Kambodscha, Laos, Vietnam
Siem Reap und Umgebung
Am nächsten Morgen stand ich etwas später auf (8.00) da ich erst um 9.30 mit Boony verabredet war. Er hatte mich am Tag zuvor zu sich nach Hause eingeladen und überraschte mich damit, dass ich zum Lunch bei ihnen bleiben sollte. Ich sagte ihm, dass ich aber unbedingt noch auf den Markt müsse, um ein paar Kleinigkeiten für die Kinder und seine Frau zu kaufen. Er strahlte übers Gesicht und meinte, dass das nicht nötig wäre. Doch ist es sagte ich, also fuhr er mich zum Markt. Hier ist alles so billig, da kommt es auf ein paar kleine Geschenke nicht an. Als ich fertig mit einkaufen war fuhren wir zu seinem Haus. Es ist ein Haus aus Stein gebaut mit einem Wellblechdach oben drauf. Das Haus besteht aus einem einzigen Raum (ca. 4x5m), das einzige was den Raum zierte war ein großes Bett. Und natürlich durfte ein kleiner Haustempel nicht fehlen, sie sind ja Buddhisten. Hinter dem Haus war eine Plane gespannt, und ein Zaun aus dünnen Ästchen grenzt das Grundstück nach hinten ab. Es gibt kein fließend Wasser, nur Wasser aus der Regentonne. Boony erzählte mir, dass sie mehrere Tanks verteilt stehen haben, damit sie in der Trockenzeit mit dem Wasser auskommen. Aber oft reicht es nicht aus und sie müssen weit fahren um sich welches zu besorgen. Doch im Moment gibt es genügend. Auch eine Toilette haben Sie, ebenfalls am Ende des Zaunes, es besteht aus einem Plumpsklo. Geduscht wird nicht, dafür gibt es eine große Metallschüssel in die sich hineingesetzt wird. Genau in der Mitte, unter der Plane steht eine Art Tisch (man könnte im stehen essen oder aber auch als Ruhestätte ihn benutzen), dort lag ein süßes Baby drauf. Auf der rechten Seite neben dem Klo gab es eine Freiluftküche mit einem einzigen riesigen Topf, dessen Boden rund ist und der auf einer offenen Feuerstelle steht. Auf der linken Seite hing ein Stück Plane herunter, dort hingen die Kleider der Familie an einer Holzstange. Geschützt vor Regen wie sich später herausstellte als es einen richtigen Tropenschutt gab. Sich unterhalten war nicht mehr unter dem Wellblechdach! Aber zum Glück halten diese Schauer ja nie so lange an. Boonys Frau war gerade dabei das Baby in einer Metallschüssel, so groß wie ca. ein Medzinball zu baden. Diese Schüssel wurde für alles genutzt, sie war die einzige im Haushalt. Z.B. zum Duschen und auch für Schmutzwäsche und Geschirr.
Boonys Frau ist eine bildhübsche Person mit unglaublich lieben und warmen Augen. Die Kleine (wahrscheinlich wird sie eines Tages Alisha getauft) war erst zwei Monate alt. So süß. Boony fragte mich, ob ich ihr einen Namen geben möchte. Ich war völlig verunsichert, jetzt im Nachhinein weiß ich, dass sie ihrem Kind nur einen Namen geben können, wenn sie das Geld für die Zeremonie zusammen haben und das wird wohl noch eine Weile dauern. Der kleine Junge, dessen Name ich leider vergessen habe, war ein richtig kleiner Bengel und hatte vor allem seinen Vater richtig im Griff. Ich spielte ein bisschen Fußball mit ihm um ihn zu besänftigen. Nach und nach kamen immer mehr Kinder und Leute aus der Nachbarschaft um die große fremde Frau (Farang = Langnase, wie uns die Thais und auch die Kambodschaner nennen) zu sehen. War nett und wir stellten uns gegenseitig viele Fragen. Die meisten Leute in Kambodscha leben vom Tourismus, eigene Industrie haben sie nicht. Die Leute, die nicht im Tourismus arbeiteten waren entweder arbeitslos (es gibt aber kein Geld) oder sie waren Farmer mit einem stückchen Land, oder wie Phallins Papa Lehrer und Farmer, da das Geld nur von einem Job nicht reicht die Familie zu versorgen. Boony kommt aus Kratie, Nordöstlich von Phnom Pen und seine Frau aus der Gegend von Phnom Pen. Seine Frau spricht kein englisch, also verständigten wir uns mit Löffel und Gabel und Händen, Füssen und Gesten. In der Area wo sie wohnen leben 700 Familien. Die meisten haben kein gemauertes Haus, sondern nur irgendwelche Bruchstücke von Holz oder Blech oder Plastik zusammengebunden. Boonys Haus ist auch noch nicht fertig, es fehlt noch der Boden. Boony zeigte mir voller Stolz seine Hochzeitsbilder und die beiden sahen echt aus, als wären sie aus dem Märchen von Tausend und einer Nacht entsprungen. So schön.
Das Essen war wirklich lecker. Was es gab weiß ich nicht, außer dass er es Sour Soup nannte, aber das Fleisch in dem suppenähnlichen Gericht war pork. Das verkniff ich mir und labte mich stattdessen am vegetable. Wir saßen im Kreis auf dem Boden auf einer Matte und aßen, Boony hatte extra für mich ein frische Coconut besorgt, weil er wusste, dass ich sie so gerne trinke. Er fragte mich ob in Europa (Deutschland ist für sie nicht greifbar, nicht vorstellbar, wenngleich sie wissen, dass es das Land gibt) die Mütter auch ihre Kinder stillen würden. Ich erzählte ihm von den Müttern bei uns und er musste seiner Frau alles übersetzen, sie war richtig Neugierig geworden. Der Tag verging schnell. Für mich war der Tag ein großes Erlebnis und ich weiß. dass auch hier die Menschen mit dem bisschen was sie zum Leben haben sehr glücklich und froh sein können. Wenn ich da an unser Zuhause denke, ich glaube ich hätte ihnen keine Bilder zeigen wollen. Es ist auch nicht so wichtig. Ich zeigte ihnen Bilder von meiner Familie, sie waren sehr neugierig auf die ihnen so fremde Gesichter. Das zeigt auch, dass es ein gegenseitiges Interesse an einer fremden Kultur gibt. Nur, dass sie wohl niemals unser Land besuchen können und ich bin mir auch nicht sicher, ob sie da glücklich wären =). Aber mit viel Rücksicht und Feingefühl auf ihre Kultur und ihre Gewohnheiten, können wir ihnen auch einiges von uns erzählen.
Am nächsten Tag fuhren Boony und ich als erstes zu einem Kinderkrankenhaus, das ein Schweizer Professor 1993 gegründet hat und das sich hauptsächlich aus Spendengelder von Besuchern hält. Die Regierung Kambodias und die Regierung der Schweiz geben jeweils 10 % dazu. Ziel ist es dass die Regierung des Landes es irgendwann schafft dieses Hospital selbst zu finanzieren. Nur das Problem ist, dass die Regierung nicht so einfach an Geld kommt, denn außer Reis exportieren sie nichts (außer ein bisschen Seide) und Fabriken gibt es auch keine. Das Land ist schwer zu bestellen, vieles liegt brach, die Gefahr der Minen ist allgegenwärtig und sie scheuen sich davor neues Land urbar zu machen. Das Gute an dem Kinderkrankehaus ist, dass alle Kinder Kambodschas kostenfrei behandelt werden. Vornehmlich natürlich die armen Kinder. Zwei weitere Krankenhäuser für Kinder hat Professor Dr. Beat Richter in Phnom Pen aufgebaut. Ihr müsst euch vorstellen, dass pro Tag in der Regenzeit (sozusagen Hauptsaison) dort 1000 bis 1.200 Kinder behandelt werden, sie kommen aus ganz Kambodia angefahren. Die meisten Erkrankungen sind Dengue-Fieber, Malaria und Meningitis. Durchschnittlich besuchen 600.000 kranke Kinder im Jahr das Hospital. 100.000 davon stationär und 9.000 Operationen werden durchgeführt. 5.500 Geburten pro Jahr. Jeden Monat würden 2.800 Kinder sterben, wenn sie nicht nach Kantha Bopha (der Name des Krankenhauses) kämen. Außerdem führt die Organisation Fortbildungen für Lokale Ärzte und Pflegepersonal durch. Dafür kommen aus der Schweiz Ärzte die vor Ort unterrichten.
1974-75, direkt nach dem Sturz der Roten Khmer gründete Herr Richter das erste Krankenhaus in Phnom Pen. In Siem Reap sind 75 Ärzte und mehr als 200 Personen im pflegerischen Bereich beschäftigt, dazu kommt noch das Reinigungs- und Wachpersonal. Ich war zutiefst beeindruckt über dieses Engagement, das sicher nicht leicht ist. Wenn ihr weiter interessiert seid, könnt ihr die Institution im Internet finden unter http://www.beatocello.com (dieser Name setz sich zusammen aus dem Vornamen des Professors und seinem Cello, er wechselt ständig zwischen der Schweiz, Phnom Pen und Siem Reap hin und her, in Siem Reap (Angkor Wat) gibt er jedes Wochenende Samstags mit seinem Cello ein Bach-Konzert und auf freiwilliger Basis kann man etwas spenden. Eintrittsgeld fällt nicht an. Danach steht er für Fragen (meistens sind es Touristen die kommen) zur Verfügung. Dieser Mann hat meine größte Hochachtung.
Auf dem Weg zur Silkfarm. Die Frauen auf den Fahrrädern waren bewaffnet mit Besen und Kehrschaufeln.
Mittelmäßig bepackt, das geht auch anders. Wenn das Moped wirklich voll ist, dann sieht man weder Moped noch Fahrer.
Damit ihr was zu lesen habt, hier schon mal ein teil vom letzten Teil in Siem Reap.
Ich hänge etwas hinterher, aber morgen habe ich mir vorgenommen ein bisschen aufzuarbeiten.
Also es geht weiter ...
Aufbruch: | August 2009 |
Dauer: | circa 9 Wochen |
Heimkehr: | Oktober 2009 |
Laos