Ein Glueckskind auf Reisen
Die kanadischen Rockies: Mont Tremblant
Gerade mal 150km von Montreal entfernt in den Laurentides liegt das bekannte Mont Tremblant Gebiet: im Sommer ideal zum wandern, Mountain-biking, klettern oder schwimmen in einem der vielen Seen, im Winter dagegen DAS Skigebiet der Quebecois schlechthin.
Jetzt gerade im November ist jedoch noch Zwischensaison und daher auch nicht viel los, was mich aber nicht davon abhalten sollte, trotzdem mit dem gepackten Rucksack fuer ein paar Tage aufzubrechen (dachte ich zumindest).
Die Hinfahrt gestaltete sioch naemlich schon schwieriger als gedacht: Die Zugverbindung Richtung Mont Tremblant hat in Montreal selbst 3 Haltestationen.Ich bin daher frueh morgens zur Ersten gepilgert um moeglichst in einen leeren Zug steigen zu koenenn. Von wegen! Der erste Zug fuhr erst um 12:55Uhr ab und dann auch nicht von dieser Staion sondern von der am anderen Ende der Stadt und noch dazu nicht bis nach St.Jerome, von wo aus ich den Bus nach Mont Tremblant nehmen wollte, sondern nur bis Blainville, ein Ort einige Kilometer davon entfernt.Da ich den Gedanken, die naechsten Tage gelangweilt in meinem Zimmer zu sitzten jedoch abschreckender fand als ein paar Stunden zu warten, war die Entscheidung mehr oder weniger klar (wer mich kennt, haette mir das auch frueher sagen koennen)
Nachmittags kam ich dann also am Bahnhof Blainville an.Als ich einen Taxifahrer frahte, wie weit es denn bis nach St.Jerome sei, meinte er ca.6km."hmm...6km, das heisst dann also 1,5h laufen" so meine Gedanken.Also marschierte ich los...und lief..und lief...doch dann sah ich es: das Schild! "St.Jerome 12km"
Uff...na toll !!! Taxifahrer!!! Und nun??? Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt 3-4h Stunden zu wandern,noch dazu weil es so langsam dunkel wurde,nur um dann noch den letzten Bus zu verpassen. Aber da ich ja bekanntlich ein Glueckskind bin sollte alles noch besser als erwartet werden: Gluecklicherweise kam gerade in dem Moment, als ich schon verzweifeln wollte, ein Bus mit der Aufschrift St.Jerome angefahren und da ich nur wenige Meter von der Haltestelle entfernt war,habe ich keine Minute gezweifelt und bin eingestiegen. Nun ist das mit dem bezahlen in Kanada aber etwas anders als man es in Deutschland gewoehnt ist: hier hat man das Kleingeld entweder passend oder aber der Busfahrer kann sich ueber ein praechtiges Trinkgeld freuen.Wechselgeld gibt es hier naemlich nicht!
Da ich nur noch einen 10$ -Schein hatte, die Fahrt jedoch nur 2,75$ kosten sollte,wendete ich mich an die anderen Buspassagiere: "Hello, is there anybody who can change my bill into change?"
Diese verzweifelte Frage sollte den Beginn einer neuen Freundschaft darstellen, denn so lernte ich Ann& Jimmy aus Australien, Lorenzo aus Belgien und Marcello aus Brasilien kennen,4 Backpacker, die sich im Hostel in Montreal getroffen haben und beschlossen haben,zusammen nach Mont Tremblant zu reisen.Lorenzo konnte mir gluecklicherweise mit Kleingeld aushelfen (noch Tage danach wurde ich mit meiner Frage von den Anderen auf den Arm genommen ) Fuer die naechten Tage sollten wir 5 unzertrennlich werden.
Nach mehreren Wochen relativ geregeltem Stadtleben tat mir das Backpackerleben wieder richtig gut (war dies doch das, was ich eigentlich machen wollte!!!). Noch dazu lernt man in der Stadt nur sehr schwer Leute kennen, wenn man nicht gerade irgendwo arbeitet oder zur Schule geht oder studiert oder in einem Sportverein ist oder..oder..oder...im Hostel hingegen gelten andere Gesetze: hier spricht man einfach irgendwen an und schon hat man einen Gesprachspartner fuer die naechsten paar Stunden.
Mit dieser Gruppe jedoch war es von Anfang an besser als nur die ueblichen (meist eher oberflaechlichen) Gespraeche.Wir sind (auf besonderen Wunsch von Marcello) zur F1-Strecke gelaufen, haben eine Wanderung zum Village Mont Tremblant gemacht und sogar den Berg erklommen um schliesslich de Sonnenuntergang hinter den purpur-blauen Bergen bestaunen zu koennen.
Auch im Hostel blieb der Spass nicht aus: Billiard-Turniere, Rummikub-Abende und Nationalhymnen-Gesangswettbewerbe sind nur einige Beispiele unserer abendlichen Aktivitaeten
Da ist es auch nicht verwunderlich, dass wir alle uns entschlossen haben, noch gemeinsam eine Nacht laenger in Mont Tremblant zu verweilen.
Das Hostel selbst ist auch sehr empfehlenswert: direkt an einem See gelegen, bietet es im Sommer wunderbare Moeglichkeiten fuer Wassersportfans.Im Winter hingegen eigenet es sich als idealer Ausgangspunkt zum Ski& Snowbaordfahren,(Hunde-)Schlitten-Ausfluege und..und..und...
Die Zeit ging natuerlich viel zu schnell vorbei und nach 4 tollen Tagen hiess es wieder zurueck nach Montreal, wo ich wieder zur Arbeit musste, Marcello seinen Flug nach Brasilien nehmen & Jimmy nach Toronto aufbrechen wollte. Ann & Lorenzo beschlossen hingegen, sich nach Quebec-Ville aufzumachen.
Das ist definitiv etwas, was mir schwer faellt zu akkzeptieren: jedesmal, wenn man wieder neue
Freundschaften geschlossen hat, muss man sich nach viel zu kurzer Zeit wieder
trennen,nicht wissend ob man sich je wiedersehen wird...that's life!
Allerdings ist die Geschichte noch nicht ganz zuende: Lorenzo sollte naemlich in der darauffolgenden Woche seinen Geburtstag haben. So kam es, dass ich wenige Tage spaeter eine Nachricht von Ann bekam:" Hey Sarah,wir sind zurueck in Montreal und brechen morgen nach Ottawa auf um Lorenzo's Geburtstag zu feiern.Kommst du mit???" Ich glaube ,ich muss euch nicht sagen, wie meine Antwort lauten sollte Schicht bei der Arbeit geaendert, Rucksack gepackt, Busticket gekauft und weiter ging's..Richtung Sueden nach Ottawa....
Aufbruch: | 10.08.2007 |
Dauer: | 9 Monate |
Heimkehr: | 29.04.2008 |
Vereinigte Staaten
Fidschi
Neuseeland