Kuba - der Westen 2010
Aprés voyage: Land & Leute
Nein, wir haben das wahre Kuba nicht kennengelernt! In 8 Tagen bzw. 5 Städten lernt man kein ganzes Land kennen, aber einen ganz persönlichen, rein subjektiven Eindruck haben wir schon gewonnen, und darüber wollen wir hier schreiben:
Die wirklich armen Leute bekommt man als Tourist in Kuba nicht zu Gesicht. Die Bettler, die wir gesehen haben, waren alle nicht arm. Das Betteln hat in Kuba genauso Methode wie zB in Wien. Und ist sicher ein einträgliches Geschäft. Wie überhaupt der Tourismus für die daran beteiligten Kubaner ein sehr gutes zu sein scheint. Nur zur Veranschaulichung: Wenn eine Putzfrau pro Tag 1 CUC Trinkgeld erhält - unsere hat von uns für die 6 Tage, die wir in Varadero gewesen sind, 5 CUC erhalten -, dann macht das im Monat 20 CUC, die sie zusätzlich zu ihrem Gehalt erhält. 15 bis 20 CUC sind der Normalarbeitslohn auf Kuba, da kann man sich schon vorstellen, welche Bedeutung derartige Trinkgelder für die Leute haben. Und welchen Neid sie bei denen hervorrufen, die nicht von den Touristen profitieren. Und warum daher diese Menschen - in den ärmeren Gegenden - den Touristen mit Abneigung begegnen. Denn im Grunde untergräbt der Tourismus das Solidaritätsprinzip des Landes, denn es gibt zwar hohe Steuern auf die Tourismuseinnahmen, aber dennoch profitieren nur einige wenige davon. Und hat damit die Privatwirtschaft auf Kuba nicht längst begonnen?
Dass der Kubaner keinen Stress kennt, bemerkt man schon bei der Einreise. Warten ist in Kuba üblich, und im Zweifelsfall wartet der Tourist - das erlebt man in Geschäften genauso wie in den (staatlichen) Restaurants. Eile hat dort niemand, schließlich regiert das Beamtentum in sämtlichen Lebensbereichen. Dabei wäre ja genügend Personal vorhanden, was oft interessante Blüten treibt - Viazul-Busse verkehren zumeist mit 3 Personen: da ist einmal der Fahrer, dann der Fahrkartenkontrollor (und Stationsansager), und dann gibt's da meistens noch eine dritte Person, die die Anzahl der Passagiere in eine Liste einträgt. Damit kann man in einem Land schon eine (offizielle) Vollbeschäftigung erreichen...
Natürlich stellt sich die Frage, wie es nach den Castro-Brüdern weitergehen wird bzw. kann. Dass das Land gespalten ist, haben wir erlebt: Neben den Che-Fanatikern haben wir doch auch Menschen kennengelernt, die sich eine Änderung dringend wünschen und erhoffen. Ob sie nach einer Öffnung im Land bleiben, scheint mehr als fraglich...
Dass Privatwirtschaft auch hier funktioniert, zeigen die Casas Particulares (private Unterkünfte) und die Paladares (private Restaurants) - beide sind besser als die staatlichen Hotels bzw. Restaurants, das Engagement dort war nicht vergleichbar mit dem der Staatsdiener...
Noch eine Anmerkung zum Einkaufen: Unbedingt notwendige Dinge des täglichen Bedarfs sollte man sich unbedingt mitnehmen, man kann nicht davon ausgehen, dass man auf Kuba alles kaufen kann. Ein kleines Beispiel: Tampons sind auf Kuba absolut nicht üblich und daher kaum ("vielleicht übermorgen") bis gar nicht erhältlich. Man kauft also nicht das, was man braucht, sondern das, was es gerade gibt. Und staunt als Westeuropäer über halbleere bis ganz leere Geschäfte, vor denen sich oft sehr lange Menschenschlangen bilden, um das wenige zu erstehen.
Mit dem Wetter hatten wir Riesenglück - in 15 Tagen einen halben Regentag, den wir noch dazu im Bus verbracht haben, scheint nach all den anderen Reiseberichten nicht der Normalfall zu sein. Es ist immer windig, aber während unserer Zeit war der Wind immer recht angenehm, viel kälter hätte es aber nicht sein dürfen. Die Sonne ist für unsere Verhältnisse extrem stark, daher hohen Sonnenschutz nicht vergessen, wenn man sich in der Sonne aufhalten möchte (für uns im Schatten hat SF 30 ausgereicht). Jedenfalls merkt man jeden Abend, an welchen Stellen man sich nicht ausreichend eingeschmiert hat...
Die Luftqualität in den Städten ist mit europäischen Standards nicht vergleichbar - es stinkt wirklich fürchterlich, zumal bei Temperaturen jenseits von 30°. Der Wagenpark stammt halt aus den 50er- und 60er-Jahren, wenn man von den nagelneuen chinesischen Touristenbussen von Transtour (Tagesausflüge) und Viazul (Linienbusse) absieht. Es raucht und qualmt aus jedem Auspuff, dass es einem schon mal den Atem verschlägt.
Bleibt noch die Musik: Kuba ist sicher eines der musikalischsten Länder, die wir kennengelernt haben. Und abgesehen von einer einzigen Darbietung im Rahmen der Showtime im Club waren alle von wirklich guter Qualität, auch die der reinen Touristen-Abzock-Gruppen. Es ist schon toll, wenn man abends durch die Straßen schlendert und aus allen Ecken tönt Musik, Rhythmus, Gesang. Da kann man gar nicht anders als mittanzen!
Hier die Fotos der bunten Fahrzeugwelt Kubas:
Aufbruch: | 25.03.2010 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 10.04.2010 |
Santa Clara