Indien - Zwischen Wüste und Himalaya
Bagsu - Flucht aus dem Exil
Bagsu, 12 August
Ich bin zwar noch immer in der Nähe von Dharamsala, hab aber schon am zweiten Tag den ganzen Rummel um "Seine Heiligkeit" nicht mehr ausgehalten. Darum habe ich mir mit zwei Freunden (Michael aus Daenemark und Leo aus Deutschland) ein Haus etwas oberhalb von McLeod Ganj gemietet. Unsere "Residenz" befindet sich inmitten der wunderbaren Huegellandschaft am Fusse des Berges Triund und ist nur durch einen 20-minuetigen Fussmarsch von Bagsu zu erreichen. Wir haben einen fantastischen Ausblick auf das ganze Tal und geniessen die Ruhe dieses schoenen Platzes. Hier im Norden ist es zwar etwas teurer als in Rajasthan, aber unser Haus (mit 3 Zimmern, Kueche, Dusche, WC und eigenem kleinen Tempel!) ist mit 250 Rupies immer noch relativ guenstig. Dem Treiben in der Stadt wohne ich ueberhaupt nicht bei, alles ist voll von Souveniershops und die Zahl der Touristen ueberwiegt die der Einheimischen mindestens um das Fuenffache. Deshalb verbringe ich die meiste Zeit hier mit Lesen und Trekken. Gestern habe ich eine fantastische Wanderung unternommen. Zuerst wollte ich nur den Berg hinter unserem Haus besteigen, aber als ich dann oben stand und die Landschaft dahinter erblickte, musste ich einfach weiter.
Tiefe Schluchten, unzaehlige Wasserfaelle und kleine verschlungene Pfade: einfach traumhaft. Und auch wenn sich diese Umgebung voellig von den Wuesten des Suedens unterscheidet, so gibt es doch eine Gemeinsamkeit: selbst in den abgeschiedensten und einsamsten Gegenden, an Plaetzen, an denen man beim besten Willen keine Seele mehr vermuten wuerde, trifft man aufeinmal auf Menschen. Inder wohnen ueberall, selbst unter den unwirtlichsten Bedingungen.
So bin ich beispielsweise 2 Stunden lang gewandert ohne auch nur auf das geringte Zeichen menschicher Zivilisation zu stossen, und ploetzlich- mitten im Nirgendwo- eine kleine Huette, beschmiert mit den Lettern "Cofe". Dieses "Cafe" war gleichzeitig die Behausung eines alten Mannes, der mir stolz 3
Flaschen Mineralwasser und- auf die schien er besonders stolz- eine Flache Coca Cola zeigte.
Aber auch spaeter durchwanderte ich voellig abgeschiedene
Doerfer, meist nur aus 3 bis 4 Hauesern bestehend.
Gegen 4 Uhr habe ich dann den Gipfel des Berges Triund erreicht. Die Aussicht war fantastisch, aber ich machte mir doch ziemliche Sorgen, denn einen grossen
Teils des Abstiegs wuerde ich vorraussichtlich im Dunkeln machen muessen. Da ich es hasse, den selben Weg zweimal zu gehen, habe ich mich fuer einen kleinen Pfad entschieden, der aber leider relativ bald endete und in einen
einzigen grossen Geroellhaufen ueberging. Hatte echt Probleme, heil wieder runter zu kommen, irgendwie hab ichs dann aber doch geschafft. Am Abend haben wir dann noch gemeinsam gekocht, aber schon gegen 10 bin ich voellig
erschoepft eingeschlafen.
Aufbruch: | 10.07.2004 |
Dauer: | 9 Wochen |
Heimkehr: | 10.09.2004 |
Dharamsala
Manali
Spiti