Quarter World Trip II - Südamerika
Stadt,Land,Meer
Nachdem die argentinischen Zollbeamten unseren nagelneu gekauften VW T2 Bulli so liebgewonnen hatten, dass sie ihn gleich bei sich behalten hatten, ging es also daran, Uruguay "zu Fuss" zu erkunden. Da wir dank Zelt und Rucksack ziemlich unabhaengig waren, fielen auch unsere Schlafplaetze in den nun im Winter verlassenen Touristenhochburgen sehr originell aus.
In Punta del Este, das den Hotelwolkenkratzern zu urteilen nach im Sommer wohl mit dem ueberschwemmten Mallorca zu vergleichen ist, genossen wir nach der langen Busfahrt erst mal einen leeren Strand. Egal wie kalt das Wasser war, es gab Wellen und somit war Wolfi schnell mit seinem Surfboard in den Fluten verschwunden. Auch ich, solange von meinem geliebten Meer getrennt, liess es mir nicht nehmen, ein bisschen in den Wellen zu planschen (wobei ich aber auch schnell merkte, warum wir die einzigen im Wasser waren).
Da in der Strandbar hinter uns jemand zu sein schien, fragten wir nach einem Cafe (oder irgendwas warmes zum aufwarmen). Obwohl uns der Cafe verwehrt blieb, hatten wir somit schon eine bleibe fuer die Nacht, denn die netten zwei Barkeeper, die selbst hier zu wohnen schienen, hatten nichts dagegen, dass wir unsere Isomatten hier niederlassen.
Und so erwachten wir mit Meerblick schoener als in jedem Hotelzimmer und nun warmen Matetee zum Fruehstueck von unseren neuen Freunden.
Nach ein paar Tagen gings weiter nach La Paloma (ja, wir mussten auch an den Schlager "oh la paloma blanca..." denken - heisst uebrigens Taube). Dieser Ort war kleiner und schon eher nach unserem Geschmack - aber daher im Winter nun auch komplett ausgestorben. Da uns der Weg vom Busbahnhof ins Dorf dann doch zu weit war - es daemmerte schon - schlugen wir kurzerhand unser Zelt in einem kleinen Waeldchen nebenan auf, was sich am naechsten Morgen als verlassener Campingplatz entpuppte. Wolfi wollte aber sein Surfbrett nicht umsonst durch die Gegend schleppen und so gings auch schon zum naechsten Strand. Dieser gefiel uns schliesslich so gut, dass unser neuer Schlafplatz ein verlassener Rettungsturm war - der Abend ging so mit einem wunderschoenen Sonnenuntergang von unserem Bett aus und einer fast noch kitschigeren Liebeskomoedie vom Laptop zuende. Wenn man dann in der frueh vom Meeresrauschen aufgeweckt wird weiss man: Die besten Dinge auf der Welt kann man mit Geld nicht kaufen...
Dies sollten wir auch die naechste Woche in einer Community in den Bergen von Rocha erfahren, zu der mich ein argentinischer Freund geschickt hatte. Dort Leben ca 30 junge Erwachsene zusammen, wohnen wos ihnen gefaellt auf dem riesen Gelaende, das frueher eine alte Farm war -vom ausrangierten Bus zum Tipi bis zum selbstgebauten kleinen Haus mit Frau und Kind - leben organisch und vegan, und arbeiten nichts als das was sie fuer ihr zusammenleben brauchen. Wir halfen auch gleich kraeftig mit beim Dachdecken, Blumengiessen, Kochen etc. Alles wird zusammen unternommen, und so sitzt an einem verregneten Abend niemand alleine vorm Fernseher, sondern alle kommen zusammen und es gibt Popcorn, Kuchen, Chai-Tee und "Kino".
So schoen alles klingt ist es aber doch nicht immer, denn nach einer Woche wurde klar, dass das, worueber sogar hier an diesem heilen Fleckchen Erde am meisten diskutiert wurde, Geld fuer neue Anschaffungen und fuers Ueberleben war. Und doch versuchen sie, so einfach wie moeglich und im Einklang mit der Natur zu leben! Mehr als nur ein schoener Gedanke!
Genug relaxt und aufgeladen von Natur und am Ende etwas zu viel Regen im Zelt gings dann wieder in die Stadt - die Hauptstadt Uruguays: Montevideo. Entgegen ihrem Ruf als eher trist und langweilig, gefiel uns diese Stadt ausserordentlich gut. Die hersbstliche Stimmung passte und alles wirkte irgendwie mehr am Boden geblieben, rustikaler und vielleicht echter als in Buenos Aires. Die Uruguayaner selbst wirken mehr verbunden mit der Erde, sind klein und staemmig, und nicht zu trennen von ihren Pferden. Sie erinnern mich an Menschen aus der Puszta aus Ungarn, und identifizieren sich selbst sehr mit dem franzoesisch-spanischen Baskenland, von dem viele abstammen. Dass die Stadt auch noch genau am Wasser liegt, machte sie fuer uns nur noch mehr sympathisch und so liessen wir es uns nicht nehmen, am letzten Tag einen weiten Spaziergang am Ufer und Stadtrand zu unternehmen.
Den Abschluss in Uruguay und unseren Eindruck von diesem Land, das keineswegs so unscheinbar ist wie manch einer denkt (zumindest nicht im Herbst) machte dann schliesslich die schoene kleine Stadt Colonia, die von der Unesco zum Weltkulturerbe erklaert worden ist. Viele kleine Gassen und alte Gebaeude, die tolle Lage am Rio Parana und der romantische Hafen rechtfertigen dies ueberaus. Zum Glueck fuer uns war Nebensaison und nicht so viel los und so genossen wir unsere letzten Tage in Uruguay hier in vollen Zuegen...
Unseren Freunden aus Deutschland die schon 2 Jahre nicht mehr dort waren, schmeckten Wolfis Semmelknoedel!
Aufbruch: | 06.02.2009 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 06.08.2009 |
Uruguay
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