Nepal - Annapurna Trek
Weiter bis nach Tirkhedunga
Diese Nacht war die erste gute Nacht zum schlafen seitdem wir hier sind. Obwohl es tagsüber auf dieser Höhe drückend heiß ist, kühlt es nachts so ab, dass man weder schwitzen noch frieren muß und wir genießen die frische Bergluft. Als wir am Morgen aufstehen, sind wie durch ein Wunder alle Schmerzen in den Beinen und Füßen vom Vortag vergessen und wir fühlen uns so frisch und erholt, als wären wir gestern nur auf einem kleinen Spaziergang gewesen. Dann treten wir raus, vor das Haus und werden auch noch mit unserem ersten Blick auf das heute wolkenfreie Bergpanorama und Mt. Machhapuchhre belont. Wir können es nicht glauben, wo wir hier sind und müssen uns erstmal kneifen.
Nach einem guten Frühstück geht es dann gleich weiter, wobei wir uns mit dem Weg nicht so richtig im Klaren sind. Hier direkt vor unserem Hotel gibt es eine kleine Straße, auf der eine paar Autos und Busse fahren. Hier nehmen viele Touristen die Abkürzung bis nach Beni, aber wir wollen ja zu Fuß laufen. Also entscheiden wir uns für eine kleine Seitengasse, damit wir nicht direkt auf der Straße langlaufen müssen. In meiner Karte ist der Weg nicht sehr deutlich eingezeichnet und auch Schilder gibt es keine. Leider führt dieser Seitenweg nach einer halben Stunde auch wieder nur auf die Straße und es ist sehr leidvoll auf dem heißen Asphalt zu laufen und statt frischer Bergluft, Abgase einzuatmen. Nach einer Weile sehen wir einen Bus am Straßenrand stehen und ich frage einfach mal, ob er auch in Naya Pul hält. Das wäre sozusagen das Ziel unserer heutigen Tagesetappe gewesen und von dort geht der Weg laut Karte garantiert durch die Berge und nicht mehr an der Straße entlang.
Die Leute in dem Bus sind sehr nett, es herrscht eine ausgelassene Stimmung und sofort laden sie uns ein mit ihnen zu fahren. Es ist eine Pilgertruppe von meist jungen Leuten, die alle bis nach Muktinath pilgern wollen. Mit Mühe und Not quetschen wir uns mit unseren Rucksäcken durch den engen Gang und finden ganz hinten ein Plätzchen auf dem wir wie wild durchgeschüttelt werden. Bei all den Kurven muß man sich richtig gut festhalten und als wir endlich ankommen, bin ich froh, daß wir nicht noch weiter mit ihnen bis nach Beni fahren. Mir hat es gereicht und Vainateya auch, also steigen wir aus, bedanken uns freundlich und können jetzt noch eine weitere Etappe laufen, denn es ist erst halb 10. Ab jetzt gibt es einen sehr gut ausgeschilderten Weg, den man nicht mehr verfehlen kann und laut Karte auch mehr kleine Ortschaften mit Unterkünften, so daß wir uns aussuchen können, wo wir übernachten wollen.
Zuerst geht es über unsere erste Hängebrücke nach Bhiretani, ein malerisches Städtchen, das auch genauso in der Schweiz liegen könnte, würden da nicht überall die Ziegen- und Yakfelle über den Geländern hängen. Hier kommt auch unser erster Checkpoint an dem wir endlich auch andere Rucksacktouristen treffen und sehen, daß viele von ihnen Träger dabeihaben. Vielleicht haben wir uns selbst ja überschätzt, wenn wir denken, daß wir den ganzen Weg ohne fremde Hilfe schaffen? An diesen Checkpoints muß man seine Permits vorlegen, sich selbst mit Namen und Ziel der Reise in die Liste eintragen. Wir sehen die meisten Leute von hier ab den Weg einschlagen, der rechts runter am Fluß entlangführt. Später sehe ich in meiner Karte, daß es hier zum Annapurna-Basecamp geht.
Wir gehen in die andere Richtung, nach links und wollen mal versuchen, ob wir bis nach Tirkhedhunga kommen. Dieses Mal wollen wir aber nicht so einen Gewaltmarsch machen und auch schon früher anhalten, falls wir nicht mehr können. Aber heute geht es schon viel besser voran und vielleicht weil wir an einem großen reißenden Gebirgsfluß mit dem Namen Bhurungdi Khola entlanglaufen, fühlt es sich nicht mehr so heiß und drückend an wie gestern.
Die Landschaft unterwegs ist traumhaft schön, ich bin die ganze Zeit am fotografieren und bekomme manchmal das ganze Panorama trotz Weitwinkel einfach nicht in meine Kamera. Der Fluß liegt links von uns und unser Weg führt manchmal direkt neben dem Fluß entlang und dann geht es von Zeit zu Zeit etwas hinauf und wieder runter. Heute merke ich auch, daß ich trotz viel Überlegung und etlicher Einsparungen noch zuviel Kram mit mir rumschleppe. Mein Rucksack ist einfach zu schwer. Ich denke sogar an die große Zahnpastatube, es gibt doch auch kleinere... Und ein kleines Stück Seife hätte es anstatt dem halben Kilo Duschgel auch getan ... Nach einem kleineren Ort namens Sudame geht es wieder richtig hart hinauf und wir schwitzten all unser Trinkwasser restlos wieder aus.
Nach 5 Stunden Fußmarsch kommen wir heute um kurz nach 3 an und sind diesmal sehr zufrieden mit uns. Wir finden gleich ein schönes Hotel, in dem wir die einzigen Gäste sind. Die Hotelbesitzerin ist eine sehr nette Frau, die gut englisch spricht und uns erzählt, daß es eigentlich für diese Jahreszeit viel zu heiß und auch zu feucht ist. Nachdem wir uns ausgiebig entspannt und geduscht haben, setzen wir uns in das kleine Restaurant, was immer zum Hotel dazugehört. Diese Herbergen sind übrigens viel besser als ich gedacht hätte. Sie sind klein, aber man bekommt alles, was man so unterwegs auf einer Wanderung braucht: ein sauberes Bett, eine Dusche (oft sogar mit warmem Wasser, was durch Solarenergie auf dem Dach erwärmt wird!) Das Essen ist wieder sehr gut, wir entdecken hier den Nepali Thali, bestehend aus einem Teller mit Reis, Dhal und Gemüse. Bei dieser Art von Gericht kann man für den Preis soviel Nachschlag bekommen, wie man eben essen kann, was uns sehr gefällt, denn die Portionen sind oft etwas klein für uns. Das Abendessen ist sozusagen immer der Höhepunkt der Tagesreise, denn wenn man unterwegs ist kann man nicht viel essen, bis jetzt haben wir es so gehalten, daß wir uns etwas vom Frühstück für unterwegs eingepackt haben und das klappt ziemlich gut so. Es ist gut das wir es bis hierher geschafft haben, denn mein schlauer Reiseführer sagt, dass die meisten Touristen den Fehler machen und hier in Tirkhedunga um die Mittagszeit ankommen, denn von hier geht es steil eine Wand hinauf und die nimmt man besser ganz früh in den Morgenstunden statt Mittags.
Aufbruch: | Oktober 2007 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | November 2007 |