Passatsegeln in der Karibik

Reisezeit: Februar / März 2009  |  von Manfred Sürig

noch einmal Antigua, des Proviants wegen

Freitag, 20. Februar 2009. Heute ist Halbzeit unseres Urlaubs.

Bei dem starken Ostwind könnten wir zwar nach St.Maarten kommen, aber dann hätten wir Zeitdruck bei der Rückreise, wobei wir womöglich streckenweise gegenan kreuzen müßten. So nehmen wir Sigis Vorschlag an, zum Einkaufen noch einmal nach Antigua zu fahren. Auch das wird wieder eine rauschende Raumschotsfahrt bis zur Deep Bay, wo wir ersten Schutz finden und in weißmilchigem Wasser ankern können. Wolfgang hat dieses Mal nur einen Cero von ca. 1 kg fangen können, aber der erspart uns heute den dringend notwendig wedenden Landgang zum Vorräte bunkern.
Unser Mittagschläfchen wird durch einen scharfen Knall gestört. Der Sicherungstampen an der Ankerkette, der uns zum ruhigeren Ankerliegen verhilft, ist gerissen und der zugehörige Haken in der Ankerkette gleich mit davongeflogen. Wir haben keine Chance, ihn wiederzufinden und wundern uns, wie so ein 12 mm dicker Tampen einfach so reißen konnte.

Am nächsten Morgen verholen wir bei praller Sonne zum Jelly Harbour. Ein Lagunenhafen, in dem die Bodenspekulation feste Wurzeln geschlagen hat. Da liegen teure Motorboote vor den Ferienhäusern der Eigner, zum Land hin mit NATO-Draht gegen Eindringlinge gesichert und selbst auf der Zufahrtsstraße passiert man noch private Kontrollstellen, die allerdings nicht besetzt sind. Überall Schilder "Property for sale" zu astronomischen Preisen.

Im Supermarkt dagegen gibt es kein Geld aus dem Automaten und an der Kasse nimmt man keine Schecks der Bank of Antigua an, "due to its particular situation". Also ist die Krise hier auch wohl angekommen. Visa und Master Card sind aber noch kreditwürdig, das nutzen wir zu einer Aufstockung unserer Bord-Weinvorräte. Wer weiß, wie lange das noch geht! Später stellen wir fest, dass wir mit dem Merlot aus Chile einen sehr guten Griff getan haben.

Wir wollen AnnMarie einen küchenfreien Tag gönnen und suchen uns ein schönes Lokal fürs Abendessen, wo Werner uns alle zu t-Bone-Steaks vom Grill einlädt, dazu argentinischen Rotwein vom Feinsten. Wir sind uns mal wieder einig, dass wir mit niemandem sonst tauschen möchten!

Seit 2 Tagen hat es keinen Regenschauer mehr gegeben, das Hoch nördlich von uns hat sich verstärkt und soll sich nach Süden verlagern. Aber am Sonntag, den 22.2.2009 bläst es noch mit 7 Windstärken trotz wolkenlosen Himmels. Wohin wir auch fahren würden, wir hätten immer große Seestrecken vor uns, also legen wir einen Hafentag, genauer gesagt, einen Ankertag ein. Selbst das Baden über Bord macht nur kurze Zeit Freude, bis man vom kurzen Wellenschlag etwas abbekommen und Wasser geschluckt oder etwas in die Augen bekommen hat.
So lassen wir die Seele stundenlang im Wind baumeln, wann könnte man das jemals auf Nord- oder Ostsee mal machen ?

Traumhaftes Wetter und abgeflauter Wind locken zu neuen Zielen: Nevis nehmen wir uns vor.
Raumschots rauschen wir aus der Bucht, bis wir wieder tiefblaues Antlantikwasser unter dem Kiel haben. Wolfgang läßt die Schleppangel wieder heraus, aber heute läuft es nicht richtig.
Der Wind flaut immer weiter ab, schließlich fangen die Segel an zu schlagen: Sigi, so kommen wir nicht nach Nevis. Selbst mit Motoren wäre das bei Tageslicht nicht mehr zu schaffen, obwohl die Insel im Dunst vor uns schon zu sehen ist.

Wir machen mal einen Schlag nach Backbord, wo wir halben Wind haben und wenigstens die Segel noch stehen.

© Manfred Sürig, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
zum dritten Mal hatten wir uns bei Sigi angemeldet, dieses Mal für 4 Wochen, damit wir nie in Zeitdruck kommen sollten. Den gabs bei dieser Altherrenfahrt auch nie, was aber nicht heißen soll, dass es irgendwann mal langweilig wurde, dafür sorgten schon die "äußeren Bedingungen".......
Details:
Aufbruch: 05.02.2009
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 06.03.2009
Reiseziele: Martinique
Dominica
Guadeloupe
Antigua und Barbuda
Montserrat
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.