Zu Fuß von Genua zu den Cinque Terre

Reisezeit: August 2007  |  von Matthes Jansen

7 Tag: Von Lavagna nach Moneglia

Zeitig standen wir auf und konnten um 8.30Uhr aufbrechen. Bis Siestre Levante hatten wir eine Zeit von ca. 2.30 Stunden eingeplant, um 9.20Uhr standen wir bereits in der Stadt vor einem Sportgeschäft, weil Les neue Schuhe brauchte.
Als wir da nichts fanden, ließen wir uns auf einer Parkbank im Schatten nieder, Les ging neue Schuhe kaufen, ich holte etwas zu essen und Toby einige Postkarten.
Dann aßen wir zu Mittag und überlegten uns anhand der Karte die nächsten Schritte. Ohne, dass ich es anfangs bemerkt hätten, hatten sich links direkt neben uns einige, dem Anschein nach, indische Gastarbeiter niedergelassen. Rechts von uns, etwas weiter entfernt, saßen ein Mann und eine Frau, die aussahen wie Zigeuner. Als ich langsam meine Sachen zusammenpackte und gedankenlos den Blick schweifen ließ, sah ich plötzlich, dass die Zigeunerin rechts mit beiden Händen unter ihrem Hemd zu Gange war. In diesem Moment schaute sie auf und wuchtete als nächstes die rechte Brust aus ihrem labberigen Hemd heraus. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich nicht verguckt hatte, meine Brille war im Rucksack. Als ich den Jungs davon erzählte und wir zu lachen anfingen, guckte ich noch ein Mal hinüber, da fing die Zigeunerin an Kussmündchen zu verteilen, holte wieder ihren ganzen Stolz aus dem Hemd und wippte ihn von einer Hand in die andere. Toby erst bemerkte, dass die Anzüglichkeiten scheinbar nicht uns galten sondern den 4 Indern nebenan, die mit allerlei Gesten die Show scheinbar provoziert hatten und ihr Bestes gaben, um das Spektakel noch ein wenig anzuheizen. Wir suchten das Weite.
Der Aufstieg auf Punte Manara war gar nicht so leicht zu finden, aber dank der Hilfe zweier freundlicher Italiener fanden wir ihn dann doch und kamen nach 45 Minuten an dem überraschend schönen Aussichtspunkt an.

Nun konnten wir auch ganz genau sehen, dass der nächste Abschnitt bis Moneglia problematischer werden würde, als gedacht, denn an der Küste gab es nur einen Tunnel. Entweder wir würden durch diesen hindurchgehen können oder wir müssten über den Berg.
Schnell kamen wir wieder auf der anderen Seite des Berges Castello nach Siestri, in einen wesentlichen ruhigeren Teil der Stadt.
Dann fragten wir auf der Straße nach dem Fußweg Richtung Moneglia, jede erhaltene Wegbeschreibung war verbunden mit einem verwunderten Blick oder Kopfschütteln.
Nach einem, wegen der Hitze doch etwas anstrengenden Aufstieg, kamen wir irgendwann auf dem Berg über dem Tunnel an und standen vor verschlossenen Toren. Der ganze Hügel muss vor kurzer Zeit noch gebrannt haben, überall standen verkohlte Baumstümpfe, der Fußweg war nicht mehr erkennbar und wir hätten über Privatgrundstücke gehen müssen, denn der Wegverlauf war beim besten Willen nicht auszumachen.
Wir liefen noch einige Trampelpfade ab, doch als sie sich alle im Nirgendwo aufgelöst hatten mussten wir umkehren und gingen schweren Herzens wieder den Weg hinunter zum Tunnel. Dort mussten wir feststellen, was eigentlich schon vorher klar gewesen ist. Fußgänger konnten nicht durch den Tunnel durch, er war so eng, dass es nicht einmal 2 Spuren gab, Autos fuhren im 5 Minuten-Takt entweder hinein oder hinaus.
So schwer es auch war, es blieb uns nichts anderes übrig als also den Bus durch den Tunnel nach Moneglia zu nehmen, in das so unzugängliche Städtchen, dass nur aus dem Inland heraus vernünftig erreichbar war und auf der Karte einen sehr abgelegenen Anschein machte.
Dort angekommen dann aber eine positive Überraschung: Die Lage des Campingplatzes war einmalig, ca. 20 Meter über dem Meer kaskadenartig angelegt mit einem herrlichen Ausblick. Der Ärger über die aufgezwungene Busfahrt war schnell vergessen.

Wir gingen in das überraschend moderne und touristische Zentrum der Stadt, kauften Nudeln + Tomatensauce, Tunfisch, eine Zwiebel und mehr als ein Bier. Dann ging's an den Strand, mit einem Bierchen in der Hand schauten wir uns an, wie die Sonne hinter dem Berg mit dem Unglückstunnel verschwand.
Zurück am Campingplatz wurde gekocht und anschließend schauten wir uns unter wolkenlosem Himmel bei einem Bier das Aufziehen der Nacht über dem Meer an.
Die Nacht ohne andere Nebengeräusche mit nichts anderem als dem Meeresrauschen im Hintergrund war, zumindest für mich, die angenehmste des ganzen Urlaubs.

© Matthes Jansen, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ligurien ist eigentlich zu schön, um sich nur ein oder zwei Orte anzugucken. Wir wollten so viel wie möglich sehen, also machten wir uns zu Fuß auf, um entlang der Küste von Genua zu den Cinque Terre zu wandern.
Details:
Aufbruch: 04.08.2007
Dauer: 12 Tage
Heimkehr: 15.08.2007
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Matthes Jansen berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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