Buddha kichert leise

Reisezeit: Januar / Februar 2008  |  von Norbert Wallner

Wasserwelt

Ausflug ins Mekong-Delta

Gottergeben starre ich auf die staubige Landstraße. 30 Grad hat die Luft. Und 30 Grad hat das Bier in meiner Hand. Trübsinnig betrachte ich das Eis in meinem Glas. Nein. No Ice! Egal wie warm mein Bier ist. Kein Glas, kein Eis. Punkt. Welcher böse vietnamesische Geist hat uns ausgerechnet in dieses verdammte Rasthaus verschlagen? Vor der Tür arbeiten der Busfahrer, sein Copilot und ein weiterer Helfer daran, den geplatzten Reifen zu wechseln. Plötzlich hatte es einen lauten Knall gegeben, kurze Erschütterung, als wären wir gerade über einen Mopedfahrer gerollt, das verhieß nichts Gutes. Einen halben Kilometer später hielt unser Fahrer dann hier bei dieser Raststätte. Es sei ihm gedankt. Besser diese Lokalität als nur Staub und Sonne.

Reifenwechsel im Mekong-Delta

Reifenwechsel im Mekong-Delta

Den schwimmenden Markt in My Tho können wir wohl vergessen. Ich habe einen Abenteuerurlaub versprochen, warum sollten die Abenteuer also nicht bereits am zweiten Tag beginnen? Elfi und Renate sind zufrieden, schließlich trinken sie auch kein Bier. Leicht, zufrieden zu sein! Schwimmender Markt, egal, kann ihn mir eh vorstellen. So etwas vermiest mir doch nicht die Laune, genau so wenig wie warmes Bier. Die Burschen sind fix. Eine gute halbe Stunde und 10 Liter Schweiß, mehr hat es nicht bedurft, und weiter geht die Reise.
Wasser, immer wieder Wasser, so weit das Auge reicht. Nun gut, Reis wächst schon mal im Wasser. Die Häuser stehen zwar im Trockenen, müssen aber trotzdem furchtbar feucht sein, überlege ich. Langsam wird das Land bäuerlicher, das Leben zieht sich von der Straße auf die Felder zurück. Aus meiner Erinnerung weiß ich, dass wir uns also dem ersten Mekongarm nähern.
In My Tho werden wir auf ein Mekong-Boot verfrachtet. Da der Bus nicht voll ist, ist auch unser Boot nur locker besetzt.

Auf dem Mekong

Auf dem Mekong

In der Ferne sehen wir die Baustelle der Mekongbrücke. Sie ist ungefähr wieder so weit wie im April des letzten Jahres. Inzwischen war sie bereits fertig gestellt, ist aber noch vor der Eröffnung in den Mekong gestürzt. Also dasselbe noch einmal, dieses Mal hoffentlich ohne Einsturz.

Mekong-Brücke bei My Tho

Mekong-Brücke bei My Tho

Auf einer der vielen Mekonginseln heißt es umsteigen in ein kleineres Motorboot. Einhorninsel, Schildkröteninsel, keine Ahnung, jedenfalls bahnt sich unser Boot den Weg durchs Palmendach des Kanals, stundenlang könnten wir so dahinfahren, vorbei an Fischer-hütten und im Wasser spielenden Kindern, vorwiegend jedoch an Palmen, Palmen, Palmen.
Wie alles zu Ende geht im Leben, so auch diese Bootsfahrt, wir landen und gehen durch Obstgärten an Gräbern und Blumen vorbei zu einer Kokoszuckerlerzeugung. Da wird gekocht, gegossen, geschnitten, gewickelt und gewuzelt. Das Ergebnis verklebt die Zähne, schmeckt aber umwerfend aromatisch. Ein Stück weiter können wir unsere Zähne mit Honigtee spülen. Nicht schlecht, aber ich würze meinen zweiten Tee doch lieber mit dem Reiswein. Keine Ahnung, warum Reiswein Reiswein heißt. Schnaps ist Schnaps. Renate bekommt als Halsschmuck einen dreimeterlangen Python umgehängt, die Sympathie scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen.

Renate mit dem 3-Meter-Python

Renate mit dem 3-Meter-Python

Da auch ich keine Gefahr scheue, begutachte ich die Wabe, die eine unerschrockene junge Frau ohne jede Schutzmaßnahme aus dem Bienenstock holt. So viel Abenteuer lässt mich vergessen, den Reisschnaps zu kaufen, was wir in den nächsten Wochen noch sehr bedauern werden. Ich denke erst daran, als wir bereits im Motorboot zurück zu unserem Mekongschiff tuckern.

Unter Palmen

Unter Palmen

Dieses bringt uns ein wenig weiter flussabwärts. Gleiche Insel oder nicht, schwer zu sagen, jedenfalls gibt es hier ein etwas lieblos serviertes Mittagessen.

Musiker im Mekong-Delta

Musiker im Mekong-Delta

Bevor uns noch die vietnamesische Musik erreicht, die gut 50 Meter vorher spielt, brechen wir bereits wieder auf. Jetzt heißt es, in kleine Ruderboote umzusteigen. Wenn das so weitergeht, erwartet uns als nächstes ein Schwimmreifen. Ach liebe Leser, ich will nur vermeiden, dass es so richtig kitschig wird, die Gefahr ist groß. Die kleinen Boote (bitte nichts hinausstrecken) bringen uns zu einem Obstbauern, wo wir zum Dessert nun auch vietnamesische Musik geboten bekommen, sogar mit entzückenden Mädchen als Mitwirkende.

Kleine Künstlerin im Mekong-Delta

Kleine Künstlerin im Mekong-Delta

Ich glaube, ich muss nicht erwähnen, dass dieser Ausflug viel zu früh zu Ende geht.
Während wir auf den Bus zurück nach Saigon warten, können wir zum Abschied noch auf der Terrasse der Bootsanlegestelle im Liegestuhl auf den Mekong blicken, der mit seinem Gelb der Nachmittagssonne Konkurrenz macht.

My Tho

My Tho

In Saigon müssen wir dann irgendwo den Bus verlassen, keine Ahnung wo wir sind. In der Früh hat uns die Agentur mit einem Taxi geholt und zum Bus gebracht, zurück ist das wohl zu viel Aufwand. Ich bin unschlüssig, in welche Richtung wir gehören. Ich meine gerade, wir müssten eine Straße suchen, wo man gefahrlos ein Taxi winken kann, als Renate bereits eines aus der Gegenrichtung angehalten hat.
Jeden Gegenverkehr missachtend wendet der gute Mann und lässt uns einsteigen. Der Taxler ist nicht nur sehr aufmerksam, sondern auch grundehrlich. Locker hätte er eine Riesenschleife durch ganz Saigon fahren können, uns wäre nichts aufgefallen. So sind wir nach wenigen hundert Metern bei unserem Hotel und der Mann gibt sich mit einem Dollar zufrieden. Man hätte uns eigentlich sagen können, dass wir nicht weit zu unserem Hotel haben, aber Schwamm drüber... Wir besuchen wieder unsere Phoküche am Eck, wo uns diesmal ein kleiner Feuerschlucker unterhält. Sehr früh beenden wir den Abend, morgen heißt es um 4 Uhr früh aufstehen.

© Norbert Wallner, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Paten- und Erlebnisreise, die knapp 4 Wochen durch Vietnam und Laos geführt hat, teils abseits der Touristenströme. Im Zentrum des Interesses stand der Kontakt zu den Menschen und Völkern dieser Region.
Details:
Aufbruch: 31.01.2008
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 26.02.2008
Reiseziele: Vietnam
Laos
Der Autor
 
Norbert Wallner berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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