Zur Mitternachtssonne nach Finnland und Norwegen im Juni 2009
03.06.-04.06. Rovaniemi
Natürlich schläft man im Zug nicht so wie im Bett zu Hause. Daher wachte ich schon gegen 5 Uhr auf, es war trotzdem schon taghell. Der Zug fuhr durch unendliche Birkenwälder. Nur ganz vereinzelt waren mal ein paar Häuser, z. T. Holzhäuser, eines kleinen Dorfes zu sehen. Als der Zug an einer Waldlichtung vorbeifuhr sah ich plötzlich einen riesigen Elch, der eilig vor dem Zug in Richtung Wald floh. Leider hatte ich (wie das so ist) in diesem Moment die Kamera nicht griffbereit - und leider sollte es der einzige Elch bleiben, den ich auf meiner Reise sah.
Morgens in Rovaniemi angekommen, musste ich mich erstmal mit dem Gedanken vertraut machen, jetzt in der Arktis oder zumindest am Rand der Arktis zu sein. Obwohl, so schwer war es gar nicht. Es wehte ein eisiger Nordostwind, es lag zwar kein Schnee mehr aber viele Plusgrade waren es nicht. Die Innenstadt erreichte ich erst nach einem kleinen Fußmarsch. Rovaniemi, das Zentrum von Finnisch-Lappland wurde im Krieg fast völlig zerstört, daher gibt es hier kaum alte Häuser, die Stadt ist eher funktionell und modern angelegt. Nach einer stundenlangen Fahrt durch einsame Gegenden war es für mich fast schon wieder ein Erlebnis, eine Art Stadtautobahn mit regem Fahrzeugverkehr zu überqueren. Von Touristen war um diese Morgenstunde noch nicht viel zu sehen.
Die Tourist Information vermittelte mir auf meinen Wunsch ein etwas abseits gelegenes Hostel, für dessen Benutzung man in einem anderen Hotel einchecken musste. Das Beziehen des Zimmers war zwar erst ab 14 Uhr möglich, zumindest konnte ich aber meinen Rucksack in diesem Hotel lassen und einen ersten Spaziergang unternehmen.
Leider war es um diese Stunde so kalt, dass der Beton meine Handabdrücke nicht mehr aufnehmen wollte...
Rovaniemi liegt am Fluss Kemijoki - natürlich wisst Ihr, dass der Kemijoki mit 550 km der längste Fluss Finnlands ist und sich mit Breite und Wasserreichtum locker mit der Elbe bei Hamburg messen kann .
Ich wollte einen nahe der Stadt gelegenen kleinen Berg (eher Hügel) besteigen und mir von dort einen Überblick über die Stadt und ihre Umgebung verschaffen.
Der Weg war zwar weder weit noch steil, trotzdem fühlte ich mich schon fast wie im Gebirge. Die Vegetationsdecke ist hier sehr dünn, überall tritt der felsige Untergrund zu Tage.
Auch auf dem Plateau des Berges gibt es überall sumpfige Stellen. Wegen des Dauerfrostbodens kann das Wasser nicht allzu tief nach unten versickern. Außerdem ist die Verdunstung niedrig. Die Sonne geht zwar im Sommer nicht unter, steht aber auch nicht gerade hoch am Himmel.
In der Nähe des Gipfels gibt es eine kleine Aussichtskanzel mit Blick über Stadt und Umgebung.
Nördlich der Stadt verläuft der Polarkreis. Er wird allgemein als Grenze der Arktis betrachtet.
Am Fuß der Aussichtskanzel ist eine kleine Unterstellhütte mit angeschlossener Feuerstelle zum Grillen.
Wieder zurück in der Stadt besuchte ich am Nachmittag noch das Arktismuseum Arktikum. In einem 175 m langen Glasgewölbe werden hier verschiedene arktische Lebensräume mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt sowie das Leben der Menschen in vergangenen Zeiten dargestellt. Ein Teil der Räumlichkeiten versteckt sich unter der Erde - so wie viele Tiere im arktischen Winter Schutz in unterirdischen Höhlen suchen. Durch das schummrige Licht entsteht manchmal wirklich fast der Eindruck durch eine arktische Landschaft zu laufen. Ein weiterer Höhepunkt ist noch das integrierte "Polarium". Hier kann man sich einen Film mit Nordlichtern anschauen. Obwohl ich eigentlich kein Museumsfan bin muss ich sagen, die 12 Euro Eintritt haben sich gelohnt. Ich habe mich dort mehrere Stunden aufgehalten.
Ob ich mir bei einer Begegnung mit diesem Tier in freier Wildbahn auch Zeit für ein Foto genommen hätte?!
Ja, und inzwischen war auch die Eincheckzeit für mein Hostel erreicht. Ich bekam zwei Magnetkarten - eine für die Eingangstür und eine für die Zimmertür und wurde mit einem Stadtplan versehen auf den 600 m langen und kaum zu verfehlenden Weg geschickt.
Das Hostel Rudolf - angenehmes Zimmer mit Dusche, Gästeküche für alle, kein Personal, Zugang nur mit Magnetkarte - Preis 46 Euro für ein Einzelzimmer ohne Frühstück
Nachdem ich mein Zimmer bezogen und mich noch mit einem in der Gästeküche selbst zubereiteten Imbiss gestärkt hatte, unternahm ich noch einen abendlichen Stadtbummel durch das jetzt etwas belebtere Stadtzentrum und ließ den Abend bei einem Glas Bier für 5 Euro ausklingen. Das Preisniveau in Finnland ist gewöhnungsbedürftig - ein Glas Bier in einer normalen Gaststätte kostet 4-6 Euro, ein Mittag- oder Abendessen (nur das Hauptgericht) 20-25 Euro.
Da es gegen Mitternacht nur leicht dämmrig aber nicht dunkel wird, denkt man immer, es wäre noch viel früher...
Kleine Zusatzinfo: Wer möchte kann in Rovaniemi an einer "guided tour" zu einer Husky- und/oder Rentierfarm teilnehmen. Im Winter kann man dort einen "Schlittenhundeführerschein" erwerben. Aus Zeit- und auch Kostengründen habe ich darauf verzichtet.
Außerdem ist Rovaniemi noch bekannt für das "Santa Claus Village". Man kann mit dem Bus (8 km) dorthin fahren und sich von einem professionellen Fotografen (natürlich gegen entsprechenden Obulus) zusammen mit dem dort direkt am Polarkreis residierenden "Weihnachtsmann" fotografieren lassen. Eigene Fotos sind verboten. Da das für mich schon an den ansonsten in Skandinavien eher seltenen Touristennepp grenzt, habe ich mein Geld doch lieber für weitere Zug- und Busfahrten quer durch Skandinavien ausgegeben.
Aufbruch: | 02.06.2009 |
Dauer: | 12 Tage |
Heimkehr: | 13.06.2009 |
Norwegen