Endlich Leben!
Einmal quer durchs Land, bitte!
Ich verbrachte meine Zeit in Burlington damit, tagsueber mit Ellery im Taxi durch die Stadt zu fahren - kenne mich da also mittlerweile ganz gut aus - oder mich mit meinen Freunden in der Stadt zu treffen. Zwischendurch mal ein kurzer Besuch in der Buecherei um die E-mails zu checken und ansonsten dann abends entweder einen Tee trinken mit Ellery (in Burlington gibts ein Tee-cafe, sehr gemuetlich eingerichtet mit einer riesen Auswahl an Tees und toller Atmosphaere) oder auf der Veranda sitzend mit einem Bier in der Hand mit Ellery und Joe (seinem Vermieter, der unter uns wohnt) und Monica (unserer Mitbewohnerin) quatschen. Zudem wurde ich von Ellery mit dem besten Essen verwoehnt, im Gegenzug kochte ich auch ein paar mal (unter anderem nen leckeren Schweinebraten mit selbstgemachten Knoedeln - letztere brauchen aber noch ein bisschen Uebung). Eines Tages kochte er dann auf meinen Wunsch auch leckeres Prime Rib: 5 Pfund Fleisch, wovon ich die Haelfte ass! (2,5 amerikanische Pfund sind etwa 1,1 Kilo. Ja, ich hab das wirklich alles aufgegessen, samt Beilagen. Hehe!) Ansonsten genoss ich auch die letzten Sonnentage am See.
Eines Tages wachte ich morgens auf und etwas an meiner rechten Wade juckte. Ich dachte zuerst, es sei ein Mueckenstich, sah zumindest so aus und juckte auch genau so.. Ich dachte mir nicht viel dabei, merkte aber, als ich die Treppen runterlief, dass ich irgendwie nicht richtig laufen kann. Ich machte mir nicht viele Gedanken darueber und verbrachte den Tag damit, mit Ellery im Taxi rumzufahren. Als ich dann allerdings ausstieg, um in die Buecherei zu gehen, fiel es mir zunehmend schwerer, mein Bein richtig zu bewegen. Die Stelle war mittlerweile geschwollen, ziemlich rot, mit einem dunklen Fleck in der Mitte. Ellery befuerchtete schon, es koennte ein Spinnenbiss sein, die sehen naemlich genau so aus und verursachen aehnliche Effekte. Wir fuhren dann also nach seinem Feierabend ins Krankenhaus (ich hab ja zum Glueck ne Reiseversicherung) um mich untersuchen zu lassen. In der dortigen Notaufnahme musste ich gluecklicherweise nicht lange warten und wurde nach der Anmeldung gleich vom Doc untersucht. Es stellte sich heraus, dass es ein Abszess war, also Bakterien, die sich unter der Haut vermehrt hatten (daher die Schwellung). Mit Kruecken und einem Rezept fuer Antibiotika und Schmerzmittel wurde ich dann wieder nach Hause geschickt, wo ich dann die naechsten 2 Tage im Bett verbrachte (ich konnte ja nicht richtig laufen)... Mittlerweile ist wieder alles in Ordnung!
Nachdem ich nun gut 1 1/2 Monate in Burlington war und des oefteren (naja, in jeder Mail und bei jedem Anruf) von meiner Mama, meiner Schwester und meinem Dad gefragt wurde, wanns denn endlich weitergeht, war es vor kurzem dann soweit.
Am 29. Oktober beschloss ich nach Las Vegas aufzubrechen, einfach, um mal dagewesen zu sein und auch die vielfaeltigen Landschaften auf der langen Strecke zu sehen... Der Rucksack (nur mein kleiner, ich fahr in ein paar Tagen zurueck nach Burlington, wo meine restlichen Sachen sind) war schnell gepackt, die Busstation war gleich ums Eck von Ellerys Wohnung und um 18.30 stieg ich endlich in den Bus, der mich in 3 Tagen quer durchs Land bringen sollte. Der Abschied aus Burlington viel mir ziemlich schwer und so gruebelte ich auf der Fahrt ziemlich lange. Gegen 23 Uhr kam ich in Boston an, und da ich 1 1/2 Stunden Zeit hatte, bis der naechste Bus nach New York fuhr, traf ich mich mit Richie auf einen Plausch. Nach einem kurzen Snack war es dann auch schon wieder an der Zeit in den Bus zu steigen und weiterzufahren. Gluecklicherweise konnte ich ein wenig schlafen, bevor ich dann gegen halb fuenf Uhr morgens in New York City ankam. Ich hatte mir vorgenommen, den Tag ueber in New York zu verbringen und erst Abends weiterzufahren. Nach einer weiteren Stunde Schlaf im Busterminal machte ich mich auf den Weg, die Stadt zu erkunden und siehe da, die Busstation ist direkt am Times Square!!! Frueh um 6 Uhr durch Manhattan zu laufen, noch mit Kruecken und Rucksack, total uebermuedet, ist aber nicht unbedingt spassig... Zwar kann man sich leicht orientieren, da alle Strassen im Schachbrettmuster angeordnet sind, aber - obwohl New York die Stadt ist, die niemals schlaeft - es war nicht allzuviel los und die Geschaefte und Cafes waren alle noch geschlossen. Ich fand dann doch ein Deli das schon geoeffnet hatte und goennte mir dort einen frischen Orangensaft zum Fruehstueck. Von dort aus telefonierte ich dann auch mit Ellery und stellte fest: Verdammt, ich vermiss den Kerl! (und er mich) ... Ich ging also zurueck zum Busterminal, besorgte mir ein Ticket nach Burlington und fuhr wieder zurueck! Am Telefon verriet ich Ellery aber nichts davon und versicherte ihm glaubhaft, dass ich auf dem Weg nach Philadelphia waere. Die Ueberraschung war als gross, als ich am Abend ploetzlich in der Wohnung stand....
Nach ein paar Tagen habe ich mich dann - diesmal besser vorbereitet - am Donnerstagabend wieder auf den Weg gemacht. Diesmal war der Trennungsschmerz nicht so gross und ich war somit die naechsten 3 Tage im Bus unterwegs. Amerika ist wirklich verdammt gross und die verschiedenen Gegenden sind sehr unterschiedlich (und auch unterschiedlich interessant). Die Busroute verlief wie folgt: Burlington, Vt - Boston, Ma - New York, Ny - Harrisburg, Py - St. Louis, Mo - Denver, Co - Las Vegas, Nv. 3 Tage im Bus sind nicht wirklich spannend, wenigstens fand ich zwischendurch ein wenig Schlaf, hatte genuegend Lektuere dabei (bisher gelesen: George Orwells Animal Farm, diverse Stuecke von Oscar Wilde sowie Pride and Prejudice von Jane Austen) und hatte auch ein paar nette Unterhaltungen mit meinen Busnachbarn. Wie gesagt sind die verschiedenen Gegenden unterschiedlich interessant: Wunderschoen ist Neu England (Vermont, Massachusetts, Conneticut, Rhode Island, ...), besonders zur Zeit, da der sogenannte "Indian Summer" ist: Herbst, alle Baeume - und davon gibts dort mehr als genug - wechseln die Farben und es sieht einfach total faszinierend aus! Auch Pennsylvania ist ganz nett, ebenfalls viele bewaldete Huegel, allerdings viel mehr Staedte und Doerfer als in Neu England. Dann waere da Kansas: Verdammt langweilige Einoede, alle Strassen gehen nur gerade aus (damit man moeglichst schnell aus dem Staat rauskommt?? ), vereinzelte Farmen, sehr extensive Weidewirtschaft sowie weite Kornfelder.. Faszinierend wurde es dann in Utah (wer haett's gedacht): Die Rocky Mountains sind wirklich toll! Verschiedene Felslandschaften wechseln sich ab - man darf sich das aber nicht wie die Alpen vorstellen.. Ich habe aber viele Fotos geschossen, die ich dann noch bei Gelegenheit nachreichen werde. Auch Nevada ist wirkich atemberaubend... Stein/Felswueste soweit das Auge reicht...
Sonntag Nachmittag kam ich dann endlich in Las Vegas an und machte mich auf den Weg zu dem Hostel, wo ich ein Zimmer reserviert hatte. Das Hostel liegt direkt auf dem Las Vegas Boulevard, dem sogenannten Strip, den man aus Film und Fernsehen kennt. Nun ist der aber verdammt lang und man laeuft schon eine ganze Weile, bis man den Teil erreicht, den man aus den Medien kennt. Dort angekommen glitzert alles, viele Neonlichter und Casinos und Hotels, soweit das Auge reicht... wenn man an den Slotmachines in den Casinos spielt, bekommt man die Getraenke umsonst (die wollen einen abfuellen, damit man moeglichst viel Geld in die Automaten schmeisst) .. klappt wohl ganz gut! Ich war dann also im Circus Circus (ist aber leider nicht ganz so, wie in Fear and Loathing... aber trotzdem ganz ok), verzockte da ein bisschen Geld.. Spaeter ging es dann noch ins Treasure Island, ebenfalls zum Geld verspielen... Ich konnte mich also zuegeln, so gingen nur etwa 40$ an die gierigen Maschinen! Heute machte ich mich dann wieder auf den Weg, war wieder im Treasure Island und fand dort eine tolle Maschine (die haben alle unterschiedliche Themen): Der Zauberer von Oz! (einer meiner Lieblingsfilme!!) ... Ich betrat das Casino mit 150$ in der Tasche und ging mit 500$ wieder raus ... Ich hatte allerdings zu keiner Zeit vor, die gesamten 150 zu verzocken! Win some, lose some!
Heute war soweit ein echt toller Tag, einerseits das gewonnene Geld, andererseits habe ich eine tolle Nachricht bekommen: Ich werde Tante!!!!!!!!!!!! Meine Schwester ist Schwanger und ich kanns kaum erwarten, sie bald wiederzusehen und in den Arm zu nehmen! Juhu!!
So, das wars dann mal wieder von mir. Morgen gehts dann nach San Francisco weiter und anschliessend zurueck nach Burlington.
Aufbruch: | 01.07.2008 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 29.10.2008 |
Niederlande
Vereinigte Staaten