Zu Fuß von Genua zu den Cinque Terre

Reisezeit: August 2007  |  von Matthes Jansen

4 Tag: Von San Rocco nach Rapallo

Um 7 Uhr morgens weckten uns gefühlte 30 Glockenschläge des Kirchturms genau über uns. Zeltabbau, Frühstück und Versorgung mit frischem Trinkwasser folgten, und schon um 8.15 Uhr ging es los Richtung Portofino.
Am Vortag hatten wir in Camogli am Strand die Marmeladenfraktion aus Bogliasco getroffen. Sie hatten sich auch die erste Tour bis San Fruttuoso vorgenommen, sind aber schnell wieder umgekehrt, weil die Wege so schmal, die Abhänge so steil und Ihre Sandalen so wenig wandertauglich gewesen waren. Unserer Vorfreude stieg nach dieser Unterhaltung rapide, der Maxime folgend: Was schwer begehbar ist, ist nicht überlaufen, was nicht überlaufen ist, ist natürlich, was natürlich ist, ist sehenswert.
Nach einem einstündigen Aufstieg durch den Wald stellten sich allerdings Ausblicke ein, die das Mittelmeer wohl nur an wenigen anderen Stellen in vergleichbarere Schönheit bereithält. Die nächsten 3 Stunden waren dann zwar eine der anstrengendsten Etappen der gesamten Reise, ganz sicher aber auch mit einigem Abstand die sehenswerteste. Und auch, wenn es in den Augen vieler Ligurien-Reisender einem Sakrileg gleichkommen dürfte, so würde ich trotzdem behaupten, dass diese Route dem Auge noch mehr zu bieten hat, als der allseits bekannte Pfad zwischen Monterosso und Vernazza zwischen den ersten beiden der Cinque Terre.

Gegen 13Uhr kamen wir schließlich ziemlich ausgelaugt an dem völlig überlaufenen Strand von San Fruttuoso an. Da die wenigen, auf die Gäste aus Portofino eingestellten Kneipen nichts preiswertes zu bieten hatten, aßen wir nur ein wenig von dem, was wir an Essen noch dabei hatten (immer in der stillen Hoffnung das Gewicht des Rucksacks zu drücken) und machten uns dann an den erneuten Aufstieg nach Portofino, da gerade noch eine neue Fuhre Touristen mit dem Schiff angeliefert worden war und nun in Lemming-Manier gen Strand strömte.
In der Mittagssonne eine Pause einzulegen kam uns bei der folgenden Etappe nicht in den Sinn. Zwar schien die Sonne aus der Senkrechten auf uns nieder und die Rucksäcke erschwerten den ohnehin nicht unkomplizierten Aufstieg, doch die Möglichkeit am Abend nach der Ankunft noch vielleicht im Meer schwimmen gehen zu können, war verlockender, als ein Nickerchen über den Mittag.

Nur 2 Stunden brauchten wir schließlich bis Portofino, und dort angekommen waren wir froh mit dem Bus schnell wieder auf der Stadt heraus fahren zu dürfen. All die Gemütlichkeit und Beschaulichkeit, die die Städtchen auf unserem Weg bis jetzt ausgezeichnet hatte, wie zum Beispiel Camogli oder Recco, wirkte hier gekünstelt, aufgesetzt. Auch die Videokameras an jeder Ecke sowie die Uniformierten, bei denen es interessant wäre zu erfahren, was sie wohl den ganzen Tag in der Fußgängerzone so anstellen mit ihrer Zeit, erweckten nicht gerade das Bedürfnis, das Örtchen näher kennen zu lernen.
In dem komplett überfüllten Bus fuhren wir dann ca. 30 Minuten auf einer so aussichts- wie abwechslungsreichen Küstenstraße nach Rapallo.
Dort erkundigte ich mich in einer Kneipe nach dem nächsten Campingplatz was zunächst Staunen hervorrief. Anschließend erklärten mir die Thekenbedienung und ein Gast an der Theke im Duett, dass der Campingplatz weit weit weg sei und schon außerhalb der Stadt liege. Da ich von dem anstrengenden Tag doch ziemlich mitgenommen war traute ich mich fast nicht zu fragen, wie viele Kilometer es denn seien. Bei der Antwort, es seien bestimmt ein ganzer Kilometer, wenn im schlimmsten Fall nicht sogar noch etwas mehr, konnte ich eine gewisse Belustigung nicht verbergen, denn ich hatte eher mit 5-10km gerechnet, die beiden lächelten jedenfalls freundlich zurück.
Nach einem 25-minütigen Marsch durch die Stadt, der uns auf gerader Strecke und mit Pflaster unter den Füßen geradezu erholsam vorgekommen war, fanden wir in der überraschend weitläufigen Stadt den besagten Campingplatz.
Es hatte schon den ganzen Tag immer wieder ein wenig genieselt, aber beim Zeltaufbau hatte noch niemand ernstlich mit starkem Regen in der Nacht gerechnet, schließlich war ja August, und im August hat es in Italien nicht zu regnen. Gerade an dem Tag nahm ich mir aber für den Zeltaufbau ein paar Minuten mehr Zeit als üblich. Ich wusste aus Erfahrung, dass beim geringsten Regenschauer alles schnell vollläuft. Der vernünftige Aufbau war daher auch eher ästhetischen als praktischen Gründen geschuldet - ich wollte einfach Mal sehen, wie mein Zelt eigentlich vernünftig aufgebaut aussieht.
Abends ging es dann in die Bar des Campingplatzes. Der Abend wurde ausgeläutet mit Poker, ein paar Pizzen mit Parmesan drauf und überraschend gutem italienischem Bier.

© Matthes Jansen, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ligurien ist eigentlich zu schön, um sich nur ein oder zwei Orte anzugucken. Wir wollten so viel wie möglich sehen, also machten wir uns zu Fuß auf, um entlang der Küste von Genua zu den Cinque Terre zu wandern.
Details:
Aufbruch: 04.08.2007
Dauer: 12 Tage
Heimkehr: 15.08.2007
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Matthes Jansen berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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