Radreise in der Horde und auf eigene Faust nach Südosteuropa

Reisezeit: August / September 2003  |  von Manfred Sürig

Abschied von der Gruppe in Temesvar

Radu und Gabi stehen schon bereit, heute steht der Autotransfer zurück zum 450 km entfernten Temesvar an. Wir haben die Wahl, direkt über Herkulesbad zu fahren oder aber zurück auf der Fahrradroute entlang des Donaudurchbruchs, die wir vor einer Woche in Gegenrichtung gemacht haben. Wir entscheiden uns für die Radroute. Dabei klopfen wir uns wiederholt gegenseitig auf die Schulter, als wir sehen, was für schwierige Strecken wir "damals" bewältigt haben. Und dieses Mal beeindruckt uns die Landschaft noch mehr, weil wir den Blick mal nicht auf das Straßenpflaster werfen müssen. Klar, dass noch mehrere Fotopausen eingelegt werden, um das nachzuholen, was wir auf der Hinfahrt versäumt hatten.

Die Zeit langt knapp, um noch bei Tageslicht Temesvar zu erreichen, Gabi fährt wie ein Rennprofi (bis zu 125 km/h mit Anhänger) und sein Kollege im anderen Auto muß sehen, wie er mithalten kann.
Doch pünktlich um 20.30 Uhr finden wir uns alle zum festlichen Abschiedsessen im Central-Hotel Banatul ein, zu dem sich die Reiseleitung noch ein paar nette Andenken ausgedacht hat, die wir selbst produzieren müssen. Auf die Rückseite des "Diploms", das jeder für seine außergewöhnlichen Leistungen bei Hitze und Kälte bekommt, soll jeder für jeden eine zutreffende Erinnerung schreiben. Wein wird kräftig nachgefüllt und die Küche gibt ihr Bestes. Radu schafft es gerade noch, uns die Abfahrzeiten für morgen einzuschärfen, denen noch ein Stadtrundgang und ein Geldrücktausch vorgeschaltet ist, dann geht es in die Koje, und nicht einmal ein harter Kern bleibt zurück zum Weiterfeiern. Wir waren wirklich eine tolle Gruppe!

Sonnabend, den 6.September 2003

Planmäßig versammeln wir uns nach dem Packen zum Stadtrundgang, der uns an das Haus der reformierten Kirche führt, an dem die Revolution zur Wende in Rumänien Mitte Dezember 1989 beschlossen wurde - eine kleine Tafel nur erinnert daran, aber man ist stolz darauf, dass die Wende in Rumänien, die hier besonders blutig verlief, von der Stadt Temesvar ausging und das gesamte Land befreite. Wir hasten noch durch die City, doch die Zeit reicht kaum für die Besichtigung einiger Sehenswürdigkeiten wie die große orthodoxe Kathedrale, das gegenüberliegende Opernhaus, die Pestsäule und das alte Zentrum mit Barock- und Jugendstilhäusern.
Ich habe noch ein besonderes Problem: Mein eigenes Fahrrad sollte doch repariert sein. Um 11 Uhr ist es soweit; der Meister, der es in seiner Obhut hatte, hat ganze Arbeit geleistet. Er mußte nicht nur das Tretlager erneuern, auch der alte Kettenträger war zu klein. Auf diesen alten Kettenträger hatte er einen neuen größeren aufgesetzt, die Kette verlängert und beide Pedalen erneuert. Noch nie war meine Naben-5-Gangschaltung so genau eingestellt - ich strahle und kann es noch gar nicht glauben, denn nun ist die Anschlußradtour doch noch möglich. 15 Euro will er für die Reparatur haben, die mir in Deutschland wahrscheinlich niemand mehr so gut gemacht hätte ! Ich lege gern noch etwas dazu und bin nun richtig beweglich.
Ich fahre der ersten Gruppe noch einmal zum Nordbahnhof nach, um sie zusammen mit Gabi am Zug zu verabschieden.

© Manfred Sürig, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Rumänien und Bulgarien per Rad zu bereisen traute ich mir zunächst allein nicht zu, also buchte ich eine Gruppenreise, an deren Ende sofort noch eine Zweiertour durch Rumänien, die Ukraine und die Slowakei angehängt und zu einem großartigen Erlebnis wurde
Details:
Aufbruch: 22.08.2003
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 19.09.2003
Reiseziele: Rumänien
Bulgarien
Ukraine
Slowakei
Ungarn
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.