich den Spaß machen und ihnen meinen Apfel anbieten, aber da hatte ich doch Angst, dass sie meine Hintergrundgedanken möglicherweise durchschauen könnten....Schade wäre bestimmt ein super Bild gewesen. Aber auf jeden Fall ist diese Arbeit eine sehr gute Erfahrung und dient mir hoffentlich bald als Rezension, da ich mich nun für einen erfahrenen Fabrik- Arbeiter halte und gerne in Australien in einer Fabrik, hier jedoch hoffentlich für einen realistischen Stundenlohn, arbeiten möchte. Und ich bin wirklich überrascht, dass mein Körper das alles so super verkraftet und mir die ganze Arbeit nicht übel nimmt!

Und als Ausgleich zu meiner Arbeit, gefällt es mir in meinem Hostel immer besser, habe jetzt schon so viele nette Leute aus der ganzen Welt (na ja eigentlich nur Brasilien, Japan und Schweden) kennen gelernt. Und bei so vielen Leuten ist fast jedes Wochenende eine Geburtstags- oder Abschiedsparty, wo es immer Unmengen ein super leckrem Essen gibt! Und da ich mich auch ein wenig am Kochen beteiligen wollte, habe ich diese Wochenende ein Brot gebacken, ein echt deutsches Mischbrot, hier gibt es leider nur labbriges Weißbrot!
Aber leider war es gar nicht so einfach, hier Roggenmehl zu bekommen, und nachdem ich alle Läden durchsucht hatte, habe ich dann doch noch eine Packung gefunden.
Und als es dann nach reichlich vier Stunden fertig war, hat die ganze Küche super geduftet und auf einmal standen ganz viele Menschen um mich herum, um meine Kreation zu beurteilen und sie waren durchweg begeistert, vor allem die beiden Deutschen, die seit rund 7 Monaten reisen, waren super glücklich, da sie den Geschmack von einem leckerem knusprigen deutschen Brot schon fast vergessen hatten.

lecker Essen

lecker Essen

un nochmehr...

un nochmehr...

und die hams gemacht!

und die hams gemacht!

meine deutsches Mischbrot... (war ein wenig flach, aber geschmacklich super!)

meine deutsches Mischbrot... (war ein wenig flach, aber geschmacklich super!)

© Tilo Spitze, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich verlasse den behüteten Kokon, aus dem Umfeld meiner Familie, um in die große weite Welt aufzubreche: Tilo`s Trip beginnt und soll folgendermaßen aussehen: Deutschland-Thailand-Neuseeland-Australien-Fidschi-Neuseeland-Thailand-???-Deutschland
Details:
Aufbruch: 15.08.2006
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 15.08.2007
Reiseziele: Thailand
Khao San Road
Neuseeland
Australien
Fidschi
Der Autor
 
Tilo Spitze berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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