Nepal - Annapurna Trek
Bis nach Tatopani
Am frühen Morgen wache ich schon um halb sechs Uhr auf und sehe nun den Dhaulagiri ganz ohne Wolken in einem schimmernden rosablauen Licht. Ich bin überhaupt nicht mehr müde und gehe gleich aufs Dach, um die ersten Sonnenstrahlen auf der Bergspitze mitzubekommen. Und es hat sich gelohnt: um kurz vor sechs fängt die Bergspitze in einem goldenen Licht an zu leuchten. Leider ziehen wieder ein paar Schleierwolken davor, aber der Eindruck ist trotzdem gewaltig. Nur ungern verlassen wir diesen Ort, der bis jetzt der Schönste auf unserer Reise war. Aber wir wollen auch weiter und wir wollen endlich zum Kali Gandaki, dem Fluß in der tiefsten Schlucht der Welt.
Dhaulagiri im Morgenlicht
Der Abstieg ist sehr hart, wie erwartet. Wie immer gehen wir gegen halb acht los und uns kommen eine Menge keuchender Trekker entgegen. Das Gefühl nicht so schwitzen zu müssen wie sie ist sehr angenehm, aber dafür bekommen wir es nach einer Weile mächtig mit unseren Knien zu tun. Besonders Vainateya braucht jetzt häufiger Pausen und diese Tigersalbe, die wir noch in Delhi im Paharganj besorgt haben, tut jetzt gute Dienste.
Ich fühle mich mittlerweile richtig fit und habe das Gefühl, das wir nach dieser Reise richtig durchtrainierte Körper haben werden. Nach einer Weile kommen wir endlich runter zum Fluß und von hier hat man wirklich einen spektakulären Blick ins riesige Tal. Wir machen eine Rast vor einem kleinen Shop, gönnen uns eine Cola, die uns wieder zu Kräften bringen soll. Von hier gibt es einen Weg nach Beni und viele der Trekker fahren eigentlich mit dem Bus bis dorthin, um dann diesen Weg ins Tal zu starten. Man sieht es auch gleich an der Umgebung, daß die Zivilisation hier wieder einhält: es gibt viel mehr zu kaufen und die Leute sind unfreundlicher.
Wir freuen uns, daß wir schon so kurz vor Tatopani sind, unserem heutigen Etappenziel, aber dieses letzte Stück sollte das schwerste werden. Zuerst kam die lange Hängebrücke, die wirklich furchteinflößend war. Das war aber nicht das Problem, sondern das wir fast eine Stunde warten mußten, bis eine ganze Karawane mit einigen hundert Ziegen die Brücke von der anderen Seite her überquert hatte. Diese blöden Viecher stellten sich vielleicht an! Obwohl sie extra wegen ihnen Strohmatten untergelegt haben, damit sie nicht das Wasser unter sich sehen, hatten sie doch so eine Heidenangst und sträubten sich gewaltig. Was wir zuerst ganz lustig fanden, war später eine richtige Herausforderung an unsere Nerven und wir überlegten, ob wir vielleicht doch zur falschen Zeit in Nepal waren - dem Viehabtrieb ...
Als wir dann endlich auf der anderen Seite waren, ging es dann auch noch über so ein gefährliches Geröllfeld. Vor noch nicht allzu langer Zeit war hier ein Hang abgerutscht und so gab es nur einen ganz provisorischen schmalen Trampelpfad, bei dem man nicht nach rechts runtergucken durfte. Die Sonne brannte außerdem noch wie im Backofen, es kamen drängelnde Inder entgegen und auch Pferde, Mulis und Ziegen, nichts als Ziegen und Schafe. Auf dieser Strecke gab es so gut wie keinen Schatten und als wir endlich in Tatopani ankamen, waren wir mal wieder fix und fertig. Wir sind jetzt wieder auf 1000 Metern Höhe, sind also von Ghorepani 2000 m abgestiegen!
Blick ins Tal des Kali Gandaki
Auf diesen Ort hatten wir uns eigentlich schon richtig gefreut, da er im Reiseführer nicht zuletzt wegen seiner heißen Quellen sehr hoch angepriesen wurde. Um so größer war dann die Enttäuschung von dem mit Touristen überfüllten Ort. Vielleicht habe ich es mir einfach anders vorgestellt, wie einen Garten Eden. Anstelle dessen fanden wir jedoch eher so etwas wie einen Bahnhof vor, an dem wir das erste Mal Schwierigkeiten hatten, ein billiges Zimmer zu finden. Schließlich stiegen wir in der Himalaya Lodge ab, einem etwas größeren Hotel mit einem kleinen Garten draußen. Uns tat einfach alles weh und wir wollten diesmal als Wiedergutmachung Pizza essen. So setzten wir uns in den Garten und warteten eine ganze Weile, weil es so viele andere Bestellungen gab. Aber es hatte sich gelohnt und die Pizza war richtig gut.
Lange, schaukelnde Hängebrücke kurz vor Tatopani
Der Tag klang dann noch irgendwie blöd aus, denn wir erfuhren, daß all diese Ziegen und Schafe, die wir unterwegs gesehen hatten, nicht einfach nur in die tieferen Lagen abgetrieben wurden, sondern alle zum Schlachten bestimmt waren, denn in diesen Tagen gab es irgendsoein besonderes Festival hier in Nepal. Wir waren schockiert und traurig, so viele Tiere mußten ihr Leben lassen, weil wir Menschen feiern wollen! Auch die heißen Quellen war eine Enttäuschung, denn sie war voll besetzt mit lauter Indern. Auch sie pilgerten wegen diesem Festival durch Nepal, wir hatten definitiv einen unpassenden Zeitpunkt erwischt und falls wir nochmal herkommen sollten, würde ich bestimmt darauf achten, dieses Festival zu umgehen.
Aufbruch: | Oktober 2007 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | November 2007 |