Nepal - Annapurna Trek
Ghorepani
Ghorepani
Der heutige Morgen ist nass und kalt und wir müssen uns gleich unsere zusätzlichen Westen anziehen. Schon halb 8 gehen wir los und sind ziemlich schnell in Ghorepani, viel schneller als erwartet. Die erste Etappe am Beginn des Tages geht immer sehr schnell. Schon vor Ghorepani wird es auch wieder richtig warm, denn nun sind wir endgültig aus diesem kalten Regenwald herausgekommen.
Ghorepani ist ein süßes kleines Bergdorf, voller Hotels und kleiner Shops und es liegt sozusagen genau auf einem Pass. Von hier geht es in alle Richtungen nur noch runter und wir freuen uns wie kleine Kinder auf den Abstieg. Auch das Bergpanorama, was man hier zu sehen bekommt ist umwerfend. Und zum ersten Mal sehen wir auch den Dhaulagiri, der Achttausender, der von hier aus auf der gegenüberliegenden Seite des Kali Gandaki Tals liegt, in seiner ganzen Schönheit.
Wir sitzen fast eine Stunde in einem kleinen Restaurant und schauen immer nur auf die Berge, an denen man sich einfach nicht sattsehen kann. Obwohl es hier oben eine Menge schöner Hotels gibt und sogar einen Bücherladen, entschließen wir uns bald weiterzugehen. Wir sind uns wohl bewußt, daß auch der Abstieg nicht einfach werden wird und so gehen wir langsam und vorsichtig. Diese Seite des Berges ist viel schöner und sonniger und jetzt können auch wir viel entspannter laufen und schauen nicht ohne Schadenfreude in die hochroten Gesichter der Backpacker, die uns keuchend den Berg hinauf entgegenkommen. Auch können wir es uns nicht verkneifen, auf ihre Fragen wie weit es denn noch sei bis oben, mit einem optimistischen "just ten minutes!" zu antworten, was wohl stimmt, wenn man wie wir leicht und locker hinunterschlendert.
Wir kommen durch einige sehr schöne kleine Orte und in einem von diesen machen wir eine Ginger-Tea-Pause, auf einer großen Grasterasse vor einem Restaurant. Dort liegen schon einige Touristen völlig erschöpft am Boden und wir lernen einen Österreicher und eine Französin kennen, die mit nepalesischen Trägern und Führern unterwegs sind, wie es sich gehört. Sie sind auf einer "Speedy-Tour" durch den Himalaya und wollen in fünf Tagen nach Muktinath, die Eiswasserfälle am Dhaulagiri, nach Tatopani und dann Pokhara, um anschließend noch, man höre und staune, auf den Mount Everest zu steigen (oder doch eher zu fliegen??)!
Heute treffen wir unterwegs viele Trekker, die meisten von ihnen im Hochgeschwindigkeitstempo. Viele sind nur eine Woche hier oder höchstens zehn Tage und da wollen sie natürlich so viel sehen, wie nur möglich. An Genuß ist dabei nicht zu denken und so wird ihre Reise wohl mehr ein Hochleistungstraining in den Bergen. Was für ein Glück wir dagegen haben, mit dem Luxus einen ganzen Monat herumwandern zu können. Mittlerweile haben wir uns auf einen guten Tagesdurchschnitt im Wandern von sechs bis sieben Stunden eingependelt. Nach sechs Stunden reicht es uns meist und nach sieben Stunden sind wir platt.
Die letzte Stunde war heute wie immer schwer, unser Domizil mit dem Namen Sikha wollte und wollte einfach nicht hinter dem nächsten Hügel erscheinen. Erst um halb drei, nach insgesamt sieben Stunden kommen wir an, in unserer Dhaulagiri Lodge. Wir haben solarbeheiztes Wasser und sehr gutes Essen, das beste von allem ist aber der Ausblick durchs Fenster - man sieht nichts außer dem Dhaulagiri - am liebsten würde ich hier bleiben.
Auf dem Dach gibt es eine Terasse mit ein paar Stühlen und Tischen, mal wieder sind wir die einzigen Gäste und haben so unsere Ruhe. Am Abend sitze ich oben und schaue in den Abendhimmel, der sich dramatisch rot verfärbt. Diesmal gibt es kein Regen, aber die Wolken hängen sich in die umliegenden Bergspitzen und nehmen an dem gewaltigen Farbspiel teil. Die Spitze des Dhaulagiri ist vielleicht nur so 8 km Luftlinie von hier entfernt und es ist so ein schönes und gewaltiges Bergmassiv, wie ich es noch nie gesehen habe. Der Gedanke drängt sich einem auf, das es sich um eine Person handelt, die dort trohnt und die Leute mit ihrem Anblick begeistert. Am Fuße, vor dem Dhaulagiri, liegt das Tal mit dem gewaltigen Kali Gandaki Fluß, den wir morgen das erste Mal sehen werden. Da es so tief ist, sieht man den Fluß von hier aus noch nicht, aber morgen werden wir ihn auf einer langen Hängebrücke überqueren.
Jetzt ist es kurz vor fünf Uhr Abends, die Sonne ist schon verschwunden, hinter dem linken Hügel mit den vielen Reisterassen. Alles ist völlig ruhig, nur ab und zu hört man ein paar Stimmen im Dorf, ein Junge unterhält sich mit einer alten Frau, die immer wieder mit einer Fliegenklatsche um sich schlägt. Ganz weit weg läuft Nepali-Musik und von dem linken Berg, der noch viel Wald hat, hört man die übernatürlich lauten Grillen zirpen.
Aufbruch: | Oktober 2007 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | November 2007 |