Vietnam 2008

Reisezeit: März / April 2008  |  von Michael Markiewicz

Battambang

Heute geht es recht frueh los, habe eine Bootsfahrt nach Battambang gebucht, angeblich die schoenste in ganz Kambodscha.

Bereits um kurz nach 6 werde ich von einem Kleinbus abgeholt, es sind schon fuenf Mitreisende im Bus und ich denke, dass wir direkt zum Fluss fahren. Doch weit gefehlt5, wir fahren ein Hotel und Guesthuouse nach dem anderen an und immer mehr Leute steigen zu. Am Ende sitzen 13 Personen zusammengepfercht in einem Bus fuer normalerweise 9 Personen. Nach knapp einer Stunde geht es dann los zur Ablegestelle.

Aber die Fahrt dorthin zieht sich noch eine ganze Weile. Kaum aus der Stadt heraus werden die Huetten von Kilometer zu Kilometer immer einfacher, ja armselig. Endlich sind wir gegen 8 Uhr, bereits voellig schweissgebadet an der Ablegestelle angekommen. Sofort stuerzen die Marktfrauen auf uns zu und bieten Getraenke und Essen an. Nehme mal eine Flasche Wasser mit, die Tour wird sicher lang.

Da gerade Trockenzeit ist, koennen keine grossen Speedboote fahren. Unser Boot fasst ca. 30 Personen, natuerlich recht eng gepackt und die Fahrt wird ca. 6 - 8 Stunden dauern.

Mein Boot

Mein Boot

An Bord sind nur wenige Einheimische, die auch unterwegs aufgenommen und abgesetzt werden, aber eine internationale Truppe aus USA, Kanada, Holland und Australien. Es ist bereits in den fruehen Morgenstunden sehr heiss, aber der Fahrtwind hilft ein wenig. Weiter vorne sitzt eine Kambodschanerin mit einem Rollkragenpullover UND Strickjacke, die ganz individuelle Sauna.

Zunaechst geht es auf den Tonic Sa See, der groesste See in Indochina, weit ueber 100 Kilometer lang. Er dient waehrend der Regenzeit als gigantisches, natuerliches Wasserreservoir, steigt dann 2 Meter an und verdindert damit die schlimmsten Ueberschwemmungen im Mekong Delta.

Fischer stehen im Wasser, weite Bereiche sind durch Netze abgeteilt, der See ist der groesste Fischlieferant in Kambodascha.

Netze auf dem See mit Schlafgelegenheit

Netze auf dem See mit Schlafgelegenheit

Nach wenigen Kilometern geht es den Sangker Fluss hinauf nach Battambang. Zunaechst ist der Fluss recht breit, am Ufer immer wieder Siedlungen, teilweise auf den Boeschungen, teilweise auf dem Wasser. Hier muessen wir immer wieder die Geschwindigkeit drossel wegen der Bugwellen.

Schwimmende Doerfer

Schwimmende Doerfer

Das Leben hier spielt sich auf dem Wasser ab. Dahinter sind offensichtlich recht fruchtgbare Landflaechen vornehmlich fuer den Reisanbau aber auch andere Sorten von Gemuese Korn werden hier angebaut.

Transport auf dem Fluss

Transport auf dem Fluss

Immer wieder kommen uns kleine Boote und Kaehne vollbeladen entgegen. Zwischendurch sehen wir immer wieder Floesse, die riesige Netze an einem Ausleger befestigt haben.

Je weiter wir den Fluss hinauffahren, desto aermlicher werden die Huetten am Rand, zum Schluss sind es dann nur noch notduerftige Baracken teilweise ohne Seitenwaende. Die Menschen hier fristen offenbar ein sehr armseliges Leben.

Armseligtste Huetten am Ufer

Armseligtste Huetten am Ufer

Aber immer wieder reisst uns froehliches Geschrei von badenden Kindern aus unseren Tagtraeumen.

Froehliche Kinder toben in den Wellen

Froehliche Kinder toben in den Wellen

Gegen Mittag machen wir Station an einem schwimmenden Restaurant, unsere Crew schlaegt sich den Bauch voll. Zum Glueck gibt es hier auch Toiletten, aber wie man sich denken kann, handelt es sich lediglich um ein Kabuff ueber dem Wasser mit einem Loch in der Mitte. Wir verzichten auf ein Mittagessen.

Danach wird der Fluss immer schmaler, nur Schilf und Buesche bewuchern die Raender und windet sich in engen Schleifen dahin. Eine wahre Herausforderung an unseren Steuermann und ein paar Mal muessen wir auch wieder vom Ufer abstossen.

Enge Flusslandschaft

Enge Flusslandschaft

Wir sind jetzt schon ueber 5 Stunden unterweges und langsam wiederholen sich die Eindruecke, hoffentlich sind wir bald am Ziel angelangt.

Langsam wird der Fluss wieder breiter und wir koennen schneller fahren. Dann werden auch die Huetten von Kilometer zu Kilometer besser. Aber es dauert noch gut 2 Stunden, bis die erste Bruecke die nahe Stadt ankuendigt und dann sind wir wirklich angekommen.

Eine recht lange aber umso eindrucksvollere, tolle Fahrt hat ihr Ende und wir gehen mit vielen Eindruecken aber vielleicht auch ein wenig nachdenklich von Bord.

Am Ufer erwartet uns bereits die Meute der Hotelboten. Ich habe mich schon auf dem Schiff fuer ein recht einfaches Hotel entschieden, allerdings mit Aircon und warmer Dusche, das ist nicht selbstverstaendlich hier, fuer 8 $. Zum Glueck haben sie auch einen Pick-up Service und ich komme kostenlos in mein Hotel, dass allerdings eher an eine Jugendherberge erinnert. Hier ist ein Treffpunkt der Backpacker Szene und Anlaufpunkt fuer englischsprechende Mortorbikefahrer. Aber das Zimmer ist ok, sehr einfach eben.

In der Lobby verabrede ich gleich eine fahrt ueber das Land morgen frueh, dann geht es hinaus in die gluehend heisse Stadt.

Battambang ist die zweitgroesste Stadt von Kambodscha mit ca. 140.000 Einwohnern, nur 50% mehr als Marl. Der Unterschied zu Siem Reap haette groesser nicht sein koennen, kein Touristenzentrum sondern eine ganz normale Stadt, kaum Auslaender. Keine aufdringlichen Motorbikefahrer, keine versuche mich alle paar Meter in irgendeinen Shop oder Restaurant zu ziehen, sehr angenehm.

Der Verkehr fliesst ruhig, kein Hupen. Was auffaellt, dass kaum einer mit Helm faehrt und trotz Rechtsverkehr viele Autos auch das Lenkrad auch auf der rechten Seite haben.

Schraeg gegenueber meinem Hotel liegt die Markthalle, immer ein sehr beliebtes Anlaufziel fuer mich. Hier erwartet mich ein voellig neues Bild. Natuerlich die uebliche quaelende Enge und das Gewusel, aber hier kann man Goldschmieden und Naeherinnen bei der Arbeit zusehen, Friseursalons (vielleicht etwas hochtrabend) gibt es auch.

Naeherinnen bei der Arbeit

Naeherinnen bei der Arbeit

Ich bin fast der einzige Auslaender und mein Fotoshooting erregt natuerlich Aufmerksamkeit. Das Angebot an Kleidung etc. ist vorsichtig gesagt old-fashioned, man fuehlt sich mindestens 20 Jahre zurueckversetzt. Hier gibt es definitv fuer Touristen keine Schnaeppchen zu machen, hoechstens fuer eine Mottoparty zu Hause.

Zurueck auf der Strasse faellt die Orientierung etwas schwer, da fast alle Beschilderungen in Sanskrit verfasst sind, keine Chance das zu lesen.

Hier wird der Sprung des Landes in die moderne Zeit noch fuehlbar. Auf der einen Seite viele einfache Handwerksbetriebe und schlichte Geschaefte, auf der anderen Seite eine Unmenge von Handzshops und recht viele Autos im Vergleich zu Hanoi. Das Land lebt noch immer in den Gegensaetzen zwischen Tradition und Moderne, zwischen tiefer Armut und beginnendem Wohlstand. Das ist aber sicherlich auch kein Wunder bei der sehr wechselvollen Geschichte mit vielfacher Aufteilung des Landes, haeufigen Kriegen und der Schreckensherrschaft der Khmer Rouge in den 70ger Jahren.

Beim Bummeln durch die Stadt stosse ich zufaellig auf Smoking Pot, einer wenigen Kochschulen im Lande mit einm kleinen Eckrestaurant, sehr einfach, aber das rote Curry schmeckt recht gut. Mit einem Bier zusammen bezahle ich nicht viel mehr als 1,6 Euro.

Dann erlebe ich noch eine schoenen Sonnenuntergang, mitten in der Stadt.

So langsam spuere ich den anstrengenden Tag, habe auch zu wenig getrunken und lege eine kleine Ruhepause im Hotel ein. Abends geht es dann noch zur Riverside Bar am Fluss mit einem schoenen Ambiente auf der Terasse, aber recht versteckt gelegen, ohne Tuk-Tuk haette ich nie hingefunden. Leider bieten sie hier keine Cocktails an, aber die Musik laedt zum Relaxen ein. Ich treffe natuerlich auch einige Mitreisende aus dem Boot wieder. Eine Atmosphaere zum Wohlfuehlen und ich nehme mir die Zeit fuer Reflektionen.

© Michael Markiewicz, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Individuelle Reise durch Vietnam von Nord nach Süd mit einem Abstecher nach Kambodscha im März/April 2008
Details:
Aufbruch: 20.03.2008
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 14.04.2008
Reiseziele: Vietnam
Kambodscha
Der Autor
 
Michael Markiewicz berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.