Passatsegeln in der Karibik
irisch-britisch: Montserrat
Da liegt die Insel Montserrat vor uns, die in 5 Stunden erreichbar wäre. Sigi, wollen wir nicht dorthin ? Sigi hat hinter Monserrat schlechte Erfahrungen gemacht. Da ist ein Vulkan, der ständig Asche ausstößt, die vom Passat westwärts getrieben wird. AnnMarie graust es noch, als sie uns berichtet, dass an Bord auch die letzte Ecke dreckig gewesen ist, als sie mal durch die Rauchfahne gefahren sind. Und da wollt Ihr jetzt hin ?
Wir müssen ja nicht in die Rauchfahne. Wenn wir die Nordspitze runden, finden wir einen Ankerplatz für heute abend, (Cars Bay) dann sehen wir weiter. Gesagt, getan, der Wind spielt auch wieder mit, so fällt der Anker am Nordwestufer von Montserrat neben einer kleinen Anlegestelle. Der Landgang ist wieder erst einmal mit Einklarieren verbunden.
Zu unserer Verblüffung spricht man hier englisch mit deutlich irischem Akzent. Man heißt uns freundlich willkommen und bietet uns gleich für heute Abend Kino an: Ein Film über den historischen Vulkanausbruch im Jahr 1997, 2003 und 2006.
Massentourismus ist hier unbekannt, weil es keinen Kreuzfahrtterminal gibt. Sehen wir uns das doch mal zu Fuß an!
Die Hafenanlagen von Montserrat, zugleich Containerterminal, denn irgendwie müssen die Container ja hierherkommen.
Die einzige Straße führt uns an eine Großbaustelle. Hier entsteht das Kulturzentrum der Insel, wer mag das wohl spendieren ? Die Häuser der Einheimischen sind alle etwa einheitlich und ziemlich neu und aus Containern werden kleine Gewerbegebiete aufgebaut.
Der Supermarket ist ein Tante-Emma-Laden mit sehr begrenztem Angebot, nach einer Kneipe müssen wir uns durchfragen. Man verweist uns an das Gemeindezentrum mit Schule, Rathaus und einem Restaurant, aber um 17.30 Uhr ist alles geschlossen. Eine Frau am Restaurant stellt uns nur in Aussicht, dass wir dort in einer Stunde zum Essen kommen könnten, wenn die Chefin nichts dagegen hätte. Sie hat nichts dagegen, also okay, kommt bitte in einer Stunde wieder.
Der Hunger treibt uns schon nach 50 Minuten wieder zurück, und wir sind überrascht über einen festlich gedeckten Tisch; sogar eine Speisekarte gibt es, aus der wir uns aussuchen können: Fisch, Ziege oder Rinderfilet.
Hinter zahlreichen Rumbuddeln hinter der Theke entdecken wir sogar zwei volle Flaschen besten argentinischen und chilenischen Wein, von denen die Wirtin noch gar nichts wußte. Die bestellen wir zum Rindersteak mit exotischen Gemüsen und werden festlich bewirtet.
Zum Schluß verpaßt uns die Wirtin noch einen selbstgebrauten Rumaufguß mit scharfen Gewürzen und, weil wir nun kaum noch in der Lage wären, den Fußweg zum Boot zurück anzutreten, fährt sie uns mit ihrem Landrover zum Hafen. Dort wartet man schon auf uns, um den Film vorzuführen: MONSERRAT, My favorite island. Hier werden wir unter freiem Himmel mit der Geschichte der Insel bekannt gemacht, wie sie bis zum Vulkanausbruch war. Eine kleine heile Welt in einem Inselparadies,deren totaler Wendepunkt der Vulkanausbruch im vorigen Jahrzehnt gewesen ist. Das macht uns so neugierig, dass wir nicht nur beschließen, einen Tag Pause zu machen, sondern wir buchen gleich eine Inselrundfahrt für morgen.
150 US $, darunter macht ers nicht, aber wenn wir meinten, das sei es nicht wert, könnten wir nach der Rundfahrt etwas zurückbekommen. Da sind wir dabei, doch wir kommen voll auf unsere Kosten.
Wir fahren nach Süden, dem Vulkan entgegen, die Insel ist etwas trockener als Dominica und deutlich dichter besiedelt. Nach dem Vulkanausbruch mußte der gesamte Süden, über die Hälfte der Insel, aufgegeben werden, alle etwa 22000 Einwohner dieses Teils wurden evakuiert und haben sich seitdem im restlichen Nordteil der Insel angesiedelt. Dabei sind komplett neue Dörfer entstanden.
Wie hat man das finanzieren können ? Das war nur möglich, weil die Insel Feriendomizil vieler reicher Engländer war, die hier eigene Häuser hatten und im Laufe der Zeit auch Familienbande zur Insel entwickelten, sagt uns der Fahrer. Jedes Jahr wird der St.Patrickstag groß gefeiert, da kommen viele Auswärtige zu Besuch, darunter auch viele Engländer, die hier noch ein Haus haben und Insulaner, die nach dem Ausbruch ausgewandert sind.
Erster Stopp ist die Erdbebenwarte, wo rund um die Uhr der Vulkan beobachtet wird. Mit einem Team von 6 Mitarbeitern, einem Hubschrauber und 2 Dienstwagen.Rund um den Berg sind Sensorenstationen aufgebaut, die ihre Meßergebnisse hierher funken. Jede verdächtige Bewegung wird aufgezeichnet, um neue gefährliche Aktivitäten vorausberechnen zu können.
Bisher hat das geklappt, so waren trotz der gewaltigen Ausbrüche 1997, 2003 und 2006 keine Opfer zu beklagen, weil man die Gefahrenzonen rechtzeitig räumen konnte. Der Gipfel des Soufriere ist fast ständig in Wolken gehüllt, aber heute können wir deutlich erkennen, dass es rund um den Gipfel an vielen Stellen raucht.
Aber wir kommen noch näher heran. Unser Fahrer scheut keine Mühen, mit uns auch ins Sperrgebiet zu fahren, in dem man sich nicht länger als 24 Stunden aufhalten darf. Zunächst geht es durch eine Halde von Matsch, die ein Bach gebildet hat, der vom Vulkan herabfließt.
Am anderen Ufer stoßen wir auf die Giebel verschütteter Häuser, dann durch eine bildhübsche Wohnsiedlung mit leerstehenden Villen.
Viele der Häuser und Gärten machen einen top gepflegten Eindruck, andere verfallen langsam oder wuchern zu. Ständig bewohnt ist hier nichts mehr, aber viele Eigner lassen von Einheimischen die Gärten und Zuwege pflegen, in einem ist sogar der Swimming-Pool mit frischem Wasser gefüllt. Die Leute machen ihren Job weiter, die Eigentümer bezahlen dafür, noch haben sie die Hoffnung nicht aufgegeben, hierhin zurückkehren zu können, sagt uns der Fahrer.
Die Straße wird nicht mehr unterhalten, wir müssen sehen, wie wir durchkommen. Der Vierradantrieb unseres Kleinbusses schafft auch die steilsten und zerfurchtesten Stellen, es ist adventure pur, auf die letzte Meßstation heraufzufahren. Hier beginnt das absolute Niemandsland, am Hang sieht man noch jede Menge Häuser, aber dorthin darf jetzt niemand mehr, irgendwann in den nächsten Jahren werden auch diese Häuser, ebenso wie die Stadt Plymouth, die wir von oben sehen, unter Asche begraben werden.
Ein Video, das man bei der Erdbebenwarte kaufen kann, werden wir uns später ansehen. Dabei werden wir einige Vulkanausbrüche im Film zu sehen bekommen.
Auf dem Rückweg erfüllt uns der Fahrer jeden Haltewunsch an kleinen Supermärkten, der Post und der Bank. Wir kommen beeindruckt zurück und können den Fahrer gleich einem Seglerehepaar empfehlen, die uns nach unseren Erfahrungen befragen wollen.
Aufbruch: | 05.02.2009 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 06.03.2009 |
Dominica
Guadeloupe
Antigua und Barbuda
Montserrat