AB IN DEN SÜDEN
Ein Königreich in Afrika
Ezulwini Valley/Swaziland, 30. August 2008
Der BazBus ist vor allem für Touristen in Südafrika gedacht und funktioniert nach dem Prinzip der Hop On/Hop Off Sightseeing Busse in europäischen Metropolen. Man steigt an einer Haltestelle aus und fährt mit dem nächsten, oder übernächsten Bus weiter. Nur dass die Haltestellen hier keine Sehenswürdigkeiten sind, sondern Städte. Ich benutze den BazBus allerdings nur, um von Joburg nach Swaziland zu kommen.
Ob das eine gute Idee ist weiß ich nicht. Zumindest bekommt man für sein Geld eine Menge Busfahrt geboten. Wir fahren einen Umweg über Nelspruit, dem Ausgangspunkt für Touren in den Krüger Nationalpark und lesen dort so viele Rucksacktouristen auf, dass der Bus komplett gefüllt ist.
Über 10 Stunden nach Abfahrt aus Johannesburg komme ich endlich in meinem vorab über das Internet gebuchten Hotel im Königreich Swaziland an. Es liegt im Ezulwini Valley. Das bedeutet übersetzt Tal der Glücklichen. Und entsprechend heißt auch mein Hotel, nämlich Happy Valley Hotel.
Richtig happy bin ich aber nicht. Mein Zimmer ist zwar riesig, aber ansonsten gleicht die Anlage mehr einer großen Baustelle. Der Besitzer hat gewechselt, die meisten Einrichtungen haben geschlossen. Dafür hat der neue Eigentümer aber schon mal die Preise erhöht. Immerhin hat die Pizzeria geöffnet, in der es ein bescheidenes Frühstücksbuffet gibt und ich mein geliebtes Käseomelette bekomme. Abends probiere ich während meines Aufenthaltes in Swaziland die Pizzakarte rauf und runter, anschließend geht es in die hoteleigene Sportsbar, in der man in kurzer Zeit zum Fachmann der englischen Premier League wird, das Publikum allerdings nicht immer den angenehmsten Eindruck macht.
Oder ich schlage mich in der Dunkelheit zum Swazi Sun Luxushotel mit angegliedertem Casino durch. Dort sind sowohl die Hotel- als auch die Casinogäste zu 80% Asiaten, der Rest Araber, ein paar Weiße und schwarze Geschäftsleute. Früher verzeichnete Swaziland einen unablässigen Strom von Südafrikanern, die zu Zeiten der Apartheid dem dort verbotenen Glücksspiel frönten. Diese Zeiten sind lange vorbei.
Eigentlich hätte ich auch gern aktiv ins Geschehen rund um die Slotmachines, Roulette- und Black Jack-Tische eingegriffen, aber man muss sich offensichtlich vorher irgendwo anmelden, und da ich nie meinen Pass dabei habe, kaufe ich mir statt dessen ein Bier und schaue dem Treiben nur zu. Ist auch recht amüsant und wahrscheinlich die preisgünstigere Variante. An der Rezeption lese ich ein Schild: "Bus to Reed Dance Monday 15 h". Ich wundere mich. Aber dazu kommen wir gleich ausführlich.
Wem "Swaziland" nicht so geläufig sein sollte, hier schnell ein paar Basics. Swaziland ist eingekeilt zwischen Südafrika und Mosambik und versperrt mir auf der Reise nach Maputo praktisch den Weg. Das Land ist recht klein geraten, das zweitkleinste in Afrika, in ca. anderthalb Stunden ist man mit dem Auto durchgefahren. Aber es ist landschaftlich sehr schön und gebirgig.
Und hat einige interessante Tierreservate aufzuweisen, teilweise mit richtig wilden und gefährlichen Tieren. Swaziland ist ein Königreich, eines von noch Dreien in ganz Afrika und darauf ist man mächtig stolz, trotz mancher, wohl berechtigter Kritik am Königshaus. Es ist reich an Kultur, die man wie kaum sonst wo pflegt. Die Atmosphäre ist relaxt, die Leute sind freundlich.
Und dann ist da noch etwas. Swaziland hat nunmehr den Spitzenplatz in der Hitliste der HIV-Infizierten erklommen, 42% der Bevölkerung sollen es sein. Wäre ich Swazi wäre ich schon lange tot. Zumindest rein statistisch gesehen. Mit 34 Jahren hat Swaziland die niedrigste Lebenserwartung der Welt. Mich fröstelt etwas bei der Nennung solcher Zahlen.
Bevor ich zu meinem swaziländischen Hauptereignis komme, will ich noch schnell anmerken, dass ich dort auch richtig Urlaub gemacht habe. Also Erholungsurlaub, einen Tag einfach nur gefaulenzt. In Ermangelung eines Strandes, wo man sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen kann, sieht das dann in etwa so aus: lange schlafen, also bis ca. 8 Uhr, Fernseher anstellen und eine südafrikanische Soap sehen, sich hinterher ärgern, diesen Schwachsinn überhaupt angesehen zu haben, duschen, ausgiebiges Frühstück, richtig, mit Käseomelette, dann ins gegenüber liegende Einkaufszentrum, durch die Läden schlendern und feststellen, dass man nichts von dem braucht, was angeboten wird, im Internet-Cafe die mails checken, spazieren gehen, dann mit dem Minibus nach Manzini, der größten Stadt des Landes, dort etwas bummeln, und am späten Nachmittag zurück ins Hotel. Das Abendprogramm hatte ich ja schon erwähnt.
Aufbruch: | 25.08.2008 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 15.09.2008 |
Südafrika
Swasiland
Mosambik