Passatsegeln in der Karibik
Gefahren von anderer Seite
Nach so vielen Strapazen ist ein Bad angesagt. Weil an der Pier, neben der wir liegen, ein Frachter beladen wird, baden wir ausnahmsweise in Badehose, Wolfgang schwimmt ans Steilufer, um zu schnorcheln, ein karibisches Idyll.
Als er zurückkommt, wäscht er sich besonders lange mit der Süßwasserdusche ab, schüttelt dann aber den Kopf und sagt, heute habe es ihn erwischt. Was denn ?
Eine Feuerqualle hat sich in seinen Beinen verfangen und ließ sich im Wasser kaum abschütteln, trotz Abduschens bilden sich rote Striemen in der rechten Kniekehle, unterm Arm, am Oberschenkel und auf der Brust. Wolfgang legt sich erst mal in die Koje, so still ist es an Bord lange nicht gewesen.
Als ich dazukomme, bekomme ich einen Schreck: Er liegt apathisch auf dem Rücken, Schweiß auf der Stirn, aber Gänsehaut über den gesamten Körper, dazu des öfteren ein Zucken vom Mundwinkel bis zu den Zehenspitzen, als hätte er hohes Fieber. Sigi hat ein Soforthilfebuch an Bord, in dem auch etwas über Quallen steht, der Verlauf der Krankheit wird beschrieben, aber wenig darüber, was man akut dagegen noch tun kann.
Als wäre er durch Brennesseln gewatet, so sieht die Wade aus, nach 3 Wochen ist immer noch was zu sehen.
Er nimmt Schmerztabletten von Werner gegen stärkste Zahnschmerzen, eine Überdosis seiner Calziumtabletten, aber nichts scheint zu wirken. Nur im Wind an Deck auf und ab gehen lindert den Juck- und Schmerzreiz etwas. Einen Arzt rufen ? Ob das hier funktionieren würde und ob der helfen könnte ? Wolfgang setzt auf Aussitzen und bringt eine qualvolle Nacht an Deck zu, ohne Abendbrot, ohne den obligaten Schlummerschluck Merlot.
Unser Bad am nächsten Morgen treten wir mit gemischten Gefühlen an, merkt man doch ab und zu, dass es überall kleine Fäden von Quallen im Wasser gibt, besonders Werner erwischt es, so dass er gleich wieder rausgeht. Wolfgang knabbert etwas am Frühstück und zieht sich dann in seine Koje zurück.
Später wird er bei seinem Hausarzt erfahren, dass ihm nur eine sofortige intravenöse Kortisonspritze hätte helfen können, denn die Nesselquallen verbreiten ein Eiweißgift, das im Körper allergische Reaktionen hervorruft, die schlimmstenfalls zum Herzstillstand führen können.
Aber Kortison ist verschreibungspflichtig, welche Yacht wird es daher in der Bordapotheke vorhalten ? Und wer könnte eine Spritze in die Vene fachmännisch verabreichen ? Immerhin werden wir küftig versuchen, wenigstens Kortisontabletten zum Einnehmen zu bekommen und auf unsere Reisen mitzunehmen.
Aufbruch: | 05.02.2009 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 06.03.2009 |
Dominica
Guadeloupe
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