Von Soest Richtung Indien
Rückblick: Irak Teil 1, 12. bis 17.Juni 2008
Da wir keinen Parkplatz zwischen den beiden Grenzen sahen, blieb uns nichts anderes übrig, als doch mit dem Auto in den Irak einzureisen. Zehn Minuten später saßen wir in dem ersten Checkpoint und wurden dort sehr freundlich empfangen. Bevor wir irgendwas machen konnten, hatten wir eine Tasse Tee vor uns stehen. Das war natürlich eine super Start! Unsere Pässe gaben wir einem Mitarbeiter, der die Daten sofort in den Computer tippte. Während dessen informierten wir uns bei ihm über den Irak, um dann zu entscheiden, wie wir weiter vorgehen werden. Er sagte zu uns, dass es für uns keinen Unterschied sei, ob wir mit dem Auto durch den Irak reisen oder mit einem Taxi.
Gleichzeitig besprachen wir anhand einer Landkarte, in welche Gebiete wir sicher reisen können und in welche Gebiete wir besser nicht fahren.... Uns empfing sehr viel Freundlichkeit und ein Gefühl der Sicherheit. Wir verlassen uns sehr auf unser Bauchgefühl, was die Sicherheit angeht. Gefällt uns eine Situation nicht oder fühlen wir uns unwohl, dann ist das für uns das beste Zeichen zu gehen.
Wir beschlossen kurzerhand, dass wir mit unseren Autos einreisen werden. Schließlich sind die Fahrzeuge auch unsere Wohnung. Nachdem sie unsere Daten aufgenommen hatten, wurden wir zum nächsten Checkpoint geschickt.
Unsere Pässe wurde direkt an den nächsten Checkpoint weiter gereicht. An dem Grenzübergang standen hunderte LKWs, die darauf warteten in die Türkei wieder einreisen zu können. Für den Güterverkehr ist das gar nicht so einfach, weil die Türken an der Grenze das gerne blockieren sollen.
Am nächsten Checkpoint gaben wir dem nächst besten Polizisten einen Zettel vom vorherigen Checkpoint. Nun wurden Robert, Daníel und Carl in das erste Büro geschickt. Ich wartete währende dessen bei den Autos. Es war ständig ein Beamter an deren Seite, der sie durch den ganzen Bürokratiemist führte. Der größte Aufwand war die Fahrzeuge einzuführen. Ich denke, dass ist auch der Grund, warum die Türken meistens ohne ein Fahrzeug, sondern mit einem Taxi einreisen.
In dem ersten Büro wurden die Fahrzeuge registriert. Dann ist es im Irak bzw. in Kurdistan so, dass nur Fahrzeuge, die jünger als 2006 sind, eingeführt werden dürfen. Somit versuchten sie natürlich zu verhindern, dass Hano und der LT einreisten. Dies funktioniert, indem sie die Pässe der Fahrzeughalter und die Deutschen Kennzeichen an dem Grenzübergang behalten, damit die Fahrzeuge auf jeden Fall zurückkommen. So bekamen Carl und Robert neue Irakische Ausweise. Das war relativ lustig, denn Carl bestand darauf, wenn er schon einen Irakischen Pass bekommt, dass dort wenigstens ein Foto drauf sein müsste. Das sah der Beamte aber leider anders... schade für Carl! Wäre ein schönes Souvenir gewesen
Die Fahrzeuge wurden von einem Grenzbeamten inspiziert. Er schrieb sich die gesamten Daten auf und kontrollierte die Chassi-Nummern. Die Leute hatten echt viel Spaß dabei. Es gibt ja viel zu schauen! Danach wurden unsere Kennzeichen eingesammelt und die irakischen dran geschraubt. Das war irgendwie eine lustige Situation! Hano und LT sind also jetzt Iraker Während dessen alberte ich eine wenig mit den Polizisten und den Soldaten herum. Wir hatten einen mega Spaß und lachten herzlich. Das war schon eine interessante Beobachtung: Die Türken haben mega Angst an der Grenze, sind bewaffnet bis unter die Zähne, richten hunderte Straßenkontrollen und Kasernen ein....
...und auf irakischer Seite haben die Soldaten nicht einmal eine Waffe, sondern nur einen Stock, mit dem mir der Soldat gleich mal zwischen die Beine gehauen hat. Ich fass es nicht, da komm ich in den Irak und werde von einem Soldaten "gesackelt"!!! So hatte ich mir den Grenzübergang nicht vorgestellt!
Es war eine total entspannte Stimmung, keiner hat mich mit irgendwelchen immer gleichen Fragen genervt. Ganz im Gegenteil, wir wurden durch alle Checkpoints ständig begleitet, man hat uns nicht einfach dumm sterben lassen. Also nettes Dienstleistungsverhalten der Grenzbeamten. Auch ganz lustig war, dass nun schon das zweite Mal auf unsere grüne Versicherungskarte verzichtet wurde, weil Robert seine vorher schon gezeigt hatte. Somit brauchten wir weder für die Türkei noch für den Irak eine extra KFZ-Versicherung abschließen. Machen wir uns nichts vor, die Versicherung, die man an der Grenze bekommt, ist eh nur ein Alibi, denn im Falle eines Unfalles müssen wir eh alles selbst zahlen. Am besten cash
Eine Stunde später passierten wir den letzten Checkpoint und konnten ohne irgendetwas zu zahlen oder Probleme einreisen. Die ersten Eindrücke vom Irak bzw. Kurdistan waren sehr beeindruckend. Uns erwarteten nicht -wie vermutet- zerbomte Häuser, alte kaputte Autos und arme Menschen. Ganz im Gegenteil, uns kamen nur neue amerikianische Autos entgegen und es standen zig neue sehr schöne Häuser am Straßenrand.
Da es nun Mittagszeit war, hielten wir am nächsten Truckstop und aßen etwas. Ich schaute mir einfach an, was der Nachbar aß und bestellte dasselbe. Das Essen war herrlich und genau nach meinem Geschmack. Der Gastwirt stellte uns ungefähr zwanzig verschiedene Teller auf den Tisch. Auf jedem war irgendetwas zum Essen: Frische Oliven, Gurken, Salat, Pommes, Kebab, Nudeln, Brot und noch mehr. Zum Start gab es eine leckere Suppe, die ich mir dummerweise erstmal über die Hose schüttete. Wir bezahlten für unsere erste Mahlzeit im Irak in etwas das Doppelte wie in der Türkei und das Vierfache wie im Iran. Ich bin mal gespannt, wie sich die Preise noch entwickeln.
Wir fuhren mit den Autos als erstes in die Stadt Duhok. Dort parkten wir an der nächst besten Straße und liefen die Straße hinunter. Wir fanden einen kleinen Basar.
Wir tranken als erstes einmal einen Tee. Neben uns saßen alte Kurden in ihren traditionellen Klamotten. Die bestanden aus einer Art Baggyhose, die ziemlich luftig ist. Dann eine passende Jacke, die in die Hose gestopft wird. Als Gürtel tragen sie ein ganz langes Tuch, welches mehrmals um den Bauch gebunden wird. Als Kopfbedeckung tragen sie eine Art Turban, der aus einem Arafattuch besteht. Die Kurden tragen ihr Gewand mit sehr viel Stolz. Dadurch, dass sie von Saddam Hussein unterdrückt wurden, momentan auch von der Türkei bedroht sind, können sie nur in dieser Region frei leben. Die Kurden bestehen drauf, dass wir ihr Land nicht Irak, sondern Kurdistan nennen. Da sich die Kurden mit den Amerikanern im Krieg verbündet haben, wurde der Norden des Iraks ziemlich verschont. Das ist auch der Grund, warum wir ein völlig anderes Bild vorfinden, als man es vorher erwartet hätte. Heute kämpft Kurdistan dafür, dass es ein autonomer Staat wird. Das können wir verstehen. Jeder Mensch sehnt sich doch nach Freiheit, Heimat und Frieden oder?
Die Kurden leisten hier ziemlich gute Arbeit. Überall wird gebaut wie wild. Die Straßen sind nicht mit den guten im Iran zu vergleichen. Jedoch findet man überall Baustellen vor, die mit Straßenbau beschäftigt sind. Überall schießen neue Gebäude aus dem Boden. Natürlich ist nicht alles so gebaut, wie wir es gewohnt sind. Aber Kurdistan ist auf einem guten Weg, ein sehr beeindruckendes und modernes Land zu werden. An jeder Kreuzung steht ein Polizist oder Soladat, der für Recht und Ordnung sorgt. Aber auch so habe ich überhaupt kein unsicheres Gefühl. Ich fühle mich sogar teilweise sicherer als im türkischen Grenzgebebiet.
Während wir den Tee tranken, informierten wir uns über die Stadt und den Staat Kurdistan. Jeder Kurde versichert, dass die Gebiete, in denen die Kurden vorhrerschen, sicher sind. Es gibt umkämpfte Gebiete in der Stadt Mosul oder Kerkuk, die auf jeden Fall zu meiden sind. In den größeren Städten im Grenzgebiet steigt die Wahrscheinlichkeit eines terroristischen Anschlags und der anderen Grund ist, dass die Araber immer wieder um das Land kämpfen. Dazu kommt noch, dass da andere Armeen wie die Amerikaner agieren. Wir wurden immer wieder vor dem Süden des Iraks gewarnt. Was man davon halten soll, würde sich erst zeigen, wenn wir selbst hinfahren würden. Das beste Beispiel dafür waren die Türken im Grenzgebiet: Sie meinten zu uns, dass wir lebensmüde wären, wenn wir in Kurdistan einreisen würden... und nun stehen wir in einem Land, welches super schön und sicher ist. Bei solchen Aussagen ist es immer schwierig zu erkennen, was daran ist, denn die Ausgangspositonen sind immer sehr voreingenommen und somit die Aussage oft verfälscht. Aber die Situationen mit den falschen Vorurteilen kennen wir alle ganz gut
Zusammen mit ein paar älteren Kurden tranken wir auf dem Basar einen Tee. Kurdistan live und wir dabei!
Als wir den Tee ausgetrunken hatten, kehrten wir zu unseren Autos zurück. Dort wartete schon eine Gruppe junger Kurden und zwei Polizisten. Die Polizisten waren mal wieder um unsere Sicherheit besorgt und passten deswegen auf unsere Autos auf, während wir weg waren. Die beiden Polizisten sprachen leider kein Englisch, jedoch gaben sie uns eine Adresse, wo wir ihrer Meinung nach sicher schlafen können.
Nach dem Smalltalk fuhren wir mit einem Auto zum richtigen Basar, denn Daniel -unser kleiner Kartenfetisch- brauchte selbstverständlich neues Material zum navigieren. Als wir den LT geparkt hatten, standen wir zufällig neben einem Schnapsladen. Die Gelegenheit nutzen wir und tranken ein Begrüßungsbier im Irak. Wir kauften noch Reserven für unser Auto ein. Der Schnaps ist hier echt günstig. Für einen 30 Jahre alten Marken Whisky bezahlt man 20 Dollar. Aber wir sind ja nicht zum Trinken hier
Wir fragten uns als nächstes zu einem Buchladen durch. Wie es der Zufall so will, fanden wir in einem Laden Funkgeräte. Wir informierten uns ausgiebig. Da wir erstmal drüber nachdenken mussten, ob sich die Investition lohnt, gingen wir doch zum Buchladen. Dort fanden wir mehrere Karten von Kurdistan, jedoch waren sie alle auf Arabisch. Da Daniel sprachbegabt ist und arabisch lesen kann, hielt uns das vom Kauf nicht ab. Da staunt ihr ne?!
Vor dem Buchladen saß ein Herr, der gut Englisch sprach, und mir wiederum bestätigte, dass Kurdistan super sicher wäre. Desweiteren sagte er, dass die Kurden ihren Präsidenten lieben. Na, das ist doch mal was Schönes, ein Land, welches hinter ihrem Präsidenten steht.
Als nächstes steuerten wir den Basar an. In einem Laden gab es Milchshakes und einem Fernseher, auf dem das Fußballspiel Deutschland - Kroatien übertragen wurde. Wir schauten uns das Fußballspiel an, jedoch als das zweite gegen Tor gefallen war, zogen wir weiter. Wenn Leute erkennen, dass wir Deutsche sind, werden wir immer wieder auf das verlorene Spiel angesprochen. Nur gut, dass mich so was gar nicht juckt. Nach einer weiteren Stunde beschlossen wir, dass wir in den Elektronikladen zurückkehren, um die Funkgeräte zu kaufen. Leider war der Verkäufer nicht flexibel, deswegen konnten wir bei den Preisen nicht handeln. Das waren wir von den anderen Ländern nicht gewohnt. Wir beschlossen die Funkgeräte trotzdem zu kaufen und konnten es kaum abwarten die Geräte auszuprobieren! Wie kleine Jungs!!!
Wir kehrten zu dem LT zurück und fuhren zum Hano. Mit beiden Autos fuhren wir zu der Adresse, die uns der Polizist gegeben hatte. Nachdem wir mal wieder zig Leute nach dem Weg fragen mussten, erreichten wir unser Ziel. Das Ziel war ein VergnügungsparknNamens Dream Paradiese. Halloooooo, wir sind im Irak und stehen vor einem Vergnügungspark.......wer hätte das je gedacht.
Vor dem Park waren Soldaten und Polizisten, die für die Sicherheit sorgen. Wir parkten unsere Autos und liefen zu den Typen, um zu erfragen, wo wir parken können. Da uns der Polizist nicht verstand, brachte er uns in das Büro des Chefs. Dort saß ein Herr, der die traditionelle Kleidung trug und zwei andere Herren. Wir begrüßten alle freundlich und Daniel versuchte mit ein wenig Arabisch und Faarsi ein Gespräch aufzubauen. Dies funktionierte leider nicht, also telefonierte der eine Polizist herum, um einen Typen zu holen, der Englisch spricht.
Es dauerten nicht lang, da stand Nazar vor uns. Er ist in England groß geworden und sprach deswegen super Englisch. Wir verstanden uns auf Anhieb super. Nazar übersetzte uns die Fragen des Polizisten. Sie nahmen unsere Daten auf und boten uns an, dass wir auf dem Gelände des bewachten Parkes parken können. Dieses Angebot nahmen wir dankend an. Nach der Sitzung mit den Polizisten unterhielten wir uns noch einige Zeit mit Nazar und seinem Cousin, der der zuständige Polizist für den Park ist. Nach einigen Minuten zeigte er uns ganz stolz sein nagelneues Auto, welches er in Dubai gekauft hatte. Danach fuhren wir zusammen mit Nazar und seinem Auto durch die City und staunten, was wir sahen. Nur mal ein Kurz eine Einsicht welche Autos und so entgegen kamen Hummer H2, H3, 7er, 5er BMW, X3, X5, Land Cruiser und alle Fahrzeuge selbstverständlich mit den größten Motoren. Kurdistan scheint ein sehr reiches Land zu sein.
Wir fuhren in die Berge und er erzählte uns einiges über das Leben in Kurdistan. Er selbst arbeitet für seinen Onkel der momentan einen Musiksender, wie MTV für Kurdistan aufbaut. Als wir ihm von unserer Reise erzählten, hielt er uns für völlig bescheuert. Dafür hielt er es für eine coole Idee, wenn er mit uns ein Interview machen würde. Sehen wir mal, was das gibt, vielleicht sind wir bald im irakischen Fernsehen. Wir sind davon ausgegangen, dass wir nur ins Fernsehen kommen, wenn wir entführt worden sind, aber so gehts auch
Um elf Uhr kamen wir wieder an unseren Autos an. Nach einigen lustigen Gesprächen verabschiedeten wir uns von Nazar und verabredeten uns für den nächsten Tag. Da wir unsere Autos erst in den Park stellen können, wenn dieser geschlossen hat, nutzten wir die Zeit und besuchten dort den Vergnügungspark. Dort waren viele Familien mit ihren Kindern. Der Vergnügungspark hatte in etwa zehn Karussells, die in einer grünen Parkanlage verteilt waren. Ein Autoscooter und ein Powertower war auch dabei (für die Soester Insider). An einem Karussell wurde sogar ein deutschsprachiges Lied von Oli P. gespielt. Während wir so durch den Park schlenderten, fiel mir eine Gruppe auf, die nicht wie Kurden aussahen. Als ich dann die Gespräche verfolgte, war klar, dass dies amerikanische Soldaten in Zivil waren. In anderen Gesprächen erfuhren wir, dass die Amerikaner nur in zivil Kurdistan bereisen dürfen. Da Kurdistan so sicher und schön ist, nutzen die Amerikaner das, um Urlaub vom Soldatenalltag zu machen. Sorry, die Jungs, die ich sah, konnten auch nur Amerikaner sein, denn sie führten sich ziemlich "typisch" auf.
Dann stellte ich etwas fest, was mich ziemlich stört. Die Blicke der Bevölkerung gegenüber den Amerikanern waren sehr negativ und verunsichert. Nun verstand ich auch, warum wir immer erst positiv begrüßt werden, nachdem wir gesagt haben, dass wir Deutsche sind. Anscheinend werden wir immer für Amerikaner gehalten. Das ist so ziemlig das Schlimmste, es fiel uns wie Schuppen von den Augen
Um Zwölf Uhr fuhren wir unsere Autos in den Park und ließen den Abend mit ein paar Bier und Raki ausklingen. Ich nutzte die Gelegenheit und unterhielt mich mit dem Wachmann des Parkplatzes. Bei der Gelegenheit inspizierte ich seine AK 47. Das Gewehr ist dreißig Jahre alt und immer noch im Top Zustand. Für mich als Ehemaliger war, das schon eine interessante Erfahrung.
13.06.08
Morgens pünktlich um acht Uhr wurde ich mal wieder geweckt, um die Autos umzustellen. Dies taten Daniel und ich mal wieder und gingen danach weiterschlafen. Im Laufe des Vormittags standen die anderen auf. Mittags kam wie verabredet Nazar und teilte uns leider mit, dass ihm etwas dazwischen gekommen ist und er deswegen keine Zeit hätte. Danach entschieden wir, dass der heutige Weg uns Richtung Amedi führt. Bevor wir losfuhren, füllten wir bei beiden Autos die Wassertanks auf und kauften noch einiges zu Trinken ein. Auf dem Weg nach Amedi fuhren wir an einer Höhle vorbei, die uns Nazar empfohlen hatte.
Daniel und Robert besprechen gerade die heutige Route mit Nazar, der sich ganz gut in der Gegend auskennt.
In der Höhle war ein Restaurant, aber wir fanden das Ganze nicht so dolle. Also fuhren wir weiter. Nun führte uns der Weg zu einem Gebiet, welches von Saddam genutzt worden wurde. Auf einer Anhöhe stand eine Villa mit einem Stausee vor der Tür. Die Gelegeheit ließen wir uns natürlich nicht entgehen und besichtigten Saddams Haus. Das gesamte Grundstück muss mal mit einer sehr stabilen Mauer umringt gewesen sein. Auf der Spitze des Berges stand das Haus. Von dort aus hat man einen super Überblick über die Umgebung.
Vor der Tür soll ein Hubschrauberlandeplatz gewesen sein, den Saddam zum Reisen genutzt hat. Die Villa wurde im Krieg zerstört. In den Wänden befanden sich hunderte Einschußlöcher und Granatspuren. Dies ist Geschichte, die wir uns anschauen können, die wir selbst auch noch live über die Medien verfolgt haben. Außerdem kann ich nun behaupten, ich war in einem Haus von Saddam Hussein. Aber von solchen Häusern soll er zig gehabt haben. Anschließend nutzten wir die Gelegenheit und badeten in Saddams See. Diese Erfrischung genoß ich sehr, denn es waren auch wieder 43 Grad Außentemperatur.
Abgekühlt fuhren wir weiter. Daniel und Carl im LT und Mister Robert und ich im Hanomag. Zwischendurch passierten wir immer wieder Checkpoints. Mit den Jungs konnten wir uns kaum unterhalten, denn wir sprechen leider kein Kurdisch.
Meisten schauen sie einfach aus Interesse ins Auto und winken uns durch. Aber im Großen und Ganzen sind die Soldaten immer super nett. Ein wenig irritiert es mich, dass manche Soldaten eine amerikanische Uniform tragen. Kleidermangel?! Oder tiefere Bedeutung?! Oder einfach gleicher Ausstatter?! Grundsätzlich trägt aber fast jeder kurdische Soldat amerikanischen Stiefel. Das wundert mich ein wenig, denn als die Amerikaner damals im Irak gelandet sind, hatten sie das Problem, dass sich in der Hitze die Schuhsohlen abgelöst haben. Nun ja egal, vielleicht haben Kurden das Problem gelöst
Am frühen Abend sahen wir von der Straße aus Amedi, doch wir fuhren nicht hinein, denn auf der Straße waren ganz viele kurdische Touristen. Also muss da was Besonderes sein. Wir waren sehr gespannt.
Auf diesem Plateau befindet sich die uralte Stadt Amedi. Strategisch ein sehr sicherer Platz für eine Stadt, denn man kann alles sehen.
Wir wollten die Autos mal eben parken und uns ein Restaurant suchen. Um einen Parkplatz zu finden, brauchten wir fast zwanzig Minuten. Das war nun schon das zweite Mal, dass wir im Irak ewig nach einem Parkplatz suchen müssen. Wir liefen einfach den Irakern hinterher.
An einer Stelle waren mehrere Restaurants, die direkt an einem Felsvorsprung angeordnet waren. Von dort aus hatte man einen sehr schönen Blick auf die Stadt Amedi, die auf einem Hochplateau (vergleichbar mit der Stadt Orvieto in Italien) liegt. In einem Restaurant begrüßte uns der Eigentümer auf Deutsch. Ein wenig überrascht nahmen wir auf der Terrasse direkt Platz und bestellten typisch kurdisches Essen.
Der Eigentümer erzählte uns, dass er drei Jahre in Deutschland gelebt hatte. Er sei zu der Zeit als Saddam die Kurden verfolgte, in den Westen zu Fuß geflohen. Ohne Pass und Geld sei er bis nach Deutschland gekommen. Dort wurde er freundlich empfangen und bekam alles, was er benötigte. Irgendwann habe er dann durch Schwarzarbeit soviel Geld beiseite geschafft, dass er nun ein Restaurant vor Amedi hat. Der Vorteil sei, er wirtschafte so komplett in die eigene Tasche und muss nicht "Scheiss Steuern" zahlen. Das Essen war allerdings nicht gut. Ich bekam am nächsten Tag sogar richtige Magenkrämpfe und Durchfall.
Während wir in dem Restaurant saßen, kamen auf einmal sechs Leute rein, die auch irgendwie westlich aussahen.
Der deutsche Kurde erzählte uns, dass das Amerikaner waren. Sie sahen recht nett aus, deswegen winkten wir sie zu uns rüber. Der eine sah aus wie der typische Hawai Surferboy aus dem Fernsehen. Die Gruppe bestand aus drei Amerikanern: Bill, Simone und Simones Bruder, der Surferboy mit dem Wuschekopf. Da wir uns direkt symphatisch waren, unterhielten wir uns ewig. Da es draußen echt kalt geworden war, gingen wir mit Bier beladen auf das Hotelzimmer der Amerikaner. Dort zeigten wir ihnen ein paar Bilder, unterhielten uns weiter und tranken dabei ein wenig Bier.
Die Amerikaner waren hier, um einen Film zu drehen, in dem sie die Situation in Kurdistan und Irak zeigen. Die Dokumentation soll in Cannes präsentiert werden. Die drei investierten anscheinend sehr viel Zeit und Geld in ihr Projekt, allein schon drei Jahre Vorbereitungsphase. Ähnlich wie wir, zeigen sie ihre Erlebnisse der Reise in einem Blogg, nur schreiben sie keine Texte, sondern filmen alles. Da die Amis echt müde waren, verabschiedeten wir uns und verabredeten uns für den nächsten Morgen. Da sie dieselben Funkgeräte wie wir hatten, wünschte ich Simone noch eine gute Nacht per Funkgerät.
Zum Schlafen parkten wir unsere Autos noch anders und gingen nach dem abendlichen Talk ins Bett.
14.06.08
Am Morgen wachte ich auf, denn um uns herum waren mehrere Bauarbeiter, die Steine zerschlugen und damit eine künstliche Berglandschaft mit einer Treppe, Sitzgelegenheiten und einen Brunnen bauten. Das sah sehr interessant aus. Die Amis hatten anscheinend schon ihren ersten Termin wahrgenommen, denn ihr Auto war schon weg.
Das Team bestand aus einem Übersetzter und einem Fahrer, der den Geländwagen steuerte. Nachdem alle aufgestanden waren und wir weiter fahren wollten, kamen die Amis vorbei. Wir tauschten Handynummern aus und verabredeten für den Abend in der Stadt Arbil. Als die Fahrzeuge startklar waren, fuhren wir in die Stadt Amedi. Dort stellten wir unsere Autos ab und erkundeten die Stadt zu Fuß. Von dem Hochplateau aus hatte man eine wunderschöne Aussicht auf die Region. Amedi soll in etwa 7000 Jahre alt sein. Einfach nur krass, wenn man die Geschichte anderer Länder wie zum Beispiel Amerika anschaut...heheh.
Auf dem Weg zu dem Basar kamen wir an einem Gebäude vorbei, vor dem ein Schild stand, das dort eine kommunistische Partei ansässig wäre. Da wir das recht lustig fanden, wollten wir von dem Schild ein Foto machen. Es dauerte keine zehn Sekunden, da kam ein Typ raus und verbot uns ein Foto zu machen. Aber wir sollten ihm in das Gebäude folgen.
Kurze Zeit später saßen wir in einem schlichten Raum mit anderen Männern und tranken Tee. Irgendwie waren die Leute ziemlich einseitig, deswegen bekamen wir keine Kommunikation hin. Daraufhin verabschiedeten wir uns schnell und gingen weiter.
Da Carls Haare seit Shiraz wieder gewachsen waren, wollte er nochmal einen typischen irakischen Haarschnitt haben. Es dauerte nicht lange, da fanden wir einen Friseur, der Carl die Haar schnitt. Carl sagte ihm, er wolle auf keinen Fall wie ein amerikanischer GI aussehen. Dies verstand der Friseur leider falsch und holte die Haarschneidemaschine raus....
Das dritte Mal innerhalb von fast drei Monaten Reise, dass Carl beim landestypischen Friseur ist. Bin gespannt, wo er das nächste Mal zum Friseur geht.
Es dauerte keine vier Minuten, da hatte Carlos die Haare ab und sah aus wie ein Soldat Wir kringelten uns vor lachen, denn Carl regte sich darüber echt auf, obwohl es so schlimm gar nicht aussah. Wir bezahlten den armen Friseur und gingen weiter.
Da die Stadt relativ klein ist, waren wir mit unserer Besichtigung schnell durch. Zum Schluss schauten wir uns noch die uralte Straße und das Stadttor an. Danach hatten wir genug gesehen und fuhren weiter. Die Strecke, die wir fuhren, war super schön. Das einzige, was mich störte, waren die ständigen Bodenschwellen, die irgendwer dahin gebaut hatte. Der Zweck war unklar, denn die Schwellen waren an Stellen, an denen sie überhaupt keinen Sinn machten.
Den größten Teil der Strecke fuhren wir an einem Fluss entlang. Als wir Nachmittags anhielten und uns den Fluss anschauten, stellten wir fest, dass echt viele Fische sich tümmelten. Also suchten wir uns in der Nähe ein Restaurant, in dem wir Fisch essen konnten. Bei dem zweiten Restaurant hatten wir Glück und suchten uns einen Sitzplatz. Wir saßen keine zwei Minuten, da kam ein kleiner Junge und fragte uns auf deutsch, wo wir denn her kämen. Ich war mal wieder völlig verwundert. Der Junge war mit seiner Familie da. Sie sind vor zwei Monaten von Deutschland zurück nach Kurdistan gezogen. Auch sie sind zu den schlechten Zeiten geflohen. Der Vater hatte nun eine Art Baumarkt in Arbil. Er sagte, dass man hier super Geld verdienen könnte und es ihn sehr wundern würde, dass hier kaum deutsche Firmen ansässig waren. Für mich war das ganz logisch, denn die ganzen amerikanischen Firmen haben sich den Markt ja aufgeteilt. Das ist auch der Grund, warum hier sehr viel Aaerikanische Autos und Maschinen rumfahren. Vieles ist von den Amerikanern. Das geht sogar so weit, dass die Preise im Einkaufszentrum in Dollar ausgezeichnet sind. Mit der Familie unterhielten wir uns ein wenig und genossen danach den leckeren Fisch. Satt fuhren wir weiter.
Während der Fahrt passierten wir wieder einige Checkpoints. Das war aber kein Problem. An einem Checkpoint hielt vor uns ein 5er BMW, aus dem ein junger Mann ausstieg. Er fragte uns auf deutsch, ob wir Hilfe benötigen. Mal wieder völlig baff, verneinte ich das dankend, denn es lief alles wunderbar. Der junge Kurde lebte in Frankfurt und machte nun in der Heimat Urlaub. Zur Sicherheit tauschten wir die Handynummern und verabschiedeten uns.
Zwischendurch wollte Daniel mal testen, wie sich der Hanomag so fährt. Daniel kam mit dem Fahrzeug wunderbar zurecht, aber es ist eben schon etwas anderes als der VW LT... ne Nummer größer
In der Dämmerung erreichten wir Arbil. Inzwischen hatte uns der Ami-Surferboy angerufen und uns sein Hotel durchgegeben. In der Großstadt mit 1,6 Millionen Bewohnern war nun recht viel Verkehr. Aber mal ganz unter uns, die Iraker sind sehr schlechte Autofahrer, wenig flexibel. Während wir im Iran einfach mal mit unseren Autos zwei Spuren blockieren konnten, weil einfach jeder uns überholte, war das hier ein riesen Problem. Die großen Geländewagen bleiben einfach hinter einem stehen und hupen solange, bis wir genervt sind und weiter fahren. Ein Hindernis überholen kennen sie in der Situation nicht. Erst dann fahren sie an einem vorbei und gestikulieren wild und sind sauer. Das verstehen wir nicht... wo ist der Unterschied?!
Der Vorteil ist jedoch, dass an jeder Kreuzung ein Polizist steht, den wir nach dem Weg fragen können. Eine halbe Stunde später fanden wir das Hotel der Amis. An der Rezeption fragten wir nach der Zimmernummer. Auf dem Zimmer hatten wir dann ein freudiges Wiedersehen. Mit dem Surferboy, der allerdings schon 35 Jahre alt ist, hatten wir einen mega Spaß. Nach einer einstündigen intensiven Unterhaltung gingen wir in ein Fastfood Restaurant. Hallo... wir waren mit Amerikaner unterwegs, wo sollten wir sonst esse gehen....heheh- soviel zu Vorurteilen!!
Nach der Pommes und den Burgern unterhielten wir uns weiter. Da Bill und Simone super müde waren, verabschiedeten sich die beiden um elf Uhr. Mit dem Surferboy liefen wir noch in das naheliegende Einkaufzentrum. Davor war ein Spielplatz und ganz viele Sitzgelegeheiten, auf denen viele Einheimische saßen. Das Einkaufzentrum hatte zwei Stockwerke, auf denen so ziemlich alles, was das Herz begeehrt, verkauft wurde. Man hätte eben alles kaufen können, was bei uns in den großen Supermärkten steht. Soviel zur Globalisierung. Der Surferboy hatte seinen Spaß. Erst fuhr er mit einem Kinderroller durch den Laden. Als nächstes erschreckte er kleine Kinder mit einer Hexenmaske, die er sich vor das Gesicht hielt. Das war selbst mir recht peinlich, weil die Einheimischen echt böse schauten. Nun war auch unser Ruf versaut! Dies stand spätestens dann fest, als ein Kurde an mir vorbei ging und sagt " Nicht gut, nicht gut".
Daniel kaufte sich noch ein paar Landkarten und wir verschwanden. Vor der Tür sprach mich dann nochmal der Herr, der "Nicht gut" gesagt hatte an. Er war auch nach Deutschland geflüchtet und ist nun wieder zurück gekommen. Er arbeitet hier nun als Friseur in seinem eigenen Salon. Auch hier schrieben wird die Handynummer auf, wer weiß wofür die noch gut sein kann. Bei der Vielzahl an Rückkehrern muss ich schon sagen, dass ich es gut finde, dass ehemalige Flüchtlinge, politisch Verfolgte, nun helfen ihre Heimat wieder aufzubauen. Das ist schon ein Zeichen dafür, dass die Heimat Heimat bleibt, allen Erlebnissen zum Trotz.
Auf dem Weg zu den Autos gingen wir noch an einem InternetCafe vorbei. Alle antworteten eben ihre Emails. Viel mehr war auch nicht möglich, da die Verbindung sehr schlecht war. Dreißig Minuten später gingen wir zurück zu den Autos. Dabei gingen wir an einer Tankstelle vorbei, die kleine Fernseher in der Säule eingebaut hatte. So einen unnötigen Schnickschnack bringen die Amis hierhin. Die Städte haben nicht einmal eine vernünftige Stromversorgung!! Überall stehen Generatoren herum, die den Strom für kleine Läden oder die Wohnhäuser erzeugen. Wenn du von einer Anhöhe über die Städte schaust, siehst du zwischendurch schwarze Rauchschwaden von riesigen Stromgeneratoren hochsteigen. Die Verkabelung ist kreuz und quer gezogen. Die Kabel hängen teilweise so niedrig, dass wir mit unseren Fahrzeugen aufpassen müssen, dass wir die Kabel nicht abreißen! Während man im InternetCafe sitzt und surft, geht einfach mal der Computer aus, weil der Generator ausgegangen ist. Einfach unglaublich... da wird Elektro-Hightech installiert und es fehlt die Basis... ich kann nur den Kopf schütteln... alleine das Sicherheitsrisiko bei dem Kabelsalat!! Oder liegt das gerade daran, dass die deutschen Ingenieure fehlen??
Bisschen Kritik muss sein...nehmt es mir nicht übel.
Als wir an unseren Fahrzeugen ankamen, stellten wir diese in eine Nebenstraße vom Hotel. Da sowieso überall Wachleute sind, machten wir uns überhaupt keine Sorgen. Wie immer ließen wir den Abend ausklingen, indem wir zusammen vor den Autos saßen und uns unterhielten. Ich ging früher als die anderen schlafen, weil ich mir vorgenommen hatte, rechtzeitig aufzustehen und einige Texte zu tippen. Gute Nacht!
15.06.08 Kilometer 12277
Wie geplant stand ich 8Uhr in der Früh auf. Nach einer erfrischenden Dusche setzte ich mich vor das Hotel und fing an zu tippen. Ständig schaute irgendein Mitarbeiter des Hotels oder vom Fastfood Laden vorbei und hielt mich vom Schreiben ab. Aber sie waren so lieb und versorgten mich mit Getränken- wie konnte ich da böse sein?! Ich macte mir nur Gedanken, wie ich so den Berichte-Rückstand je schaffen sollte???! Eine Stunde später standen die Amis neben mir, da sie auch wieder los mussten, um Termine wahrzunehmen. Wir unterhielten uns ein wenig. Irgendwann gesellte sich auch Daniel zu uns. Mit dem Surferboy verabredeten wir uns für den Abend in der nächsten Stadt Slemani. Ich hatte den Eindruck, als wäre der Ami ganz froh mit uns etwas machen zu können, weil in der Beziehung Bill und Simone eher langweilig oder oft müde sind. Also verabschiedeten wir uns. Eine weitere Stunde später standen auch die anderen beiden auf. Wir frühstückten ein paar Kekse und fuhren mit den beiden Autos in das City Center. Glücklicherweise fanden wir recht schnell einen Parkplatz, das ist nämlich hier gar nicht so einfach. Von dort aus liefen wir dann in die Stadt am Basar vorbei. Da wir schon genug Basare gesehen hatten, interessierte uns dieser nicht wirklich. Heute war es mal richtig heiß und es war kaum Wind da. Da es nun Mittag war, aßen wir einen Döner und tranken was.
Dann liefen wir weiter in das Stadtzentrum. Die Stadt Arbil ist so ähnlich aufgebaut wie die Städte Soest oder Köln. In der Mitte befindet sich das Stadtzentrum. In dieser Stadt bildet das eine uralte Festung auf einer Anhöhe.
Das Bild zeigt die sehr alte Stadtfestung in Arbil. Man beachte auch die Kabel, die überall gezogen sind.
Um die Festung herum ist eine Straße wie ein Kreis gezogen. Ein Kilometer weiter ist der nächste Kreis oder Gürtel, der um die Stadt herum führt. Am Ende der Stadt Arbil ist nochmal ein Außengürtel. Also im weitestenn Sinne genauso wie bei unseren historisch entwickelten Städten.
Als nächsten mussten wir nun einen Berg, auf dem die Festung steht, hochlaufen. Bei dem Wetter war das echt anstrengend. Auf dem Berg angekommen waren Soldaten, die das Stadttor bewachten. Sie verboten uns Fotos zu machen. Warum auch immer. Die Festung bildet den ältesten Teil der Stadt. Während wir eine Moschee besichtigten, nutzten wir die Gelegenheit benutzten die Toilette und wuschen uns. Danach konnte es weiter gehen.
Die Häuser mussten mehrere tausend Jahre alt sein. Anschließend besuchten wir noch eine Art Museum, welches die Klamotten, die sie ausstellten auch verkauften. Das war relativ lustig, denn wir fanden dort zig Sachen, die aus Persien stammen, oder die wir in Esfahan im Touri-Shop hatten kaufen können. Genauso hatte der Typ alte Ventilatoren oder Radios ausgestellt. Der verkaufte alles, was er für alt und wertvoll erachtet hat.
Als nächstes gingen wir noch in ein Textilmuseum. Diesen Weg hätten wir uns aber sparen können. Ein wenig erschöpft von der Hitze gingen wir noch durch das große Stadttor und machten noch einige Fotos. Danach liefen wir den Berg wieder runter. Auf dem Weg hatte man eine wunderbare Aussicht auf die Stadt. Dabei fielen mir hunderte riesige Generatoren auf. Überall stiegen schwarze Rauchschwaden auf. Mit dem Wind hörte man den üblen Lärm der Maschinen. Die gesamte Stromversorgung der Stadt baute auf die umweltverschmutzenden Generatoren auf. Dabei hätte man hier soviele Möglichkeiten mit Solaranlagen Strom zu gewinnen.
Der Stadt ist super reich, aber warum sie sich nicht mit solchen Themen auseinander setzt, verstehe ich nicht. Was auch immer dahinter steckt. Jedes Haus könnte sich seine Stromversorgung selbst sichern. Vielleicht ist das ja noch eine Nische, die nach Kurdistan gebracht werden muss
Nach der Festung liefen wir zu einem Einkaufszentrum und schauten uns dort ein wenig um. Da Carls Handy kaputt war suchten wir eine Handy Geschäft. Dies hatte leider keinen Erfolg. Also tranken wir noch etwas und gingen wieder zu unseren Fahrzeugen. An den Autos angekommen besprachen wir den nächsten Routenabschnitt.
Hier sieht man die Verkabelung im Irak. Eine einzige Katastrophe, wenn das ein Elektriker in Deutschland sieht!!
Die nächste Stadt sollte Sulemanye sein. Auf dem Weg dahin liegt laut Karte ein großer See. Das wäre eine super Gelegenheit zu schwimmen und da es heute besonders heiß war, sehnte ich mich sehr danach. Nachdem wir uns auf die Route geeinigt hatten, fuhren wir weiter. Auf dem Weg aus der Stadt heraus wechselten wir noch mal Geld.
Wir fuhren zwei oder drei Stunden Auto, bis wir in ein kleines Dorf vor Dokan ankamen. Selbstverständlich hatten wir mal wieder einige Checkpoint passiert. Mittlerweile zeigen wir nicht einmal einen Pass, sondern irgendein deutsches Dokument. Die Türen bleiben verschlossen. Wenn der neugierige Soldat versucht die Tür zu öffnen, ist diese eben verschlossen. Das hat zur Folge, dass 90 Prozent aller Soldaten aufgeben und uns durchwinken. So passieren wir die Checkpoints am schnellsten, ohne lange aufgehalten zu werden. Zeitverluste von 20-30Minuten pro Checkpoint, nur weil jeder "mal schauen" möchte, kann echt nervig sein.
In dem Dorf fuhren wir die Straße am Fluss entlang, weil uns die, laut Karte, zum Stausee fuhren sollte. Dies war aber leichter gesagt als getan. Wir folgten der Straße eine halbe Stunde: Inzwischen hatten wir die Staumauer gesehen, jedoch fanden wir keine Straße zum See. Zwischen unserer Straße und dem Badeparadies waren nun super hohe Berge. Irgendwie mussten wir darüber kommen!! Also entschied ich einen Feldweg auszuprobieren. Der Weg war recht neu und schien als wäre er gerade von einer Raupe geschoben worden.
Die Unebenheiten waren sehr intensiv. Als Robert und ich mit dem Hano auf dem Gipfel angekommen waren, erwartete uns eine wunderschöne Sicht über das gesamte Tal, in dem sich der Staussee befand.
Mit unserem Funkgerät gaben wir Daniel und Carl durch, dass sie folgen können. Erstaunlicherweise kämpfte sich der LT ohne Probleme den Berg hoch. Ein tolles Auto! Auf dem Gipfel kam uns nur ein einziger Lkw entgegen, ansonsten schien der Weg sehr wenig genutzt. Selbstverständlich nutzten unsere beiden Fotografen die schöne Aussicht für eine Fotosession.
In weiter Entfernung sahen wir ein Dorf und eine Straße, die zum See hinführte. Jedoch war nicht erkennbar, ob wir dort irgendwie an das Wasser kommen. Ohne Furcht vor den Abgründen, die sich vor uns auftaten, fuhren wir weiter. Nun führte die Straße bergab. Die Schlaglöcher wurden immer größer.... Nach zwanzig Minuten passierten wir die erste Abzweigung. Wir entschieden uns für den rechten Weg. Nach weiteren zwanzig Minuten Schlaglöchern und Schieflage endete die Straße in einem Dorf.
In dem Dorf existierten krasse Kontraste: Einerseits waren die Häuser aus Lehm gebaut und sahen so aus, als hätte sich an dem Baustil die letzten 500 Jahre nichts geändert, andererseits hatten die meisten Häuser eine Sateliten- Schüssel auf den Dächern. Nicht zu vergessen... die typische Iiakische Stromversorgung. Irgendwo sind Strommasten die tausende kleine Kabel tragen. Ein einziges Chaos. Jeder, der irgendwo ein Kabel braucht, legt es sich selber. So sieht das Ganze dann auch aus :/
Ich würde als gelernter Elektriker da gar nichts anfassen, das steht fest. Einfach zu undurchsichtig und wahrscheinlich seit jeher gefummelt, schlechte Voraussetzungen für einen Fachmann. Die einzige Stromversorgung in dem Dorf ist ein 200 KVA Generator, der einen Höllenlärm macht.
Es dauerte nicht lange, da stand das halbe Dorf um uns herum und wunderte sich, was zwei deutsche Autos in ihrem einsamen Dorf machte. Ich stieg mal aus und begrüßte einige Dorfbewohner. Ob das Dorf arm, reich oder dazwischen ist, weiß ich nicht, denn in dem Dorf standen einige neue große Geländewagen. Schwer zu sagen. Da wir zum See und nicht zu dem Dorf wollten, diskutierten wir erstmal eine Runde. Inzwischen wurden wir mehrmals zum Abendessen und Tee eingeladen. Es wurde langsam dunkel und nebelig war. Zu der Hauptstraße fahren konnten wir also nicht mehr. Bis dahin wäre es ganz dunkel gewesen. Wenn wir das Wasser suchen, könnte es auch sein, dass es bis dahin dunkel ist: Die buckelige Strecke konnte man auf keinem Fall im Dunklen fahren.
Wir fanden keine Lösung, irgendwie wollte jeder was anderes oder gar nichts. Carl ergriff irgendwann das Ruder und entschied, dass wir weiterfahren und den See suchen. Die Verabschiedung in dem Dorf ging recht schnell. Die Bewohner sagten, dass wir mit unseren Autos auf keinen Fall den See erreichen würden, weil die Straße so schlecht wäre. Dies wollten wir selbst herausfinden und fuhren in der Dämmerung weiter. Der Weg führte uns zurück zu der letzten Abzweigung. Dort fuhren wir die andere Straße entlang. Tatsächlich wurde die Straße noch schlechter. Der Hano wechselte ständig seine Neigung von rechts 40 Grad zu links 40 Grad. Da kann man schon mal ein wenig Angst bekommen...nichts für schwache Nerven
Die Kurven waren teilweise so eng, dass ich dreimal rangieren musste. Ständig war rechts der Abgrund von einigen zehn Metern. Nach einer weiteren halbe Stunde sahen wir endlich wieder Wasser. Nun konnte es nicht mehr weit zum See sein. Erstaunlicherweise hatte der LT überhaupt keine Problem mit dem Gelände....ich ziehe meinen Hut! Als es dunkel war, kamen wir am Wasser an. Weit und breit war keine Menschenseele. Wir parkten unsere Autos und gingen direkt eine Runde Schwimmen. Das Wasser war herrlich blau und sehr erfrischend. Anschließend kochte Daniel seine berüchtigten Nudeln, von denen er mindestens 5 kg dabei hat, und wir aßen zusammen. Mal wieder hatten wir einen unglaublich schönen Stellplatz zum Schlafen gefunden. Das hatten wir uns auch mal wieder verdient. Nun konnte uns niemand stören, denn wir waren weit genug weg von der nächsten Stadt.
Den restlichen Abend nutzten unsere beiden Fotografen, um schöne Fotos bei Nacht zu machen. Super müde fiel ich irgendwann um Mitternacht ins Bett und konnte super schlafen.
Carl, der Fotograf, kennt mittlerweile seine Kamera sehr gut. Die Bilder sind einfach genial. Ach ja, das ist der Dokan Lake bei Nacht.
16.06.08
Von dem sanften Geräusch der Wellen geweckt stand ich auf. Da es noch sehr früh war und die anderen noch schliefen, konnte ich es nicht abwarten und ging zum Wasser. Dort setzte ich mich auf einen Stein und beobachtete den See. In weiter Entfernung befanden sich vereinzelt kleine Boote, in denen Leute saßen, die angelten. Ansonsten sah man auf dem Wasser immer wieder Bewegungen der Fische. Es waren viele Vögel auf dem Wasser, die immer wieder tauchten und Fisch rausholten. In dem See mussten unglaublich viele Fische gewesen sein! Irgendwann beschloss ich schwimmen zu gehen.
Tatsächlich: Bereits am Ufer waren ganz viele kleine Fischis. Ich bewegte meine Füße im Wasser ganz langsam, damit ich sie nicht erschrak. Es dauerte nicht lange, da knabberten die ersten Fische an meinen Füßen rum. Das war ein ganz lustiges Gefühl! Die Tiere im Wasser beobachtete ich noch einige Zeit. Ich sah kleine Forellen, Karpfen, Welse und noch viel mehr Fische, die ich nicht kannte. Da es sehr heiß geworden war, sprang ich ganz ins Wasser und schwamm eine Runde. Danach ging ich wieder zu den Autos und schrieb einige Texte (für Euch!).
Mittlerweile gesellte sich Daniel auch zu mir. So sieht es eigentlich meistens aus: Während Carl und Robert schlafen, sind Daniel und ich Stunden vorher wach, schreiben schon mal oder räumen die Autos auf. Dafür gehe ich manchmal auch ein wenig eher ins Bett. Dabei habe ich trotzdem 3 Stunden weniger Schlaf als die anderen beiden, ich sei also ein Freak.... da stellt sich für mich die Frage, wie viel Stunden Schlaf sind normal??????
Nachdem die anderen beiden wach waren, gingen wir wieder schwimmen. Carl hatte im Schlaf die gute Idee aus unseren Feldbetten ein Boot zu bauen. Dies setzte er auch um. Er befestigte unter das Feldbett Airbags, welche eigentlich für die schmutzige Wäsche gedacht sind. Danach hatten wir stundenlang Spaß im Wasser das Feldbett zu misshandeln.
Das hätte ich mir vor einer Woche im Traum nicht vorgestellt, dass ich nun im Irak bin und mein einziges Problem ist, dass ich dauernd keinen Parkplatz finde und ansonsten den ganzen Tag am See in einer Badehose rumlaufe. Da es nun 41 Grad im Schatten und in der Sonne noch viel heißer war, stellten wir unsere Autos so um, dass die Türen sich gegenüber standen. Dazwischen installierte ich unser Sonnensegel. Das war nicht so einfach, weil es sehr windig war. Unter dem Segel war dann viel Schatten. Dort konnten wir uns wunderbar aufhalten und die Ruhe genießen.
Gute Kombination mit den beiden Autos. So haben wir in dieser baumlosen Gegend Schatten geschaffen. Ich verbrannte mir trotzdem meinen Rücken, das ist wohl das Risiko bei Badeurlauben
In der Nacht war mir gar nicht aufgefallen, dass um uns herum militärische Beobachtungsposten waren. Die Posten waren auf der Spitze eines Berges und hatten rings herum alles im Überblick. Mittags kochte Carl etwas Leckeres aus unserer Kornkammer. Gott sei dank hatten wir eine Kühltruhe mit kalten Getränken... so ließ sich das Ganze gut aushalten.
Nach dem Essen schlichen sich langsam zwei Leute schüchtern an. Sie sahen aus wie Soldaten und kamen von einem der Wachposten runter. Natürlich durfte das Gewehr nicht fehlen. Sie setzten sich an das Ufer, machten ein Feuer, auf dem sie ihren Tee kochten und beobachteten uns ein wenig. Nach dem Essen gingen wir mal wieder schwimmen. Dabei kam uns die Idee, dass wir angeln könnten. Daniel baute spontan ein Netz aus einen Fliegengitter. Eine halbe Stunde später saßen wir mit dem Fliegengitter auf der Liege im Wasser und versuchten Fische zu fangen.
Unglaublicherweise hatten wir damit sogar Erfolg!! Wir fingen Fische, die höchstens fünf Zentimeter groß waren. Diese konnte man leider nicht essen... Es dauerte nicht lange, da kamen zwei Jungen vorbei. Ich sagte ihnen, sie sollen sich zu uns setzen. Selbstverständlich bekamen alle Besucher ein kühles Getränk von uns. Diese Jungs waren sehr angenehm im Gegensatz zu anderen penetranten Leuten, sie saßen einfach nur bei uns, beobachteten uns und stellten ab und zu eine Frage, die wir beantworteten.
Als einer der Jungen unser "Fischernetz" sah, lachte er uns ein wenig aus. Er holte einen Stock aus seinem Rucksack, um den eine Anglerschnur gewickelt war. Dann hatte er ein festes Brot, welches er an dem Angelhaken befestigte. Nun konnte ich was lernen. Er warf den Haken ins Wasser und zog immer daran, damit das Brot in Bewegung blieb. Ungelogen: Nach fünf Minuten hatte er zehn Fische gefangen, von dem jeder einzelne fünfmal so groß war wie die, die wir gefangen hatten. Die Fische ließen wir leben und bewahrten sie in einem Gefäß im Wasser auf. Der Junge schenkte uns die Fische. Das war ein Problem für mich, denn die Fischis waren so klein, dass ich sie nicht töten, geschweige denn essen wollte. Also ließ Carl sie heimlich frei- natürlich nachdem die Jungs sich verabschiedet hatten.
Am Nachmittag bekamen wir mal wieder Besuch von Soldaten. Diesmal stammten sie von einem anderen Beobachtungspunkt. Wenn ich ihnen eine Cola anbiete, wehren sie sich und verneinen die Cola dankend. Dann biete ich ihnen die Cola wieder dreimal an, dann nehmen sie diese immer noch nicht. Dann stelle ich ihnen die Cola einfach vor die Nase, und endlich trinken sie sie doch irgendwann.
Dies ist ein ganz typischer Verhaltenskodex in arabischen oder persischen Ländern. Das ist eine richtig komplizierte Sache!!! Wenn Du Dein Auto waschen lässt, verlangt der Typ anschließend kein Geld und lädt dich ein, obwohl du genau weißt, der verdient sein Geld damit. Also muss ich dann dreimal sagen, dass ich das nicht annehme. Beim dritten Mal sagt er mir dann, genau was ich zahlen muss. Wenn ich das nicht tue, ist das extrem unfreundlich. Nun muss man erkennen, wann das "falsche Gastfreundlichkeit" ist, und wann die Einladung ehrlich gemeint ist. Schwierig!
Am Nachmittag wanderten Carl und Daniel zu einem der Beobachtungsposten auf die Bergspitze. Durch unsere Funkgeräte blieben wir in ständigen Kontakt mit den Jungs. Während die Jungs den steilen Berg hochwanderten, rief Shannon, der Surferboy aus Hawai, an. Robert erzählte ihm, dass wir gerade im Paradies baden und ein wenig angeln. Shannon sagte, dass er in der Nähe wäre und deswegen mit seinem Team vorbei kommen will. Robert beschrieb ihm den Weg zu uns. Das war durch die Kaparten echt nicht einfach und ich würde mich wundern, wenn sie das finden würden...
Inzwischen waren Daniel und Carl auf dem Berg angekommen. Sie beschrieben uns ein unglaublich schönes Bild der Umgebung. Von der Bergspitze aus konnten sie alles überblicken und sehen. Dies war auch der Grund, warum dort ein Beobachtungsposten war. Die Soldaten freuten sich über eine Abwechslung und begrüßten die beiden freundlich. Selbstverständlich wurden sie ins Haus auf einen Tee und Wasser eingeladen. Das kam den Jungs sehr entgegen, denn der Aufstieg war sehr anstrengend gewesen. Auf dem Berg waren drei Soldaten, ein Esel, ein Hund und zwei Kalaschnikov. Mehr "Unterhaltung" hatten die armen Soldaten nicht- gut, dass verrückte Reisende sich hierhin verirrt haben.
Von dem militärischen Beobachtungsposten hatte man eine wunderschöne Aussicht auf den See und die tolle Umgebung. Türkisblau- wie aus einer Farbtube.
Shannon rief wieder an und gab die Information durch, dass sie den ersten Berg bestiegen hatten und den weiteren Weg gerne wüsste. Nun konnten wir militärisch vorgehen, denn wir hatten unsere Vorhut auf dem Berg stehen Also funkten wir Carl an und fragten, ob sie die Amis sehen würden. Daniel konnte nur bestätigen, dass er etwas auf dem anderen Berg sehen würde, jedoch nicht erkennen kann, ob das die Amis sind. Darum sagten wir Shannon, sie sollten mal einen Meter fahren. Als das geschah, freute sich Daniel, denn es waren die Amis.
Robert instruierte per Handy Shannon, wo sie weiter hinfahren müssen. Im selben Moment wurde es langsam sehr nebelig. Wie eine weiße Wand kam vom See der Nebel auf uns zu. Somit machten sich Daniel und Carl auf den Rückweg. Dabei sammelten sie Holz, damit wir abends ein gemütliches Lagerfeuer machen können. Nach weiteren zwanzig Minuten rief Shannon an und versuchte zu beschreiben, wo sie sind. Da Robert das nicht nachvollziehen konnte, betätigte ich das Martinshorn vom Hanomag. Da sie das aber auch nicht hörten, stand fest, dass sie nicht in der Nähe sein konnten. Shannon wollte uns unbedingt sehen, weil er ein wenig von Bill und Simone genervt war. Jedoch scheiterte das Vorhaben, weil Simone und Bill müde waren und lieber nach Hause fahren wollten. Also gaben die Amerikaner auf halber Strecke auf und fuhren wieder in die nächste Stadt zu einem Hotel. Das war sehr schade, denn wir hatten sonst viel Spaß mit dem Surferboy.
Als Carl und Daniel wieder daheim waren, hatte Carl die glorreiche Idee die sonnengetrocknete Schafscheiße zu verbrennen, weil sie in der trocknen Gegend nicht genug Brennholz gefunden hatten. Somit sammelte Robert in einer Plastiktüte die getrocknete Schafscheiße ein. Ich fand das ziemlich lustig und wir lachten herrlich. In der Dämmerung startete Carl dann mit dem Feuer. Und siehe da, dass funktionierte tatsächlich. Einfach unglaublich der Carl mit seinem Ideenreichtum!! Erst ein Boot und jetzt das Feuer
Da wir wie immer Hunger hatten, kochten wir einen Eintopf mit ein paar Nudeln. Inzwischen war es dunkel geworden und die Mücken ärgerten mich. Das einfache Essen war wunderbar! Anschließend bereiteten wir meine Schischah vor und tranken einen türkischen Wein. In der dunklen Nacht sah ich plötzlich eine Taschenlampe. Die Taschenlampe bewegte sich gerade auf uns zu. Als sie in Sichtweite war, leuchtete ich und sah, dass es die zwei Soldaten vom Wachturm waren. Sie waren bis unter die Zähne mit Magazinen und zwei Ak47 (Kalaschnikov) bewaffnet. So gastfreundlich wie wir sind, boten wir ihnen einen Sitzplatz und etwas zu trinken an.
Während wir Wasserpfeife auf iranische Art rauchte,n interessierte ich mich für die Gewehre. Also nahm ich von einem Soldaten die Ak 47 und nahm die unter die Lupe. Da die Münchener Jungs so etwas gar nicht kannten, erklärte ich ihnen, wofür was wie benutzt wird. Ich zog immer wieder den Vergleich zu unserem G36 in Deutschland. Dagegen ist die Ak47 echt unverwüstlich. Das eine Gewehr stammte aus Kuba und war von 1973, das andere Gewehr hatte chinesische Schriftzeichen. Das erstaunte mich sehr, denn ich dachte immer, das wäre ein rein russisches Maschinengewehr. Anscheinend produzieren die Chinesen alles. Leider kam ich nicht dazu das Gewehr mal zu testen, dann hätte ich einen besseren Vergleich ziehen können.
Die beiden freundlichen Soldaten verabschiedeten sich nach einiger Zeit. Die Jungs waren mir sympathisch. Sie schauten schon erstaunt, als ich ihre Gewehre inspizierte und alles auseinander nahm. Hehe, haben sie wohl nicht mit gerechnet.
Der Sternenhimmel war unbeschreiblich schön. Wenn kaum fremdes Licht in der Nähe ist, fällt einem erst auf, wie schön ein Himmel bei Nacht sein kann. Nach der letzten Flasche Wein hatten wir das ernsthafte Problem, dass wir keinen Alkohol mehr hatten. Also müssen wir doch irgendwann mal zurück in die Stadt. Hier ist ja neben uns und den Wachposten nichts... obwohl ein solcher Laden sicher gut angenommen würde
Da die Nacht so schön war, schliefen die anderen auf den Feldbetten draußen.
17.06.08
Im Tiefschlaf wurde ich durch einen sehr lauten Schrei geweckt. Als ich mein erstes Auge öffnete, sah ich eine Person, die in unser Auto sprang. Da Carl und Daniel draußen schliefen, hatten wir die Türen offen stehen lassen. Wie Robert nun sagen würde "Hallo wir sind im Irak, hier ist es sicher".
Als ich mein zweites Auge öffnete, sah ich das Daniel in unser Auto gesprungen war und schreiend den Aufbau hoch- und runterlief. So aufgeregt und voller Panik hatte ich Daniel zuvor noch nie erlebt!! Was war passiert?! Da er sich nicht beruhigte, lag es an mir etwas zu unternehmen. Also packte ich mir von meinem Bett aus Daniels Arm und zog ihn zu mir hin. Ich fixierte Daniel mit einem festen Griff an meinem Bett. Danach fragte ich ihn mehrmal ganz ruhig, was passiert sei. Es dauerte zehn Sekunden bis er ganz nervös sagte "Skorpion, SKORPION". Ich ging davon aus, dass er von einem Skorpion gestochen wurde. Oh oh oh oh
Nun fragte ich ihn, wo er denn gestochen wurde. Da er immer noch durch den Wind war, zeigte nur auf seinen Mittelfinger. Da ich nicht wusste, was ich so schnell machen sollte, dachte ich mir, ich sauge an dem Biss vielleicht kommt das Gift wieder raus. Wie bei einem Insektenstich. Während ich an Daniels Finger saugte, beruhigte sich Daniel ein wenig und Carl versuchte den Skorpion zu fangen, das war aber leider erfolglos. Also weckten wir erstmal Robert, der hatte nämlich gar nichts von dem Ganzen mitbekommen. Kaum zu glauben bei dem Lärm!
Daniel hatte ein sehr starkes brennendes Gefühl in seinem Mittelfinger. Ein wenig hilflos und unerfahren suchten wir sämtliche Lektüren nach Hinweisen auf Hilfemaßnahmen. Irgendwas musste passieren, wir waren schon etwas beunruhigt und machten uns Sorgen. Also riefen wir um sechs Uhr irakischer Zeit Roberts Vater, den Arzt, an. Ein wenig überrumpelt sagte der uns nur, dass Daniel den Arm hochhalten und den Finger kühlen soll. Außerdem sollte er einen Arzt in der nächsten Stadt aufsuchen und nicht schwimmen gehen. Also, Daniel wird nicht sterben, das war eine gute Nachricht! Das Kühlen des Fingers war trotz der Wildnis, in der wir uns befanden, kein Problem da unser Hano eine super Kühlbox hat, die die Getränke auf MinusGrade kühlen kann. Nun hatten wir inszwischen halb sieben.
Den Vorabend hatten wir mit einem Angler der Region gesprochen, der uns versprach, einen Fisch vorbei zu bringen. So war es dann auch. In unserer Bucht legte ein kleines Ruderboot an. So viel Verlass war auf die Leute hier. Voller Erwartungen gingen wir zu dem Boot und schauten uns seinen Fang an. In einer Box lagen mehrere Fische, die einfach riesig waren. Die Fische hatte mindestens 50- bis 80 Zentimeter groß. Ich war völlig überrascht, dass er diese Fische mit einer kleinen Angelroute gefangen hatte. Da wir uns den Vorabend schon so auf den Fisch gefreut hatten, kauften wir den kleinsten Fisch für zwanzig Dollar ab. Der Fisch hatte sicher über 50cm. Der Angler war so nett und nahm den Fisch für uns auseinander. Ich meine, so kleine Forellen habe ich schon häufiger geschlachtet, aber so einen riesen Fisch konnte ich nicht töten... Nach zehn Minuten lag in unserer Kühlbox eine Tüte mit Fisch. Ich nahm an, dass es ein Karpfen war.
Trotz der frühen Stunde gesellte sich wieder einer der Wachsoldaten der Bergstationen zu uns. Die müssen sich ganz wohl bei uns fühlen, denn hier bekommen sie immer ein kühles Getränk. So lieb sind wir doch! Da Daniels Zustand sich um halb acht nicht verschlechtert hatte, legten wir uns wieder ins Bett und schliefen weiter.
Das Vergnügen hielt nicht lang, denn es landete ein Boot, welches mit sechs Soldaten beladen war. Sie kamen strammen Schrittes auf unsere Camper zu. Da das Gerede mit den Soldaten immer dasselbe war, stand ich erst gar nicht auf, sondern verfolgte das Ganze vom Bett aus. Jeder Soldat ging einmal an der Tür vorbei und grüßte mich. Zwei Soldaten erkannte ich vom Vortag. Die beiden Soldaten waren mir echt symphatisch, doch diesmal waren sie sehr ernst und spielten eine untergeordnete Rolle. Also ahnte ich, dass die anderen Soldaten nichts Gutes wollten.
Da sie natürlich kein Englisch sprechen konnten, reichten sie Daniel ein Handy. Der Gesprächspartner sprach gebrochenes Englisch und erklärte Daniel, dass wir an diesem Ort uns nicht aufhalten dürfen. Wir sollten uns in der nächsten Stadt bei der Polizei melden. Ich verstand nicht, warum wir hier nicht sicher sein sollten. Aber vielleicht waren nicht umsonst auf mehreren Bergen militärische Beobachtungsposten. Eigentlich gilt aber diese kurdische Region als super safe. Um die Soldaten loszuwerden, sagte Daniel ihnen, dass wir am Nachmittag abreisen werden. Sehr schade, denn die Umgebung war traumhaft schön. Nach einigen kurdischen Worten verabschiedeten wir uns und die Soldaten zogen wieder ab.
Robert hat wieder nichts mitbekommen,er hat so einen tiefen Schlaf!! Da ich nun eh wach war, nutze ich die Zeit und schrieb einige Berichte, auch wenn ich momentan kaum Motivation finde. Zum einen liegt das daran, dass ich nur auf einem PDA tippen kann und zum anderen fehlt mir ständig die Zeit dazu! So entseht ein irrer Rückstand und es artet fast in Stress aus So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt. Die Ereignisse überschlagen sich und ich finde kaum noch Zeit zum Tippen.
Daniel hatte keine Beschwerden mehr mit seinem Skorpionfinger. Also ging ich erstmal mit ihm schwimmen. Halb eins stand Robert auf. Zum wachwerden tranken wir einen super Espresso, der sehr förderlich für die Verdauung ist Da es schon Mittagszeit war, beschlossen Daniel und ich den Fisch zum Braten vorzubereiten. Somit entfernten wir alle Schuppen, den Kopf und den Schwanz. Dann teilten wir den Fisch in zwei Hälften.
Aus dem Kopf schnitt Robert noch die Backen aus, denn das seien die besten Stücke des Fisches. Anschließend wusch ich alles mit frischem Wasser. Als wir fertig waren, stand Carl auch auf. Da es schon wieder 37 Grad Außentemperatur waren, gingen wir zusammen schwimmen. Jeder Zeit die Möglichkeit dazu zu haben war ein super Lifestyle. Nach der Erfrischung baute Carl unseren 4 Kilowatt starken Benzinkocher auf.
Gut, dass ich eine gusseiserne Pfanne mitgenommen hatte, in die der riesen Fisch reinpasste. Während Robert Reis als Beilage kochte, briet Carl den Fisch an. Eine halbe Stunde später saßen wir alle samt an dem Tisch und genoßen ein super Essen, welches wir sogar selbst zubereitet hatten.
Da Carl und Daniel von einer traumhaften Aussicht von den Militärposten auf der Bergspitze schwärmten, machten Robert und ich einen Mittagsspaziergang zu der Bergspitze. Mit einer Kamera und Flip Flops bewaffnet kamen wir dreißig Minuten später auf der Spitze des Berges an. Die Aussicht war wahrhaft einer der schönsten der Reise. Es entstanden mal wieder super Fotos, uns begrüßten drei Soldaten, die in dem Wachposten stationiert waren. Auch wir wurden direkt zum Tee eingeladen. Die Soldaten taten mir ein wenig leid, denn sie hatten nur was zu essen und ihre Gewehre da.
Einer der Soldaten hat einen kleinen Raubvogel gerettet, den er nun von Hand aufzog. Den Vogel zu beobachten war sehr interessant. Gefüttert wurde er mit gefangenen Grashüpfern. Der Grashüpfer wurde auf dem Boden frei gelassen. Der Raubvogel lief die ganze Zeit hinter dem Tier her und jagte es. Bis er das Ding erwischt und gefressen hat. Super interessant den kleinen Vogel dabei zu beobachten! Man konnte ihm beim Lernen zusehen! Nach einer halbe Stunde sagten Robert und ich "tschüss" und kletterten den Berg runter. Als wir an den Autos ankamen, gingen Robert und ich schwimmen, während Carl und Daniel sich noch ein wenig ausruhten und dösten. Anschließend räumten wir alles zusammen. Unseren Müll nahmen wir selbstverständlich mit, damit die schöne Natur weiterhin unberührt scheint. Ich duschte noch im Freien.
Danach fuhren wir mit unseren Autos Richtung Zivilisation zurück. Der Weg dauerte bis zu Hauptstraße eine Stunde. Ich empfehle jedem, der sich in der Nähe vom Dokan Lake befindet, einen Abstecher zum Baden zu machen. Um 17.30Uhr erreichten wir Dokan und somit wieder einen Checkpoint. Da sich unsere Unterlagen in dem anderen Fahrzeug befanden, gaben wir dem Polizisten einfach irgendwelche deutsche Unterlagen. Lustigerweise stellte er sich damit zufrieden und wir konnten weiter fahren. An der nächsten Tankstelle hielten wir an und füllten unsere Tanks mit Diesel. Diesmal kosteten uns 230 Liter Dieser knapp 50 Euro... Ich fand das war auch noch ein ganz guter Deal, obwohl der Iran erheblich günstiger zum Tanken ist. Dass hier der Sprit für ein arabisches Öl- Land relativ teuer ist, liegt wohl daran, dass die Amis ihre Finger hier im Spiel haben. Irgendwo hörte ich, dass der Ami hier ein Barrel Öl für 25 Dollar kauft. Wenn das stimmen sollte, ist das fast kriminell. Wahrscheinlich heize ich jetzt die aktuellen Diskussionen in Deutschland an
Nun ja, wir fuhren weiter zu der Stadt Sulemanyeh oder Slemani (irgendwie gibt es zig verschiedene Schreibweisen für die Städte). Als es dunkel war, erreichten wir die Stadt. Der Ami hatte uns inzwischen eine Beschreibung zu seinem Hotel geschickt. Da diese sehr gut war, erreichten wir das Hotel eine halbe Stunde später. Mit unseren Funkgeräten funkten wir den Ami an und sagten ihm, dass wir angekommen sind. Es war ein sehr freudiges Wiedersehen, denn Shannon ist echt ein sehr cooler Typ. Shannon ist 36 Jahre alt, lebt auf Hawai, ist in Deutschland geboren, verdient sein Geld durch das Filmen von Fallschirmspringern, Helikopterflügen und macht sonst auch alles, was verrückt ist. Sein Lebensstil ist der eines Surfers, wie er im Buche beschrieben wird. Er lebt das voll aus.
Da wir noch nicht viel gegessen hatten, gingen wir zusammen etwas essen. Shannon zeigte uns ein Restaurant in einer Shopping Mall. Das sagte uns aber gar nicht zu. Deswegen suchten wir an der Straße einen Platz, wo auch die Einheimischen essen. Es dauerte nicht lang und wir fanden eine Ecke, an der ganz viel Dönerbuden angesiedelt waren. Also aßen wir in der ersten Bude einen Döner für 50 Cent. Da die Portion aber sehr klein war, aßen wir im nächsten Laden einen Lahmachun und in einem dritten Laden noch ein Eis. Das war genau nach meinem Geschmack! Obwohl die Speisen hier natürlich nicht mit denen in Deutschland vergleichbar sind. Anschließend gingen wir noch in einen Alkoholladen und kauften ein bisschen Bier ein. Den Abend ließen wir in der Hotel Lounge mit ein paar Bierchen ausklingen. Dort stand ein Fernseher, auf dem arabische Musikvideos gezeigt wurden. Dies freute Daniel besonders, denn er ist ein großer Fan. Unsere Fahrzeuge parkten wir hinter dem Hotel vor einem Park, weil es dort ruhig zu sein schien. Gute Nacht!
Aufbruch: | 08.04.2008 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 16.07.2008 |
Kroatien
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Serbien
Mazedonien
Griechenland
Iran
Vereinigte Arabische Emirate
Irak