Bhutan und Indien
Amritsar 2
29.10.08, Mittwoch
Die Nacht war hart. Wir dachten, es sei Krieg. Die Feuerwerkskörper hier, die anlässlich Diwali abgeschossen werden, klingen wie eine Bombe und anschließend prasselt es schwer aufs Dach. Wie unter Beschuss kam man sich vor. Der Vorteil aber war, das laute Hupen hörte auf, da die Altstadtgassen abgesperrt waren.
Leider ging es Frank wieder schlechter, bei mir scheint die Komplettentleerung vorgestern Nacht eine anhaltende Wirkung zu zeigen. Wir verlängerten das Zimmer gegen eine kleine Zuzahlung, da wir erst den Zug um 17 Uhr nehmen. Ich ging Bakterien killendes Antibiotika kaufen, denn Bhutan naht, und da sollten wir keine langwierigende Experimente machen.
Ich lief mit meinem vorgestern gekauften Stoff zum Stoffmarkt und staunte nicht schlecht, dass um 10 Uhr immer noch alles zu war. Spätaufsteher, diese Inder, eigentlich sehr sympathisch. Auf meine Frage hin, ob der Schneider noch öffne, erhielt ich die Antwort 11.30 Uhr, was ich schon mal gar nicht glaubte. Ich suchte mir der ersten offenen Laden aus, hatte das Glück, einen englisch sprechenden Händler zu erwischen und kaufte mir noch einen weich fallenden Stoff für die Punjabi-Stil-Hose, das ist eine, die einem wolkenstoa-mäßig um die Beine hängt, sieht toll aus unter dem T-Shirt-Kleid.
Kurz darauf kam der Schneider von gegenüber, nicht um sofort meine Maße zu nehmen, sondern um zu sagen, dass am Tag nach Diwali arbeitsfrei für alle Schneider ist. Na prima. Enttäuscht ließ ich mir eine Beschreibung der Punjabihose für Dehli aufschreiben und zog noch einmal Richtung 11.30 Uhr-Schneider, denn man soll ja nicht so schnell aufgeben - vor allem in Indien, denn "everything is possible" - normalerweise. Plötzlich kam mir die Idee, dass es auch "ready made"-Klamotten gibt, ich hatte vorgestern mindestens einen gesehen. Also nochmal zurück zu dem netten Händler. Als ich danach fragte, kam der Schneider von gegenüber wieder, und ich schien ihm nun so leid zu tun, da ich es tatsächlich in Betracht zog, eine fertig genähte Punjabihose zu kaufen, dass er einwilligte, mir das ganze Set bis 16 Uhr zu nähen. Ich bezahlte auch gerne den höheren Preis von 450 Rs (ca. 9 Euro),
normalerweise kostet Hose und Kleid zusammen ca. 150 Rs., aber ich habe ja auch 2 Hosen. Beschwingt und stolz, dass ich es doch geschafft habe, lief ich heim. Bin heute Abend sehr gespannt, ob es passt und gut aussieht. Das tut es - aus Erfahrung aller Traveller - fast nie, wenn man sich (auch mit Muster) in Indien was nähen lässt.
Mittags gingen wir ein Internetcafe mit UBS-Anschluss suchen, denn das alte Ding, in dem ich heute Vormittag kurz war, war hinterwäldlerisch, und wir wollten ja endlich mal was ins Netz stellen. Wir verschlissen zwei Rikshaw-Fahrer und fuhren eine gute Stunde, obwohl wir Straßen- und Gebäudenamen hatten, bis wir endlich im Nehru-Komplex in der Laurence-Street fündig wurden. Hätte das Internetcafe ein großes Schild gehabt, hätten wir es schon lange entdeckt, denn wir sind an dem Gebäude schon zweimal vorbeigefahren.
Später, auf dem Weg zum Schneider und dann zum Bahnhof, kamen wir in
Staus, ausgelöst von feierlichen Prozessionen. So konnte ich nur schnell meine Sachen abholen und wir gelangten auf Umwegen pünktlich zum Bahnhof.
Um 23 Uhr kamen wir in Dehli an, liefen aber auf der falschen Seite des Bahnhofes heraus und waren verloren.
Dunkel, nichts mehr erkennbar, wir rollerten mit unseren Rucksäcken stundenlang durch die Gegend, die Situation war uns völlig unerklärlich, denn der Haupteingang dieses Riesenbahnhofs war direkt am Main Bazar. Die Rikshawfahrer wollten uns nicht sagen, wo der Main Bazar ist, sie wollten uns natürlich fahren. Aber irgendwann bekamen wir die Auskunft, dass wir auf der falschen Seite waren. Nun ja, als wir die Fussgängerbrücke über die Gleise endlich gefunden hatten, war alles einfach, und wir waren in 5 Minuten in unserem Hotel. Das ganze war leider nur stressig und hat uns eine Stunde Zeit und Nerven gekostet.
Aufbruch: | 24.10.2008 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 05.12.2008 |
Bhutan